Erdrauch

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Erdrauch

Gewöhnlicher Erdrauch (Fumaria officinalis)

Systematik
Klasse: Bedecktsamer (Magnoliopsida)
Eudikotyledonen
Ordnung: Hahnenfußartige (Ranunculales)
Familie: Mohngewächse (Papaveraceae)
Unterfamilie: Erdrauchgewächse (Fumarioideae)
Gattung: Erdrauch
Wissenschaftlicher Name
Fumaria
L.

Der Erdrauch (Fumaria) ist die namensgebende Pflanzengattung der Unterfamilie der Erdrauchgewächse (Fumarioideae) innerhalb der Familie der Mohngewächse (Papaveraceae).

Der deutsche Trivialname Erdrauch leitet sich ab von althochdeutsch ërderouch, „Erdrauch, Taubenkropf, Fumaria officinalis“, Übersetzung von mittellateinisch fumus terrae,[1] was seinerseits eine Lehnübersetzung von griechisch capnos/kapnós, „Rauch“, ist;[2] so benannt, weil das Verbrennen des Krautes die Augen reizt oder wegen der wie angeräuchert aussehenden graugrünen Blätter.[3][4][5]

Beschreibung und Ökologie

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Illustration des Kleinblütigen Erdrauches (Fumaria parviflora) aus Sturm
Samen des Ranken-Erdrauch (Fumaria capreolata)

Vegetative Merkmale

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Bei Erdrauch-Arten handelt es sich um meist ein-, selten mehrjährige krautige Pflanzen, die aufrecht oder liegend wachsen können, seltener sind sie rankend. Die Fumarioideae weisen keinen Milchsaft auf. Die Pflanzenexemplare sind einstängelig oder mehrstängelig.

Die wechselständig angeordneten Laubblätter sind meist gestielt. Die Blattspreiten sind doppelt bis vierfach fiederschnittig.[6]

Generative Merkmale

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Die traubigen Blütenstände sind meist kurz.

An den zygomorphen Blüten sind seitlich zwei kleine, bald abfallende ("hinfällige") Kelchblätter vorhanden. Die Krone wird aus vier verschieden gestalteten Kronblättern in zwei Kreisen gebildet. Bei den Fumaria-Arten ist das obere äußere Kronblatt nach hinten sackförmig verlängert, so dass sich ein sackförmiger Sporn bildet. Die Blüten sind meist rötlich bis purpurfarben. Ein gutes Merkmal zur Unterscheidung von Corydalis ist, dass die Blütenspitze immer etwas dunkler gefärbt ist. Es sind zwei äußere seitliche Staubblätter und zwei innere Staubblätter vorhanden. Die inneren Staubblätter sind halbiert und mit je einer Hälfte dem benachbarten äußeren bis unter den Staubbeutel angewachsen. Am Grunde der oberen Staubblatt-Dreiheit befindet sich ein Nektarium, das in den Kronensporn hineinreicht. Der Fruchtknoten besteht aus zwei Fruchtblättern. Die Narbe ist zwei- oder dreispaltig.[6]

Im Gegensatz zu Corydalis (mit zweifächeriger Schote) sind die Früchte des Erdrauchs einsamige kugelige Nüsse. Wie bei Corydalis tragen die Samen ein Elaiosom und werden von Ameisen ausgebreitet.

Blütenstand des Ranken-Erdrauch (Fumaria capreolata)
Fumaria reuteri
Dunkler Erdrauch (Fumaria schleicheri)
Blasser Erdrauch (Fumaria vaillantii)

Systematik und Verbreitung

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Die Gattung Fumaria wurde 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, Tomus II, S. 699 aufgestellt.[7]

Die Gattung Fumaria ist im Mittelmeerraum, in Mitteleuropa bis hin nach Zentralasien verbreitet. Eine Art ist aus den Gebirgen Ostafrikas bekannt.

Es gibt etwa 50 Fumaria-Arten (Auswahl):[8][9][10][11]

Nicht mehr zur Gattung Fumaria gehören:

Ein Tee aus „Erdrauchkraut“ gilt als pflanzliches Arzneimittel bei Verdauungsbeschwerden, insbesondere bei krampfartigen Beschwerden im Bereich der Gallenblase und der Gallenwege sowie des Magen-Darm-Traktes.

