Hibatullah Achundsada

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Hibatullah Akhundzada)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Propagandistische Darstellung des Namens von Achundsada als Kalligrafie vonseiten der Taliban

Mawlawi Hibatullah Achundsada (paschtunisch مولوي ھیبت الله اخوندزاده, persisch مولوى هبت الله آخوندزاده, DMG Maulawī Hibat-Allāh-i Āḫūndzāda, in englischsprachigen Medien auch Mawlawi Hibatullah Akhundzada; vermutlich geb. 1961 in Pandschwai, Kandahar)[1] ist seit Mai 2016 als Nachfolger von Achtar Mansur Anführer der Taliban.[2][3] Seit 2021 ist er Staatsoberhaupt des Islamischen Emirats Afghanistan.

Es wird angenommen, dass Achundsada 1961 geboren wurde und aus der afghanischen Provinz Kandahar stammt. Laut einer 2016 veröffentlichten Studie des Rechercheinstituts Afghanistan Analysts Network wird er in unterschiedlichen Quellen als ehemaliger Oberster Richter der Taliban, als dessen Stellvertreter oder als ehemaliger Leiter der von den Taliban bis 2001 installierten Gerichtshöfe beschrieben.

Eine Quelle aus den Reihen der Taliban beschreibt Achundsada als Hardliner. Ein Beispiel dafür sei die Zerstörung der Buddha-Statuen von Bamiyan im Jahr 2001. Während es unter den Taliban auch Stimmen gegen ihre Zerstörung gegeben habe, habe Achundsada entschieden dafür gestimmt. Er sei einer der wenigen Männer, die das Vertrauen des langjährigen Talibanführers Mohammed Omar genossen hätten.[4] Achundsadas Stellvertreter sind Mohammed Yakub, Sohn von Mohammed Omar, und Siradschuddin Haqqani, Sohn von Dschalaluddin Haqqani.[5]

Bis zwei Tage vor seiner Ausrufung als Nachfolger Mansurs betätigte sich Achundsada nach Presserecherchen offenbar 15 Jahre lang als Prediger und Religionslehrer in einer Moschee in Kuchlak bei Quetta in Pakistan.[6]

Achundsada gilt als Hardliner und verschiedene Medien beschreiben ihn als Mitglied des Quetta Schura, dem Führungsgremium der Taliban, das nach der westpakistanischen Großstadt Quetta benannt worden ist.[7]

Es gab 2012 und 2019 Attentatsversuche gegen ihn.[8] Während einer Vorlesung von Achundsada im Jahr 2012 in Quetta stand ein Mann inmitten der Studenten und richtete eine Pistole aus nächster Nähe auf Achundsada. Die Pistole hatte eine Ladehemmung und der Attentäter wurde überwältigt. Achundsada soll sich während des Vorfalls und des anschließenden Chaos nicht bewegt haben.[9]

Am 16. August 2019 wurde sein Bruder Hafiz im Ort Kuchlak, nahe Quetta, bei einer starken Bombenexplosion während des Freitagsgebets in der Khair Ul Madarais Moschee getötet, wo er Imam war. Eigentlich sollte Hibatullah Achundsada das Gebet halten, war aber nicht vor Ort. Zwei Neffen wurden verletzt und drei weitere Personen getötet.[10] Nach einer anderen Quelle kam neben dem Bruder auch sein Vater ums Leben, und ein Sohn Achundsadas wurde verletzt. Eine Taliban-Splittergruppe vermutete man als Bombenleger.[11]

Am 30. Oktober 2021 trat er erstmals überhaupt in der Öffentlichkeit auf. Er hielt in Kandahar in der Koranschule Darul Ulum Hakimah eine Rede vor Anhängern. Es gibt keine Bilder und Videos vom Auftritt. Da er vorher niemals öffentlich auftrat, gab es Gerüchte, er sei gar nicht mehr am Leben. Die Taliban veröffentlichten nach dem Auftritt eine zehnminütige Audiobotschaft mit einer religiösen Ansprache. Achundsada wurde von den Taliban als Amirul Mominin (Kommandeur der Gläubigen) bezeichnet. In der Ansprache bat er um Gottes Segen für die Taliban-Führung und den Erfolg der Verantwortlichen des Islamischen Emirats. Er bete auch für die Taliban-Märtyrer.[12]

Am 1. Juli 2022 hatte er einen erneuten öffentlichen Auftritt. Er trat bei einem Treffen von 3000 Religionsgelehrten aus dem ganzen Land auf. Im Staatsfunk wurde seine Rede übertragen; Medien waren weitgehend von der Veranstaltung ausgeschlossen und Bilder gab es keine. Die Versammlung glich einer Loja Dschirga, bei der traditionell wichtige Entscheidungen für das Land getroffen werden. Es ist die erste Versammlung dieser Art seit der Machtübernahme der Taliban 2021.[13]

Anfang 2024 soll sich Achundsada für Steinigungen und Auspeitschungen von Frauen bei Ehebruch ausgesprochen haben.[14]

Commons: Hibatullah Achundsada – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Afghan Taliban announce successor to Mullah Mansour. BBC News, 25. August 2016.
  2. Nach Tötung von Anführer Mansur: Taliban bestimmen neuen Chef. Tagesschau, 25. Mai 2016.
  3. Dieser Mann besiegt die USA. N-TV, 6. Juli 2021.
  4. Neuer Talibananführer: Ein unklares Bild. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25. Mai 2016.
  5. Afghan Taliban announce successor to Mullah Mansour BBC News, 25. Juli 2016. (englisch)
  6. Mehreen Zahra-Malik: "Exclusive: Afghan Taliban leader taught, preached in Pakistan, despite government vow to crack down" Reuters vom 9. Oktober 2016
  7. Sächsische Zeitung: Das sind die vier Anführer der Taliban., abgerufen am 17. August 2021
  8. Afghanistan: who is in charge? In: thenationalnews.com. 18. August 2021, archiviert vom Original am 18. August 2021; abgerufen am 17. September 2024 (englisch).
  9. Taliban's New Leader, More Scholar Than Fighter, Is Slow to Impose Himself The New York Times, abgerufen am 31. Oktober 2021
  10. Brother of Afghan Taliban leader killed in Pakistan mosque blastAl Jazeera, abgerufen am 31. Oktober 2021
  11. Taliban in troubled waters as splinter groups target leaders in QuettaCNBC TV, abgerufen am 31. Oktober 2021
  12. Seltener Live-Auftritt des Taliban-ChefsDW, abgerufen am 31. Oktober 2021
  13. Taliban-Führer Akhundzada bekräftigt Machtanspruch Der Spiegel, abgerufen am 31. Oktober 2021
  14. https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/afghanistan-taliban-wollen-frauen-fuer-ehebruch-wieder-steinigen-19615568.html