Gröfaz

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von GröFaZ)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Gröfaz (auch in der Schreibweise GröFaZ) ist ein als Spottname gebrauchtes Akronym für „Größter Feldherr aller Zeiten“ und bezeichnet Adolf Hitler.

Der an andere gebräuchliche Abkürzungen wie OSAF (für „Oberster SA-Führer“) angelehnte[1] Ausdruck verbreitete sich ab 1943 nach der Schlacht bei Stalingrad. Er könnte an eine Formulierung in der Langform angeknüpft haben, die von Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel unter dem Eindruck des Westfeldzuges und der Eroberung der Benelux-Staaten und Nordfrankreichs geprägt worden war:

„Mein Führer, Sie sind der größte Feldherr aller Zeiten.“

Wilhelm Keitel[2]

Die Abkürzung „Gröfaz“ soll Hitler und die Vorliebe für Abkürzungen in der Sprache des Nationalsozialismus verulken.[3] Die Abkürzung wurde von Hitlers kommandierenden Generälen lange vor dem Ende des Krieges mit Galgenhumor und in ironischer Absicht verwendet.[4] Tatsächlich sollte laut Presseanweisung von 1942 statt des Titels „Führer und Oberster Befehlshaber der Wehrmacht“ die Bezeichnung „der Führer“ verwendet werden. Hitlers Beiname Führer erfuhr durch seine „Verwendung in quasireligiösen Kontexten eine pathetische Überhöhung.“[5]

Daneben findet sich seit Mitte der 1960er Jahre in journalistischen und populären Werken gelegentlich die Auflösung des Akronyms als „größter Führer aller Zeiten“.[6]

Abgeleitete Varianten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im deutschen Sprachraum haben sich zahlreiche Variationen dieses Spottakronyms entwickelt. Beispiele:

  • Der Südtiroler Extrembergsteiger Reinhold Messner, der als erster Mensch aller Zeiten alle vierzehn Achttausender der Erde bestieg und als erster Mensch den Aufstieg auf den Mount Everest ohne Sauerstoffflasche bewältigte, wird im Bergsteigerjargon auch GröBaZ genannt, stehend für „Größter Bergsteiger aller Zeiten“
  • Die PARTEI, eine als Satire gegründete deutsche Partei, nutzt den Titel in der abgewandelten Form GröVaZ als „Größter Vorsitzender aller Zeiten“ für ihren Vorsitzenden Martin Sonneborn.
  • Auch bei Storch Heinar, welcher das unter Rechtsextremisten beliebte Modelabel Thor Steinar parodiert, wird der Titel als GröMaZ („Größter Modedesigner aller Zeiten“) verulkt.
  • In seinen Abhandlungen über den puer robustus bei Thomas Hobbes ironisiert Dieter Thomä den Leviathan als GröSpaZ („Größter Schauspieler aller Zeiten“).[7]
  • Der 45. Präsident der USA, Donald Trump, sagte von sich bereits vor seiner Wahl, dass er „der größte Präsident sein würde, den Gott jemals geschaffen habe“.[8] In einigen deutschen Medien wurde er nach seiner Wahl sarkastisch mit dem Akronym GröPaZ („Größter Präsident aller Zeiten“) referenziert – in Anspielung auf diese Äußerungen, seinen Wahlkampfslogan „America First“ und den damit verbundenen Führungsanspruch der USA und seiner eigenen Person.[9] Angesichts des anstehenden Impeachment-Prozesses bezeichnete er sich Ende Dezember 2019 per Twitter erneut als „größten aller Präsidenten“.[10][11][12]
  • Der FPÖ-Politiker Herbert Kickl wurde von seiner eigenen Partei als „Bester Innenminister der Zweiten Republik“ tituliert, was zum Spottnamen „Bester Innenminister aller Zeiten“ und der Abkürzung BIMaZ führte.[13]
  • SchleFaZ ist die Abkürzung für Die schlechtesten Filme aller Zeiten, eine satirische Filmreihe des Privatsenders Tele 5.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Wolfgang Leydhecker: Eine Jugend im Dritten Reich. Nicht wie die anderen. Eduard Roether Verlag, Darmstadt 1992, ISBN 3-7929-0198-6, S. 83 f. (dort auch „Ober-Gröfaz“).
  2. Gordon A. Craig: Germany 1866–1945 (= Oxford History of Modern Europe). Oxford University Press, Oxford 1981, ISBN 0-19-502724-8.
  3. Paul Watzlawick: The Language of Change. Elements of Therapeutic Communication. W. W. Norton & Company, New York/London 1993, ISBN 0-393-31020-5.
  4. Gordon A. Craig, Karl Heinz Siber (Übers.): Deutsche Geschichte 1866–1945 vom Norddeutschen Bund bis zum Ende des Dritten Reiches. 2., unveränderte Auflage. C.H. Beck, 1980, ISBN 3-406-07815-X, S. 628.
  5. Cornelia Schmitz-Berning: Vokabular des Nationalsozialismus. 2., durchgesehene und überarbeitete Auflage. De Gruyter, Berlin/New York 2007, ISBN 978-3-11-019549-1, S. 243–244.
  6. Siehe z. B. Max Vandrey: Der politische Witz im Dritten Reich (= Gelbe Taschenbücher. Band 1805). Goldmann, München 1967, DNB 458499978, S. 151.
  7. Dieter Thomä: Puer robustus. Eine Philosophie des Störenfrieds. 1. Auflage. Suhrkamp, Berlin 2016, ISBN 978-3-518-58690-7, S. 59, urn:nbn:de:101:1-2016061919431.
  8. 5 news: Donald Trump: I will be the ‘greatest president God ever created’ auf YouTube, 10. Februar 2016, abgerufen am 26. Februar 2021 (englisch).
  9. Jakob Augstein: Fünf Gründe, Donald Trump zu danken. In: spiegel.de. 9. März 2017, abgerufen am 21. Januar 2020.
  10. Phil Thomas: Trump hails himself ‘greatest of all presidents’ as Democrats meet to prepare impeachment charges. In: The Independent. 7. Dezember 2019, abgerufen am 21. Januar 2020 (englisch).
  11. Aishwaria Sonavane: Donald Trump Declares Himself As ‘greatest Of All Presidents’ Amid Impeachment. In: Republic World. 8. Dezember 2019, abgerufen am 21. Januar 2020 (englisch).
  12. Jens Balzer: Männlichkeit: Wer läßt den Mann noch ran? In: Zeit Online. 27. Dezember 2019, abgerufen am 21. Januar 2020.
  13. Wie Kickl zum „besten Innenminister aller Zeiten“ wurde. In: Politikmagazin.at. Abgerufen am 21. April 2021 (deutsch).