Herzschlagdetektion

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Herzschlagdetektoren (englisch heartbeat detectors) sind technische Vorrichtungen, die den Herzschlag von Menschen oder Tieren erfassen können. Sie werden unter anderem zur Aufdeckung verborgener Personen (beispielsweise in Lastkraftwagen oder Containern), zur Lokalisierung Verschütteter bei Rettungseinsätzen sowie in der medizinischen Diagnostik eingesetzt. Die Detektion kann je nach Gerätetyp über akustische, radarbasierte, infrarotgestützte oder elektrokardiographische Verfahren erfolgen.

Erste Ansätze zur Erfassung des Herzschlags finden sich bereits im 19. Jahrhundert, als mechanische Pulsmesser, sogenannte Sphygmographen, zum Einsatz kamen.[1] Mit der Weiterentwicklung elektrischer und elektronischer Messtechnik im 20. Jahrhundert entstanden präzisere Geräte, die den Herzschlag kontaktlos oder über Haut-Elektroden erfassen konnten.

In den 1980er-Jahren kamen sogenannte „Heartbeat Detectors“ in der Sicherheitsbranche auf, vor allem um Menschenschmuggel in Containern aufzudecken.[2] Parallel dazu entstanden in der Katastrophenhilfe Prototypen, mit denen Rettungskräfte Personen unter Trümmern lokalisieren konnten.[3] Die Leistungsfähigkeit dieser Systeme stieg in den folgenden Jahrzehnten durch Fortschritte in Sensorik, Datenverarbeitung und Miniaturisierung deutlich an.

Funktionsprinzipien

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Herzschlagdetektoren basieren auf unterschiedlichen physikalischen und technischen Methoden:

  1. Akustische bzw. vibroakustische Sensorik Diese Geräte nehmen die durch den Herzschlag verursachten Schwingungen oder Geräusche auf. Dafür werden hochsensitive Mikrofone oder Körperschallsensoren eingesetzt, die selbst geringste Vibrationen detektieren können. Allerdings sind sie gegenüber Umgebungsgeräuschen und Erschütterungen empfindlich.[4]
  2. Radar- und Mikrowellentechnik Radarbasierte Detektoren, wie etwa Ultrabreitband-Radarsysteme (UWB), senden elektromagnetische Wellen aus und messen die Reflexionen, die durch die feinen Bewegungen des Brustkorbs entstehen. Die Doppler-Verschiebung im reflektierten Signal erlaubt Rückschlüsse auf den Herzrhythmus. Diese Technik ist besonders für berührungslose Messungen und den Einsatz durch Wände oder andere Materialien hindurch geeignet.[5]
  3. Infrarot- und Wärmebildsensorik Bei infrarotgestützten Geräten werden Temperaturunterschiede an der Hautoberfläche gemessen, die durch den Blutfluss entstehen. Wärmebildkameras erfassen zudem kleinste Schwankungen der Körpertemperatur. Diese Verfahren sind jedoch störanfällig, wenn dicke Kleidung, abschirmende Materialien oder hohe Umgebungstemperaturen vorliegen.[6]
  4. Elektrokardiographie (EKG) Die direkte Messung der elektrischen Aktivität des Herzens (EKG) ist vor allem in der Medizin verbreitet. Herzschlagdetektoren, die auf diesem Prinzip beruhen, erfordern zumeist Hautkontakt oder sehr kurze Distanzen zum Körper. Aufgrund dieser Einschränkung wird EKG außerhalb klinischer Anwendungsbereiche seltener genutzt.

Anwendungsgebiete

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Sicherheits- und Grenzkontrollen

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Ein Hauptanwendungsfeld von Herzschlagdetektoren liegt im Bereich Sicherheits- und Grenzkontrollen. Zoll- und Polizeibehörden nutzen sie, um in Frachträumen von Lastkraftwagen, Containern oder Zügen verborgene Personen aufzuspüren.[2] Die Sensoren können Veränderungen in Vibrationen oder Reflexionsmustern erkennen, die durch den menschlichen Herzschlag verursacht werden.

Such- und Rettungseinsätze

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Bei Erdbeben, Lawinen oder Gebäudeeinstürzen ermöglichen mobile Herzschlagdetektoren das Auffinden von Verschütteten, die sonst nicht durch Sicht- oder Geräuschkontakt zu lokalisieren wären. Radarbasierte Systeme zeigen hier besondere Vorteile, da sie in der Lage sind, teils mehrere Schichten von Trümmern zu durchdringen.[3] Auf diese Weise können Suchtrupps potenzielle Überlebende schneller und zielgenauer orten.

