Goraj (Sztum)
Goraj (deutsch Gorrey, früher auch Gorrei[1]) ist eine Ortschaft in der Landgemeinde (Gmina) Sztum (Stuhm) im Powiat Sztumski (Stuhmer Kreis) der polnischen Woiwodschaft Pommern.
Geographische Lage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Ortschaft liegt im ehemaligen Westpreußen, etwa sechs Kilometer nordnordwestlich von Stuhm (Sztum), 24 Kilometer ostsüdöstlich von Christburg (Dzierzgoń) und neun Kilometer südsüdwestlich von Marienburg (Malbork).
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Jahr 1764 war der Ort ein Vorwerk und wurde Gorej genannt; der Name rührt von dem in der Nähe liegenden kleinen See Goreje (Bergsee) her.[2] 1773 war ein von Kleist emphyteutischer Besitzer des Vorwerks.[2]
Die Geschichte des Vorwerks ist eng mit der Geschichte des Dorfs Konradswalde verknüpft. Konradswalde ist nach Conrad benannt, dem ersten Lokator und Schultheißen, dem der Deutschordens-Komtur Heinrich von Wilnowe (im Amt 1276–1298) am 18. Dezember 1284 zu Marienburg eine Handfeste ausgestellt hatte. Die Handfeste, die zu den ältesten erhaltenen Verschreibungen des Ordens für deutsche Dörfer zählt, wurde am 23. Januar 1306 vom Landmeister Konrad Sack erneuert und erweitert und zu polnischer Zeit am 29. Mai 1677 von König Johannes III. und später noch einmal von König August III. bestätigt.[3] Für die Gründung des Dorfs wurden Conrad durch die Handfeste 60 Hufen verliehen, von denen er selbst zehn und der Pfarrer vier erhielt; die zehn Hufen des Freischulzen-Hofs gehörten später zum Gutsbezirk Gorrey.[3]
Gorrey war um 1825 ein Erbpachts-Vorwerk, das aus 10 Hufen, 15 Morgen und 40 Ruten Land bestand; es wurde am 16. April 1925 von der Königlich Preußischen Domänen-Intendantur zu Stuhm gegen eine Kaution zur Pacht angeboten.[4] Am 3. September 1890 wurde das Gut Gorrey vom fiskalischen Gutsbezirk „Domänenamt Stuhm“ abgetrennt und der Landgemeinde Konradswalde angegliedert.[5] Um diese Zeit dürfte es in uneingeschränkten Privatbesitz übergegangen sein.
Schon vor 1870 war die Familie Biber in Gorrey ansässig gewesen. Im Jahr 1875 saß Reinhold Biber auf Gorrey, ein Kulturingenieur und Pferdezucht-Experte,[6] der seit 1873 im Raum Hermannstadt in Siebenbürgen im Osten der österreichischen Monarchie als Wanderlehrer für Landwirtschaft tätig gewesen war;[7][8][9] er hielt sich ein Gestüt und befasste sich unter anderem mit der Aufzucht von für den Rennsport geeigneten Pferden.[10] Um 1896 befand sich das Gut Gorrey im Besitz der Erben einer Witwe Biber.[11]
1903 und 1912 wurde für das Gut Gorrey mit Torflager und Presstorf-Fabrikation eine Flächengröße von 245 Hektar angegeben; Gutsbesitzer zu dieser Zeit war Walter Biber.[12][13]
Am 1. April 1927 wurde Gorrey nicht mehr unter den Gutsbezirken Westpreußens aufgezählt.[14]
Im Jahr 1945 gehörte der Wohnplatz Gorrey zur Landgemeinde Konradswalde des Landkreises Stuhm im Regierungsbezirk Marienwerder im Reichsgau Danzig-Westpreußen des Deutschen Reichs. Konradswalde war Sitz des Amtsbezirks Konradswalde.
Im Januar 1945 wurden Konradswalde und Gorrey von der Roten Armee besetzt. Nach Beendigung der Kampfhandlungen wurde die Region seitens der sowjetischen Besatzungsmacht zusammen mit ganz Hinterpommern und der südlichen Hälfte Ostpreußens – militärische Sperrgebiete ausgenommen – der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen. Es wanderten nun Polen zu. Gorrey wurde unter der polnischen Ortsbezeichnung „Goraj“ verwaltet. Die einheimische Bevölkerung wurde von der polnischen Administration mit wenigen Ausnahmen vertrieben.
Demographie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Jahr | Einwohner | Anmerkungen |
---|---|---|
1783 | – | königliches Vorwerk, Amt Stuhm, drei Feuerstellen (Haushaltungen), in Westpreußen[15] |
1818 | 24 | drei königliche Feuerstellen (Haushaltungen), Amt Stuhm[16] |
1840 | 54 | Vorwerk mit vier Häusern, dazu gehört die Torfgräberei Nauhakenberg mit sechs Einwohnern[17] |
1852 | 91 | Vorwerk[18] |
1864 | 113 | Dorf, darunter 36 Evangelische und 77 Katholiken[1] |
1885 | 117 | Gutsbezirk, am 1. Dezember, davon 21 Evangelische und 96 Katholiken[19] |
1910 | 110 | Gut, am 1. Dezember[20] |
Kirche
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Protestanten der hier bis 1945 anwesenden Dorfbevölkerung gehörten zur evangelischen Pfarrei Stuhm.[21]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Gorrey, Gut, Kreis Stuhm, Regierungsbezirk Marienwerder, Provinz Westpreußen. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Gorrey (meyersgaz.org).
