Rittersterne

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Rittersterne

Hippeastrum Hybride 'Gilmar'

Systematik
Monokotyledonen
Ordnung: Spargelartige (Asparagales)
Familie: Amaryllisgewächse (Amaryllidaceae)
Unterfamilie: Amaryllidoideae
Tribus: Amaryllideae
Gattung: Rittersterne
Wissenschaftlicher Name
Hippeastrum
Herb.

Die Rittersterne (Hippeastrum) sind eine Pflanzengattung innerhalb der Familie der Amaryllisgewächse (Amaryllidaceae). Die etwa 80 Arten gedeihen in Gebieten mit einer ausgeprägten Trockenzeit in Südamerika. Die in Europa als Zierpflanzen kultivierten Ritterstern-Sorten sind überwiegend Hybriden.

Illustration von Hippeastrum vittatum aus John Lindley: Collectanea Botanica, 1821

Erscheinungsbild und Laubblätter

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Hippeastrum-Arten wachsen als ausdauernde krautige Pflanzen. Sie bilden als Überdauerungsorgane mehr oder weniger kugelige Zwiebeln.[1]

Es werden einige grundständige Laubblätter gebildet. Die einfachen, fleischigen Blattspreiten sind zungenförmig, parallelnervig, glattrandig mit zugespitztem oberen Ende.[1] Die Wuchshöhe des Rittersterns liegt bei etwa 50 bis 80 Zentimetern.

Blütenstände, Blüten und Früchte

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Der Blütenstandsschaft ist hohl. Es wird ein doldiger Blütenstand gebildet. Unterhalb der Blüten befinden sich zwei Tragblätter die im knospigen Stadium die Blütenknospen schützend umhüllen und während der Anthese trockenhäutig herunterhängen. Die gestielten Blüten sind ausgebreitet bis leicht hängend.[1]

Die zwittrigen Blüten sind dreizählig. Die zwei Kreise mit je drei Blütenhüllblättern sind trichter- bis glockenförmig verwachsen. Die äußeren drei Blütenhüllblätter sind etwas kürzer als die inneren. Es ist eine winzige kronenförmige Nebenkrone am Schlund der Blütenröhre vorhanden. Es sind zwei Kreise mit je drei fast gleichen Staubblättern vorhanden; sie überragen die Blütenröhre nicht. Die schlanken Staubfäden sind in der Blütenröhre inseriert. Drei Fruchtblätter sind zu einem unterständigen ellipsoiden Fruchtknoten verwachsen. Der schlanke Griffel ist etwa so lang wie die Blütenhüllblätter und endet in einer kopfigen oder schwach dreilappigen Narbe.[1]

Die Kapselfrucht öffnet sich lokulizid und enthält wenige bis viele Samen.[1]

Der Ritterstern zählt zu den Winterblühern. Seine Blütezeit reicht vom Oktober bis in den April hinein. Einige Sorten bilden nahezu einfarbige Blütenblätter (z. B. in den Farben Rot, Weiß, Rosa, Gelb oder Violett). Aber auch Randzeichnungen, Streifenmuster oder gesprenkelte Muster in verschiedenen Farben und Tönungen sind weit verbreitet. Das Besondere an den Blüten des Rittersterns ist die Größe der Blüten: Diese können einen Durchmesser von bis zu 20 Zentimetern erreichen.

Bei entsprechender Pflege (Wasser/Düngung/Substrat/Licht) und konsequenter Einhaltung von verkürzten Temperaturzyklen (warm/kalt/warm) kann es bis zur nächsten Blühperiode auch durchaus merklich weniger als ein ganzes Jahr dauern.

Die Hippeastrum-Hybriden enthalten, ebenso wie auch die Belladonnalilie (Amaryllis belladonna), das Alkaloid Lycorin.[2]

Illustration von Hippeastrum puniceum von Maria Sibylla Merian, 1705
Illustration von Hippeastrum elegans aus Botanical Register; Consisting of Coloured Figures of Exotic Plants Cultivated in British Gardens; with their History and Mode of Treatment. London, Volume 11, 1825 Tafel 876, unter dem Synonym Amaryllis solandriflora var. vittata

