Trächtigkeit
Als Trächtigkeit oder Gravidität (von lateinisch graviditas ‚Schwangerschaft‘)[1] bezeichnet man das Austragen der Nachkommen in der Gebärmutter bei weiblichen lebendgebärenden Tieren. Die Tragzeit erstreckt sich von der Befruchtung bis zum Wurf und entspricht damit der Schwangerschaft des Menschen.
Im Gegensatz zum Menschen sind zahlreiche Tierarten dazu in der Lage, die embryonale Entwicklung zwischen der Befruchtung und der Geburt zu pausieren. Diese Keimruhe wird auch als Vortragezeit bezeichnet und tritt bei zahlreichen Wildtieren, wie beispielsweise Bären, Robben, Seelöwen und Rehen auf.[2][3]
Feststellen der Trächtigkeit bei Haus- und Nutztieren
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Feststellung bzw. Bestätigung einer Trächtigkeit ist, bei Haus und Nutztieren häufig die Aufgabe des praktischen Tierarztes. Sie kann erfolgen durch:
- Ertasten (Palpation) der sich vergrößernden Gebärmutter oder des Fetus selbst durch die Bauchwand oder bei größeren Tieren auch über den Mastdarm (Rektaluntersuchung). Bei Hausrindern ist zwischen 35. Tag und Ende des dritten Monats der Eihautgriff positiv.
- bildgebende Verfahren (vor allem Ultraschall)
- Hormonbestimmungen (Hund: Relaxin)
Ist eine Fortpflanzung der Haus- oder Nutztiere aus wirtschaftlichen oder privaten Gründen nicht erwünscht, so gibt es die Möglichkeit ein Tier kastrieren oder sterilisieren zu lassen. Das deutsche Tierschutzrecht verlangt bei der Kastration von Ferkeln mittlerweile, dass diese betäubt werden müssen.[4]
Trächtigkeitsdauer
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Trächtigkeitsdauer (Syn. Tragzeit oder Tragedauer) ist je nach Tierart verschieden und weist bei den einzelnen Tierarten unterschiedlich starke Schwankungen auf. Im Nutztierbereich sind diese beim Pferd besonders hoch, bei Rindern etwas geringer und bei Schweinen und den kleinen Wiederkäuern am geringsten.[5]
Zudem können innerhalb einer Tierart rassenspezifische und auch individuelle Schwankungen auftreten, so ist z. B. von Ratten bekannt, dass sie bei Nahrungsmittelknappheit den Fötus in der Reifung hemmen oder gänzlich zurückbilden können.
Bei ausgewählten Haus- und Nutztieren
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Tierart | mittlere Dauer |
---|---|
Goldhamster | 16 |
Hausmaus | 20–23[6] |
Hausratte | 21–23 |
Hauskaninchen | 30–32 |
Hauskatze | 58–63 |
Haushund | 63–68 |
Hausmeerschweinchen | 63–70 |
Hausschwein | 110–118[5] |
Hausziege | 150 |
Hausschaf | 150 |
Hausrind | 270–290[5] |
Hauspferd | 320–355[5] |
Hausesel | 365–370 |
Bei ausgewählten Wildtieren
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Säugetier mit der längsten, nachgewiesenen Tragzeit ist die Elefantenkuh mit bis zu 680 Tagen, was gut 22 Monaten entspricht.[8]
Tierart | mittlere Dauer |
---|---|
Waldmaus | 21–26[9] |
Igel | 35 |
Waschbär | 65 |
Schimpanse | durchschnittlich 230 |
Bonobo | 220–250 |
Eisbär | ca. 240 (inklusive Keimruhe)[10] |
Kaiserskorpion | ca. 270[11] |
Reh | 285 (inklusive Keimruhe)[3] |
Galápagos-Seelöwe | 342–365 |
Giraffe | 420–450 |
Nashorn | 450–540 |
Afrikanischer Elefant | bis zu 680[8] |
Alpensalamander | 730–1.460[7] |
Zum Vergleich: Die Schwangerschaft beim Menschen dauert im Mittel 266 Tage.[12]
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Karl Ernst Georges: graviditas. In: Ausführliches lateinisch-deutsches Handwörterbuch. 8., verbesserte und vermehrte Auflage. Band 1. Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1913, Sp. 2971 (Digitalisat. zeno.org).
- ↑ Die Tricks der Gebärmutter: Warum Tierbabys ein Wunder der Natur sind. National Geographic; abgerufen am 28. März 2023
- ↑ a b Reh. Fakten. Fortpflanzung. Deutsche Wildtier Stiftung; abgerufen am 28. März 2023
- ↑ Ausstieg aus der betäubungslosen Ferkelkastration. Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft; abgerufen am 28. März 2023
- ↑ a b c d Gynäkologie für Veterinärmediziner Teil II. Trächtigkeit (Gravidität, lat. graviditas, gestatio). (PDF; 0,6 MB) Verlag Wissenschaftliche Scripten; abgerufen am 28. März 2023
- ↑ Hausmaus. Fortpflanzung. Umweltbundesamt; abgerufen am 28. März 2023
- ↑ a b Alpensalamander (Salamandra atra). Bayerisches Landesamt für Umwelt; abgerufen am 28. März 2023
- ↑ a b Elefanten: Rätsel um längste Schwangerschaft der Welt gelöst. Thieme Tiermedizin; abgerufen am 28. März 2023
- ↑ Apodemus sylvaticus. Animal Diversity Web; abgerufen am 28. März 2023
- ↑ Trächtigkeit bei Eisbären. familie.de; abgerufen am 28. März 2023
- ↑ Pandinus imperator. Animal Diversity Web; abgerufen am 28. März 2023
- ↑ Joachim W. Dudenhausen, Willibald Pschyrembel, Michael Obladen, Dieter Grab: Praktische Geburtshilfe. Walter de Gruyter, 2011, ISBN 3-11-022869-6, S. 19.