Flughafen Olsztyn-Mazury

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Flughafen Olsztyn-Mazury
Kenndaten
ICAO-Code EPSY
IATA-Code SZY
Koordinaten 53° 28′ 55″ N, 20° 56′ 16″ OKoordinaten: 53° 28′ 55″ N, 20° 56′ 16″ O
Höhe über MSL 141 m  (463 ft)
Verkehrsanbindung
Entfernung vom Stadtzentrum 10 km von Szczytno,
58 km von Olsztyn
Straße DK57
Bahn Regionalbahn nach Olsztyn und Szczytno
Nahverkehr Bus nach Olsztyn und Szczytno
Basisdaten
Eröffnung Wiedereröffnung am 20. Januar 2016
Betreiber Warmia i Mazury Sp. z o.o.
Fläche 322 ha
Terminals 1
Passagiere 112.667 (2023)
Luftfracht 0t
Flug-
bewegungen
2400(2017)
Kapazität
(PAX pro Jahr)
500 000
Start- und Landebahn
01/19 2500 m × 45 m Beton



i8 i11 i13

Der Flughafen Olsztyn-Mazury (alte Bezeichnung: Flughafen Szczytno-Szymany, polnisch Port Lotniczy Olsztyn-Mazury, IATA-Code: SZY, ICAO-Code: EPSY) ist ein polnischer Regionalflughafen im Dorf Szymany (deutsch Groß Schiemanen), der sich etwa zehn Kilometer vom Stadtzentrum Szczytnos (deutsch Ortelsburg) in der Woiwodschaft Ermland-Masuren im Norden von Polen befindet. Dieser Flughafen ist der einzige in der Woiwodschaft Ermland-Masuren. Ende 2006 bis Ende 2015 war der Flugbetrieb eingestellt. International bekannt wurde der Flughafen, da Polen hier dem US-Geheimdienst CIA erlaubte, ab 2002 Gefangene einzufliegen, die dann für die exterritorialen Folterverhöre auf die Militärbasis von Stare Kiejkuty gebracht wurden. Polen hatte dort Teile der Militärbasis der CIA überlassen; es war das größte Geheimgefängnis (Black Site) außerhalb der USA.[1][2][3]

Das NS-Regime ließ in den 1930er Jahren eine Waldfläche von etwa 100 Hektar roden und eine 1200 m lange und 60 m breite Start- und Landebahn anlegen. Beim Überfall auf Polen wurde der Flugplatz trotz seiner guten Lage nicht genutzt, wahrscheinlich, weil sein Ausbau zu einem Einsatzhafen I. Ordnung noch nicht abgeschlossen war, ebenso nicht in der Anfangsphase des Deutsch-Sowjetischen Krieges. Eine erste Belegung ist erst für das ausgehende Jahr 1941 dokumentiert. In der zweiten Hälfte 1944 erfolgte die Stationierung einiger Nachtjagdverbände.[4] Am 22. Januar 1945 fiel der Flugplatz in die Hände der 2. Weißrussischen Front. Die Rote Armee nutzte ihn bis Sommer 1945 zur Belegung mit verschiedenen Bomben-, Jagd-, und Schlachtfliegerregimentern.[5]

Der Flughafen wurde in den 1950er Jahren als Militärflugplatz ausgebaut.[6]

Nachdem die Luftstreitkräfte keine weitere Verwendung für den Flughafen hatten, wurde er 1996 durch die polnische Agencja Mienia Wojskowego (Agentur für militärische Liegenschaften) an eine private Gesellschaft verpachtet, um ihn als zivilen Flughafen weiterzubetreiben. Ab 1996 diente der Flughafen im Wesentlichen der allgemeinen Luftfahrt und Charterflügen; es gab auch Linienverkehr im Sommer.

