Pharmazeutisches Kombinat GERMED

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VEB Pharmazeutisches Kombinat GERMED Dresden

Logo
Rechtsform VEB Kombinat
Gründung 1979
Auflösung 1990
Auflösungsgrund Privatisierung
Sitz Radebeul,
Deutschland Demokratische Republik 1949 Deutsche Demokratische Republik
Leitung Winfried Noack (Generaldirektor)
Mitarbeiterzahl 16.335[1]
Branche Pharmazeutische Industrie
Stand: 30. Juni 1990
Logo der Chemischen Werke Radebeul
Außenwerbung für Germed in Berlin (1991)

Das Pharmazeutische Kombinat Germed war eine 1979 gegründete und 1990 aufgelöste Gruppe Volkseigener Betriebe der DDR. Zu dem Kombinat gehörten fast alle Arzneimittelhersteller der DDR.

1961 schlossen sich der VEB Chemische Werke Radebeul und das Arzneimittelwerk Dresden zum größten pharmazeutischen Betrieb der DDR zusammen. 1970 erhielt das Arzneimittelwerk Dresden den Status eines Kombinats, dem zahlreiche pharmazeutische Betriebe der DDR zugeordnet waren. Die Forschungs- und Produktionsschwerpunkte lagen auf den Bereichen Synthese hochwirksamer Herz-, Kreislauf- und Psychopharmaka, Phytochemie und -therapeutika sowie der Biochemie und Mikrobiologie.

1979 wurde das Arzneimittelwerk Dresden zum Stammbetrieb des neu gegründeten „VEB Pharmazeutisches Kombinat GERMED, Dresden“, zu dem fast alle Arzneimittelhersteller der DDR gehörten. Als Betriebsteile eingegliedert wurden: das Aropharmwerk Riesa, Philopharm Quedlinburg, ISIS-Chemie Zwickau, Arzneimittelwerk Leipzig und weitere zehn Werke gehörten zum Kombinat selbst. Es war direkt dem Ministerium für Chemische Industrie unterstellt. Weitere zentralgeleitete Kombinate der chemischen Industrie können in der Liste von Kombinaten der DDR eingesehen werden.

Das Arzneimittelwerk Dresden war innerhalb des Kombinats das Zentrum der Arzneimittelforschung der DDR. Es besaß eine herausragende Stellung für den gesamten osteuropäischen Wirtschaftsraum. Die verfahrenstechnischen Entwicklungsaufgaben lagen beim Kombinat GERMED und bei dessen spezialisierten Pharmabetrieben. Ende der 1980er Jahre gehörten 13 Betriebsteile mit etwa 3.600 Beschäftigten dazu. Bis zur Auflösung des Kombinats 1990 wurden 27 Originalentwicklungen auf den Markt gebracht. Schwerpunkte waren die Synthese von Psychopharmaka, Biochemika sowie herz- und kreislaufwirksamer Medikamente.

Germed war durch seine Kombinatsbetriebe Jenapharm und das Arzneimittelwerk Dresden beteiligt an der Herstellung von Medikamenten, die auch für das staatlich verordnete Doping im DDR-Leistungssport missbraucht wurden.[2] Generaldirektor von Germed war von 1979 bis 1990 der Chemieingenieur Winfried Noack.[3]

Germed als Markenzeichen

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Die seit 1964 registrierte Marke GERMED war gleichzeitig das Warenzeichen für pharmazeutische Erzeugnisse des Kombinats. Im Export stand GERMED für „GERman MEDicaments“. Für Ein- und Ausfuhr war der 1980 in das Kombinat eingegliederte Außenhandelsbetrieb „GERMED Export-Import“ zuständig. Bereits zur Fußball-Weltmeisterschaft 1970 in Mexico wurde diese Marke im Azteken-Stadion beim Finale zwischen Brasilien und Italien an der Bandenwerbung vermarktet.

Produkte (Auswahl)

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  • Hartmut Zimmermann (Verfasser), Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen (Hrsg.): DDR-Handbuch, 3. Auflage. Verlag Wissenschaft und Politik, Köln 1985, ISBN 3-8046-8642-7. (Zwei Bände, Einträge zu „Arzneimittelversorgung“ und „Chemische Industrie“)
  • Doris Cornelsen, Andreas Koch, Horst Lambrecht, Angela Scherzinger: Konsumgüterversorgung in der DDR und Wechselwirkungen zum innerdeutschen Handel. Duncker und Humblot, Berlin 1985, ISBN 3-428-05954-9, S. 124–136. (Heft 87 der DIW-Reihe „Beiträge zur Strukturforschung“)
Commons: Germed – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. „Die Wirtschaft – Unabhängige Wochenzeitung für Wirtschaft, Handel und Finanzen“ (Hrsg.): Kombinate: Was aus ihnen geworden ist. Reportagen aus den neuen Ländern. Verlag Die Wirtschaft, München 1993, ISBN 3-349-01041-5, S. 377–381. (Anhang: Zentralgeleitete Kombinate der Industrie und des Bauwesens nach Ministerien, Stand 30. Juni 1990, basierend auf Zahlen des statistischen Betriebsregisters der DDR)
  2. Klaus Latzel: Staatsdoping: der VEB Jenapharm im Sportsystem der DDR., S. 170
  3. Generaldirektoren erzählen – Erzählsalons: Winfried Noack (07.11.2013). Abgerufen am 15. Februar 2019.