Österreichische Kaiserhymnen
Die Österreichischen Kaiserhymnen, auch Volkshymnen genannt, waren ab 1797 Hymnen des Hauses Österreich und von 1826 bis 1918 die offiziellen Kaiserhymnen des Kaisertums Österreich, das seit 1867 die Länder der ungarischen Krone nicht mehr umfasste (Österreich-Ungarn). Die Hymnen lauteten stets auf die vom österreichischen Komponisten Joseph Haydn im Auftrag von Kaiser Franz II. komponierte Melodie.
In der Habsburgermonarchie gab es keine National- oder Landeshymnen einzelner Kronländer. Vielmehr wurde der Text der Kaiserhymne dem jeweils amtierenden Kaiser gewidmet, so dass sich der Text bei jedem Thronwechsel änderte.
Auf die Melodie der früheren österreichischen Kaiserhymne wird auch das 1841 von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben gedichtete Lied der Deutschen gesungen, dessen dritte Strophe heute die deutsche Nationalhymne ist.
Die Volkshymne 1797–1918
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Austausch der Hymnentexte mit dem Wechseln der Herrscher kann darauf zurückgeführt werden, dass der Kaiser – jedenfalls in vorkonstitutioneller Zeit – nicht lediglich als Staatsoberhaupt angesehen wurde, sondern – wie Könige und Kaiser anderer europäischer Herrscherhäuser auch – als von Gott eingesetzte Verkörperung des Staats selbst. Vor den anderen Sterblichen war er nach den Grundsätzen des Gottesgnadentums mit dieser Beleihung durch Gott ausgezeichnet. Darum beanspruchte nicht der Staat selbst Patriotismus oder Verehrung, sondern der Kaiser. Er repräsentierte nicht lediglich den Staat, da er und nicht das Volk der Souverän war. Es war demnach auch der Kaiser, der die Loyalität seiner Untertanen beanspruchen durfte. Diese Loyalität dem Souverän gegenüber fand später im österreichischen Kaisertum (ab 1804) ihren Ausdruck in den verschiedenen Volkshymnen.[1]
Der Umstand, dass die Hymnen mit dem Wechsel des Herrschers variieren, ist allerdings auch bei anderen Herrscherhymnen zu beobachten. So hatte das Deutsche Kaiserreich in seiner Hymne „Heil dir im Siegerkranz“ auch eine Strophe folgenden Wortlauts aufzuweisen: „Sei, Kaiser Wilhelm, hier lang deines Volkes Zier …“ Außerdem wird die britische Nationalhymne, abhängig vom Throninhaber, als „God Save the Queen“ oder „God Save the King“ intoniert.
Später hingegen – wenngleich die Kaiser aus dem Hause Habsburg sich als Kaiser des Heiligen Römischen Reiches und danach des österreichischen Kaisertums bis zuletzt Gottesgnadentum beimaßen – mag die Supranationalität des Kaiserhauses als eines der wenigen einigenden Bänder der Donaumonarchie mit ihren höchst verschiedenartigen Landesteilen im Vordergrund gestanden sein. Dafür spricht auch die jeweils von Kaiser Ferdinand I. und Kaiser Franz Joseph I. dekretierte Nachdichtung der Volkshymne in den einzelnen Sprachen des Vielvölkerstaats. Zwar hatten die einzelnen Landesteile auch ihre Nationallieder, die nach 1918 dann nicht selten zu Nationalhymnen der unabhängig gewordenen Nachfolgestaaten oder zu Hymnen ihrer Landesteile avancierten. Es wurde jedoch – als Ausdruck des über den Nationen stehenden Hauses Habsburg – zu feierlichen Anlässen stets zuerst die Volkshymne intoniert.
Volkshymne unter Franz II./I.