Nutzung durch die CIA

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Im Jahr 2005 wurde der Flughafen international bekannt. Nach den Terroranschlägen am 11. September 2001 eröffnete der US-Geheimdienst CIA weltweit Geheimgefängnisse, die Knotenpunkte eines geheimen Programms zur Verschleppung Gefangener waren. Einige Länder erlaubten der CIA, auf ihrem Hoheitsgebiet Geheimgefängnisse, sogenannte Black Sites, zu unterhalten. So soll es unter anderem in Afghanistan gewesen sein, in Thailand, in Rumänien und in Litauen. Als die Black Sites in Thailand geschlossen wurden, erlaubte Polen der CIA, in der Nähe des Flughafens, in Stare Kiejkuty, ein Geheimgefängnis zu betreiben, in dem des islamistischen Terrorismus Verdächtige gefangen gehalten, verhört und gefoltert wurden – was auch polnischem Recht widerspricht.

Der Europarat und mehrere Menschenrechtsorganisationen schalteten sich erst ein, als Anwälte für zwei der von den Amerikanern als Terroristen Verdächtigten (Abd al-Rahim al-Nashiri und Abu Zubaydah) Klagen gegen Polen einreichten. Im Juni 2007 veröffentlichte der Sonderermittler des Europarats, Dick Marty, seinen Untersuchungsbericht zu den geheimen Transporten von CIA-Gefangenen. Laut diesem Bericht gab es im Zeitraum 2002 bis 2005 „mindestens 10 Flüge mit mindestens 4 unterschiedlichen Flugzeugen“, die im Zusammenhang mit CIA-Geheimgefängnissen standen. Als wichtigste Flüge nannte der Untersuchungsbericht:

Flugzeugkennzeichen Abgeflogen in Gelandet in Szymany am
N63MU Dubai 05. Dezember 2002, 14:56 Uhr
N379P Rabat 08. Februar 2003, 02:23 Uhr
N379P Kabul 07. März 2003, 16:00 Uhr
N379P Kabul 25. März 2003, 18:03 Uhr
N379P Kabul 05. Juni 2003, 01:00 Uhr
N379P Kabul 30. Juli 2003, 02:58 Uhr
N313P Kabul 22. September 2003, 21:00 Uhr
N63MU Kabul 28. Juli 2005

In dem Bericht schreibt Marty:

„Uns wurden acht Namen von ‚High Value Detainees‘ bestätigt – jeder Name von mehr als einer Quelle –, die in Polen zwischen 2003 und 2005 festgehalten wurden. Präziser gesagt, unsere Quellen innerhalb der CIA nannten uns Polen als jene ‚Black Site‘, in der Abu Zubaydah und Chalid Scheich Mohammed festgehalten wurden und unter Anwendung von ‚erweiterten Verhörtechniken‘ befragt wurden.“

Marty schreibt auch, es sei „bemerkenswert, dass das wohlbekannte Gefangenentransportflugzeug N379P am 7. März 2003 einen geheimen Flug von Kabul nach Szymany unternommen hat, weniger als eine Woche nach der Festnahme von Khalid Scheich Mohammed“, einem der mutmaßlich Verantwortlichen für die Anschläge vom 11. September 2001. Möglicherweise diente der Flughafen Szymany daher der Überstellung von CIA-Gefangenen in ein Geheimgefängnis auf der nahegelegenen Basis des polnischen Auslandsgeheimdienstes in Stare Kiejkuty (Alt Keykuth).

So sah sich auch die polnische Justiz gezwungen, im August 2008 ein Ermittlungsverfahren einzuleiten.[7]

Die Helsinki-Stiftung für Menschenrechte gab am 21. Februar 2010 auf einer Pressekonferenz in Warschau durch das Vorstandsmitglied Adam Bodnar bekannt, dass im Zeitraum von Februar bis September 2003 sechs Flugbewegungen aus Afghanistan und eine aus Marokko zum Flugplatz Szymany stattgefunden haben. Die Flugzeuge hätten die Kennzeichen N63MU, N379P und N313P gehabt. Diese Angaben hätten sich aus amtlichen Angaben ergeben.[8] Die Bestätigung, dass in Polen CIA-Maschinen gelandet seien, beweist laut Bodnar von der Helsinki-Stiftung aber noch nicht, dass es in Polen geheime CIA-Gefängnisse gab. Alle polnischen Regierungen haben derartige Vorwürfe bisher vehement bestritten.