Botanische Geschichte – Trennung von Hippeastrum und Amaryllis

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Die Taxonomie der Gattungen ist Hippeastrum und Amaryllis. Carl von Linné prägte 1753 den Artnamen Amaryllis belladonna als Typusart der Gattung Amaryllis. In seinem Werk Species Plantarum beschrieb er acht weitere Amaryllis-Arten.[3] Linné arbeitete von 1735 bis 1737 auf dem Anwesen von George Clifford nahe Haarlem und beschrieb die dort kultivierten Pflanzenarten im Werk Hortus Cliffortianus.[4][5] Linné verwendet die Erkenntnisse aus dem Hortus Cliffortianus in seinem Species Plantarum.[5] Clifford's Herbarium ist im Natural History Museum in London hinterlegt.

Seit dieser Zeit wurden die Arten des südlichen Afrika und Südamerika in die gleiche Gattung Amaryllis eingeordnet. Im frühen 19. Jahrhundert war die Gattung Amaryllis auf etwa 50 Arten angewachsen. Diese Arten sind heute in etwa ein Dutzend Gattungen aufgeteilt.[6] Diese Arbeit wurde 1819 begonnen mit den Beiträgen des englischen Botanikers William Herbert in Curtis’s Botanical Magazine[7], die er 1821 fortsetzte in The Botanical Register, indem er 14 Arten in die neue Gattung Hippeastrum stellte[8] und drei Arten in der Gattung Amaryllis beließ. Die restlichen Amaryllis-Arten stellte er in eine andere Gattung, von denen er einige neu aufstellte.[9] 1837 präzisierte Herbert seine Beschreibung von Hippeastrum in seinem Werk über die Amaryllidaceae.[10] Lange Zeit wurde kontrovers diskutiert, ob eine neotropische oder südafrikanische Art die Typusart der Gattung Amaryllis ist; dies wird nach der Prioritätsregel festgelegt. Die abschließende Entscheidung erfolgte 1987 durch den 14. International Botanical Congress, der festlegte, Amaryllis L. soll ein nomen conservandum sein, basierend auf einem südafrikanischen Herbarmaterial des Clifford Herbarium von Amaryllis belladonna L. Dadurch ist Amaryllis L. der gültige Name für die südafrikanische Gattung, die südamerikanischen Arten gehören in die Gattung Hippeastrum.[11] Wie es öfter vorkommt bei Zierpflanzen, bleibt im Volksmund auch noch der alte Trivialname „Amaryllis“ für die Hippeastrum-Sorten erhalten und führt zu häufigen Verwirrungen.

Illustration aus A selection of Hexandrian plants, belonging to the natural orders Amaryllidae and Liliacae, Tafel 9 von Hippeastrum correiense
Blüten von Hippeastrum evansiae
Illustration aus Francisco Manuel Blanco: Flora de Filipinas. Según el sistema de Linneo von Hippeastrum miniatum
Blüte von Hippeastrum papilio
Blüten von Hippeastrum pardinum
Blüte von Hippeastrum puniceum
Hippeastrum reginae
Blüte von Hippeastrum reticulatum
Habitus, Laubblätter, Blütenstände und Blüten von Hippeastrum striatum
Habitus, Laubblätter, Blütenstände und Blüten von Hippeastrum stylosum
Hippeastrum ×johnsonii
Hippeastrum als Topfpflanze

Die Gattung Hippeastrum wurde 1821 von William Herbert in An Appendix: General index to the Botanical magazine, vol. 43-48 containing a treatise on bulbous roots. By William Herbert with plates. London, S. 31 beschrieben. Als Typusart beibehalten wurde Hippeastrum reginae (L.) Herb. Synonyme für Hippeastrum Herb. nom. cons. sind: Leopoldia Herb. nom. rej., Callicore Link, Aulica Raf., Eusarcops Raf., Trisacarpis Raf., Aschamia Salisb., Chonais Salisb., Lais Salisb., Omphalissa Salisb., Lepidopharynx Rusby, Moldenkea Traub, Carlotea Arruda ex Koster.[12]

Äußere Systematik

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Die Gattung Hippeastrum gehört zur Tribus Hippeastreae in der Unterfamilie Amaryllidoideae innerhalb der Familie Amaryllidaceae.