Geschichtliches zur Heilkunde

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Bereits vor Christi Geburt wurde der „Erdrauch“ von Ärzten als Heilmittel geschätzt.

Der griechische Arzt Pedanios Dioscurides des ersten christlichen Jahrhunderts schreibt über die Wirkung des Erdrauchs: „Der Saft ist beißend, er schärft das Gesicht und reizt zu Tränen.“ Daraus soll sich der Name Fumus (zu deutsch „Rauch“) und der lateinische Name fumaria ableiten. Eine andere Herleitung des Namens bezieht sich auf die graugrüne rauchähnliche Färbung der Blätter.

Verbreitet durch die Medizinschule von Salerno gelangt der Erdrauch als Heilpflanze in die mittelalterliche Klosterheilkunde. Dort wurde er vor allem gegen Hautkrankheiten eingesetzt, aber auch als Stärkungsmittel und gegen Verstopfung angewendet.

Neben der Verwendung als Heilmittel kommt der „Erdrauch“ bereits bei den Kelten und Germanen als Räuchermittel zum Einsatz, worauf sein lateinischer Name Fumaria (Rauch) und sein deutscher Name hindeuten. Im Mittelalter soll er für exorzistische Riten genutzt worden sein. Man glaubte damals, dass die Pflanze Dämpfen entsprungen sei, die aus der Erde aufsteigen. Auch hieraus soll sich der deutsche Name Erdrauch ableiten. Daneben stand er auch in dem Ruf, von Hexen als Zaubermittel benutzt zu werden, mit dem sie sich unsichtbar machen konnten.

Als Heilmittel geriet der „Erdrauch“ lange Zeit in Vergessenheit, bis er in neuerer Zeit von der Wissenschaft wiederentdeckt wurde. Wie andere Pflanzenarten aus der Familie der Mohngewächse enthält er viele Alkaloide sowie Flavonoide, Fumarsäure und Cholin.

Einzelnachweise

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  1. Helmut Carl: Die deutschen Pflanzen- und Tiernamen: Deutung und sprachliche Ordnung. Heidelberg 1957; Neudruck Heidelberg/Wiesbaden 1995, S. 204.
  2. Vgl. auch Petrus Uffenbach (Hrsg.): Pedacii Dioscoridis Anazarbaei Kraeuterbuch […]. (ins Deutsche übersetzt von Johannes Danzius), Frankfurt am Main (bei Johann Bringern) 1610, S. 306 („Taubenkropff […] Griechisch Capnos […] gibt zum weynen ursach“)
  3. Rudolf Fritz Weiss: Lehrbuch der Phytotherapie. 5. Auflage. Stuttgart 1982, S. 109
  4. Rudolf Schubert, Günther Wagner: Pflanzennamen und botanische Fachwörter. Botanisches Lexikon mit einer „Einführung in die Terminologie und Nomenklatur“, einem Verzeichnis der „Autorennamen“ und einem Überblick über das „System der Pflanzen“. 6. Auflage. Melsungen / Berlin / Basel / Wien 1975, S. 149.
  5. Helmut Genaust: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. Birkhäuser, Basel/Stuttgart 1976, ISBN 3-7643-0755-2, S. 173 f.
  6. a b Friedrich Markgraf: Papaveraceae. S. 66–72. In: Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. Band IV.1 Dicotyledones 2. Teil. 2. Auflage. Carl Hanser, München 1958.
  7. Fumaria bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis, abgerufen am 12. März 2023.
  8. a b c d e f g Fumaria-Arten bei der Botanical Society of the British Isles (Memento vom 25. September 2006 im Internet Archive) (PDF; 426 kB).
  9. a b c d Fumaria im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 12. März 2023.
  10. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x Jaakko Jalas, Juha Suominen: Atlas florae europaeae. Band 9: Paeoniaceae to Capparaceae, Helsinki 1991, ISBN 951-9108-08-4, S. 83–102.
  11. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x Magnus Lidén, 2011+: Fumarioideae (excl. Hypecoum).: Datenblatt Fumaria In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
  12. Walter Erhardt, Erich Götz, Nils Bödeker, Siegmund Seybold: Der große Zander. Enzyklopädie der Pflanzennamen. Band 2. Arten und Sorten. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2008, ISBN 978-3-8001-5406-7.
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