Der damalige polnischen Geheimdienst-Chef Zbigniew Siemiątkowski stand kurz vor einer Anklage, aber der zuständige Ermittler wurde abgezogen – und das Verfahren ohne Nennung von Gründen nach Krakau übergeben. Als dann im April 2013 die Ermittler in Krakau eine weitere, unbefristete Verlängerung beantragten, reagierte der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte mit der Ankündigung, er werde nun die von Polen eingereichten Prozessunterlagen veröffentlichen.[9] Bis heute behauptet der damalige Präsident Aleksander Kwaśniewski, davon nicht gewusst zu haben, dass die Amerikaner mutmaßliche Terroristen in Polen illegal festhielten oder gar folterten. Dabei soll er es gewesen sein, der die Schließung verlangte. Eine Boeing 737 mit dem vermutlich letzten Gefangenen von Stare Kiejkuty hob am 22. September 2003 in Polen ab.[9]

Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) in Straßburg verurteilte 2014 die Republik Polen zur Zahlung des Schmerzensgeldes in Höhe von 100.000 und 130.000 Euro an zwei Gefängnisinsassen aus dem Black Site in Stare Kiejkuty bei Szczytno.[10][11][12]

Wiederinbetriebnahme

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Terminalgebäude mit Glas, Holz und im Inneren Naturstein

2005 zeigte die irische Fluggesellschaft Ryanair Interesse an regelmäßigen Flügen nach Szymany. Ryanair erwartete jedoch Instandsetzungsarbeiten an der Startbahn und einen Ausbau des Flughafenterminals. Die Kosten für die verlangten Baumaßnahmen wurden auf ca. 1,5 Millionen Złoty geschätzt. Im Oktober 2006 unterzeichneten die Flughafengesellschaft und die Agencja Mienia Wojskowego einen auf zunächst fünf Jahre befristeten Pachtvertrag mit Verlängerungsoption. Danach bemühte sich die Flughafengesellschaft um finanzielle Förderung des Flughafenausbaus. Ende 2006 wurde der Flughafenbetrieb eingestellt. Auf einer durch die Flughafengesellschaft einberufenen Pressekonferenz am 13. Januar 2007 machte der Vorsitzende der Gesellschaft, Jarosław Jurczenko, die Woiwodschaftsverwaltung für den drohenden Konkurs der Flughafengesellschaft verantwortlich und kündigte an, die Staatsanwaltschaft einzuschalten.

Für die Wiederinbetriebnahme des Flugplatzes, vor allem für die Region Olsztyn, wurde die Bahnstrecke Olsztyn–Pisz sowie die seit mehr als zehn Jahren stillgelegte Bahnstrecke in Richtung Flughafen erneuert. Das Flughafenterminal wurde mit einem Gleisanschluss versehen.[13][14] Die Arbeiten des ersten Bauabschnittes wurden 2013 beendet.[15][16] Der Linienverkehr wurde in Olsztyn-Mazury am 21. Januar 2016 neu aufgenommen.

Die Ausbaustufe II, der Bau einer neuen, rund 1,6 km langen Strecke von der PKP-Linie Nr. 35 (Ostrołęka–Szczytno) vom Terminal des Flughafens zum Bahnhof Szymany sowie der Bau eines Stellwerkes mit entsprechender Infrastruktur wurde 2015 abgeschlossen.[17] Der Flughafenbahnhof trägt den Namen Lotnisko Szymany.

Betriebsaufnahme

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Der Linienverkehr wurde in Olsztyn-Mazury am 21. Januar 2016 neu aufgenommen. Die ersten Ziele waren Berlin-Tegel und Krakau, die durch die Fluggesellschaft Sprintair bedient wurden. Am 6. Juni 2016 nahm Sprintair die Verbindung nach Breslau auf. Adria Airways nahm am 17. Juni 2016 die Verbindung nach München dreimal in der Woche auf.[18] Alle diese Verbindungen wurden nach kurzer Bedienzeit wieder eingestellt.

Aktueller Betrieb

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Wizz Air nahm am 18. Juni 2016 die Verbindung nach London-Luton dreimal in der Woche auf.[19] Am 2. Juli 2016 nahm LOT die Verbindung nach Warschau dreimal die Woche auf.[20] Am 1. November 2016 nahm Ryanair als fünfte Fluggesellschaft eine Verbindung nach London-Stansted auf. Am 11. Oktober 2016 gab Wizzair bekannt, dass sie ab dem 20. Mai 2017 zweimal wöchentlich nach Oslo fliegen werde. Ab dem 14. Mai 2018 fliegt Wizzair zweimal wöchentlich nach Dortmund.

