Deutsches Geschlechterbuch

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Das Deutsche Geschlechterbuch, bis 1910 Genealogisches Handbuch bürgerlicher Familien, ist ein genealogisches Handbuch mit den Stammlisten nichtadeliger Familien.

Das Deutsche Geschlechterbuch ist das Pendant zum Genealogischen Handbuch des Adels und unterscheidet sich von diesem nur durch die betrachtete Bevölkerungsgruppe, hier die nichtadeligen (also bürgerlichen und bäuerlichen) Familien.

Das Ziel des Deutschen Geschlechterbuchs ist es, die Familienforschung durch Veröffentlichung der Stammliste und des Familienwappens zu erleichtern. Viele der verschiedenen Bände sind geordnet nach Herkunftsregionen des ehemaligen Deutschen Reichs – z. B. „Westfälisches“ oder „Schlesisches“ Geschlechterbuch –, so dass eine Recherche hierbei über die Abstammung der Vorfahren aus einer bestimmten Region vorgenommen werden kann.

Die Auswahlkriterien wechselten; im ersten Band hieß es: „Die Redaction wird auch in der Folge streng darauf halten, daß nur gebildete Familien, welche den guten Ständen angehörten, Aufnahme finden.“ Zwischen 1908 und 1943 wurden nur Einträge zu Personen „arischer“ Abstammung aufgenommen.[1] Soweit sich unter den Vorfahren Juden befanden, wurden diese durch andere Drucktype oder zwei hinter den Namen gesetzte Kommata markiert.[2]

Das „Hamburgische Geschlechterbuch“ mit seinen siebzehn Bänden (2007) als Teil des Deutschen Geschlechterbuchs ist ein in sich geschlossenes genealogisches Werk, wie es zu keiner anderen Stadt vorliegt. Es soll in erster Linie Familien der Oberschicht der Stadtrepublik (sogenannte Hanseaten) abbilden.[3]

Publikationsgeschichte

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Das Werk erschien seit 1889 zunächst unter dem Titel Genealogisches Handbuch bürgerlicher Familien, ab 1911 unter dem Titel Deutsches Geschlechterbuch. Die Bände erschienen erst im Verlag F. Mahler in Charlottenburg, 1894–1904 im Verlag W. T. Bruer in Berlin und seit 1906 im Verlag C. A. Starke. Letzterer hatte seinen Sitz bis 1945 in Görlitz, dann in Glücksburg (Ostsee) und später in Limburg an der Lahn.

Die Herausgeber stammten zunächst aus dem Umkreis des heraldischen Vereins Herold: Adolf Hildebrandt steuerte die Wappenzeichnungen bei, als Herausgebergremium fungierte laut Titelei bis 1897 ein Redaktions-Komitee des Vereins „Herold“; die Leitung lag bei Gustav Seyler. Von 1898 bis 1943 war Genealoge Bernhard Koerner der alleinige Herausgeber. Er versah die Bände mit in zunehmendem Maße völkisch und antisemitisch geprägten Vorworten, in denen er die Vorstellung einer angeblich ursprünglichen germanischen Rasse vertrat. Seit 1911 markierte er jüdische Personen, die im Deutschen Geschlechterbuch erwähnt wurden.[4][5] Das kommerziell erfolgreiche Werke gilt als Wegbereiter für die Akzeptanz der nationalsozialistischen Rassenpolitik.[6]

Bis 1943 erschienen 119 Bände, in denen mehr als 4.000 Familien verzeichnet sind.[7]

Zahlreiche Einzelbände sind nach Exemplaren in öffentlichen Bibliotheken retrodigitalisiert und frei im Netz verfügbar. Der Verlag hat 2007 die vergriffenen ersten 119 Bände digitalisiert und auf 16 CD-ROMs vertrieben:

Genealogisches Handbuch bürgerlicher Familien (1889–1910) / Deutsches Geschlechterbuch (1911–1943)
Bände 1