Medizin und Pflege

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In der Medizin werden Herzschlagdetektoren insbesondere zur kontinuierlichen Überwachung von Patientinnen und Patienten genutzt, etwa auf Intensivstationen oder in der Kardiologie.[7] Moderne kabellose Systeme bieten eine komfortable Langzeitüberwachung außerhalb des Krankenhauses, beispielsweise bei Patienten mit Herzrhythmusstörungen. Zunehmend werden auch kontaktlose Lösungen auf Basis radar- oder infrarotgestützter Sensorik erforscht, um in Zukunft eine patientenfreundlichere Diagnostik zu ermöglichen.[8]

Tiermedizin und Artenschutz

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Herzschlagdetektoren kommen in der Tiermedizin und in der Wildtierforschung zum Einsatz, um Tiere möglichst stressfrei zu untersuchen. So lassen sich Herzfrequenz und Stresslevel bestimmen, ohne die Tiere zu fixieren oder in Narkose zu versetzen.[9] In Zoos oder Forschungsstationen erleichtern kontaktlose Detektoren die Beobachtung seltener oder scheuer Arten.

Herausforderungen

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Störeinflüsse

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Lärm, Vibrationen und Umgebungstemperaturen können die Messgenauigkeit von Herzschlagdetektoren beeinträchtigen. Besonders akustische und infrarotgestützte Systeme sind anfällig für solche Störeinflüsse. Massive oder stark isolierende Materialien (z. B. Stahl, Beton) können zudem die Reichweite radarbasierter Detektoren einschränken.

Datenschutz und Persönlichkeitsrechte

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Da die Erfassung eines Herzschlags Rückschlüsse auf die Gesundheit einer Person zulassen kann, unterliegt der Einsatz solcher Geräte in manchen Ländern Datenschutz- und Persönlichkeitsrechtsbestimmungen. Die Erhebung biometrischer Daten bedarf oft einer rechtlichen Grundlage oder Genehmigung, insbesondere wenn Anwendungen außerhalb medizinischer Zwecke erfolgen.[10]

Zulassungsverfahren und Normen

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Je nach Bauart und Verwendungszweck können Herzschlagdetektoren unter verschiedene Zulassungs- und Normierungsverfahren fallen. Geräte mit hoher Sendeleistung (z. B. Radar) müssen behördliche Richtlinien (etwa von der Federal Communications Commission in den USA oder der Bundesnetzagentur in Deutschland) einhalten. Für den klinischen Einsatz greifen zudem die europäischen Regelungen der Medical Device Regulation (MDR).[11]

Forschung und Entwicklung

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Die Forschung konzentriert sich auf die Verbesserung der Sensitivität und Zuverlässigkeit von Herzschlagdetektoren. Fortschritte in der Sensorik, Signalverarbeitung und Künstlichen Intelligenz führen zu immer genaueren Analysen, bei denen Störsignale herausgerechnet und verlässliche Detektionsraten erzielt werden.[12] Zukünftige Einsatzszenarien beinhalten den Einsatz in Drohnen und Robotersystemen, um beispielsweise bei Naturkatastrophen eine schnelle und großflächige Suche nach Überlebenden zu ermöglichen. Auch im Smart-Home-Bereich könnten kontaktlose Herzüberwachungen zur frühzeitigen Erkennung kardialer Probleme beitragen.


Einzelnachweise

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  1. K. N. Smith: The History of the Sphygmograph and Its Use in Clinical Medicine, Medical Historical Review, 12(2), 1978, S. 45–52
  2. a b Europäische Kommission: „EU testet Herzschlagdetektoren an Außengrenzen“ (Pressemitteilung), 2003 (archivierte Version)
  3. a b Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK): Technische Hilfsmittel im Katastrophenschutz (abgerufen am 23. Dezember 2024)
  4. A. R. L. Martinez u. a.: Acoustic-based Heartbeat Detection for Undercover Operations, in: Proceedings of the IEEE International Conference on Acoustics, Speech and Signal Processing (ICASSP), 2016, S. 3215–3219
  5. S. Y. Foo, E. Z. Macalou, L. Wang, R. Kamal, W. S. Ye: Non-contact detection of heartbeat and respiration using UWB radar sensor, in: Proceedings of the 30th Annual International Conference of the IEEE Engineering in Medicine and Biology Society, Vancouver 2008, S. 5015–5018
  6. S. K. Hong, D. K. Seo: Infrared Vital Sign Monitoring: Accuracy and Limitations, Clinical Imaging, 41(3), 2017, S. 153–160
  7. D. F. Bishop, T. J. Reddy: Real-time ECG Monitoring Systems in Hospitals, Journal of Medical Electronics, 35(2), 2019, S. 45–51
  8. Y. Zou, X. Zhao, T. Yang: Non-contact vital sign detection with machine learning, IEEE Transactions on Instrumentation and Measurement, 69(7), 2020, S. 4604–4616
  9. B. Reuter, M. Kohn: Stress Monitoring in Captive Wild Animals Using Non-invasive Techniques, Animal Physiology & Behavior Journal, 8(4), 2021, S. 62–70
  10. European Data Protection Board (EDPB): Guidelines on processing personal data for the detection of physiological signals, 2019, S. 15–20
  11. Verordnung (EU) 2017/745 (Medical Device Regulation, MDR) vom 5. April 2017 (online)
  12. S. Piechotta: Non-invasive vital sign monitoring: IR sensors, radars and beyond, BioSignal Analysis, 12(4), 2020, S. 141–150