Hendra-Virus

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Hendra-Virus

Hendra-Virus

Systematik
Klassifikation: Viren
Realm: Riboviria[2][1]
Reich: Orthornavirae[1]
Phylum: Negarnaviricota
Subphylum: Haploviricotina
Klasse: Monjiviricetes
Ordnung: Mononegavirales
Familie: Paramyxoviridae
Gattung: Henipavirus
Art: Hendra henipavirus
Taxonomische Merkmale
Genom: (−)ssRNA linear
Baltimore: Gruppe 5
Symmetrie: helikal
Hülle: vorhanden
Wissenschaftlicher Name
Hendra henipavirus
Kurzbezeichnung
HeV
Links
Kolorierte TME-Aufnahme eines Viriios des Hedra-Henipavirus (Länge ca. 200 nm).

Das Hendra-Henipavirus, kurz Hendra-Virus (HeV) ist eine Spezies (Art) von Viren aus der Familie Paramyxoviridae. Sie wurde als erster Vertreter der späteren Gattung Henipavirus 1995 beschrieben[3] und ist nach dem Ort des ersten dokumentierten Ausbruchs 1994 im Vorort Hendra der Stadt Brisbane, Australien benannt. Zunächst bezeichnete man das Hendra-Virus aufgrund seiner morphologischen Ähnlichkeit mit dem Masernvirus als „Equines Morbillivirus“. Es ist der Erreger einer oft schwer verlaufenden Infektion bei Pferden und Menschen. Das biologische Reservoir des Hendra-Virus sind Flughunde, von denen eine Infektion der Pferde durch einen noch ungeklärten Übertragungsweg ausgeht. Menschen können sich durch den Kontakt mit Nasensekret und Urin von erkrankten Pferden infizieren. Infektionen mit Hendra-Virus sind sehr selten und bislang nur in Australien beschrieben; die Infektion besitzt zwar eine hohe Letalität, jedoch ist das Virus wenig kontagiös.

In einem Pferdestall in Hendra/Brisbane starb im September 1994 eine zwei Tage zuvor von einer entfernt liegenden Koppel eingebrachte tragende Stute. Acht bis elf Tage danach erkrankten 17 weitere Pferde an einer fiebrigen Infektion der Atemwege mit Dyspnoe, Tachykardie und Ataxie. Von diesen 17 sind 14 nach wenigen Tagen gestorben oder wurden gekeult. Fünf bzw. sechs Tage nach dem Tod der Indexstute erkrankten zwei im Pferdestall arbeitende Personen und zeigten Grippe-ähnliche Symptome; eine Person entwickelte eine schwere atypische Pneumonie (Lungenentzündung), Nierenversagen und arterielle Thrombosierungen. Der Tod trat nach 7 Tagen durch Herzstillstand im Rahmen eines ARDS ein. Ein aus der Niere dieses Patienten isoliertes und zunächst als „Morbillivirus“ bezeichnetes Virus zeigte die gleichen Eigenschaften wie das aus den Lungen der verstorbenen Pferde kultivierte Virus.[4][5]
Diese Infektionsfälle konnten gut dokumentiert und aufgeklärt werden, weil sich in Brisbane ein virologisches Forschungszentrum des Bundesstaates Queensland befindet.

Das Hendra-Virus wurde in Flughunden der Gattung Pteropus als seinem natürlichen Reservoir gefunden. Das Virus wird wahrscheinlich über die Plazenta übertragen, d. h. die Tiere sind mit der Geburt bereits infiziert.[6] Experimentell konnte gezeigt werden, dass das Virus nur schwer zu übertragen ist und daher als wenig kontagiös zu gelten hat.[7] Der Übertragungsweg von den Flughunden auf Pferde ist noch nicht geklärt; neben einer Übertragung durch Ausscheidungen (ähnlich den Hantaviren) wird eine Übertragung durch Zecken diskutiert.[8] Menschen können sich wahrscheinlich durch direkten Kontakt mit Nasensekret und Urin von erkrankten Pferden infizieren; offenbar erkranken nur einige der infizierten Personen. Bislang sind nur sieben Erkrankungen beim Menschen beschrieben.[9]