- Konradswalde, Dorf, Kreis Stuhm, Regierungsbezirk Marienwerder, Provinz Westpreußen. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Konradswalde (meyersgaz.org).
- R. Toeppen: Gründungsurkunde des Dorfes Conradswalde (Kreis Stuhm). In: Altpreußische Monatsschrift, NF, Band 36, Königsberg i. Pr. 1899, S. 123–128 (Google Books).
- Friedrich Wilhelm Ferdinand Schmitt: Geschichte des Stuhmer Kreises. Thorn 1868 (Google Books)
- Bernhard Schmid: Die Bau- und Kunstdenkmäler Pomesaniens – 3. Kreis Stuhm (= Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Westpreussen, Band 13), Danzig 1909, S. 275 (Google Books).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Emil Jacobson: Topographisch-statistisches Handbuch für den Regierungsbezirk Marienwerder. Danzig 1868. Ortschaft-Verzeichnis des Regierungsbezirks Marienwerder, S. 196–197, Ziffer 36 (Google Books).
- ↑ a b Friedrich Wilhelm Ferdinand Schmitt: Geschichte des Stuhmer Kreises. Thorn 1868, S. 201 (Google Books).
- ↑ a b R. Toeppen: Gründungsurkunde des Dorfes Conradswalde (Kreis Stuhm). In: Altpreußische Monatsschrift, NF, Band 36, Königsberg i. Pr. 1899, S. 123–128 (Google Books).
- ↑ Oeffentlicher Anzeiger. Beilage des Amts-Blatt No. 17 der Königl. Preuß. Regierung, 29. April, Marienwerder 1825, S. 143 (Google Books).
- ↑ Amts-Blatt der Königlichen Regierung zu Marienwerder, Nr. 47, vom 19. November, Marienwerder 1890, S. 348, rechte Spalte, Absatz 15) (Google Books).
- ↑ Reinhold Biber: In: Jahrbuch der Landwirthschaft, Dritter Jahrgang, Quandt und Händel, Leipzig 1870, S. 188–231 (Google Books).
- ↑ Siebenbürgisch-Deutsches Wochenblatt, VI. Jahrgang, Nr. 31, 30. Juli, Hermannstadt 1873, S. 494, linke Spalte unten: Vereinsnachricht (Google Books).
- ↑ Reinhold Biber: Ueber die Zusammenlegung der Grundstücke, Vortrag gehalten an der am 13. Oktober 1873 zu Hermannstadt abgehaltenen Versammlung des siebenbürgisch-sächsischen Landwirthschafts-Vereines. In: Unterhaltendes und Belehrendes – Ein lehrbuch für den siebenbürgisch-sächsischen Landmann, Band I, Hermannstadt 1881, S. 105–115 (Google Books).
- ↑ Reinhold Biber: Ueber Landwirthschaftsschulen. II. In: Zeitung für das höhere Unterrichtswesen Deutschlands, 5. Jahrgang, Nr. 9, 3. März, Leipzig 1876, S. 70–71 (Google Books).
- ↑ Der Sporn – Zentral-Blatt für die Gesammt-Interessen des Deutschen Sport's. Offizielles Organ des Union-Klub's und sämmtlicher Deutschen Renn-Vereine. Dreizehnter Jahrgang, No. 41, Sonnabend, den 9. Oktober, Leipzig 1875, S. 341–342 (Google Books).
- ↑ C. Leuchs: Adressbuch aller Länder der Erde der Kaufleute, Fabrikanten, Gewerbetreibenden, Gutsbesitzer etc. Band 11a: Westpreussen, Nürnberg 1896, S. 243 (Google Books).
- ↑ Paul Niekammer: Güter-Adreßbuch für die Provinz Westpreußen, Ausgabe 1903, S. 168–169 (Google Books, eingeschränkte Vorschau).
- ↑ Paul Niekammer: Güter-Adreßbuch für die Provinz Westpreußen, Ausgabe 1912, S. 194–195 (Google Books, eingeschränkte Vorschau).
- ↑ Kurt Albrecht: Die preußischen Gutsbezirke, in: Zeitschrift des Preussischen Statistischen Landesamts, 67. Jahrgang, Berlin 1927, S. 344–477, insbesondere S. 382 (Google Books).
- ↑ Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preussen. Zweiter Theil welcher die Topographie von West-Preussen enthält. Anhang (mit neu beginnender Seitenzählung): Volständige Topographie vom West-Preußischen Cammer-Departement, Marienwerder 1789, S. 63 (Google Books).
- ↑ Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preussischen Staats. Band 2: G–Ko, Halle 1821, S. 50, Ziffer 2172 (Google Books).
- ↑ Eugen Huhn: Topographisch-statistisch-historisches Lexikon von Deutschland, eine vollständige deutsche Landes-, Volks- und Staatskunde, Band 2, Bibliographisches Institut, Hildburghausen 1845, S. 648 (Google Books)
- ↑ Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats (Kraatz, Hrsg.). Berlin 1856, S. 194 (Google Books).
- ↑ Königliches statistisches Bureau: Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Auf Grund der Volkszählung vom 1. Dezember 1885. Band II: Provinz Westpreußen, Berlin 1887, S. 72–73, Ziffer 92 (Google Books).
- ↑ Konradswalde, Dorf, Kreis Stuhm, Regierungsbezirk Marienwerder, Provinz Westpreußen. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Konradswalde (meyersgaz.org).
- ↑ Agathon Harnoch: Chronik und Statistik der evangelischen Kirchen in den Provinzen Ost- und Westpreußen, Neidenburg 1890, S. 519–520 (Google Books).
Koordinaten: 53° 58′ N, 19° 0′ O