Verkehrsanbindung

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Haltepunkt Szymany Lotnisko

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Bahnhof Szymany Lotnisko

Der Flughafen ist mit dem Zug von Olsztyn und Szczytno über die Bahnstrecke Olsztyn–Ełk erreichbar. Die Strecke wird mit einem Schienenbus der Przewozy Regionalne bedient. Der Flughafen ist der sechste in Polen (nach Krakau, Warschau-Chopin, Stettin, Lublin und Danzig), der über eine direkte Bahnverbindung verfügt.

Bus- und Individualverkehr

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Außerdem wird der Flughafen direkt von Buslinien angefahren. Die Reisezeit nach Szczytno beträgt etwa 15 Minuten und nach Olsztyn etwa eine Stunde.

Auf dem Flughafen sind Autovermietungen wie AVIS und Hertz ansässig.

Commons: Flughafen Olsztyn-Mazury – Sammlung von Bildern
  1. „Illegale Akte“: Deutschland weist Vorwürfe zurück. Süddeutsche.de, 8. Juni 2007.
  2. BBC News: Hunt for CIA ‘black site’ in Poland. 28. Dezember 2006.
  3. Library Briefing – Library of the European Parliament, Piotr Bąkowski: Extraordinary rendition of terrorism suspects. 18. Januar 2012, S. 5. Website des Europäischen Parlaments (PDF; 733 kB).
  4. Jürgen Zapf: Flugplätze der Luftwaffe 1934–1945. Lexikon aller Fluplätze von A–Z. VDM, Zweibrücken 2010, ISBN 978-3-86619-054-2, S. 169.
  5. Stefan Büttner: Rote Plätze. Russische Militärflugplätze Deutschland 1945–1994. Fliegerhorste–Aerodorme–Militärbrachen. AeroLit, Berlin 2007, ISBN 978-3-935525-11-4, S. 13.
  6. mazuryairport.pl/en: History of the Airport
  7. Helsinki-Stiftung hat Beweise für CIA-Flüge nach Polen. diepresse.com, 22. Februar 2010.
  8. CIA-Flüge nach Polen offenbar bestätigt. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23. Februar 2010 (kostenpflichtig).
  9. a b CIA-Folter in Polen im Wald des Schreckens. In: Süddeutsche Zeitung. 7. Februar 2013.
  10. Illegales CIA-Gefängnis in Polen. Menschenrechtsgericht sieht Warschau als Mittäter. Spiegel Online, 24. Juli 2014, abgerufen am 23. Mai 2015.
  11. Polen wegen CIA-Gefängnis verurteilt. Wiener Zeitung, 24. Juli 2014, archiviert vom Original am 23. Oktober 2015; abgerufen am 23. Mai 2015.
  12. Polen zahlt Schmerzensgeld wegen Haft in CIA-Gefängnis. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18. Mai 2015, abgerufen am 21. Mai 2015.
  13. Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 48-10, 4. Dezember 2010.
  14. Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 30-11 vom 30. Juli 2011.
  15. Ausbaupläne der PKP-Strecken 35 und 219 (Memento vom 7. Juni 2014 im Internet Archive) (polnisch).
  16. Fliegen soll einfacher werden, Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 02-12, 14. Januar 2012.
  17. Ausbaupläne der PKP-Strecken 35 und 219. Archiviert vom Original am 7. Juni 2014; abgerufen am 3. Juni 2014 (polnisch).
  18. Port Olsztyn-Mazury z nowym przewoźnikiem. 3. April 2016, abgerufen am 20. Februar 2016 (polnisch).
  19. Port Lotniczy Olsztyn-Mazury z nowym połączeniem już od czerwca. 7. April 2016, abgerufen am 20. Februar 2016 (polnisch).
  20. Pasazer.com: LOT poleci do Szyman. In: Pasazer.com. Abgerufen am 15. Juni 2016 (polnisch).