Porzellanfabrik Galluba & Hofmann

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Verwaltungsgebäude der Porzellanfabrik

Die Porzellanfabrik Galluba & Hofmann war ein deutscher Porzellanhersteller, der von 1888 bis zur Weltwirtschaftskrise 1929 in Ilmenau in Thüringen verschiedenste Porzellanartikel produzierte.

Gründung des Unternehmens

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Die Porzellanfabrik wurde am 6. Juni 1888 am Amtsgericht in Ilmenau unter dem Namen Porzellanfabrik und Keramisches Kunstinstitut Bernhard Küchler & Co. von Theodor Wilhelm Bernhard Küchler und zwei weiteren Teilhabern im Handelsregister angemeldet.[1] Sie ging aus dem am 11. Oktober 1887 im Handelsregister registrierten Unternehmen Keramisches Kunst-Institut Bernh. Küchler hervor.[2] Der Gründer Theodor Wilhelm Bernhard Küchler war eigenständiger Kaufmann, Zeichenlehrer sowie Porzellanmaler aus Ilmenau und u. a. zeitweise im Ilmenauer Gewerbeverein führend aktiv. In den schwierigen und verlustreichen Anfangsjahren wechselten mehrfach die hinzugenommenen Teilhaber sowie die am Amtsgericht registrierten Namen des Unternehmens. Durch den Eintritt des Fabrikanten Georg Hofmann aus Königsee und Gottlob Kummer aus Ilmenau erhielt die Fabrik schließlich am 3. Oktober 1890 offiziell den Namen Bernhard Küchler & Co.[3]

Sitz des Unternehmens wurde ein Areal nördlich der Langewiesener Straße direkt am Bahnhof Ilmenau, zu dem später ein Werksgleis bestand. Den Produktionsschwerpunkt bildeten in dieser Zeit „Figuren in Verbindung mit Jardinièren und in Verbindung mit Leuchtern mit reichem Blumenbelag, Apothekerbüchsen, Küchenartikel, aber auch schon Tiere und kleine Tierfamilien“.[4] Bereits kurz nach der Gründung erlebte die Fabrik einen raschen Aufschwung, sodass sie innerhalb der ersten zwei Jahre bereits 75 Mitarbeiter beschäftigte.

Porzellanfabrik Galluba & Hofmann 1891 bis 1929

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Am 10. Juli 1891 trat der Kaufmann Hugo Galluba, der zuvor Prokurist bei der Ilmenauer Porzellanfabrik (Henneberg)[5] war, als Gesellschafter in das Unternehmen ein. Zeitgleich verließ der Gründer Bernhard Küchler das Unternehmen, das nun zusammen mit dem einzigen noch verbliebenen Teilhaber Georg Hofmann unter dem Namen Galluba & Hofmann fortgeführt wurde.[6] Georg Hofmann beendete binnen eines Jahres am 24. Juni 1892 seine Beteiligung. Dessen Stelle übernahmen Adolf Klett aus Ilmenau und der aus Werdau stammende Kaufmann Alfred Hermann Teufel. Letzterer verblieb bis zu seinem Tod im Jahre 1930 im Unternehmen.[7] Mit der personellen Neuausrichtung im Jahr 1891 nahm die Fabrik einen rasanten Aufschwung, der die Mitarbeiterzahl von 100 im Jahr 1891 auf über 500 im Jahr 1897 stetig wachsen ließ. Das Unternehmen war regelmäßig auf der Leipziger Messe vertreten und beteiligte sich an großen Ausstellungen im In- und Ausland. Einen ersten Erfolg erzielten Galluba & Hofmann im Jahre 1894 auf der Weltausstellung in Antwerpen mit der Anerkennung Medaille de Bronce. 1897 erhielt das Unternehmen auf der Sächsisch-Thüringischen Industrie- und Gewerbeausstellung in Leipzig eine Auszeichnung in Gold, was die großherzogliche Familie von Sachsen-Weimar-Eisenach veranlasste, die Fabrik mehrfach zu besuchen und sich dort mit verschiedenen Schmuckporzellanen einzudecken. Im Jahr 1900 nahm die Porzellanfabrik an der Weltausstellung in Paris teil, auf der eine von ihr produzierte, kunstvoll verzierte Porzellanuhr die Auszeichnung Mention honorable erhielt. Diese Auszeichnung steigerte den Absatz von Galluba & Hofmann-Produkten in Frankreich nochmals. Im Jahre 1906 vertraten sie als Mitglied des Kunstgewerbevereins Weimar das Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach, unter Leitung von Henry van de Velde, auf der Dritten Deutschen Kunstgewerbeausstellung Dresden.[8] Hier stellten sie Porzellane unter ihrem Warenzeichen Marmorzellan (R.W.Z.R. Nr. 79179) nach Entwürfen von Henry van de Velde aus.[9] Dieses Warenzeichen war von Mai 1905 bis November 1915 im Reichswarenzeichenregister registriert.[10][11] Die Marmorporzellane wurden mit dem unternehmenseigenen, patentamtlich geschützten Verfahren zur Herstellung matter farbiger Verzierungen auf Gegenständen und Porzellan gefertigt (Deutsches Reichspatent Nr. 179562). Erstmalig präsentierten sie diese Neuheit auf der Michaelismesse in Leipzig 1905.[12] Im Jahre 1907 bewarb das erfolgreiche Unternehmen in einem Inserat im Mess-Adressbuch der Leipziger Michaelis-Messe bereits „Über 6.000 gangbare Muster“.[13] 1911 folgte eine Beteiligung an der regelmäßig stattfindenden Grossen Berliner Kunstausstellung.[14]

