Schildau

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Gneisenaustadt Schildau)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Schildau
Wappen der ehemaligen Stadt Schildau
Koordinaten: 51° 27′ N, 12° 56′ OKoordinaten: 51° 27′ 21″ N, 12° 55′ 45″ O
Höhe: 127 m ü. NN
Fläche: 20,5 km²
Einwohner: 1448 (31. Dez. 2023)
Bevölkerungsdichte: 71 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 2013
Postleitzahl: 04889
Vorwahl: 034221
Schildau (Sachsen)
Schildau (Sachsen)
Lage von Schildau in Sachsen
Kirche St. Marien mit Maulbeerbaum von 1518
Kirche St. Marien mit Maulbeerbaum von 1518
Humoristisches Ortseingangsschild

Schildau, eine ehemals selbstständige Stadt, ist seit dem 1. Januar 2013 ein Ortsteil der Stadt Belgern-Schildau im Landkreis Nordsachsen im Freistaat Sachsen. Der Ort ist als Gneisenaustadt (1952–2012) und neben Schilda als möglicher Herkunftsort der literarischen Schildbürger bekannt.

Geographie und Verkehr

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schildau liegt südsüdwestlich von Torgau am Nordrand der Dahlener Heide und ist so fast vollständig von Wald umgeben. Die Nachbarstädte sind die Kreisstadt Torgau (13 km), Wurzen (19 km) und Dahlen (13 km). Die Bundesstraße 87 verläuft nördlich des Ortes. In Schildau endete die 1971 stillgelegte und abgebaute Bahnstrecke Mockrehna–Schildau. Große Flächen in der Umgebung sind Teil des Landschaftsschutzgebietes Dahlener Heide.

Schildau wurde im Jahr 1170 erstmals urkundlich erwähnt. Einige steinzeitliche Funde beweisen, dass dieses Gebiet auch schon in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt war. Auf alten Karten (z. B. von Johann George Schreiber um 1750) und Ansichten (z. B. von R. Stieler, ca. 1870) ist auch die Variante Schilda zu finden.

1760 wurde August Neidhardt von Gneisenau in Schildau[1] geboren, der später nach der Niederlage Preußens gegen Napoleon Bonaparte an den Preußischen Reformen mitwirkte und zum Generalfeldmarschall aufstieg.

Von 1952 bis 2012 trug die Stadt den offiziellen Beinamen Gneisenaustadt. Zu Schildau gehörten seit dem 1. Januar 1994 die Orte Sitzenroda und Probsthain[2] und seit dem 1. Januar 1999 die Orte Kobershain und Taura.[3]

Schildau strebte zunächst einen Zusammenschluss mit Torgau[4] an, nachdem andere Fusionsmöglichkeiten mit den Gemeinden Dahlen, Mockrehna und Belgern durch den Stadtrat bzw. Bürgermeister verworfen wurden.[5] Schließlich kam zum 1. Januar 2013 doch die Fusion mit Belgern zustande.[6] Vor der Auflösung hatte die Stadt Schildau die Ortsteile Schildau, Sitzenroda, Probsthain, Kobershain und Taura.

→ siehe auch: Belgern-Schildau Politik

Bis zur Neugründung der Stadt Belgern-Schildau ergaben sich folgende Ergebnisse bei Bürgermeisterwahlen in der Stadt Schildau:

letzte Bürgermeisterwahlen
Wahl Bürgermeister Vorschlag Wahlergebnis (in %)
Auflösung (siehe Belgern-Schildau)
2008 Michael Jatzwauk FWG 60,0
2001 Matthias Böttger 48,0
1994 Böttger (parteilos) 93,4
Schildbürgerbrunnen

Sehenswürdigkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Kirche St. Marien mit Maulbeerbaum von 1518, Station des Lutherwegs[7]
  • Dahlener Heide mit dem Schildauer Berg (217,2 m ü. NHN)[8] und dem Aussichts- und Feuerwachturm Schildbergturm (1936 erbaut, 26 Meter hoch, mit einem Durchmesser von 5,1 Metern)[9]
  • Wittes Steinbruch (Quarzporphyr)
  • Heßlers Schlucht, ebenfalls ein Porphyrsteinbruch
  • Napoleonstein (hier soll Napoleon bei seiner fluchtartigen Rückkehr vom missglückten Russlandfeldzug 1812 heimlich übernachtet haben)
  • Gneisenaumuseum
  • Museum der Schildbürger
  • Schildbürgerbrunnen vom Torgauer Bildhauer Torsten Freche

Persönlichkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
August Neidhardt von Gneisenau, 1818
Erinnerungstafel an Ruth Kraft

Der bekannteste Sohn Schildaus ist August Graf Neidhardt von Gneisenau, preußischer Generalfeldmarschall und Heeresreformer (1760–1831).

Der Düsseldorfer Oberbürgermeister Adalbert Oehler (1911–1919) wurde 1860 in Schildau geboren.

Die Schriftstellerin Ruth Kraft (1920–2015) wurde in Schildau geboren und veröffentlichte 1953 das Werk „Das Schildbürgerbuch von 1598“, eine Neubearbeitung der Schildbürgerstreiche. Sie wurde zur Ehrenbürgerin ernannt.

  • Eine umfangreiche Überlieferung der Stadt Schildau für den Zeitraum 1592–1947 zu Reichs-, Verfassungs- und Gemeindeangelegenheiten, Finanzen, Militär- und Kriegsangelegenheiten, Gesundheits- und Sozialwesen, Handel, Gewerbe, Landwirtschaft, Ordnungs- und Sicherheitspolizei, Brandschutz, Statistik, Wahlen, Schule, Kirche, Bauverwaltung, dem Stadtgericht und Standesamt befindet sich im Sächsischen Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig, Bestand 20624 Stadt Schildau.[10]
Commons: Schildau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Schreiben der Stadt Schildau (Kreis Torgau) an das Reichsmarineamt mit dem Ausdruck der Anteilnahme am Untergang des Panzerkreuzers Gneisenau in der Seeschlacht bei den Falklandinseln im Bundesarchiv, abgerufen am 29. August 2016. (Memento vom 8. März 2015 im Internet Archive)
  2. Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern, Verlag Metzler-Poeschel, Stuttgart, 1995, ISBN 3-8246-0321-7, Herausgeber: Statistisches Bundesamt
  3. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands
  4. Interview mit Vertretern des Torgauer Stadtrates über den Wunsch Schildaus in der Torgauer Zeitung
  5. Bericht über die Schildauer Fusionsmöglichkeiten in der Torgauer Zeitung
  6. StBA: Gebietsänderungen vom 01. Januar bis 31. Dezember 2013
  7. Lutherweg Sachsen (Memento vom 8. August 2013 im Internet Archive)
  8. Karten und Daten des Bundesamtes für Naturschutz (Hinweise)
  9. tourismus-nordsachsen.de (Memento vom 17. September 2015 im Webarchiv archive.today)
  10. 20624 Stadt Schildau. In: Staatsarchiv Leipzig. Abgerufen am 27. März 2020. (Infotext unter „Einleitung“)