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Diese erste österreichische Volkshymne wird nach ihrer ersten Textzeile auch Gott erhalte Franz, den Kaiser genannt. Der Zeitpunkt ihrer Entstehung 1797 im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation ist kein Zufall. Er fällt in eine Zeit, als gegen das revolutionäre Frankreich die Koalitionskriege geführt wurden. In diesen Kriegen sah sich das römisch-deutsche Kaisertum durch Frankreich nicht alleine in der herkömmlichen Weise bedroht: Das monarchische Prinzip selbst wurde durch das republikanische Frankreich herausgefordert. Daher sah sich das Habsburger Herrscherhaus veranlasst, die Bande zum Volk durch Symbole wie eine zu festlichen Anlässen zu singende Volkshymne zu kräftigen. In diesem Sinne kann die Volkshymne als Gegenentwurf zur Marseillaise verstanden werden.
Diese Entstehungsgeschichte und Motivation ist für die damalige Zeit nicht untypisch, denn Ähnliches lässt sich auch beispielsweise von dem 1793 erstmals publizierten preußischen Repräsentationslied Heil Dir im Siegerkranz berichten.[2]
Der Text stammt von Lorenz Leopold Haschka (1749–1827), der unverkennbar gewisse Anleihen bei der britischen Hymne nahm. Am 12. Februar 1797 wurde die Haschka-Hymne aus Anlass des Geburtstags des Kaisers in allen Wiener Theatern gesungen, im Burgtheater in Gegenwart des Kaisers Franz II. selbst. Franz, damals noch deutscher König und Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, der sich zufrieden mit der Komposition zeigte, vergalt es Haydn durch das Geschenk einer Dose mit seinem, des Kaisers, Bild.
1. Gott erhalte Franz, den Kaiser, |
3. Ströme deiner Gaben Fülle |
Von dieser Volkshymne bestehen verschiedene Versionen. Am 1. Oktober 1826 aufgrund „Allerhöchster Entschließung“ ins Hofprotokoll aufgenommen und somit offizielle Volkshymne wurde zuletzt nicht die Haschka-Hymne, sondern eine Version eines unbekannten Dichters. Sie war bis März 1835 in Gebrauch. Ihre vierte Strophe bezieht sich auf den Sieg über Napoleon.
1. Gott erhalte Franz den Kaiser, |
3. Sich mit Tugenden zu schmücken, |
Volkshymne unter Ferdinand I.
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Auch für Franz’ II./I. Nachfolger Ferdinand I. wurden mehrere Varianten einer Volkshymne entwickelt. Zur Thronbesteigung Kaiser Ferdinands lagen vierzehn Entwürfe vor. Zunächst wurde die Fassung „Gott erhalte unsern Kaiser, unsern Kaiser Ferdinand!“ des schlesischen Dichters Karl von Holtei (1798–1880) ausgewählt. Sie war von April 1835 bis Jänner 1836 in Gebrauch.
1. Gott erhalte unsern Kaiser, |
3. Gib ihm Frieden! Gib ihm Ehre! |
Die Holtei-Hymne traf nicht den Geschmack der Wiener und konnte sich nicht dauerhaft durchsetzen, und zwar angeblich deswegen, weil von Holtei kein Einheimischer, sondern preußischer Untertan war. Das Volk von Wien soll das als schweren Nachteil für eine Hymne gewertet haben, mit der schließlich die Loyalität zum österreichischen Herrscher zelebriert werden sollte. Darum wurde sie bereits nach einigen Monaten durch die nachstehende Volkshymne von Freiherr v. Zedlitz (1790–1862) ersetzt. Die Zedlitz-Hymne, in der das Wort „Österreich“ erstmals vorkommt, war vom Februar 1836 bis zum März 1854 in Gebrauch. Sie wurde in alle Sprachen der Monarchie übersetzt, also in das Ungarische, Tschechische, Polnische, Kroatische, Serbische, Slowenische, Italienische, Ruthenische, Rumänische, Neugriechische, Aramäische und Hebräische.[4]
1. Segen Östreichs hohem Sohne, |
3. Palmen laß Sein Haupt umkränzen, |
Volkshymne unter Franz Joseph I. und Karl I.