Arten und ihre Verbreitung

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Es gibt seit 2015 etwa 98 Hippeastrum-Arten in der Neotropis:[13][12]

Hybride (Auswahl):

Aufgrund seiner späten Blütezeit ist der Ritterstern insbesondere zur Weihnachtszeit eine beliebte Zierpflanze, die oft unter der (falschen, s. o.) Bezeichnung Amaryllis verkauft wird. Im Handel befinden sich meist Hybriden auf Basis der Laub abwerfenden Arten. Neben der Topfkultur werden spezielle Vasen zur Hydrokultur sowie Zwiebeln mit oft buntem Plastiküberzug angeboten. Besonders Letzteres macht den Ritterstern zu einem Wegwerfprodukt, obwohl die Weiterkultur an sich anspruchslos ist. Durch seine lange Haltbarkeit (zwei Wochen) ist der Ritterstern auch eine beliebte Schnittblume in der Floristik.

Beim Ritterstern sind alle Teile stark giftig. Gerade die Zwiebel ist hoch toxisch und ein Verzehr von nur wenigen Gramm kann bereits tödlich sein. Auch Hautkontakt kann bei empfindlichen Personen bereits zu Reizungen führen.

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f Walter C. Holmes: Hippeastrum., S. 55 - textgleich online wie gedrucktes Werk, In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico. Volume 26: Magnoliophyta: Liliidae: Liliales and Orchidales, Oxford University Press, New York und Oxford, 2002, ISBN 0-19-515208-5.
  2. Ritterstern (Hippeastrum hybridum) bei giftpflanzen.com. (Infos zu Lycorin und Strukturformel)
  3. Carl von Linné: Species Plantarum. 1753, S. 292–293 (biodiversitylibrary.org). Linné listet die neun Amaryllis-Arten: Amaryllis lutea, Amaryllis atamasco, Amaryllis formossissima, Amaryllis belladonna, Amaryllis sarniensis, Amaryllis zeylanica, Amaryllis longifolia, Amaryllis orientalis, Amaryllis guttata.
  4. The George Clifford Herbarium. Natural History Museum, abgerufen am 16. Oktober 2014 (englisch).
  5. a b Carl von Linné: Hortus Cliffortianus. 1737, Amaryllis, S. 135 (biodiversitylibrary.org).
  6. J. R. Sealy: Amaryllis and Hippeastrum. In: Bulletin of Miscellaneous Information (Royal Gardens, Kew). Volume 1939, Nr. 2, 1939, S. 49–68, JSTOR:4111685.
  7. William Herbert: Amaryllis reticulata. In: Curtis's Botanical Magazine. Volume 47, 1819, S. 2113 (botanicus.org).
  8. William Herbert: An appendix. London 1821, S. 31 (online).
  9. William Herbert: An Appendix: Preliminary Treatise (pp. 1-14) and A Treatise &c. (pp. 15-52). In: The Botanical Register. Volume 7. Printed for James Ridgway and Sherwood, Neely, and Sons, Picadilly, London 1821 (Für Hippeastrum S. 7ff. und 31-34; für Hippeastrum splendens S. 52–53 in der Google-Buchsuche).
  10. William Herbert: Amaryllidaceae: Preceded by an Attempt to Arrange the Monocotyledonous Orders, and Followed by a Treatise on Cross-bred Vegetables, and Supplement. Ridgway, London 1837 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  11. Alan W. Meerow, Johan Van Scheepen, Julie H.A. Dutilh: Transfers from Amaryllis to Hippeastrum (Amaryllidaceae). In: Taxon. Volume 46, Issue 1, 1997, S. 15–19, doi:10.2307/1224287.
  12. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa ab ac ad ae af ag ah ai aj ak al am an ao ap aq ar as at au av aw ax ay az ba bb bc bd be bf bg bh bi bj bk bl bm bn bo bp bq br bs bt bu bv bw bx by bz ca cb cc cd ce cf cg ch ci cj ck cl cm cn co cp cq cr cs ct cu cv cw cx Hippeastrum. In: POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science, abgerufen am 22. September 2016.
  13. Hippeastrum im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 15. Oktober 2014.

Weiterführende Literatur

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  • Veronica A. Read: Hippeastrum, the Gardener's Amaryllis. Timber Press, Portland OR, 2004, ISBN 978-0-88192-639-2.
Commons: Rittersterne (Hippeastrum) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien