Heinz Schiestl

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Heinrich Schiestl)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Heinz Schiestl, eigentlich Heinrich Schiestl (* 23. Februar 1867 in Zell am Ziller; † 11. April 1940 in Würzburg), war ein österreichisch-deutscher Bildhauer und Grafiker.

Kilian, Kolonat und Totnan, Kopien der Riemenschneider-Holzfiguren von Heinz Schiestl in der Neumünster-Kirche, Würzburg, 1910[1]

Heinrich Schiestl, Sohn eines im Zillertal ansässigen Bildschnitzers Matthäus Schiestl des Älteren (1834–1915), der älteste der drei Brüder Schiestl. Die Familie Schiestl zog im Jahre 1873 nach Würzburg. Hier besuchte Heinrich Schiestl die Petererschule und ging wie seine Brüder Matthäus und Rudolf bei seinem Vater, Matthäus dem Älteren, in die Lehre. Weiter erhielt er Zeichen- und Modellierunterricht beim Polytechnischen Zentralverein in Würzburg und an der Schmidschen Privatschule in München. Ab 1892 studierte Schiestl zwei Semester bei Syrius Eberle in München.[2] Die väterliche Werkstatt in Würzburg übernahm er 1896. 1908 heiratete er die Münchener Volksschullehrerin Linda Wölfel, die bereits 1922 im Alter von 46 Jahren starb. 1937 verlieh ihm die Stadt Würzburg anlässlich seines 70. Geburtstages die Silberne Stadtplakette[3] sowie den Riemenschneiderpreis für Bildende Kunst. Am 11. April 1940 starb Heinz Schiestl an Bauchwassersucht und wurde im Familiengrab auf dem Würzburger Hauptfriedhof beigesetzt.

Heinz Schiestl stattete zahlreiche fränkische Kirchen mit seinen Altären, Kreuzwegstationen, Statuen und weiteren Werken aus. Die Figuren des Hochaltars von St. Burkard (Würzburg) schnitzten Heinz und sein Vater Matthäus Schiestl der Ältere; sein Bruder Matthäus Schiestl der Jüngere schuf die Gemälde[4]. Es entstanden auch zahlreiche Kriegerdenkmäler und profane Stücke.

Über 20 Städte beauftragten Schiestl mit der Gestaltung von Notgeld.[5] Die nach dem Ersten Weltkrieg entstandenen sogenannten Schiestl-Scheine[6] werden noch rege gehandelt.[7]

Commons: Heinz Schiestl – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Das Würzburger Neumünster – Ehemalige Kollegiatstiftskirche. Bistum Würzburg, archiviert vom Original am 17. Juni 2012; abgerufen am 16. August 2011.
  2. Matrikeleintrag 00927 Heinrich Schiestl. In: Matrikelbuch 1884–1920. Kunstakademie München, abgerufen am 3. September 2011.
  3. Peter Weidisch: Würzburg im »Dritten Reich«. In: Ulrich Wagner (Hrsg.): Geschichte der Stadt Würzburg. 4 Bände, Band I-III/2, Theiss, Stuttgart 2001–2007; III/1–2: Vom Übergang an Bayern bis zum 21. Jahrhundert. Band 2, 2007, ISBN 978-3-8062-1478-9, S. 1273, Anm. 60.
  4. Hanswernfried Muth/Karl Heinz Schreyl: Die Brüder Schiestl - Eine Künstlerfamilie aus Franken. In: Mainfränkische Hefte. Nr. 68, Würzburg 1977.
  5. Ursula Dittrich-Wagner: Notgeldscheine von Heinz Schiestl. Museumsverein Naumburg, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 16. August 2011.@1@2Vorlage:Toter Link/www.mv-naumburg.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  6. Notgeldscheine von Heinz Schiestl. Unter den Gestaltern für Notgeld nimmt der Bildhauer und Grafiker Heinz Schiestl (1867-1940) eine wichtige Rolle ein. In: bavarikon. Bayerische Staatsbibliothek, abgerufen am 20. August 2023.
  7. Hans-Joachim Wirthmann, Leonhard Tomczyk: Notgeldscheine von Heinz Schiestl. Buchservice Schmidt, Lohr am Main 2007, ISBN 978-3-934128-24-8.