Ginger Baker

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Ginger Baker (1980)
Ginger Baker (2011)

Peter Edward „Ginger“ Baker (* 19. August 1939 in Lewisham, London; † 6. Oktober 2019[1] in Canterbury) war ein britischer Schlagzeuger. Den Spitznamen „Ginger“ bekam er wegen seiner roten Haare.[2]

Baker, der ursprünglich Klavier und Trompete spielte, war ab 1956 als Schlagzeuger bei Bob Wallis and The Storyville Jazz Band (mit der erste Aufnahmen entstanden). Im Jahr 1957 wechselte er zu Mr. Acker Bilk, dann zu Terry Lightfoot (mit dem 1958 das Album Tradition In Colour entstand) und nahm Unterricht bei Phil Seamen.[3]

Ende der 1950er Jahre lernte er Dick Heckstall-Smith und Alexis Korner kennen. 1962 ersetzte er den Schlagzeuger Charlie Watts in Alexis Korners Blues Incorporated. Dort traf er auf Jack Bruce, Dick Heckstall-Smith und Graham Bond, mit denen er nur kurze Zeit später die Graham Bond Organization gründete. Baker nahm mit dieser Formation zwei Langspielplatten auf und tourte intensiv durch Großbritannien. Er gestaltete außerdem die Plattencover und kümmerte sich um das Finanzielle.

Im Jahr 1966 entstand auf seine Initiative hin die Gruppe Cream mit Eric Clapton an der Gitarre und Jack Bruce am Bass. In dieser Dreier-Formation, die in den späten 1960er Jahren als Supergroup galt, spielten erstmals in der Popgeschichte alle beteiligten Instrumente – Gitarre, Bass, Schlagzeug – gleichberechtigt nebeneinander; auf diese Weise entstanden bis dahin in der Popmusik nicht gekannte ausgedehnte Improvisationen.

Nach der Auflösung von Cream spielte Baker mit Eric Clapton, Steve Winwood und Ric Grech in der Gruppe Blind Faith, die sich jedoch im September 1969 nach der Veröffentlichung des Albums Blind Faith und einer anschließenden, sehr erfolgreichen Tournee wieder auflöste.

Im Jahr 1970 hatte Baker seine eigene Gruppe Ginger Baker’s Air Force, die jedoch im Frühjahr 1971 schon wieder aufgelöst wurde. Mitglieder waren u. a. Phil Seamen (dr), Steve Winwood (gui, voc), Graham Bond (org, voc), Ric Grech (bg, vi), Denny Laine (gui) und Chris Wood (sax, fl). Mit dieser offenen Formation mit zwei Schlagzeugern und einem Perkussionisten wandte sich Baker afrikanischen Einflüssen zu und verlegte auch seinen Wohnsitz nach Nigeria. Der Einfluss seiner engen Zusammenarbeit mit Fela Kuti und die Auseinandersetzung mit afrikanischen, aber auch arabischen Harmonien und Rhythmen wird auf späteren Alben wie Middle Passage hörbar.

Nach seiner Zeit bei Air Force arbeitete er mit den Brüdern Paul und Adrian Gurvitz zusammen. Mit der Baker Gurvitz Army entstanden drei Alben. In den Jahren darauf folgten diverse Jazzeinspielungen.

Im Jahr 1980 gehörte Baker kurzzeitig zur Band Hawkwind, die er aber nach dem Album Levitation bereits wieder verließ.

Im Jahr 1990 trat Baker in die Rockgruppe Masters of Reality ein und spielte mit Chris Goss und Googe das Album Sunrise on the Sufferbus ein. 1993 verließ er die Masters, als sie im Vorprogramm der Rockgruppe Alice in Chains auftraten, und widmete sich wieder dem Polosport und seiner Pferdezucht. Er tourte und nahm CDs auf mit dem Bassisten Jonas Hellborg und veröffentlichte ein Album mit dem All-Star-Powertrio BBM mit Jack Bruce und Gary Moore. Mitte der 1990er Jahre formierte er mit Bill Frisell und Charlie Haden das Ginger Baker Trio, das zwei Alben veröffentlichte.

