Hanomag 2/10 PS

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Hanomag
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Hanomag 2/10 PS (1925)
2/10 PS
Produktionszeitraum: 1924–1928
Klasse: Kleinwagen
Karosserieversionen: Roadster, Limousine, Cabriolet, Landaulet
Motoren: Ottomotor:
0,5 Liter (10 PS)
Länge: 2780 mm
Breite: 1180 mm
Höhe: 1600 mm
Radstand: 1920 mm
Leergewicht: 370–430 kg

Nachfolgemodell Hanomag 3/16 PS
Hanomag 2/10 PS – Cabriolet „Kommissbrot“ (1927)
Hanomag 2/10 PS Korbrennwagen (Nachbau)
1925 Hanomag 2/10 PS Cabriolet Serie I mit integrierten Kotflügeln. Chassis No 3330
1927 Kommissbrot Cabriolet Serie II mit geschraubten Kotflügeln. Chassis No 10067
Derselbe 1927er Hanomag mit geschlossenem Klappverdeck
Antrieb des Kommissbrots

Der Hanomag 2/10 PS war ein Kleinwagen des deutschen Herstellers Hanomag aus Hannover.

Der von Karl Pollich, Fidelis Böhler und Hellmuth Butenuth entwickelte 2/10 PS wurde ab 1924 gefertigt und wegen der großen Nachfrage ab 1925 am Fließband montiert.[1] Damit war er der zweite deutsche Kleinwagen, der in Fließbandfertigung gebaut und komplett in Deutschland entwickelt wurde.[2] Zuvor kam bereits 1924 der Opel Laubfrosch vom Fließband. Der revolutionäre, aber auch vielfach belächelte 2/10 PS hatte wegen seiner Form den Spitznamen „Kommissbrot“. Sein quer vor der Hinterachse eingebauter Einzylinder-Viertaktmotor mit 502 cm³ Hubraum (nach Steuerformel: 499 cm³) und 10 PS (7,35 kW) trieb über ein Dreiganggetriebe mit Kulissenschaltung und eine Kette die Hinterachse mit starrem Durchtrieb bzw. ohne Differenzial an. Durch diese Art der Hinterachse war nur eine Bremstrommel notwendig, wobei die Fußbremse als Innenbackenbremse wirkte, die Handbremse als Bandbremse außen. Die Schwingungen des Motors führten im Leerlauf zu einer unangenehm hüpfenden Bewegung. Die Vorderräder waren an zwei übereinander liegenden Querblattfedern aufgehängt, die hintere Starrachse hing an Längslenkern mit Schraubenfedern. Zur Stoßdämpfung rieben die Achsträger mit einem Reibbelag an hinten am Rahmen befestigten Achsführungen.[3]

Mit einem Kraftstoffverbrauch von 4,0 Litern auf 100 Kilometer war er das sparsamste Großserienauto, das in der Zwischenkriegszeit produziert wurde. Das lag daran, dass er in dieser Zeit das einzige Großserienauto mit kleinem Einzylindermotor war.[4]

Der zweisitzige Wagen wog nur 370 kg und erreichte eine Spitzengeschwindigkeit von 60 km/h, die Rennausführung 90 km/h. Er hatte nur einen Scheinwerfer (erst ab 1931 schrieb eine Gesetzesänderung in Deutschland zwei Scheinwerfer vor). Die sonst üblichen Kotflügel und Trittbretter fehlten, um Platz für die Insassen zu gewinnen, wodurch der Hanomag 2/10 PS zum ersten bekannten Automobil der Welt mit Pontonform wurde. Um hohe Karosseriesteifheit zu erreichen, hatte das rechtsgelenkte Kommissbrot nur auf der linken Seite eine Tür. Der als Limousine, Cabriolet und Landaulet lieferbare Wagen kostete je nach Ausführung knapp unter 2000 bis 2500 Reichsmark. Bis 1928 wurden 15.775 Stück produziert. Obgleich das Fahrzeug von der Konzeption her eine gebrauchsfähige Lösung des Kleinwagenproblems darstellte, erzielten die teureren „richtigen“ kleinen Autos wie der Dixi 3/15 oder der Opel Laubfrosch größere Verkaufserfolge.

Redewendung: Ein Kilo Blech, ein Kilo Lack – und fertig ist der Hanomag!

