Haeckse

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Haeckse [hˈɛksə] wird manchmal als eine Bezeichnung für Hacker genutzt, die sich innerhalb des FLINTA*-Spektrum identifizieren. Der Ausdruck ist ein in der Hacker-Szene häufig verwendetes Kunstwort, das sich vom ursprünglichen Hacker ableitet und auf das deutsche Wort Hexe anspielt.

Im Speziellen stand das Wort Haecksen auch für einen Zusammenschluss queerfeministischer Hacker*innen u. a. aus Teilen des Chaos Computer Clubs (CCC), die sich z. B. gegen CyberStalking engagieren und Hilfe zur digitalen Selbstverteidigung leisten. Heutzutage ist das Wort und auch die Gruppe deutlich diverser und vielfältiger aufgestellt und besteht nicht mehr ausschließlich aus weiblichen Personen oder nur aus Hacker*innen[1].

Entwicklungsgeschichte

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Innerhalb des „purely white male phenomenon“ der „hacking culture“[2] wurden weibliche Hacker allgemein für lange Zeit als Ausnahmeerscheinung wahrgenommen. Für die Tatsache, dass Hacker in der Anfangszeit, das heißt in den 1950er- und 1960er-Jahren sowie bis in die 1980er-Jahre vor allem männlich und weiß waren, lieferte Alison Adam in ihrer Studie Gender, Ethics and Information technology eine zunächst einfache Erklärung: Zugänge zu verfügbaren Rechnern gab es anfangs in den USA nur auf dem Campus und sie konnten nur nachts genutzt werden. Der Zugang war daher für Frauen mit Kindern ebenso erschwert wie für ethnische Minderheiten, die nächtliche Campusbesuche aus Furcht vor rassistischen Übergriffen scheuten.[3] In dieser Zeit veränderte sich das Programmieren von Rechnern auch von einem wenig wertgeschätzten und schlecht entlohnten Frauenberuf zu einer höher angesehenen Männerdomäne.[4]

Michael Nagenborg weist in seiner Studie Hacker – Computer als Werkzeug und Symbol der Macht darauf hin, dass „hacking“ auch in den 1990er-Jahren noch als fast ausschließlich männliches Phänomen galt, und wirft im Umkehrschluss die Frage auf, ob Computer unter anderem auch deswegen als „männliche Sache“ gelten, weil „hacking“ als männliche Aktivität gilt. Im geringen Frauenanteil unter den Hackern sieht er einen Widerspruch zu der egalitär geprägten so genannten „Hackerethik“. Nagenborg untersucht anhand der Analysen von Michel Foucault die allgemeinen „Machtbeziehungen“ und kommt zum Ergebnis, dass die Form der Arbeitsethik und der hohe Anspruch an Fortbildung von Hackern sowie die Betonung des technischen Aspektes von „hacking“ – als Abwehrhaltung gegen die Kriminalisierung – es Frauen nicht leicht mache, sich als Hacker zu identifizieren. Die Pathologisierung der Hacker in der Wissenschaft und die Verbreitung eines entsprechenden Hackerbildes in den Massenmedien würden diesen Effekt verstärken.[3]

Inzwischen bilden weibliche Hacker jedoch einen festen Bestandteil der Szene, was von Nagenborg nach Foucault so gedeutet werden könne, dass „sich ‚Haecksen‘ nicht länger an traditionellen Rollenmustern orientieren und z. B. ‚Frau‘ und ‚Technik‘ nicht als Widerspruch wahrnehmen. Denn nach Foucault ist es eine viel versprechende Form des Widerstandes, sich selbst neu zu definieren.“[3]

Haecksen des Haecksen e.V.

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Als Haecksen bezeichnet sich ein Kollektiv aus FLINTA* Mitgliedern „...für Techniker*innen, Hacker*innen, Maker*innen, Wissenschaftler*innen, Künstler*innen, Aktivist*innen im Umfeld der deutschen Hacker*innenszene und solche, die es werden wollen.“ Seit Sommer 2021 sind die Haecksen offen für alle FLINTA* Personen.[5] Seit Mai 2024 ist der Haecksen e.V. ein gemeinnütziger Verein mit Sitz in Karlsruhe.[6]

Geprägt wurde der Ausdruck 1988 durch Rena Tangens und Barbara Thoens[7] und bezeichnete den von ihnen gegründeten Zusammenschluss weiblicher Mitglieder innerhalb des Chaos Computer Clubs.[8] Einige Haecksen gehören auch immer noch dem CCC an oder stehen diesem nahe, jedoch betrachten sich die Haecksen als eigenständige Gruppe[9].

