Hübsche Familien

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Die hübschen Familien repräsentierten im 18. und frühen 19. Jahrhundert in Kurhannover und im Königreich Hannover in der Ständegesellschaft inoffiziell den – neben Adel und Geistlichkeit – dritten Stand, das Bürgertum.[1] Sie stellten dessen soziale Spitze dar und dienten häufig als Staatsbeamte.

Etymologisch steht das Wort hübsch im Zusammenhang mit „höfisch“ und bedeutete ursprünglich so viel wie „bei Hofe zugelassen“.[2]

Staatspatrizier

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In der Ständeordnung bildeten die hübschen Familien nach Hochadel und niederem Adel eine bürgerliche Oberschicht, eine Art „Staatspatriziat“. Im Gegensatz zu den meist uradeligen Mitgliedern der in den Ritterschaften korporierten Familien des landsässigen Adels, die von Gutsherrschaften lebten und häufig im Militär dienten, legten die hübschen Familien stets Wert auf eine solide akademische Ausbildung, meist als Juristen, und empfahlen sich dadurch bei Hofe vor allem für Verwaltungspositionen wie Kanzler, Räte, Vögte, Amtmänner usw. Oft stellten sie auch Bürgermeister. Vom Bildungsstand her entsprachen sie damit der Geistlichkeit, in die ihre Abkömmlinge auch nicht selten eintraten oder einheirateten, ebenso wie in den Professorenstand. Sie bildeten damit ein Bildungsbürgertum, aus dem die Monarchie ihre Staatsbeamten rekrutierte.

Manche dieser Familien stiegen schon seit dem Spätmittelalter in derartige Positionen auf und darin empor, erwarben städtischen oder ländlichen Grundbesitz und wurden gelegentlich mit dem Adelsbrief ausgezeichnet (so etwa die Wedemeyer). Da die hübschen Familien in der Hierarchie im Staatsdienst Ämter wie Geheimer Sekretär oder Geheimrat anstrebten, wurde dieser Stand ironisch auch „Sekretokratie“ genannt.

Die hübschen Familien achteten untereinander, ebenso wie der Adel, auf Ebenbürtigkeit und Homogenität, außerdem auf vergleichbare Besitz- und Traditionsverhältnisse. So grenzten sich die Familien gegen andere Bürger wie Handwerker, Apotheker, Ärzte, Advokaten, Notare, Kaufleute oder Fabrikanten ab, obgleich mit deren oberen Rängen durchaus (auch familiäre) Verbindung bestand. Im Wien des 19. Jahrhunderts bezeichnete man eine ähnliche Melange als „Zweite Gesellschaft“. Aus der Epoche des Kurfürstentums Hannover wird allerdings auch vom „unbeschreiblichen Hochmut“ berichtet, mit dem die zumeist uradelige Hofgesellschaft auf die hübschen Familien herabblickte, die aufgrund ihrer Amtsfunktionen im Namen des (zumeist ja in London weilenden) Landesherrn nicht selten mit ihnen in Konflikt kamen.[3]

Bekannte Familien

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Zu den – teilweise nobilitierten – hübschen Familien zählten unter anderem Angehörige der Familien

Gemälde, Gouachen, Kostbarkeiten

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Das Historische Museum Hannover besitzt ein Werk, das den hübschen Familien zugeordnet wird:

  • Joachim Lampe: Aristokratie, Hofadel und Staatspatriziat in Kurhannover. Die Lebenskreise der höheren Beamten an den kurhannoverschen Zentral- und Hofbehörden 1714–1760. In: Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen, Folge 24: Untersuchungen zur Ständegeschichte Niedersachsens, Heft 2, hrsg. von der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1963.
    • Band 1: Darstellung
    • Band 2: Beamtenlisten und Ahnentafeln
  • Henning Rischbieter (Hrsg.): Hannoversches Lesebuch oder: was in Hannover und über Hannover geschrieben, gedruckt und gelesen wurde, Band 1: 1650–1850, 3. Auflage, Hannover: Schlütersche Verlagsgesellschaft, ISBN 3-87706-039-0, S. 64f. und S. 145ff.
  • H. Barmeyer: Hof und Hofgesellschaft in Hannover. In: Hans-Dieter Schmid (Hrsg.): Hannover – am Rande der Stadt, in der Reihe Hannoversche Schriften zur Regional- und Lokalgeschichte, Band 5, Bielefeld: Verlag für Regionalgeschichte, 1992, ISBN 3-927085-44-8, S. 67–89.
  • Friedrich Wilhelm Boldewin Ferdinand von dem Knesebeck: Historisches Taschenbuch des Adels im Königreich Hannover, Hannover 1840, S. 408 f. (Hübsche Familien im Königreich Hannover)
  • Klaus Mlynek: Hübsche Familien. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 310.

Einzelnachweise

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  1. a b Klaus Mlynek: Hübsche Familien. In: Stadtlexikon Hannover, S. 310.
  2. Stichwort „hübsch“ im Grimmschen Wörterbuch.
  3. Wilhelm L. A. von Hassell: Das Kurfürstentum Hannover vom Basler Frieden bis zur preussischen Occupation im Jahre 1806. C. Meyer, 1894, S. 98.
  4. a b c d e f g Walther Lampe: Hannover als kulturelles Zentrum. In: Erich Wunderlich (Red., Hrsg.): Jahrbuch der Geographischen Gesellschaft zu Hannover, Sonderband Hannover. Bild, Entwicklungsgang und Bedeutung der niedersächsischen Hauptstadt. Zum 700jährigen Jubiläum der Stadt Hannover, Teil 1, Hannover: Hahnsche Buchhandlung, 1942, S. 369–416; hier: S. 391; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  5. Hartmut von Hinüber: Schlussbemerkung. In: „… die wahre Intention unsers allergnädigsten Königs“ – Das Profil der hannoverschen Familie v. Hinüber. In: Berichte aus dem Heimatland, hrsg. vom Heimatbund Niedersachsen, 2007.
  6. Dirk Henning Hofer: Karl Konrad Werner Wedemeyer (1870–1934). Ein Juristen- und Gelehrtenleben in drei Reichen. Eine Biographie (= Rechtshistorische Reihe, Bd. 399), zugleich Dissertation 2009 an der Universität Kiel, Frankfurt am Main: Peter Lang, 2010, ISBN 978-3-631-59422-3, S. 29 (online über Google-Bücher).
  7. Bernhard Dörries, Helmut Plath: Traubenpflückende Kinder. In: Alt-Hannover. Die Geschichte einer Stadt in zeitgenössischen Bildern von 1500–1900, vierte, verbesserte Auflage 1977, Hannover: Heinrich Feesche Verlag, ISBN 3-87223-024-7, S. 83 und 138.