Einen Rückschlag erlitt das Unternehmen, als Mitte Februar des Jahres 1916 Hugo Galluba nach langer Krankheit verstarb.[15] Seine verwitwete Ehefrau Olga Galluba geb. Greiner wurde dessen Nachfolgerin. Der gerade 25-jährige Sohn Max erhielt Einzelprokura. Die Blütezeit der Fabrik endete mit dem Ersten Weltkrieg, in dessen Folge die Absatzmärkte Frankreich und USA wegbrachen. Man war dort nicht weiter an deutschem Porzellan interessiert. So setzte in den 1920er Jahren ein langsamer Abstieg ein. Nach dem Tod von Olga Galluba im Februar des Jahres 1925 übernahm Max Galluba, neben Alfred Hermann Teufel, die Führung der Porzellanfabrik.

Die Weltwirtschaftskrise gab dem Unternehmen endgültig den Todesstoß. Zum Oktober 1929 wurde der gesamten Belegschaft gekündigt[16] und die Porzellanproduktion stillgelegt. Den Inhabern war es nicht gelungen, ihre Produkte auf dem heimischen Markt zu etablieren. Es wurden Maschinen, Utensilien, Waren und Vorräte verkauft, um die bestehenden Verbindlichkeiten voll auszugleichen.[4] Bis zum endgültigen Aus der Porzellanproduktion wurden um die 10.000 unterschiedliche Modelle erschaffen sowie mehrere Gebrauchsmuster, Muster und Warenzeichen angemeldet.

Der Erfolg des Unternehmens war eng verbunden mit Modelleuren und Bildhauern wie Sigismund Wernekinck, Otto Poertzel, Carl Brasch, Georg Mardersteig, R. Kopp, Franz Reißmann, Gustav Albrecht, Ernst Leutheuser, Hugo Patzert, A. Rügheimer u. a.[17][18][19]

Der Produktionsschwerpunkt erweiterte sich in der zweiten Unternehmensphase auf „Spitzenfiguren, Schutzengel, Büsten, Schaukelfiguren, Amoretten, Heiligenfiguren, Leuchtfiguren und Parfümverdunster, Teepuppenköpfe, Nadelkissenköpfe, Blumenfiguren und Blumenschalen, Japanfiguren, Aschenschalen, Orientartikel, Mokkatassen, Zucker- und Eisschalen, Matébecher, Pfeifenmugs, Ostereier, Wandbilder, Tassen, Stiefel, Schuhe, Körbe, Vasen“[4], Uhren mit reichen Verzierungen, den bis in die Gegenwart in Sammlerkreisen hochgeschätzten Porzellanpuppen und Badefiguren und vielem mehr.

Galluba & Hofmann nach 1929

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Nach dem Tod von Alfred Teufel Ostern 1930 traten dessen beide Töchter[20] in das Unternehmen ein, das mit geändertem Geschäftsbereich fortbestand. Die Vermietung der ehemaligen Fabrikgebäude zu Wohn- und fremdgewerblichen Zwecken war nun deren Hauptgeschäft.[4] Nach dem mit 49 Jahren recht frühen Tod von Max Galluba im Oktober 1940 wurde das Unternehmen schließlich am 5. Mai 1941 aus dem Handelsregister gelöscht.[21]

Erzeugnisse der Marke Galluba & Hofmann sind heutzutage rar und vor allem aus der Zeit zwischen 1895 und 1914 erhalten. Sie erzielen bei Sammlern entsprechend hohe Preise.

Gegenwärtig befinden sich ein Baustoffhandel und einige weitere Firmen auf dem ehemaligen Gelände der Porzellanfabrik. Es sind noch einige Werksgebäude sowie die ehemalige Villa der Familie Galluba in der Langewiesener Straße erhalten.

