Gerwernkapelle
Die Gerwernkapelle ist eine 1476 vollendete, ehemalige Kapelle der Berner Gerber-Gesellschaften im Berner Münster.
Eine in situ vorhandene, 1471 datierte Wappenscheibe der früheren Gesellschaft zu Niedergerbern ist das früheste Zeugnis für die Gerwernkapelle.[2] Meister Peter Schenkschücher[3], Angehöriger der Gesellschaft zu Mittellöwen, stiftete 1472 eine Messe auf den dem Apostel Bartholomäus geweihten Altar.[4] Bartholomäus war der Patron der Gerber. Laut Bauinschrift wurde die Kapelle 1476 vollendet.[5] Der bernische Rat beschloss wenige Monate vor der Berner Disputation, im Oktober 1527 die slüssel zu der gerbernaltar zu iren handen nemen und den altar tecken[6], Messen durften nicht mehr auf Kosten der Pfrund gehalten werden. Privat finanzierte Messen blieben davon unbenommen.[7]
Die Schlusssteine am Deckengewölbe weisen die Wappen der Gesellschaft zu Ober-Gerwern, der Gesellschaft zu Mittellöwen und der Gesellschaft zu Niedergerbern auf.[8] Ein aus dem Jahr 1544[9] stammendes Mittellöwen-Scheibenpaar belegt, dass die Gesellschaften auch in nachreformatorischer Zeit an der Gerwernkapelle festhielten. Die Gerwernkapelle diente ab dem 19. Jahrhundert als Taufkapelle.[10] Seit 1999 ist in der Gerwernkapelle eine Informationsstelle mit Souvenirladen eingerichtet.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Berchtold Haller: Bern in seinen Rathsmanualen 1465–1565. Bd. 1. Hrsg. vom Historischen Verein des Kantons Bern. Bern 1900.
- Manuel Kehrli: Aus der Geschichte der Gesellschaft zu Mittellöwen, 2015 online (PDF, 563 KB)
- Luc Mojon: Die Kunstdenkmäler des Kantons Bern. Das Berner Münster. Hrsg.: Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte (= Die Kunstdenkmäler der Schweiz. Band 44). Band 4. Birkhäuser Verlag, Basel 1960 (451 S., unibe.ch [PDF; 60,3 MB; abgerufen am 12. Februar 2018] zum freien Herunterladen).
- Heinrich Türler: Die Altäre und Kaplaneien des Münsters in Bern vor der Reformation. In: Neues Berner Taschenbuch auf das Jahr 1896. S. 70–118. doi:10.5169/seals-126600
- Moritz von Stürler: Die Gesellschaft zu Ober-Gerwern in Bern, Bern 1924.
- Urs Martin Zahnd: Die Berner Zunft zum Mittellöwen im Spätmittelalter (= Geschichte der Berner Zunft zu Mittellöwen, Bd. 1), Bern 1984.
- Alfred Zesiger: Die Stube zum roten/guldinen Mittlen-Löüwen. Ein Rückblick auf die Geschichte der ersten fünf Jahrhunderte. Zur Einweihung der neuen Zunftstube im Falken am 10. März 1908, Bern 1908.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Zahnd 1984, S. 54.
- ↑ Mojon 1960, S. 30.
- ↑ Zesiger 1908, S. 176.
- ↑ Mojon 1960, S. 30–31.
- ↑ Bauinschrift: an[n]o d[omi]ni · m cccc lxxvi · iar / uff sant bartholome obent · / des zwelfbotten ward diss gewelb / volbracht · ; Mojon 1960, S. 31.
- ↑ Haller 1900, S. 183.
- ↑ Haller 1900, S. 183.
- ↑ von Stürler 1924, S. 114–115.
- ↑ Zahnd 1984, S. 54.
- ↑ Zesiger 1908, S. 57.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Gerbernkapelle (PDF, 1,98 MB) auf bernermuensterstiftung.ch
Koordinaten: 46° 56′ 50,4″ N, 7° 27′ 4″ O; CH1903: 600951 / 199584