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In den ersten Jahren der Regierungszeit Franz Josephs I. gelang es nicht, sich auf eine neue Volkshymne zu einigen. Eine von Franz Grillparzer aus Anlass der Thronbesteigung Franz Josephs im Dezember 1848 gedichtete Volkshymne „Gott erhalte unsern Kaiser und in ihm das Vaterland!“ konnte sich nicht durchsetzen und war nie in Gebrauch: Grillparzer hatte diese Fassung 1853 zwar auf Ersuchen der Hofkanzlei eingereicht, sich aber selbst in einem beigefügten Schreiben von seinem eigenen Entwurf distanziert.
1. Gott erhalte unsern Kaiser |
3. Mach uns einig, Herr der Welten, |
Etliche Entwürfe für eine neue Volkshymne wurden offiziell eingereicht oder inoffiziell unters Volk gebracht. Sie wurden aber sämtlich verworfen oder erlangten keine Popularität. Beispielhaft sei diese sich gegen großdeutsche Bestrebungen wendende Fassung aus dem Jahr 1849 angeführt:
Gott erhalte unsern Kaiser, |
Gott erhalte unsern Kaiser, |
Schließlich drängte die Zeit, da eine Volkshymne unbedingt bis zur Vermählung Franz Josephs mit Elisabeth am 24. April 1854 gefunden werden sollte. Hierbei wünschte Franz Joseph, dass der Text beim Übergang der Herrschaft auf den nächsten Kaiser nicht wiederum zur Gänze obsolet werden sollte. Schließlich wurde die nachstehende Volkshymne von Johann Gabriel Seidl durch Handbillet Franz Josephs am 27. März 1854 zum authentischen Text erklärt.
1. Gott erhalte, Gott beschütze |
4. Laßt uns fest zusammenhalten, |
Als besonders gelungen wurde die Bezugnahme auf die bekannte A.E.I.O.U.-Devise „Austria Erit In Orbe Ultima“ am Ende der vierten Strophe angesehen. Die Strophe, die sich auf den Thronfolger bezieht, ist ein späterer Zusatz, der in der Praxis – nicht aber offiziell – ebenso wie die Kaiserinnenstrophe mit dem Tod der darin angesprochenen Person wieder entfiel. Diese Fassung der Volkshymne wurde bis zum Untergang des Kaiserreichs 1918 gesungen.
Für Karl I. wurde demgemäß keine eigene Volkshymne offiziell festgesetzt. Zwar legte Franz Karl Ginzkey am 11. Mai 1918 einen Entwurf für eine persönliche Strophe des amtierenden Kaisers vor, die in einer Überarbeitung der bisherigen Kronprinzenstrophe bestand. Die Beibehaltung der bisherigen Volkshymne war dabei vorgesehen. Diese besondere Strophe wurde allerdings umgehend von den sich überstürzenden Ereignissen dieses Jahres überholt und kam nicht mehr zur Anwendung.
Fassungen der Volkshymne in den Sprachen der Donaumonarchie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Da das Kaisertum Österreich, wie die Gesamtmonarchie bis 1867 hieß, ein Vielvölkerstaat war, wurde die Volkshymne auf Anordnung durch dasselbe Handbillet Franz Josephs von 1854, das die Seidl-Hymne als neue Volkshymne anerkannte, auch – wie schon zu Zeiten Ferdinands I. mit der Zedlitz-Hymne geschehen – in zahlreiche weitere Sprachen der Donaumonarchie übertragen. Diese Fassungen wurden offiziell ebenfalls mit „Volkshymne“ bezeichnet (italienisch Inno popolare, polnisch Hymn ludowy etc., auf Kroatisch hingegen Carevka, „Kaiserhymne“). In der Regel geschah dies in der Form einer mehr oder weniger freien Nachdichtung der Seidl’schen Volkshymne.
Die Volkshymne und das Ende des Kaiserreichs
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Selbstverständlich gab es nach dem Untergang der österreichischen Monarchie keine Volkshymnen mehr, die einem Kaiser gewidmet waren. Die Volkshymne hatte jedoch weiterhin eine bestimmende, Maßstäbe setzende Wirkung auf das patriotische Liedgut der nachfolgenden Republik Österreich, die erst nach 1946 und wohl sogar erst später zum Erliegen kam. Noch die Nationalhymne der Ersten Republik ab 1929 – Sei gesegnet ohne Ende – wurde zur Haydn-Melodie gesungen. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg waren Bestrebungen festzustellen, die Haydn-Hymne wieder zur österreichischen Nationalhymne zu erheben.
Eine Art Volkshymne wurde aber auch von Monarchisten auf Otto von Habsburg, von 1922 bis 1961 Thronprätendent, gedichtet:[5]
In Verbannung, fern den Landen
Weilst Du, Hoffnung Österreichs.
Otto, treu in festen Banden
Steh’n zu Dir wir felsengleich.
Dir, mein Kaiser, sei beschieden
Alter Ruhm und neues Glück!
Bring den Völkern endlich Frieden,
Kehr zur Heimat bald zurück!
Die Volkshymne (in der francisco-josephinischen Fassung) wurde am 16. Juli 2011 zum Begräbnis Otto von Habsburgs im Wiener Stephansdom intoniert.
In der Pfarrkirche von Franz Josephs Sommerresidenz Bad Ischl wird jeden 18. August, seinem Geburtstag, zum Gedenken an den Kaiser die „Kaisermesse“ abgehalten, an deren Ende die Kaiserhymne gesungen wird. Ebenso gibt es in Wien, der seinerzeitigen Haupt- und Residenzstadt, seit nunmehr 25 Jahren am 18. August das „Kaiserfest“ mit Messe in der Kapuzinerkirche und Kranzniederlegung beim Denkmal Kaiser Franz Josephs im Burggarten, musikalisch umrahmt von der „k.u.k. Wiener Regimentskapelle IR 4“, wobei ebenfalls die Volkshymne gesungen wird.
2018 entstand – zu Haydns Melodie – eine Hymne auf den letzten österreichischen Kaiser Karl I. Sie wurde in der jährlichen Festmesse zum Gedenken an den Kaiser am 20. Oktober des Jahres im Stephansdom in Wien uraufgeführt. Der Dichter der Hymne ist der deutsche Germanist, Lyriker und Historiker Bernhard Adamy (* 1953), Oblate des Benediktinerstiftes Göttweig.[6]
Öst’reichs Kaiser, Ungarns König,
der das Kreuz im Szepter trug,
Karl, du letzter Herrscher Habsburgs,
den so früh das Schicksal schlug:
Dir getreu, dir zum Gedächtnis,
der so gute Saat gesät,
sammeln wir uns zur Verehrung
deiner milden Majestät.
Die Melodie von Joseph Haydn
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Volkshymnen lauteten bei allem Wechsel des Hymnentexts stets auf eine Melodie von Joseph Haydn (1732–1809), das Kaiserlied (Hob XXVIa:43). Es handelt sich um dieselbe Melodie, zu der heute die deutsche Nationalhymne „Das Lied der Deutschen“ gesungen wird. Haydn komponierte die Hymne (in seinem Wohnhaus „Zu den sieben Schwaben“ am heutigen Neuen Markt im 1. Wiener Gemeindebezirk) auf Vorschlag von Franz Josef Graf Saurau in der Zeit zwischen Oktober 1796 und Jänner 1797 auf den Text der Haschka-Hymne.
Es scheint, dass Haydn sich hierbei von einem kroatischen Volkslied inspirieren ließ, das er aus seiner Kindheit oder von der Feldarbeit als Erwachsener gekannt haben dürfte und in burgenlandkroatischen Gebieten in verschiedenen Textfassungen unter dem Titel „Stal se jesem“ („Ich bin aufgestanden“) gesungen wurde.
Bei Haydn finden sich melodisch ähnliche Stellen in der Arie „Qualche volta non fa male“ aus der Oper Il mondo della luna von 1777, die er später zum Benedictus der Missa Cellensis (Hob XXII:8) von 1782 umarbeitete,[7] sowie im langsamen Satz des Trompetenkonzertes (Hob VIIe:1) von 1796.
Wie Ernst Otto Lindner in seiner 1871 erschienenen Geschichte des deutschen Liedes im XVIII. Jahrhundert … bemerkte, hatte bereits 1728 Georg Philipp Telemann eine der Kaiserhymne ähnelnde Melodie in einer Musikzeitschrift veröffentlicht ( ), ein bewusster Zusammenhang zwischen beiden Kompositionen kam für Lindner allerdings nicht in Betracht. Melodisch der Kaiserhymne eng verwandt ist auch das Thema von Johann Sebastian Bachs zweistimmiger Invention D-Dur BWV 774 aus dem Jahr 1723.
Haydns Patriotismus war von einer unkomplizierten und aufrichtigen Art. Während seines von Krankheit und Gebrechlichkeit gezeichneten Alters quälte sich Haydn oft an seinem Klavier, um freudigen Herzens die Volkshymne zu spielen, als Trost in langer und schwerer Krankheit. Er selbst fasste das wie folgt in Worte: Ich spiele das Lied an jedem Morgen, und oft habe ich Trost und Ergehung daraus genommen in den Tagen der Unruhe. Mir ist herzlich wohl, wenn ich es spiele, und noch eine Weile nachher.
Der Melodie der Haydn-Hymne wurden abgesehen von deutschen und österreichischen Volks- und Nationalhymnen auch andere, selbst fremdsprachige Texte unterlegt, etwa „Glorious Things Of Thee are Spoken“[8] von John Newton (1725–1807), dem Autor von Amazing Grace, oder „Praise the Lord! O Heav’ns adore Him“.[9] Auch „Guide me O Thou Great Redeemer“[10] sowie der Hymnus Tantum ergo des Thomas von Aquin sollen anstelle gebräuchlicherer Melodien gelegentlich zur Haydn-Hymne gesungen werden; letztere Praxis fand Eingang in den Gotteslob-Eigenteil der Diözese Eisenstadt (Nr. 047).[11] Noch im selben Jahr 1797 verwendete Haydn die Melodie im C-Dur-Streichquartett op. 76 Nr. 3 (Hob III:77) wieder. Der zweite Satz besteht aus vier cantus-firmus-Variationen über das Thema der Kaiserhymne. Dem Werk wurde deshalb später der Beiname Kaiserquartett gegeben. Im Wiener Stephansdom wird traditionell das Tantum ergo auf diese Melodie gesungen.
Auch andere Musiker haben sich noch lange nach dem Tod Haydns seiner Volkshymne durch Variationen und Bearbeitungen angenommen:
- Antonio Salieri verwendete 1799 die Melodie in der programmatischen Ouvertüre zu seiner patriotischen Kantate Der Tyroler Landsturm.
- Ludwig van Beethoven zitiert einen Teil der Hymne in seinem 1815 geschriebenen Schlussgesang zu Georg Friedrich Treitschkes patriotischem Festspiel Die Ehrenpforten WoO 97.
- Carl Czerny verfasste um 1824 eine Anzahl von Variationen für Klavier und Streichquartett (op. 73).
- Ähnlich Clara Schumann: Souvenir de Vienne, Impromptu pour Piano-Forte op. 9 (1838).
- Johann Strauss (Sohn) komponierte um 1853 den Kaiser-Franz-Joseph-Rettungs-Jubelmarsch op. 126, der sich auf den charakteristischen Refrain der Volkshymne als ein zentrales Motiv stützt.
- Bedřich Smetana verwendete in seiner Triumph-Sinfonie E-Dur, op. 6 (1853–1854), die er Kaiserin Elisabeth widmete, die Haydn-Hymne.
- Niccolò Paganini schrieb eine Reihe von Variationen für Violine und Orchester (Maestosa Sonata Sentimentale, 1828)
- Henryk Wieniawski verfasste im Jahr 1854 Variationen über die österreichische Nationalhymne („Les Arpèges, Variations sur l’Hymne autrichien“, Nr. 9 aus L’école moderne op. 10), die als eine der schwierigsten Stücke für unbegleitete Violinen überhaupt gelten.
- Pjotr Tschaikowski bearbeitete im Jahr 1876 Haydns Werk für Orchesteraufführungen.
- In Franz Schrekers Festwalzer und Walzerintermezzo für Orchester (1908) dient die Melodie mehreren zentralen Motiven als Grundlage.
- Max Reger verwendete in seinem Stück Eine vaterländischen Ouvertüre F-Dur op. 140 (1914) für Klavier zu vier Händen – neben anderen Vaterlandsliedern – auch die Melodie des Deutschlandliedes als Schlussthema. 1915 komponierte er die Fughette über das Deutschlandlied WoO III/24 für Klavier.
- Franz Schmidt griff die Volkshymne in seiner Fuga solemnis für Orgel und Bläserstimmen auf. Ursprünglich für die Eröffnung des Hauptgebäudes der RAVAG (Wien) in der Argentinierstraße (1937/1939) konzipiert, nahm Schmidt diese Fuge in seine ab Herbst 1938 entstandene Deutsche Auferstehung. Ein festliches Lied auf, die er bei seinem Tod jedoch unvollendet hinterließ. Schmidt betraute seinen Schüler Robert Wagner damit, die fehlende Orchestrierung zu ergänzen; die Uraufführung erfolgte am 24. April 1940.
- Karlheinz Stockhausen verarbeitete unter anderem die Melodie des Deutschlandliedes collageartig in seinem Werk Hymnen (1966–1967/1969).
- Sängerin Nico alias Christa Päffgen verfasste 1974 für ihr Solo-Album „The End“ eine Version der Haydn-Melodie für ihr Harmonium.
- Wolfgang Müller komponierte 2003 eine Orgelfassung des Liedes für sein Album „Mit Wittgenstein in Krisivík“ und sang dazu das isländische Lied „Sálmur yfir víni“. Der Text des letzteren Liedes wurde 1898 vom ersten dänischen Islandminister und Poeten Hannes Hafstein auf Haydns Melodie gedichtet und handelt von den Freuden des Weintrinkens.
Die Volkshymne als politisches Symbol
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Volkshymne und Patriotismus
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Volkshymne wurde zum wichtigsten und charakteristischsten Bestandteil des patriotischen österreichischen Liedguts, nicht zuletzt durch ihren Gebrauch durch 121 Jahre von 1797 bis 1918 und damit über mehrere Generationen hinweg. So hat Franz Grillparzer mit dem folgenden andachtsvollen Gedicht seine Gefühle der wohlbekannten und altgewohnten Volkshymne gegenüber zum Ausdruck gebracht:
Als ich noch ein Knabe war |
Selbst in Mitte der Gefahr |
Und nun müd’ und wegeskrank |
Im Ersten Weltkrieg formulierte Hugo von Hofmannsthal auf ein Gedicht seines Freundes Rudolf Alexander Schröder namens „Der deutsche Feldpostbrief“, das ein deutsches Treuebekenntnis zu Österreich zum Inhalt hat, das folgende Gedicht mit dem Titel „Österreichs Antwort“.
»Völker bunt im Feldgezelt, |
Unsern Kindern eint uns dies, |
Helden sind wie Kinder schlicht, |
Es blieb nicht aus, dass die Volkshymnen auch auf andere Personen umgedichtet wurden, die sich um Österreich verdient gemacht hatten. So sang man nach der Schlacht bei Aspern und Eßling gegen Napoleon I. 1809 die Volkshymne auch auf Erzherzog Karl: „Gott erhalte Karl den Helden!“
Im Herzogtum Anhalt hingegen wurde die Volkshymne unter unverkennbaren Anleihen beim kaiserlich-österreichischen Text bei gleicher Melodie als „Herzogshymne“ übernommen:[12]
Gott erhalte uns aus Gnaden
Unsern Herzog und sein Haus,
Die auf Kriegs- und Friedenspfaden
Ziehen ihrem Volk voraus.
Gott erhalte uns zum Segen
Unsern Herzog und sein Haus.
Die Volkshymne als Symbol der überkommenen Ordnung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Als einem Symbol der überkommenen Ordnung wendeten sich die sogenannten Demagogen zwischen 1815 und 1848 auch gegen die Volkshymne. Daher wurde sie zum Gegenstand nicht nur von Parodien, sondern auch von Gegenentwürfen.