Im Mai 2005 kam es in der Londoner Royal Albert Hall zu dem lang ersehnten Wiederauftritt der Formation Cream, die ihr früheres Repertoire in Originalbesetzung präsentierte. Die Konzertreihe wurde für eine CD- und DVD-Veröffentlichung ausgewertet.

Im Jahr 2011 ging er nach vielen Jahren wieder mit dem Bassisten Jonas Hellborg auf Tournee.

2012 kam der US-Kinofilm Beware of Mr. Baker heraus, eine Biografie des US-Regisseurs Jay Bulger über das bewegte Leben von Ginger Baker.[4] Der 92-minütige Dokumentarfilm kam Ende 2013 über den Verleih NFP auch in die deutschen Filmkunstkinos.[5] In dem Dokumentarfilm stellt sich Baker als extrem schwieriger und starrsinniger Gesprächspartner heraus, vor allem in solchen Momenten, in denen ihn der Filmemacher Jay Bulger auf seine prekäre finanzielle Situation anspricht. In einer Szene schlägt Ginger Baker dem Regisseur Bulger vor laufender Kamera mit seinem Gehstock die Nase blutig. Anschließend schreien sich Baker und Bulger, der von dem berühmten Schlagzeuger verlangt, sich für den Schlag ins Gesicht zu entschuldigen, gegenseitig an. Später muss Filmemacher Jay Bulger über die aufbrausende Impulsivität von Ginger Baker schließlich lachen. 2014 ging der Schlagzeuger mit seiner Band Ginger Baker’s Jazz Confusion auf Tour. Seine letzten Auftritte hatte er im April 2019 in Deutschland, so u. a. auf dem Ruhr Jazz Festival in Bochum.

Ginger Baker starb am 6. Oktober 2019 im Alter von 80 Jahren in einem Krankenhaus in Südostengland.[6]

Spieltechnik und Instrumente

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Ginger Baker gehörte zu den Schlagzeugern, die maßgeblich zur Verbreitung des Spielens mit zwei Bassdrums beigetragen haben. Zwar hatte Louie Bellson das Doppelbassspielen schon erfunden, allerdings wurde es erst durch Baker im populären Bereich richtig bekannt und fand viele Nachahmer. Heute gehört es quasi zum Standard des Metal- und Bigbandschlagzeugspiels, wobei allerdings meistens eine Doppelfußmaschine die zweite Bassdrum ersetzt.

Zum Doppelbassdrumspielen bedarf es dreier Pedale, daraus folgt ein stetes Wechseln des linken Fußes zwischen zwei Pedalen (Hi-Hat-Maschine und Fußmaschine für die linke Bassdrum).

In der Zeit von Cream bis zur Baker Gurvitz Army spielte Ginger Baker ein Schlagzeug der Firma Ludwig in der Farbe „Silver Sparkle“, heute ein begehrtes Vintage-Schlagzeug. Baker benutzte zwei Bassdrums, zwei Hängetoms und zwei Standtoms, was man als Doppelschlagzeug bezeichnet, weil es genau die doppelte Anzahl des seinerzeit eigentlich üblichen Drumsets darstellt. Später spielte er auch ein Ludwig-Vistalite (Acryl-Set in orange) wie auch John Bonham.

Neben Snare und Hi-Hat benutzte Baker auch noch sechs statt der eigentlich üblichen zwei Becken. Für diese verwendete er allerdings lediglich drei Ständer, da er jeweils zwei Becken auf einem Ständer montierte. Zusätzlich hatte er ein kleines Splash-Becken und eine Kuhglocke montiert.

Das Schlagzeugsolo Toad aus dem Jahr 1966 (veröffentlicht auf dem Album Fresh Cream) zeigt Bakers Umgang mit diesem großen Schlagzeug.