Die Vision der Haecksen ist es, in einer Welt zu leben, in der queerfeministische Perspektiven in der Technik und Wissenschaft selbstverständlich sind.

Die Haecksen treffen sich jährlich unter anderem auf dem Chaos Communication Congress des CCC und veranstalten eigene Projekte (siehe https://www.haecksen.org/category/projekte/). Ebenso finden regionale Veranstaltungen statt, wie beispielsweise 2003 in Aalen.[10] Da sie sich als virtueller Erfahrungsaustauschkreis (ERFA-Kreis) verstehen, ist ihr wichtigstes Kommunikationsmittel eine Mailingliste.

Kritik an der Verwendung von Haeckse für alle nicht-männlichen Personen

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Wie auch andere Begriffe, die früher als Schimpfwort galten, und heutzutage jedoch oft innerhalb betroffener Minderheiten genutzt werden, um diese positiv neu zu besetzen (z. B. der Begriff queer), wurde auch der Begriff "Hexe" diesem Prozess unterzogen. Dennoch sehen die Haecksen es kritisch, pauschal einfach jede Technik-affine FLINTA*-Person als Haeckse zu bezeichnen:[11]

"Wir suchen uns aus, dass wir Haecksen heißen wollen. Aber nicht jedes weiblich gelesene Wesen der Hacker*innen Community möchte als Haeckse bezeichnet werden (und es gibt mehr als zwei Geschlechter), daher sprechen wir uns explizit dagegen aus, dass pauschale Bezeichnungen wie “Liebe Hacker und Haecksen” genutzt werden."

  • Annette Treibel u. a. (Hrsg.): Gender medienkompetent. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2006, ISBN 978-3-531-14931-8, S. 109, 111–123.
  • Rena Tangens: Androzentrismus im Netz. In: Kursbuch Internet – Anschlüsse an Wirtschaft und Politik. Wissenschaft und Kultur, 1996.
Wiktionary: Haeckse – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Über die Haecksen – Haecksen. Abgerufen am 6. Januar 2025 (deutsch).
  2. Vgl. Alison Adam: Gender, Ethics and Information technology. Palgrave Macmillian, Houndmills/New York 2005, S. 139.
  3. a b c Vgl. Michael Nagenborg: Hacker – Computer als Werkzeug und Symbol der Macht. In: Annette Treibel u. a. (Hrsg.): Gender medienkompetent. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2006, ISBN 978-3-531-14931-8, S. 111–123.
  4. Verena Töpper: Frauen in der IT: Die ersten Programmierer waren weiblich. In: Der Spiegel. 3. August 2012, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 20. August 2023]).
  5. Wir öffnen uns für FINTA. 15. August 2021, abgerufen am 9. März 2024 (deutsch).
  6. Spendenaufruf – helft uns bei unseren Zielen 2024/2025! – Haecksen. Haecksen e.V., 20. Mai 2024, abgerufen am 22. Mai 2024.
  7. Heike Schmidt: "Ein Freiraum im hintersten Winkel des Kellers". die tageszeitung, 30. Dezember 2005, abgerufen am 11. November 2009.
  8. Kristina Debelius: "Netzfrauen: Die Häcksen des Cyberspace". Der Spiegel, 17. Juni 2006, abgerufen am 11. November 2009.
  9. FAQ – Haecksen. Abgerufen am 7. Januar 2025.
  10. Die „Haecksen“ in Aalen. In: Webseite der Stadt Aalen. 16. Juni 2003, archiviert vom Original am 5. März 2010; abgerufen am 14. Februar 2021.
  11. Hexen, Haecksen, Hacker*innen. 28. Dezember 2023, abgerufen am 9. März 2024.