Generalsmemoiren (Wehrmacht)
Als Generalsmemoiren werden zahlreiche nach dem Zweiten Weltkrieg erschienene Publikationen bezeichnet. Meist in hohen Auflagen herausgegeben, oft auch mit Übersetzungen, wirkten sie über die angelsächsische Rezeption auf die deutsche Militärforschung zur Wehrmacht zurück.[1] Verfasst wurden sie von ranghohen Offizieren, die in der Wehrmacht führende Positionen innehatten und mit der Tradition des preußisch-deutschen Offizierkorps brechend ihre Memoiren und Kriegserinnerungen veröffentlichen wollten.[2]
In von Holocaust und Massenmorden gereinigten Erinnerungen präsentierten sich die Generäle als operative Köpfe und geniale Strategen, die durch Adolf Hitler eingeengt, gebremst, behindert und verraten worden seien. Ihren Teil der Schuld an Krieg und Kriegsverbrechen schoben sie anderen zu und verharmlosten die Rolle des Oberkommandos der Wehrmacht und des Oberkommandos des Heeres. In den Memoiren fanden Soldaten und Angehörige Erklärungen und Trost für ihr Schicksal sowie die Gewissheit, die Wehrmachtssoldaten hätten ihre Pflicht erfüllt und ehrenvoll gekämpft, sodass die Familien stolz auf sie sein könnten.[1] Vor allem Guderian, Kesselring und Manstein übertrugen geschickt die gängigen Helden- und Opfernarrative auf sich selbst. Die verwendete Selbstbezeichnung war nicht etwa «Hitlers Generäle» sondern schlicht Soldat.[3]
Autoren und Werke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Historiker Wolfram Wette führt die folgenden Autoren an:[4]
- Franz Halder: Hitler als Feldherr, 1949
- Karl Dönitz: Zehn Jahre und zwanzig Tage, 1958
- Heinz Guderian: Erinnerungen eines Soldaten, 1951
- Albert Kesselring: Soldat bis zum letzten Tag, 1953
- Erich von Manstein: Verlorene Siege, 1955
- Erwin Rommel: Krieg ohne Haß, 1950 (postum)
- Adolf Heusinger: Befehl im Widerstreit. Schicksalsstunden der deutschen Armee 1923–1945, 1958
- Siegfried Westphal: Heer in Fesseln. Aus den Papieren des Stabschefs von Rommel, Kesselring und Rundstedt, 1964
- Walter Warlimont: Im Hauptquartier der deutschen Wehrmacht, 1939–1945, 1964
- Heinrich Greiner: Kampf um Rom, Inferno am Po, 1968
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Michael Bertram: Das Bild der NS-Herrschaft in den Memoiren führender Generäle des Dritten Reiches – eine kritische Untersuchung. Ibidem 2009, ISBN 978-3-8382-0034-7. (nicht eingesehen)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Jens Westemeier: «So war der deutsche Landser». Wehrmachtsbilder von 1945 bis heute. In: Jens Westemeier (Hrsg.): «So war der deutsche Landser ...» - Das populäre Bild der Wehrmacht. Schöningh, Paderborn 2019, ISBN 978-3-506-78770-5, S. 8.
- ↑ Bernd Wegner: Erschriebene Siege. Franz Halder, die 'Historical Division' und die Rekonstruktion des Zweiten Weltkrieges im Geiste des deutschen Generalstabes. In: Ernst Willi Hansen, Gerhard Schreiber, Bernd Wegner (Hrsg.): Politischer Wandel, organisierte Gewalt und nationale Sicherheit (= Beiträge zur Militärgeschichte. Band 50). Oldenbourg 1995, ISBN 978-3-486-59478-2, S. 297 f.
- ↑ Johannes Hürter: Die Wehrmachtsgeneralität und die „Bewältigung“ ihrer NS-Vergangenheit. In: Forum für osteuropäische Ideen- und Zeitgeschichte. 18. Jahrgang, 2014, Heft 1, S. 28 f.
- ↑ Wolfram Wette: Die Wehrmacht. Feindbilder, Vernichtungskrieg, Legenden. Fischer 2002, ISBN 3-7632-5267-3, S. 229 f.