10
11

18
19

24
25

32
33

40
41

48
49

56
57

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65

72
73

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81

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95

100
101

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107

112
113

119
CD 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16

Die nach dem Krieg erschienenen Bände sind auf DVD verfügbar:

Deutsches Geschlechterbuch (seit 1955)
Bände 120

125
126

131
132

137
138

143
144

149
150

155
155

161
162

167
168

173
174

179
180

185
186

191
192

197
198

203
204

209
210

215
216

221
DVD 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33
  • Deutsches Geschlechterbuch – CD-ROM. Genealogisches Handbuch bürgerlicher Familien. Gesamtverzeichnis der Bände 1–216. Verlag C. A. Starke, Limburg a. d. Lahn 2003, ISBN 3-7980-0380-7.
  • Joist Grolle: Deutsches Geschlechterbuch. Ahnenkult und Rassenwahn. In: Peter Freimark, Alice Jankowski, Ina Susanne Lorenz (Hrsg.): Juden in Deutschland. Emanzipation, Integration, Verfolgung und Vernichtung. H. Christians Verlag, Hamburg 1991, ISBN 3-7672-1128-9, S. 207–228.

Einzelnachweise

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  1. Joist Grolle: Deutsches Geschlechterbuch. Ahnenkult und Rassenwahn. In: Peter Freimark, Alice Jankowski, Ina S. Lorenz (Hrsg.): Juden in Deutschland. Emanzipation, Integration, Verfolgung und Vernichtung. Christians, Hamburg 1991, ISBN 3-7672-1128-9, S. 207–228, 215–216.
  2. Joist Grolle: Deutsches Geschlechterbuch. Ahnenkult und Rassenwahn. In: Peter Freimark, Alice Jankowski, Ina S. Lorenz (Hrsg.): Juden in Deutschland. Emanzipation, Integration, Verfolgung und Vernichtung. Christians, Hamburg 1991, ISBN 3-7672-1128-9, S. 207–228, 215–216.
  3. Hildegard von Marchthaler: Die Bedeutung des Hamburger Geschlechterbuchs für Hamburgs Bevölkerungskunde und Geschichte. In: Hamburgisches Geschlechterbuch. Bd. 9, Limburg an der Lahn 1961, S. XXIII.
  4. Alexandra Gerstner: Koerner, Bernhard. In: Wolfgang Benz, Werner Bergmann, Brigitte Mihok (Hrsg.): Handbuch des Antisemitismus. Bd. 2: Personen. Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart. De Gruyter, Berlin 2009, ISBN 978-3-598-44159-2, S. 433–434.
  5. Joist Grolle: Deutsches Geschlechterbuch. Ahnenkult und Rassenwahn. In: Peter Freimark, Alice Jankowski, Ina Susanne Lorenz (Hrsg.): Juden in Deutschland. Emanzipation, Integration, Verfolgung und Vernichtung. H. Christians Verlag, Hamburg 1991, ISBN 3-7672-1128-9, S. 207–228, 216-217.
  6. Michael Hecht: Genealogie zwischen Grundwissenschaft, populärer Praxis und Forschungsgegenstand: Interdisziplinäre Perspektiven. In: Étienne Doublier, Dominik Trump, Daniela Schulz (Hrsg.): Die Historischen Grundwissenschaften heute: Tradition – Methodische Vielfalt – Neuorientierung. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2020, ISBN 978-3-412-52065-6, S. 73–93, 86: „Die Symbiose genealogischer und völkischer Vorstellungswelten dürfte mit dafür verantwortlich sein, dass die im Nationalsozialismus hieraus abgeleiteten politischen Folgen auf große Akzeptanz stießen.“
  7. Bernhard Koerner: Genealogisches Handbuch bürgerlicher Familien Bd. 1. C.A. Starke, Görlitz 1889, IV (archive.org [abgerufen am 21. Mai 2022]).