Die Hamburger Stadtmusikanten
Die Hamburger Stadtmusikanten ist der Titel einer Skulptur in Hamburg, bestehend aus einem Hund, einem Affen, einem Kaninchen und einer Ratte, die wie die bekannten Bremer Stadtmusikanten aufeinander stehen. Sie soll als Mahnmal Tierversuche ins Bewusstsein rufen und ihrer Opfer, der Tiere weltweit, gedenken.[1]
Geschichte und Standorte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In der Nacht zum 13. Oktober 2021 gruben Unbekannte in einem Park an der Außenalster in Hamburg-Uhlenhorst (Lage ) ein Loch in den Erdboden und betonierten eine bronzene Tierskulptur ein.[2]
In einem Bekennerschreiben heißt es dazu:
- „Wir, die Geister der getöteten Versuchstiere, haben am 12.10.2021 auf der Picknickwiese Uhlenhorst/Schöne Aussicht ein Mahnmal für die Opfer der Tierversuche aufgestellt. Es sind die Hamburger Stadtmusikanten. Es ist den Mäusen, den Ratten, den Kaninchen, den Zebrafischen, den Hunden, den Katzen, den Schweinen, den Affen und allen Opfern der Tierversuche in Hamburg und weltweit gewidmet.“[3]
Da das Aufstellen eines Mahnmals im öffentlichen Raum ohne Genehmigung nicht erlaubt ist, war die Rechtslage zunächst unklar. Skulpturen dürfen beispielsweise nicht leicht umzustoßen oder scharfkantig sein, damit niemand verletzt werden kann. Nach einer ersten Prüfung entschied das Bezirksamt Hamburg-Nord, die Stadtmusikanten stehen zu lassen, da „keine unmittelbare Gefahr festgestellt werden konnte“.
Vereinzelt hatten sich auch Prominente bald nach Aufstellen der Skulptur unterstützend geäußert, so zum Beispiel Udo Lindenberg, der das „Mahnmal für Versuchstiere“ als „neue Sehenswürdigkeit“ bezeichnete.[4]
Ende Januar 2022 entschied das Bezirksamt, dass die Skulptur bis zum 31. Dezember 2022 an ihrem Standort bleiben dürfe. In der entsprechenden Aussendung äußerte sich der Bezirksamtsleiter u. a. dahingehend, dass die Skulptur professionell angefertigt worden sei. Weiter hieß es, die Anzahl der Besucher und Besucherinnen zeige, „wie wichtig das Thema ist“.[5] Das Amt habe darum entschieden, die Skulptur mit einer Sondernutzungsgenehmigung vorerst stehen zu lassen.[6] Am 21. Dezember 2022 wurde das Kunstwerk abgebaut.[7]
Künftig, so der Beschluss der Bezirksverwaltung Altona vom 23. Februar 2023, werden die Hamburger Stadtmusikanten auf der Neuen Großen Bergstraße in der Nähe des Altonaer Bahnhofs zu sehen sein.[8][9] In der Berichterstattung zur Rettung der Skulptur wurde diese mit Bezug auf ihre Geschichte als „Guerilla-Mahnmal“ bezeichnet.[10]
Am 31. März 2023 bekannte sich via Social Media die Tierrechtsorganisation Soko Tierschutz e. V. zum Aufstellen der Skulptur als „Bote der Geister der Labortiere“ und teilte bezogen auf den neuen Standort mit: „Das Denkmal kommt wieder und bleibt. An diesem Ort wird unser einzigartiges Denkmal von mehr Menschen gesehen werden, als jemals zuvor. Es gibt sogar Sitzgelegenheiten dort und einen schönen Baum. Die Vier werden sogar auf einen Sockel kommen, dass man sie noch besser sieht. Wir danken Hamburg Altona und den Parteien (Bündnis 90/Die Grünen, Die Linke, FDP), die für das einzigartige Denkmal gestimmt haben“, so der Verein.[11]
Am 30. Juni 2023 wurde die Skulptur schlussendlich am neuen Standort aufgestellt und in Beton eingefasst (Lage ).[12]
Hintergrund
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]2019 kam es in Hamburg zur größten Tierschutz-Demonstration der deutschen Geschichte mit 15.000 Teilnehmern.[13][14][15]
Weltweit gibt es zum Thema Tierversuche nur wenige Denkmäler, eines davon in England. Es ist der 1906 von Kritikern der Tierversuche aufgestellte Brown Dog im Battersea Park in London. Er war hart umkämpft, steht dort aber bis heute. Dieses Denkmal war Vorbild für die Skulptur in Hamburg. Laut den Initiatoren der Skulpturaufstellung in Hamburg waren die originalen Bremer Stadtmusikanten auf der Flucht vor Elend und Leibeigenschaft. Die Hamburger Stadtmusikanten seien auf der Flucht vor der Nutzung als Messinstrument im Tierversuch und der Verachtung für Mitlebewesen.[1]
In einer Aussendung der Soko Tierschutz nach Vandalismus an der Skulptur im Februar 2022 wurde der dargestellte Hund als Beagle näher bezeichnet, der Affe als Makake.[16]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Infos. Abgerufen am 27. April 2023.
- ↑ Die Zeit – Tierskulptur an der Alster sorgt für Aufsehen
- ↑ Die Hamburger Stadtmusikanten. Abgerufen am 27. April 2023.
- ↑ Hamburger Abendblatt: Promis Hamburg: Udo Lindenberg unterstützt Denkmal in Hamburg. 10. November 2021, abgerufen am 22. Mai 2023 (deutsch).
- ↑ Hamburger Stadtmusikanten erhalten Sondernutzungsgenehmigung. Abgerufen am 21. Mai 2023.
- ↑ Süddeutsche Zeitung: Tierskulptur an der Alster darf bleiben: Sondergenehmigung. Abgerufen am 27. April 2023.
- ↑ Süddeutsche Zeitung: Skulptur für Versuchstiere an der Alster abgebaut. 22. Dezember 2022, abgerufen am 27. April 2023.
- ↑ "Hamburger Stadtmusikanten" finden neuen Platz in Altona. Abgerufen am 27. April 2023.
- ↑ Grüne Altona: Neues Zuhause für Tieropferdenkmal | Grüne Altona. Abgerufen am 27. April 2023 (deutsch).
- ↑ Markus Lorenz: Neuer Standort für Guerilla-Mahnmal „Hamburger Stadtmusikanten“ | SHZ. 28. Februar 2023, abgerufen am 19. Mai 2023.
- ↑ holub1994: Nachricht der Geister der Labortiere. 3. April 2023, abgerufen am 27. April 2023.
- ↑ Hamburger Morgenpost „Hamburger Stadtmusikanten“: Mahnmal gegen Tierversuche gerettet 30. Juni 2023 von Anna Böcker
- ↑ Marc Hasse: Hamburg: 15.000 Menschen protestieren gegen Tierversuchslabor LPT. 16. November 2019, abgerufen am 27. April 2023 (deutsch).
- ↑ Größte Tierschutz-Demo der deutschen Geschichte. Abgerufen am 27. April 2023 (deutsch).
- ↑ Umstrittene Praxis: Großdemonstration gegen Tierversuchslabor - WELT. Abgerufen am 27. April 2023.
- ↑ Brutaler Angriff auf Mahnmahl / Unbekannte versuchen Hamburger Stadtmusikanten zu zerstören. Abgerufen am 12. Mai 2023.