Bei den Cream-Reunion-Konzerten im Jahr 2005 spielte er ein Schlagzeug des Herstellers Drum Workshop (DW Drums) mit gleicher Trommelanzahl, allerdings anderem Aufbau der Toms. Der Rolling Stone listete Baker 2016 auf Rang drei der 100 größten Schlagzeuger aller Zeiten.[7]

Ginger Bakers Handabdrücke auf dem Hollywood Rock Walk of Fame

Diskografie (Auswahl)

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Graham Bond Organization

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  • The Sound Of 65 (1965), Columbia
  • There’s A Bond Between Us (1966), Columbia

siehe Cream#Diskografie

  • Blind Faith (1969)

Ginger Baker’s Air Force

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  • Ginger Baker’s Air Force (1970), Polydor 2662001
  • Ginger Baker’s Air Force, vol. 2 (1970), Polydor 2383029
  • Live (1971, mit Fela Kuti)
  • Stratavarious (1972)
  • The Album (1981)
  • Baker and Band – Form Humble Oranges (1982)
  • Horses and Trees mit Foday Musa Suso (1986)
  • Ginger Baker In Concert (1987)
  • African Force (1987)
  • Middle Passage (1990)
  • Unseen Rain (1992)
  • Ginger Baker’s Energy (1992)
  • Ginger Baker The Album (1995)
  • Falling off the roof (1995)
  • Do What You Like (1998)
  • African Force (2001)
  • African Force: Palanquin’s Pole (2006)
  • Why (2014)

Baker Gurvitz Army

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  • Baker Gurvitz Army (1975), Vertigo 9103419
  • Elysian Encounter (1976), Atco 36123
  • Hearts on Fire (1976), Atco 36137
  • Flying In and Out of Stardom (2003, Anthology)

Ginger Baker and Friends

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  • Eleven Sides of Ginger Baker (1976), Mountain Records TOPC 5005

Masters of Reality

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  • Sunrise on the Sufferbus (1992), Chrysalis Records

Baker Sharrock Brötzmann Scopelitis Kazda

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  • No Material (1989), Intercord Record Service ITM 1435

Ginger Baker Trio

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  • Going Back Home (1994), Atlantic 7567-82652-2
  • Falling off the Roof (1996), Atlantic 7567-82900-2

Baker Bruce Moore

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  • Around the Next Dream (1994), Virgin Records CDV 2745

Ginger Baker & The DJQ2O

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  • Coward of the County (1999), Atlantic Records
  • Ginger Baker: Hellraiser. The Autobiography of the World’s Greatest Drummer. John Blake, London 2010.
  • Peter Brkusic & Ulli Blobel: Ginger Baker – A Natural Born Drummer. Berlin: Jazzwerkstatt 2012; ISBN 978-3981485226
  • Dick Heckstall-Smith: The Safest Place In The World. Quartet Books, London/New York 1989.

Lexikalische Einträge

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Commons: Ginger Baker – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Cream: Ginger Baker ist tot. In: Rolling Stone. 6. Oktober 2019, abgerufen am 6. Oktober 2019.
  2. Klaus Hübner: Wie ihn die Natur geschaffen hat: Neues Buch über Ginger Baker. In: Jazzzeitung. Januar 2013, S. 16, abgerufen am 7. Oktober 2019 (Rezension des Buches Ginger Baker – A Natural Born Drummer).
  3. Mike Dolbear: Ginger Baker. In: mikedolbear.com. 28. April 2017, abgerufen am 7. Oktober 2019 (englisch, Interview).
  4. Beware of Mr. Baker. In: moviepilot.de. 19. Dezember 2013, abgerufen am 7. Oktober 2019 (Kompletter Inhalt & Hintergrundinfos).
  5. Joachim Hentschel: „Beware of Mr. Baker“ im Kino: Genie und Knochenbrecher. In: suedeutsche.de. 21. Dezember 2013, abgerufen am 7. Oktober 2019 (Rezension).
  6. Peter Keepnews: Ginger Baker, Superstar Rock Drummer with U. K. Band Cream, is dead at 80. In: NYTimes.com. 6. Oktober 2019, abgerufen am 6. Oktober 2019 (englisch).
  7. Christopher R. Weingarten u. a.: 100 Greatest Drummers of All Time. In: Rolling Stone. 31. März 2016, abgerufen am 7. Oktober 2019 (englisch).