So wandelte August Heinrich Hoffmann von Fallersleben die Volkshymne am 2. Juli 1841 in seinen „Unpolitischen Liedern“ unter dem Titel „Syrakusaise“ wie folgt ab:
Gott erhalte den Tyrannen, |
Eine Alte sprach im Tempel |
Als ich war ein junges Mädchen, |
Hoffmann von Fallersleben verwendete das Versmaß der Volkshymne für weitere Lieder, die sich zwar textlich nicht an die Volkshymne anlehnen, zusammen mit der Haydn-Melodie allerdings die satirische Stoßrichtung erkennen lassen. So entstand das Lied „Kriech Du und der Teufel“:[13]
Ja, verzeihlich ist der Großen
Übermut und Tyrannei,
denn zu groß und niederträchtig
ist des Deutschen Kriecherei.
Sieht ein Deutscher seines Fürsten
höchsterbärmlich schlechten Hund,
tut er gleich in schönen Worten
seine Viehbewundrung kund.
Es war im Jahr 1841 auch Hoffmann von Fallersleben, der diese Volkshymne in seinem Helgoländer Exil auf den Text „Deutschland, Deutschland über alles“ umschrieb. Schon wenige Tage danach druckte der Hamburger Verleger Julius Campe das Lied. Dass Hoffmann sich des Versmaßes der Volkshymne bediente, ist kein Zufall: Es handelt sich um einen großdeutschen Gegenentwurf zur Volkshymne, der sich darum auch gegen das übernationale Haus Habsburg richtet.
Deutschland, Deutschland über alles,
Über alles in der Welt,
Wenn es stets zu Schutz und Trutze
Brüderlich zusammenhält,
Von der Maas bis an die Memel,
Von der Etsch bis an den Belt –
Deutschland, Deutschland über alles,
Über alles in der Welt.
Als Parodie auf die Volkshymne entstand in den Wirren, die 1918 auf den Ersten Weltkrieg folgten, die folgende Fassung:[14]
Gott erhalte, Gott beschütze
Unsern Renner, unsern Seitz,
Und erhalt – man kann nie wissen –
Auch den Kaiser in der Schweiz!
Karl Kraus schrieb im Jahr 1920 eine republikanische Parodie der Volkshymne, die er wie folgt einleitet: „Die Melodie [Haydns] war seit jeher, seit dem guten Kaiser Franz, schlecht aufgehoben. Die Vorstellung, dass die göttlichen Klänge sich eigens zur Ehre jenes Scheusals gefügt haben, das sich über die Martern seiner Patienten vom Spielberg stündlich berichten ließ, hat etwas Beklemmendes. Wenn möglich noch trostloser war die siebzigjährige Beleidigung ihrer Majestät durch den fromm und biedern Text Johann Gabriel Seidls, der ihn, wie staunende Literaturhistoriker erzählen, ‚binnen einer Woche‘ verfassen musste […].“[15]
Gott erhalte, Gott beschütze |
Was des Bürgers Fleiß geschaffen, |
Uns gehört, was Gott verwaltet, |
Die Volkshymne: Tonarchiv
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Gott erhalte Franz den Kaiser (Textfassung des Anonymus, mp3; 3,5 MB)
- 1. Strophe der francisco-josephinischen Volkshymne, gefolgt von der „Volkshymne“ auf Otto von Habsburg (mp3; 715 kB)
- Carl Czerny: Variationen op. 73 über „Gott erhalte Franz den Kaiser“ (WAV)
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Liste ehemaliger Nationalhymnen
- Großer Titel des Kaisers von Österreich
- Deutschösterreich, du herrliches Land – Hymne der Republik Österreich 1920–1929 (ugs. Erste Republik)
- Sei gesegnet ohne Ende – Hymne der Republik Österreich (ugs. Erste Republik) 1929–1934 und des Bundesstaats Österreich 1934–1938
- Land der Berge, Land am Strome – Hymne der Republik Österreich seit 1946 (ugs. Zweite Republik)
- Deutschlandlied
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Peter Diem: Die Symbole Österreichs. Kremayr & Scheriau, Wien 2002, ISBN 3-218-00594-9.