Technische Daten

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Typ 2/10 PS
Bauzeitraum 1925–1928
Aufbauten R2, L2, Cb2, Ld2
Motor 1 Zylinder stehend 4-Takt (im Heck)
Ventile hängend (ohv)
Bohrung × Hub 80 mm × 100 mm
Hubraum 502 cm³
Leistung 10 PS (7,4 kW) bei 2500/min
Verdichtung 6 : 1
Verbrauch 4 l/100 km
Getriebe 3-Gang und Rückwärtsgang
Höchstgeschwindigkeit 60 km/h
Leergewicht 370–430 kg
Zulässiges Gesamtgewicht 570–630 kg
Elektrik 6 Volt
Länge 2780 mm
Breite 1180 mm
Höhe 1600 mm
Radstand 1920 mm
Spur vorne/hinten 1040 mm/910 mm
Wendekreis
Reifengröße 27" × 3,5" ND

Drei Hanomag 2/10 PS nahmen am 19. Juni 1927 in der Klasse bis 750 cm³ am Eröffnungsrennen des Nürburgrings teil. Der Fahrer Hellmuth Butenuth bewältigte die 12 Runden bzw. 340,8 km auf der Gesamtstrecke in 5:36:19,4 Stunden, was einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 60,8 km/h entsprach. Die beiden anderen Hanomag fielen aus. Die Wagen waren Rennausführungen mit freistehenden Rädern und ohne die typische Karosserie; sie hatten lediglich eine Bugverkleidung.[5][6]

In dem deutschen Film Der grüne Bogenschütze nach dem gleichnamigen Roman fährt der Reporter Spike Holland, gespielt von Eddi Arent, einen weißen Hanomag 2/10 PS Cabrio.

Der Hanomag 2/10 PS kann z. B. in Einbeck im PS.Speicher besichtigt werden.[7] Auch in den Räumlichkeiten der Siegfried-Grösche-Stiftung in Alfeld, die den kleinen Hanomag im Logo trägt, ist dies möglich. Das dortige „Kommißbrot“ war seit 1930 im Besitz der Familie Grösche und ging 2001 in die Stiftung über. Im Spätsommer 2016 kehrte es nach längerer Standzeit auf die Straßen in und um Alfeld zurück.[8]

  • Dieter Tasch: Automobilgeschichte „Made in Hannover“. Das Kommissbrot von Hanomag, Katalog zur Ausstellung im Jahr 1990 unter dem Titel 750 Jahre Verkehr in & um Hannover, hrsg. vom Förderverein zur Errichtung des Museums der Industrie und Arbeit e. V. in Kooperation mit der Norddeutschen Landesbank, Girozentrale, Hannover: Norddeutsche Landesbank, 1995
  • Werner Oswald: Deutsche Autos 1920–1945. 10. Auflage, Motorbuch Verlag, Stuttgart 1996, ISBN 3-87943-519-7.
  • Das Hanomag-Kommißbrot in seiner Zeit, in ders. Horst-Dieter Görg, Torsten Hamacher (Hrsg.), unter Mitwirkung von Ernst Bergner et al.: Hanomag-Personenwagen. Von Hannover in die Welt. Der Automobilbau des hannoverschen Traditionsunternehmens, 1924–51. Von originellen Anfängen bis zu ingenieurtechnischen Höchstleistungen, 1. Auflage, Soltau: Mundschenk, 1999, ISBN 3-933802-02-4, S. 14–51
  • Horst-Dieter Görg: 80 Jahre Hanomag Kommißbrot. Deutschlands erster Volks-Wagen. Geschichten und Dokumente zum „Kleinen Hanomag“ seit 1924, Soltau: Mundschenk, 2005, ISBN 3-933802-13-X
  • Waldemar R. Röhrbein: Hanomag – Kommißbrot In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 268.
  • Horst-Dieter Görg, Dieter Tasch: Kommißbrot für alle Fälle. Die Geschichte des hannoverschen Kleinwagens der Hanomag, in dies. (Hrsg.): Es begann in Hannover... Kekse – Kommißbrote – Rechenmaschinen. Über Persönlichkeiten, Traditionsunternehmen und Meilensteine der Technik-Geschichte, mit Beiträgen von Torsten Hamacher …, in Kooperation mit dem Technik-Forum Hannover e. V., 1. Auflage, Hannover: Leuenhagen & Paris, 2011, ISBN 978-3-923976-84-3, S. 56–63
Commons: Hanomag Kommissbrot – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Carry Anne Greiner: Eine Legende aus Linden: Vor 100 Jahren ging das Kommissbrot bei der Hanomag in Produktion in Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 15. Januar 2024
  2. Das Brot der frühen Jahre in Autobild vom 6. Mai 2010
  3. Gebauer/Buck: Die Fahrgestelle der Personenwagen. Stuttgart 1956.
  4. „80 Jahre Hanomag Kommißbrot: Deutschlands erster Volks-Wagen“ (Horst-Dieter Görg, 2005, ISBN 3-933802-13-X)
  5. Michael Behrndt, Jörg-Thomas Födisch, Matthias Behrndt: ADAC Eifelrennen. Heel Verlag, Königswinter 2009, ISBN 978-3-86852-070-5, S. 17, 244.
  6. „Pro Steilstrecke“
  7. PS.Speicher – klasse Oldtimer in Einbeck. - Edle-Oldtimer.de. Abgerufen am 7. September 2017.
  8. Impressum der Oldtimer Stiftung. Abgerufen am 28. September 2018.