Johannes Palitzsch

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Johannes Palitzsch

Friedrich Johannes (Hans) Palitzsch (* 26. März 1878 in Chemnitz; † 31. Mai 1972 in Köln[1]) war ein deutscher Polizeipräsident und zuletzt Präsident des sächsischen Landeskriminalamtes.

Leben und Wirken

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Er war der Sohn des Geheimen Baurates Carl Friedrich Hermann Palitzsch. Hans Palitzsch besuchte das Gymnasium in Dresden-Neustadt, wo er das Zeugnis der Reife erlangte. Ab Ostern 1897[2] studierte an der Universität Leipzig Rechtswissenschaften und war anschließend im Justizdienst tätig. Palitzsch absolvierte seinen Militärdienst beim königlich-sächsischen Feldartillerie-Regiment Nr. 32, wo er am 11. Juni 1913 zum Oberleutnant im Beurlaubtenstand avancierte.[3] Der Gerichtsassessor Palitzsch wurde am 1. Dezember 1912 zum Staatsanwalt beim Landgericht Plauen ernannt.[4] Ab dem 1. Juli 1914 wurde der Staatsanwalt Palitzsch in das Dresdner Polizeipräsidium berufen[5], dessen Kriminalabteilung er 1918 als Oberregierungsrat übernahm. Im Ersten Weltkrieg diente Palitzsch als Hauptmann und Batterieführer und war zusätzlich als einer von wenigen Reserveoffizieren als Abschnittsführer im stellvertretenden Großen Generalstab. 1920 trat er sich für eine höhere Besoldung der Kriminalbeamten ein.[6]

Am 1. Oktober 1922 wurde er Leiter des Landeskriminalamts und wurde international ausgezeichnet.[7] Palitzsch war maßgeblich an der Gründung der Internationalen Kriminalpolizeilichen Kommission (IKK, auch IKPK, heute Interpol) und der Deutschen Kriminalpolizeilichen Kommission (DKK) beteiligt.[8] In der IKK gehörte er von 1926 bis 1933 dem Verwaltungsausschuss an.[9]

Nach vorübergehender Auflösung des Landeskriminalamtes in Dresden wurde der promovierte Palitzsch im September 1931 anstelle des in den Ruhestand tretenden Präsidenten Otto Kühn Polizeipräsident der Landeshauptstadt Dresden. Am 1. Oktober 1931 trat er das Amt an.[10] Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde er für rund zwei Wochen mit der Leitung des Polizeipräsidiums Leipzig beauftragt, nachdem der vorherige Polizeipräsident Heinrich Fleißner aufgrund seiner politischen Aktivitäten bis auf weiteres beurlaubt wurde.[11][12] Im März 1933 wurde er Präsident der Kriminalpolizei und Abteilungsleiter im Sächsischen Ministerium des Innern. Zum 1. Mai 1933 trat er in die NSDAP ein.[13] Nach der Wiedererrichtung des Landeskriminalamts wurde er erneut dessen Präsident.[14] In dieser Eigenschaft unterstand ihm auch die sogenannte Schutzhaftzentrale. In dieser Funktion besichtigte er am 8. Mai 1933 zusammen mit dem Amtshauptmann Hans Sievert, dem Bautzner Oberbürgermeister Walther Förster und weiteren Personen das im April 1933 eingerichtete frühe Konzentrationslager „Kupferhammer“ in Bautzen.[15]

1937 wurde Palitzsch von der Regierung Finnlands mit dem Kommandeurskreuz des Ordens der Weißen Rose ausgezeichnet.[16] Am 31. März 1938 trat er in den Ruhestand.[17]

Im Jahr 1949 flüchtete Palitzsch nach mehrfacher Verhaftung von Dresden nach Köln.[18] Dort starb er am 31. Mai 1972. Seine Urne wurde auf dem Urnenhain Tolkewitz in Dresden neben seinem Bruder Friedrich Palitzsch bestattet.[19][20]

Veröffentlichung

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  • Die Bekämpfung des internationalen Verbrechertums. Otto Meissners Verlag, Hamburg 1926.
  • Kalender für den Sächsischen Staatsbeamten auf das Jahr 1932. Dresden 1932, S. 4 (Kurzbiografie als Digitalisat der SLUB).