Die Erkrankung bei Pferden zeigt neben den typischen Symptomen einer Infektion der oberen Atemwege zusätzlich eine schwere Pneumonie, teilweise Nierenversagen und neurologische Ausfälle (Ataxie, Lähmungen) als Zeichen einer Enzephalitis. Eine spezifische Behandlung oder Impfung steht nicht zur Verfügung. Aufgrund der Seltenheit der Erkrankung liegen auch nur wenige Daten zur Antikörperentwicklung beim Menschen vor.

Im Juli 2011 wurden Antikörper gegen das Virus erstmals bei einem Hund nachgewiesen. Wann das Tier Kontakt mit dem Virus hatte oder ob es früher Krankheitszeichen zeigte, blieb unklar.[10]

Im Oktober 2011 berichtet das National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID) von ersten erfolgreichen Therapien mit dem spezifischen monoklonalen Antikörper m102.4.[11][12][13]

Einzelnachweise

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  1. a b ICTV: ICTV Taxonomy history: Akabane orthobunyavirus, EC 51, Berlin, Germany, July 2019; Email ratification March 2020 (MSL #35)
  2. ICTV Master Species List 2018b.v2. MSL #34, März 2019
  3. K. Murray, R. Rogers, L. Selvey, P. Selleck et al.: A novel morbillivirus pneumonia of horses and its transmission to humans. In: Emerging Infectious Diseases, 1995, Jan-Mar;1(1), S. 31–33, PDF
  4. LA Selvey, RM Wells, JG McCormack et al.: Infection of humans and horses by a newly described morbillivirus. In: Medical Journal of Australia, 1995, Juni 19;162(12), S. 642–645, PMID 7603375
  5. K Murray, P Selleck, P Hooper et al.: A morbillivirus that caused fatal disease in horses and humans. In: Science, 1995, April 7, 268(5207), S. 94–97
  6. K Halpin, PL Young, H. E. Field, J. S. Mackenzie: Isolation of Hendra virus from pteropid bats: a natural reservoir of Hendra virus. (Memento vom 27. April 2010 im Internet Archive) In: Journal of General Virology, 2000, Vol. 81, Nr. 8, S. 1927–1932 (mit Abbildung des Hendra-Virus); abgerufen am 4. März 2024.
  7. MM Williamson, PT Hooper et al.: Transmission studies of Hendra virus (equine morbillivirus) in fruit bats, horses and cats. In: Australian Veterinary Journal, 1998, 76(12), S. 813–818
  8. Stephen C. Barker: The Australian paralysis tick may be the missing link in the transmission of Hendra virus from bats to horses to humans. In: Medical Hypothesesis. 2003, 60(4), S. 481–483.
  9. cdc.gov/vhf/hendra, Hendra Virus Disease (HeV) auf der Website des Centers for Disease Control and Prevention (CDC). Abgerufen am 4. Mai 2021.
  10. Hendra virus infection confirmed in a dog. (Memento vom 14. September 2011 im Internet Archive) Queensland Government, Department of Primary Industries and Fisheries, 26. Juli 2011
  11. Antibody treatment protects monkeys from Hendra virus disease. National Institutes of Health (NIH), nih.gov
  12. K. Bossart et al: stm.sciencemag.org Neutralizing Human Monoclonal Antibody Protects African Green Monkeys from Hendra Virus Challenge. In: Sci Transl Med, 3:105ra103, 19. Oktober 2011
  13. Hendra: Antikörper schützt vor Todesvirus@1@2Vorlage:Toter Link/www.aerzteblatt.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. In: Deutsches Ärzteblatt, 20. Oktober 2011