Bahnstadt

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Heidelberger Bahnstadt)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Wappen von Heidelberg
Wappen von Heidelberg
Bahnstadt
Stadtteil von Heidelberg
Lage des Stadtteils Bahnstadt in Heidelberg
Lage des Stadtteils Bahnstadt in Heidelberg
Koordinaten 49° 24′ 8″ N, 8° 39′ 58″ OKoordinaten: 49° 24′ 8″ N, 8° 39′ 58″ O
Fläche 1,09 km²
Einwohner 5658 (31. Dez. 2021)
Bevölkerungsdichte 5191 Einwohner/km²
Stadtteilnummer 015
Gliederung
Stadtbezirke
  • Bahnstadt-Ost (015 1)
  • Bahnstadt-West (015 2)
Quelle: Stadt Heidelberg (PDF; 88 kB)
Luftbild des Stadtteils Bahnstadt in Heidelberg (Juli 2020)
Der Lange Anger in der Bahnstadt (2014)
Die Promenade als Begrenzung zu den Pfaffengrunder Feldern (2014)
Zollhofgarten fertiggestellt 2017
„Skylabs“ im Bau (2012)

Die Bahnstadt ist ein neuer Stadtteil von Heidelberg auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs. Ein Großteil der geplanten 7.000 Arbeitsplätze und 5.500 Wohnungen ist erschlossen (Stand: 2024). Nach seiner Fertigstellung soll der Stadtteil die größte Passivhaussiedlung der Welt sein.[1][2] Es handelt sich bei dem Areal vorwiegend um eine Bahnbrache aus Rangier- und Güterbahnhofsflächen, die von der Deutschen Bahn aufgegeben worden war. Zwei technische Baudenkmäler, der Wasserturm am Czernyring sowie ein Bahnbetriebswerk mit Wasserturm, bleiben am Rande der Bahnstadt erhalten.

Lage, geplante Größe

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Areal der Bahnstadt beträgt 108,6 Hektar und erstreckt sich südwestlich des Hauptbahnhofes. Der 2011 neu geschaffene offizielle Stadtteil wurde aus Gebietsteilen der Stadtteile Weststadt, Pfaffengrund und Wieblingen gebildet und grenzt außerdem noch an die Stadtteile Bergheim und Kirchheim.

Der Stadtteil Bahnstadt wird – nach aktueller Konzeption – zwischen 5.000 und 6.000 Einwohner beherbergen können, daneben sollen etwa 7.000 neue Arbeitsplätze durch Ansiedlung von Gewerbe- und Dienstleistungsbetrieben geschaffen werden. Mit der Bebauung der Bahnstadt soll dem enormen Bedarf an Wohnflächen einheimischer und zugezogener Bürger nachgekommen werden, der ein Hauptproblem der kommunalen Politik Heidelbergs ist.[3]

Der Einzug der ersten Bewohner der Bahnstadt war ursprünglich für den Jahreswechsel 2006/2007 geplant. Wegen grundsätzlicher Differenzen zwischen der Stadt und dem größten Grundstückseigentümer – dem Bahn-Immobilienunternehmen Aurelis – verzögerte sich das Projekt zunächst. Im Januar 2008 erwarb die Entwicklungsgesellschaft Heidelberg (EGH) rund 60 Hektar der ehemaligen Bahnflächen. Die Planung sieht darauf 15 Hektar Wohngebiet, 15 Hektar Gewerbegebiet, sechs Hektar Mischgebiet sowie 14 Hektar Grün- und Freiflächen vor.[4] Weitere 20 Hektar erwarb die Stadt Heidelberg. Insgesamt 40 Hektar sind noch in privatem Besitz oder werden von den amerikanischen Streitkräften genutzt.

Im Mai 2010 erfolgte der erste Spatenstich für das Wissenschaftsareal Campus II, das mit 60 Millionen US-Dollar von der Max-Jarecki-Stiftung gefördert wird.[5] Im Sommer 2012 zogen die ersten Bewohner in die Bahnstadt.[6]

Der Heidelberger Gemeinderat bestätigte 2011 die Bahnstadt als 15. Heidelberger Stadtteil. Einige Abschnitte im Osten verblieben auf Wunsch der dortigen Bewohner und Gewerbetreibenden jedoch bei der Weststadt und bei Kirchheim.[7][8] Im Juli 2014 wurde der erste Bauabschnitt der Bahnstadt eingeweiht. Zurzeit (Januar 2019) laufen die Bauarbeiten der dritten Bauphase.

Ein städtebaulicher Wettbewerb wurde durchgeführt und nach den dabei entwickelten Ideen durch den Gemeinderat eine Konzeption verabschiedet. Im Juli 2008 wurde ein Architektenwettbewerb zur Bebauung der ersten Baufelder ausgeschrieben.

Ein zweiter städtebaulicher Wettbewerb wurde im Februar 2009 ausgeschrieben, die Sieger wurden im Mai 2009 ermittelt und bekannt gegeben. Dieser Wettbewerb bezog sich auf das „Campus II“ benannte Areal, in dem unter anderem die Ansiedelung von Wissenschafts- und Forschungszentren projektiert ist.

