Heanzenland

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Das Heanzenland, auch Hianzenland, Hoanzenland[1] oder – als hochsprachlicher Versuch – Heinzenland genannt,[2] war eine Bezeichnung für Deutsch-Westungarn, das spätere Burgenland, das ein Jahrtausend lang Teil des Königreichs Ungarn war.

Als Heanzen (Hoanzen, Hienzen, Hinzen, Heinzen – ungarisch Hiencek[3]) bezeichnete man die im 11. Jahrhundert aus Bayern und anderen deutschen Gebieten eingewanderten Bauern dieses Landesteiles, mit ihrem eigenen Dialekt.[4]

Die Herkunft des Namens ist umstritten. Er wird einerseits als Spottname für eine Gruppe Deutschsprachiger infolge deren auffälliger Aussprache hianz statt des üblichen bairischen hiaz (= „jetzt“) gesehen. Anderseits auch als Herleitung vom gebräuchlichen Vornamen Heinz, oder von „Heinrichs Gefolgsleuten“ (von Herzog Heinrich II.), von den Güssinger Grafen Heinrich bzw. Henz oder von Kaiser Heinrich IV., in dessen Regierungszeit die ersten deutschen Siedler ins Land gekommen sein sollen.[5]

Am 17. Juni 1906 erschien im Alldeutschen Tagblatt ein Artikel, in dem der Wiener Lehrer Joseph Patry unter dem Titel „Westungarn zu Deutschösterreich“ auf den zunehmenden Magyarisierungsdruck und auf die allmähliche Ausschaltung der Deutschen aus ihrer wirtschaftlich und kulturell führenden Rolle hinwies und den Anschluss Westungarns bis zur Raab an die österreichische Reichshälfte auch mit der Begründung forderte, dass dadurch die Lebensmittelversorgung Wiens gesichert werden könnte. Auch einen eigenen Namen hatte Joseph Patry schon für Deutschwestungarn, nämlich Heinzenland, eine Bezeichnung, die in den folgenden Jahren noch oft verwendet und auch von Alfred Walheim beantragt wurde, ehe sich „Vierburgenland“ und schließlich „Burgenland“ durchsetzte.[6]

Am 22. November 1918 wurde sogar die kurzlebige Republik Heinzenland in Mattersburg ausgerufen.[7][8] Der Name Heanzenland wird heute noch für das Mittel- und Südburgenland verwendet.[4]

  • Joseph Roth: Reise durchs Heanzenland. [Artikelserie für die Tageszeitung Der Neue Tag, vom 7.–9. August 1919.] In: Klaus Westermann (Hrsg.), Joseph Roth: Werke. 6 Bände, Verlag Kiepenheuer & Witsch, Band 1: Das journalistische Werk. 1915–1923. Köln 1989, ISBN 3-462-01960-0, S. 100–115.
  • Heanznland – Vom Leben auf dem Lande. Spielfilm mit Laiendarstellern von Wolfgang Lesowsky, 1975.

Einzelnachweise

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  1. Wolfram Dornik: „Das war wie im Wilden Westen“: Wirtschaftliche und soziale Konsequenzen von Grenzverschiebungen als Folge des Ersten Weltkrieges im Mikrokosmos des Dreiländerecks Österreich–SHS-Staat/Jugoslawien–Ungarn. In: Siegfried Mattl u. a. (Hrsg.): Krieg, Erinnerung, Geschichtswissenschaft (= Veröffentlichungen des Clusters Geschichtswissenschaft der Ludwig-Boltzmann-Gesellschaft. Band 1). Böhlau, Wien 2009, ISBN 978-3-205-78193-6, S. 73–87, hier S. 74.
  2. Das Heinzenland. In: Oststeirerblatt. Wochenschrift zur Wahrung der wirtschaftlichen Interessen der Oststeiermark und Deutsch-Westungarns I, Nr. 8 (2. November 1919), S. 1 nach Wolfram Dornik: „Das war wie im Wilden Westen“. S. 74.
  3. Hiencek (kislexikon.hu)
  4. a b Das Heanzenland. 3sat, Reihe Stadtland (Memento vom 4. Dezember 2004 im Internet Archive)
    Hans Ferdinand Helmolt: Weltgeschichte. Band Südosteuropa und Osteuropa. (= Band 5 Weltgeschichte), Bibliographisches Institut, Leipzig 1905, S. 390.
  5. Eintrag zu Heanzen im Austria-Forum (im AEIOU-Österreich-Lexikon); Hugo Kastner: Von Aachen bis Zypern. Geografische Namen und ihre Herkunft. Anekdoten, Fakten und Vergleiche. Mehr als 3500 Namen aus aller Welt. Humboldt, Baden-Baden 2007, ISBN 978-3-89994-124-1, S. 68.
  6. atlas-burgenland.at: "Deutsche Landsleute aus Westungarn" in Wien
  7. Hintergrund und Wortlaut des Aufrufs, atlas-burgenland.at
  8. Die Gründung Deutschösterreichs: Reaktionen in Washington (Memento des Originals vom 26. Oktober 2008 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.kuga.at