Einzelnachweise

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  1. Karsten Schlinzig, Thomas Schade (Hrsg.): Pflicht und Hingabe. 150 Jahre Polizeidirektion Dresden. Sozialwerk der Polizei Sachsen, Dresden 2003, S. 504. Nach anderen Angaben starb Palitzsch bereits am 9. Juni 1951, siehe dazu: Michael Möckel, Claudia Pawlowitsch: Beobachtungen und Skizzen zur institutionalisierten Verfolgung im NS – eine lokalhistorische Quelle aus Dresden. In: Kathrin Krahl und Antje Meichsner (Hrsg.): Viele Kämpfe und vielleicht einige Siege. Texte über Antiromaismus und historische Lokalrecherchen zu und von Roma, Romnja, Sinti und Sintezze in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Tschechien. Weiterdenken - Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen, Dresden 2016, ISBN 978-3-946541-08-0, S. 62–71, hier S. 62 (Fn. 6). (Online; PDF).
  2. SLUB Dresden: Kalender für den sächsischen Staatsbeamten. Abgerufen am 26. Oktober 2024 (deutsch).
  3. SLUB Dresden: Rangliste der Königlich-Sächsischen Armee. Abgerufen am 27. Oktober 2024 (deutsch).
  4. SLUB Dresden: 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 27.10.1912. Abgerufen am 24. Oktober 2024 (deutsch).
  5. SLUB Dresden: Sächsische Volkszeitung : 26.05.1914. Abgerufen am 24. Oktober 2024 (deutsch).
  6. SLUB Dresden: Dresdner neueste Nachrichten : 25.04.1920. Abgerufen am 24. Oktober 2024 (deutsch).
  7. SLUB Dresden: Sächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse : 15.09.1931. Abgerufen am 24. Oktober 2024 (deutsch).
  8. Manfred Teufel: Die „Deutsche Kriminalpolizeiliche Kommission“ – DKK. In: Kriminalistik, Heft 6/2000, S. 387–389, hier S. 387.
  9. Jens Jäger: Verfolgung durch Verwaltung. Internationales Verbrechen und internationale Polizeikooperation 1880-1933. UVK, Konstanz 2006, ISBN 3-89669-568-1, S. 398 f.
  10. SLUB Dresden: Kalender für den sächsischen Staatsbeamten. Abgerufen am 26. Oktober 2024 (deutsch).
  11. SLUB Dresden: Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 03.03.1933. Abgerufen am 24. Oktober 2024 (deutsch).
  12. Andreas Wagner: „Machtergreifung“ in Sachsen. NSDAP und staatliche Verwaltung 1930–1935. Böhlau Verlag, Köln 2004, ISBN 978-3-412-14404-3, S. 131 (Fn. 66).
  13. Laut Entnazifizierungsakte in der DDB, abgerufen am 25. Oktober 2024.
  14. Adreßbuch für Dresden und Vororte 1934, Teil I, S. 15.
  15. Carina Baganz: Bautzen. In: Wolfgang Benz, Barbara Distel (Hrsg.): Der Ort des Terrors. Frühe Lager, Dachau, Emslandlager. C. H. Beck, München 2005, ISBN 3-406-52962-3, S. 30–32, hier S. 31.
  16. SLUB Dresden: Sächsische Elbzeitung : 08.05.1937. Abgerufen am 24. Oktober 2024 (deutsch).
  17. Michael Möckel, Claudia Pawlowitsch: Beobachtungen und Skizzen zur institutionalisierten Verfolgung im NS – eine lokalhistorische Quelle aus Dresden. In: Kathrin Krahl und Antje Meichsner (Hrsg.): Viele Kämpfe und vielleicht einige Siege. Texte über Antiromaismus und historische Lokalrecherchen zu und von Roma, Romnja, Sinti und Sintezze in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Tschechien. Weiterdenken - Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen, Dresden 2016, ISBN 978-3-946541-08-0, S. 62–71, hier S. 62 (Fn. 6).
  18. Karsten Schlinzig, Thomas Schade (Hrsg.): Pflicht und Hingabe. 150 Jahre Polizeidirektion Dresden. Sozialwerk der Polizei Sachsen, Dresden 2003, S. 504.
  19. Eintrag von Johannes Palitzsch bei "Find a grave"
  20. Heike Richter: Palitzsch, Friedrich Martin. In: Jens Börner et al.: 100 Jahre Krematorium und Urnenhain Dresden-Tolkewitz. Sax Verlag, Beucha/Markkleeberg 2011, S. 195 f.