- Rudolf Flotzinger: Volkshymne. In: Oesterreichisches Musiklexikon. Online-Ausgabe, Wien 2002 ff., ISBN 3-7001-3077-5; Druckausgabe: Band 5, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2006, ISBN 3-7001-3067-8.
- Herbert Hopfgartner: Die Kaiserhymne – eine Haydnarbeit!?! In: AGMOE: Musikerziehung, Wien 2009.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Das kroatische Volkslied „Stal se jesem“ – detaillierte Abhandlung
- Manuskript der Volkshymne von Joseph Haydn, 1797 ( vom 17. November 2016 im Internet Archive)
- Partitur des Kaiserquartetts (op. 76 Nr. 3)
- Partitur der francisco-josephinischen Volkshymne
- Franz Grasberger: Die Hymnen Österreichs ( vom 3. März 2018 im Internet Archive). In: Austro-Danubia (Auszug).
- Peter Diem: „Gott erhalte …“ ( vom 27. September 2007 im Internet Archive) (PDF; 291 kB) Peter-Diem.at (über die Volkshymne).
- Gustav Spann: Fahne, Staatswappen und Bundeshymne der Republik Österreich ( vom 24. Oktober 2021 im Internet Archive) (PDF; 4,5 MB). In: Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Sport, Abteilung Politische Bildung (Hrsg.): 26. Oktober. Zur Geschichte des österreichischen Nationalfeiertages. Wien o. J., S. 35–50, online in: Demokratiezentrum.org
- k.u.k. Wiener Regimentskapelle IR 4
Anmerkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Mit anderen Worten entsprach die Volkshymne – um mit Blick auf die USA einen Vergleich zu wagen – eher der US-amerikanischen Präsidentenhymne Hail to the Chief als der Nationalhymne The Star-Spangled Banner.
- ↑ Harry D. Schurdel: Bismarcks Reich. Der Weg zum 2. Kaiserreich ( vom 19. April 2008 im Internet Archive), in: G-Geschichte, März 2002, ISSN 1617-9412, S. 53.
- ↑ So steht es in der mutmaßlichen Erstveröffentlichung des Textes von 1797: Gott, erhalte den Kaiser! Verfasset von Lorenz Leopold Haschka, In Musik gesetzet von Joseph Haydn, Zum ersten Mahle abgesungen den 12. Februar, 1797 (digitalisiertes Konvolut aus der Österreichischen Nationalbibliothek, S. 19–22) sowie auch in anderen Drucken aus derselben Zeit. In späteren Veröffentlichungen heißt es gelegentlich: „Strahlen Sieg und Fruchtbarkeit!“
- ↑ Franz Grasberger: Die Hymnen Österreichs, 1968, S. 69.
- ↑ Österreichs Kaiserhymne. In: twschwarzer.de. Abgerufen am 18. Januar 2017.
- ↑ Späte Ehrung für den österreichischen Kaiser Karl I. ( des vom 17. November 2018 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Haydn-Zentenarfeier: verbunden mit dem III. Musikwissenschaftlichen Kongress der Internationalen Musikgesellschaft. Programmbuch zu den Festaufführungen. Wien 1909, S. 12 (PDF, 2,5 MB).
- ↑ Glorious Things Of Thee are Spoken. In: Hymnary.org (vollständiger Hymnentext und Sound-Applet).
- ↑ Praise the Lord bei Ingeb.org.
- ↑ Guide me O Thou Great Redeemer. In: Know-Britain.com.
- ↑ 037 – 078. Abgerufen am 17. Februar 2024 (deutsch).
- ↑ dessau-geschichte.de ( vom 11. April 2005 im Internet Archive)
- ↑ Vollständiger Text vgl. z. B. hier
- ↑ Eine ähnliche Fassung bringt Peter Diem: Gott erhalte … ( vom 27. September 2007 im Internet Archive) (PDF) Peter-Diem.at, S. 10, mit Nachweis Ernst Rüdiger Starhemberg: Memoiren. Wien 1971, S. 145.
- ↑ Die Fackel, Dreifachnummer 554–556, S. 57 f.