Im Dezember 2010 beschloss der Heidelberger Gemeinderat die Benennung der neu angelegten Straßen und Plätze in der Bahnstadt. Im Bereich des Campus tragen die Straßen den Namen von Wissenschaftlern und Nobelpreisträgern, die in der Stadt tätig waren. Im Wohngebiet wird hauptsächlich auf Heidelberger Partnerstädte Bezug genommen.[9]

Erschließung durch den öffentlichen Nahverkehr

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Bahnstadt wird durch die Linien 22 und 26 der Straßenbahn Heidelberg bedient. Beide verbinden die Bahnstadt mit dem Heidelberger Hauptbahnhof (Südausgang) und der Innenstadt (Bismarckplatz).

Bildungs- und Forschungseinrichtungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Grundschule Bahnstadt im B3, Gadamerplatz (Eröffnung 2017)
  • Skylabs

Parks und Spielplätze

Name Typ Größe Spielgeräte
Pfaffengrunder Terrasse Spielplatz Groß Nestschaukel, Broccia, Springbrunnen, Disk Golf, Slackline, Verrücktes Schiff, Tischtennis, Lange Tafel, Trampoline, Grafitiwände
Gadamerplatz Spielplatz Klein Klettergerüste, Hüpfkästchen
Spielplatz Feuerwehr Spielplatz Mittel Großes Feuerwehrauto
Spielplatz Eisenbahn Spielplatz Mittel Großer ICE
Spielplatz Bauernhof Spielplatz Mitte Großer Bauernhof

Regelmäßige Veranstaltungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Der Bahnstadtlauf wird jedes Jahr im Juli ausgetragen.[10]
  • Das Sommerfest der Bahnstadt findet zeitgleich zum Bahnstadtlauf statt.

Öffentliche Kritik

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der neue Stadtteil wird in der Öffentlichkeit durchaus kritisch gesehen. Kritik gibt es etwa am „kahlen“ Baustil, der Flächenversiegelung und fehlenden Bäumen. Ein Forschungsprojekt fand zudem heraus, dass es im Sommer im gesamten Stadtgebiet in der Bahnstadt am wärmsten wird. Nicht nur in den Straßen staut sich die Hitze im Sommer, auch Anwohner und Geschäftsleute berichten von Hitze in den Innenräumen der Passivhäuser und nachträglich installierten Klimaanlagen.[11][12]

Als weiteren Kritikpunkt werden die teils hohen Mietpreise diskutiert, so dass die Bahnstadt bereits als „Stadtteil der Besserverdienenden“ bezeichnet wurde.[13]

In der Bahnstadt wurden Korkeichen angepflanzt. Diese kommen üblicherweise im westlichen Mittelmeerraum vor, können nun aber durch die Auswirkungen der aktuellen globalen Erwärmung auch in nördlicheren Regionen gedeihen.[14]

Commons: Bahnstadt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. heidelberg-bahnstadt.de: Energiekonzept (Memento vom 24. Januar 2012 im Internet Archive)
  2. Größte Passivhaussiedlung der Welt entsteht in Deutschland. In: Wirtschaftswoche, 12. September 2016. Abgerufen am 12. September 2016.
  3. Bahnstadt. Abgerufen am 19. August 2024.
  4. Stadt Heidelberg: Pressemitteilung vom 7. April 2008. Ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 13. September 2021.@1@2Vorlage:Toter Link/www.heidelberg.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  5. heidelberg-bahnstadt.de: „SkyLabs ist beispielhaft für die dynamische Entwicklung in der Bahnstadt“ (Memento vom 20. September 2012 im Internet Archive)
  6. Bahnstadt Heidelberg: Chronik und Geschichte. Abgerufen am 13. September 2021.
  7. Stadt Heidelberg: Stadtteilgrenzen der Stadt Heidelberg. (PDF) Abgerufen am 1. Mai 2022.
  8. heidelberg.de: Bahnstadt ist jetzt Stadtteil (Memento vom 26. Mai 2013 im Internet Archive)
  9. heidelberg-bahnstadt.de: Bahnstadt: Straßen haben jetzt Namen (Memento vom 15. Oktober 2014 im Internet Archive)
  10. BAHNSTADTVEREIN – Stadtteilverein Bahnstadt e. V. – Heidelberg. Abgerufen am 7. Juni 2017.
  11. deutschlandfunkkultur.de: Hitzewelle - Das gescheiterte Modell Heidelberg-Bahnstadt. 7. August 2020, abgerufen am 19. August 2024.
  12. S. W. R. Aktuell: Die Sonnen- und Schattenseiten der Heidelberger Bahnstadt. 17. Oktober 2022, abgerufen am 19. August 2024.
  13. S. W. R. Aktuell: Zehn Jahre Wohnen in der Bahnstadt: Erfolgsmodell oder nicht? 4. Juli 2022, abgerufen am 19. August 2024.
  14. Schredle, Minh: Wenn die Zukunft kommt. Veröffentlicht am 28. Oktober 2020 in Kontext: Wochenzeitung, Ausgabe 500, 2020. Abgerufen am 3. Dezember 2020.