Hajo Meyer

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Hajo G. Meyer)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Hajo Meyer (2011)

Hans Joachim Gustav Meyer (* 12. August 1924 in Bielefeld; † 23. August 2014 in Heiloo) war ein deutsch-niederländischer Physiker und Autor.

Meyer floh 1938 als Jude ohne seine Eltern vor der nationalsozialistischen Verfolgung in die Niederlande. Ab 1943 versuchte er sich dort zu verstecken, wurde aber nach einem Jahr gefangen genommen und neun Monate im KZ Auschwitz inhaftiert.

Er studierte theoretische Physik in den Niederlanden. Bis zur Pensionierung arbeitete er bei Philips. Danach beschäftigte er sich mit dem Musikinstrumentenbau.

In seinen letzten Lebensjahren wurde er politisch aktiv. Er leitete unter anderem die NGO Een Ander Joods Geluid, welche die Nahostfriedensbemühungen zu unterstützen versucht, indem sie die jüdische Gemeinschaft zur Diskussion über die israelische Regierungsmeinung anregen möchte. Er war Mitglied des International Jewish Anti-Zionist Network zur Unterstützung der Rechte der Palästinenser. Meyer befürwortete auch Boycott, Divestment and Sanctions.

Für sein Buch Das Ende des Judentums, in dem er u. a. den Holocaust als eine „Laune der Geschichte“ bezeichnete, über eine zukünftige Absicht der Juden auf die Weltherrschaft spekulierte und die israelische Politik mehrfach mit der der Nationalsozialisten verglich,[1] wurde Meyer von Henryk M. Broder scharf kritisiert. Broder bezichtigte ihn und seinen Verleger Abraham Melzer unter anderem, „den Adolf (zu) machen“, und bezeichnete beide als „Kapazitäten für angewandte Judäophobie“. Der Melzer Verlag erwirkte daraufhin eine einstweilige Verfügung gegen derartige Aussagen und löste damit eine vielbeachtete öffentliche Debatte aus.[2] Nach einer gegen die einstweilige Verfügung gerichteten Klage Broders und einem Teilerfolg vor dem Landgericht Frankfurt, worin Broder untersagt worden war, Melzer und Meyer eine nationalsozialistische und judenfeindliche Gesinnung zu unterstellen,[3] entschied das Oberlandesgericht Frankfurt letztinstanzlich, dass beide oben zitierten Aussagen Broders „nach allem, was in Meyers Buch steht und bei der Lesung in Leipzig gesagt wurde“, von der Meinungsfreiheit gedeckt und daher zulässig seien. Damit hob es die einstweilige Verfügung in Bezug auf die gegen Meyer gerichteten Aussagen in vollem Umfang wieder auf. Insbesondere wurde festgestellt, dass es auch einen von Juden ausgehenden Antisemitismus geben könne.[1]

Hajo Meyer war zusammen mit Rolf Verleger und Ruth Asfour im Beirat des zuletzt bis 2012 im Melzer Verlag erschienenen antizionistischen Zweimonats-Magazins Semit.

Meyer war Mitglied der Partei GroenLinks.

Veröffentlichungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Das Ende des Judentums, Neu-Isenburg 2005, ISBN 3-937389-58-X
  • Das Ende des Judentums in: Georg Meggle (Hrsg.): Deutschland, Israel, Palästina. Streitschriften. Europäische Verlagsanstalt, Hamburg, 2007, S. 191–304, Inhalt, ISBN 978-3-434-50605-8.
  • Tragisches Schicksal. Das deutsche Judentum und die Wirkung historischer Kräfte – Eine Übung in angewandter Geschichtsphilosophie, Frank & Timme, Berlin 2008, ISBN 978-3-86596-174-7
  • Judentum, Zionismus, Antizionismus und Antisemitismus. Versuch einer Begriffsbestimmung, Frank & Timme, Berlin 2009, ISBN 978-3-86596-226-3
  • Die Wiederkehr des Bösen. Texte zu Antisemitismus und Antizionismus, Frank & Timme, Berlin 2011, ISBN 978-3-86596-383-3
  • Briefe eines Flüchtlings 1939–1945. Ein jüdischer Junge im holländischen Exil, Frank & Timme, Berlin 2014, ISBN 978-3-86596-538-7

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b Alex Feuerherdt: Henryk M. Broder. „Den Adolf gemacht“. In: Tagesspiegel. 9. November 2007 (Online).
  2. Süddeutsche Zeitung, 26. Januar 2006
  3. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27. Januar 2006