  • Petra Werner, Wilhelm Siemen: Die zwanziger Jahre : deutsches Porzellan zwischen Inflation und Depression - die Zeit des Art Deco?! (Ausstellungskatalog). Hohenberg a.d. Eger 1992, ISBN 3-927793-29-9.
  • Claudia Fiala: Porzellanfabrikation in Ilmenau – Tradition und Vielfalt, in: Ilmenau – Beiträge zur Geschichte einer Stadt. Verlag Frankenschwelle, Hildburghausen 1998, ISBN 3-86180-043-8.
  • Volker Wahl: Henry van de Velde in Weimar : Dokumente und Berichte zur Förderung von Kunsthandwerk und Industrie (1902 bis 1915). Böhlau Verlag Köln, 2007, ISBN 978-3-412-01306-6.
  • Thomas Föhl, Antje Neumann: Henry van de Velde. Raumkunst und Kunsthandwerk. Ein Werkverzeichnis in sechs Bänden. Band 3: Keramik. Henschel, Leipzig, 2016, ISBN 978-3-86502-231-8.
  • Siehe auch Liste von Porzellanmanufakturen und -herstellern

Einzelnachweise

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  1. Central-Handels-Register für das Deutsche Reich (Nr. 160). In: Deutscher Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischer Staats-Anzeiger. 20. Juni 1888, abgerufen am 27. April 2024.
  2. Central-Handels-Register für das Deutsche Reich (Nr. 242). In: Deutscher Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischer Staats-Anzeiger. 15. Oktober 1887, abgerufen am 27. April 2024.
  3. Central-Handels-Register für das Deutsche Reich (Nr. 244 A.). In: Deutscher Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischer Staats-Anzeiger. 10. Oktober 1890, abgerufen am 27. April 2024.
  4. a b c d Edmund Tröster. Die Geschichte der Thüringer Porzellan-Industrie. (Unveröffentlichtes Manuskript um 1940). Thüringer Landesmuseum Heidecksburg Rudolstadt. S. 283–286
  5. Central-Handels-Register für das Deutsche Reich (Nr. 177 B.). In: Deutscher Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischer Staats-Anzeiger. 30. Juli 1891, abgerufen am 27. April 2024.
  6. Central-Handels-Register für das Deutsche Reich (Nr. 165). In: Deutscher Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischer Staats-Anzeiger. 16. Juli 1891, abgerufen am 27. April 2024.
  7. Zum Tod von Kommerzienrat Alfred Teufel In: Keramos. Monatszeitschrift des Verbandes Keramischer Gewerke in Deutschland e.V. 21. Mai 1930. Heft 5. S. 8
  8. Dritte Deutsche Kunst-Gewerbeausstellung Dresden 1906 S. 156, 210. In: Offizieller Ausstellungskatalog. Abgerufen am 27. April 2024.
  9. Eine hervorragende Neuheit der keramischen Industrie. In: Dresdner Nachrichten (Abendausgabe). 15. September 1906, S. 2, abgerufen am 27. April 2024.
  10. Zentral-Handelsregister für das Deutsche Reich (Nr. 132 A.) - Warenzeichen. In: Deutscher Reichsanzeiger und Königlich Preußischer Staatsanzeiger. 6. Juni 1905, abgerufen am 27. April 2024.
  11. Warenzeichenverzeichnis (Nr. 79 B.). In: Deutscher Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischer Staats-Anzeiger Nr. 291. 10. Dezember 1915, abgerufen am 27. April 2024.
  12. Michaelismesse 1905. In: Mess-Adressbuch Leipziger Messe. 1905, abgerufen am 3. Mai 2024.
  13. Michaelis-Messe 1907. In: Mess-Adressbuch Leipziger Messe. 1907, abgerufen am 3. Mai 2024.
  14. Die große Berliner Kunstausstellung 1911 S. 116, 133. In: Offizieller Ausstellungskatalog. Abgerufen am 27. April 2024.
  15. Zum Tod von Kommerzienrat Hugo Galluba. In: Keramische Rundschau, 2. März 1916. Heft 9. S. 53, abgerufen am 27. April 2024.
  16. Organisiert den Kampf gegen die Massenentlassungen. In: Hamburger Volkszeitung. 5. Oktober 1929, S. 3, abgerufen am 27. April 2024.
  17. Rundschau des Kunstgewerbes "Die Leipziger Messe" Moderner Kunstverlag Dr. Trenckler & Co. Leipzig. 1911. Abgerufen am 27. April 2024.
  18. Viktor Ottmann: Schmuckporzellan. In: Die Woche Band 20, Nr. 48. 1918, S. 1188–1192, abgerufen am 4. Mai 2024.
  19. Julius Marfels: Die deutsche Porzellan-Industrie (Export) In: Velhagen & Klasings Monatsheft Februar 1912. Heft 6. S. 14–15
  20. Erste Zentralhandelsregisterbeilage. In: Deutscher Reichsanzeiger und Preußischer Staatsanzeiger Nr. 236. 9. Oktober 1930, abgerufen am 27. April 2024.
  21. Zentralhandelsregisterbeilage. In: Deutscher Reichsanzeiger und Preußischer Staatsanzeiger. 12. Mai 1941, abgerufen am 27. April 2024.

Koordinaten: 50° 41′ 0″ N, 10° 55′ 26″ O