Schwarzpunktierter Schneckling
Schwarzpunktierter Schneckling | ||||||||||||
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Schwarzpunktierter Schneckling (Hygrophorus pustulatus) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Hygrophorus pustulatus | ||||||||||||
(Pers.) Fr. |
Der Schwarzpunktierte Schneckling (Hygrophorus pustulatus, auch Hygrophorus odoratus [A. H. Smith][1]) ist ein Pilz aus der Gattung der Schnecklinge. Sein Fruchtkörper wächst von August bis Dezember unter Fichten, Tannen und Mammutbäumen und zeichnet sich durch den graubraunen, mit dunklen Schüppchen besetzten Hut aus. Er ist ein guter Speisepilz und findet auch als Lieferant von Antibiotika Verwendung.
Merkmale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Fruchtkörper
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Hut des Schwarzpunktierten Schnecklings wird 15–40 Millimeter breit; er ist hellgrau bis graubraun, die Mitte ist für gewöhnlich dunkler. Bei jungen Pilzen ist er zunächst halbkugelig gewölbt und der Rand ist eingerollt, im Laufe der Zeit flacht der Hut jedoch ab und der Rand biegt sich weiter nach außen. Die Huthaut ist mit schwärzlich-braunen Schüppchen bedeckt. Er ist nicht hygrophan, nimmt bei feuchter Witterung jedoch eine schleimige Oberflächenkonsistenz an. Das Fleisch des Hutes ist weiß, weich und vergleichsweise dünn (maximal 5 Millimeter stark); zum Hutrand hin wird es weniger. Weder verfügt es über einen ausgeprägten Geruch noch über einen nennenswerten Geschmack.
Die 21–30 weißen Lamellen sind entferntstehend, bogenförmig und laufen leicht am Stiel herab; am Grund sind sie aderig verbunden. Der Sporenabdruck ist weiß.
Der Stiel des Schwarzpunktierten Schnecklings misst 30–60 × 3–8 Millimeter und ist zylindrisch zum Ende hin leicht verdickt. Er ist vollfleischig und von weißer oder hell gräulicher Farbe. Vor allem auf der oberen Hälfte, manchmal auch auf dem gesamten Stiel, finden sich kleine dunkle Flecken, die unter Umständen schräg verlaufende Bänder bilden können. Die untere Hälfte ist häufig von einem dünnen, klebrigen Film überzogen, der einen Überrest des Velum universale des Fruchtkörpers darstellt. Das Stielfleisch ist weiß und fest, geschmacklich und geruchlich ist es ebenfalls unauffällig.[2][3][4][5]
Mikroskopische Eigenschaften
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Sporen des Schwarzpunktierten Schnecklings sind länglich-ellipsoid, sie messen etwa 7,0–9,5 × 4,0–6,0 Mikrometer. An einem Ende besitzen sie einen großen, stumpfen Apex. Die Sporen sitzen je zu viert, seltener zu zweit auf den Basidien. Diese sind etwa 43–59 × 7,5–9,5 Mikrometer groß, schlank und keulenförmig. Über Zystiden verfügt der Pilz nicht.
Die Trama der Lamellen ist bilateral, besteht also aus zwei Schichten, die sich aus zylindrischen beziehungsweise abgeflachten, verzweigten Elementen von etwa 40–160 × 4–25 Mikrometer zusammensetzen.
Die Pileipellis (Huthaut) des Schwarzpunktierten Schnecklings ist ein bis zu 400 Mikrometer starkes Ixotrichoderm, das heißt, sie besteht aus aufrechten, schlanken und verzweigten Hyphen. Am Grund sind sie stark verflochten, nach oben hin zunehmend lose. Die Hyphen werden etwa 2,5–4,0 Mikrometer breit, sind hyalin (durchscheinend) oder besitzen eine bräunliche Pigmentierung im Inneren und sie verfügen über eine glatte Oberfläche. Die Stipitipellis (Stielhaut) hingegen ist eine Cutis, sie besteht aus horizontal angeordneten hyalinen Hyphen. Diese werden 3,0–4,5 Mikrometer breit und besitzen verstreute, freie Enden. An manchen Stellen kommen dazu noch aufrechte Büschel dicker Hyphen (4,0–6,0 Mikrometer), die bis zu 400 Mikrometer lang werden. Ihre Enden sind zylindrisch bis leicht keulenförmig und werden 5,0–9,0 Mikrometer dick; auch diese Hyphen besitzen im Inneren eine braune Pigmentierung. Schnallen sind an den Hyphen der Cuticula vorhanden.[4][5]
Ökologie und Verbreitung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Schwarzpunktierte Schneckling lebt als Mykorrhizapartner von Kieferngewächsen, etwa Tannen (Abies) oder Fichten (Picea), aber auch mit Mammutbäumen (Sequoioideae). Dabei besiedelt er kalkige bis saure Böden und geht mit entsprechenden Baumarten eine Symbiose ein. Der Pilz bildet, je nach Standort, von August dis Dezember Fruchtkörper aus, die aus dem Waldboden wachsen.
Das Verbreitungsgebiet des Schwarzpunktierten Schnecklings erstreckt sich entsprechend über große Teile der Holarktis, wo er geeignete Wuchsbedingungen findet. Er ist sowohl im westlichen Nordamerika als auch für Europa nachgewiesen.[3][4][5]
Systematik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Schwarzpunktierte Schneckling wird innerhalb der Gattung Hygrophorus der Sektion Olivaceoumbrini zugeteilt. In dieser wiederum wird er in die Subsektion Tephroleuci zugeteilt. Damit steht er dem Olivbraunen Schneckling (Hygrophorus olivaceoalbus), dem Zweifarbenen Schneckling (Hygrophorus persoonii), dem Großen Kiefernschneckling (Hygrophorus latitabundus) und dem Graubraunen Schleimstielschneckling (Hygrophorus mesotephrus) nahe, insbesondere aber dem Wohlriechenden Schneckling (Hygrophorus agathosmus).[6]
Für den Scharzpunktierten Schneckling werden folgende Formen, Varietäten und Unterarten anerkannt:[7]
Subtaxon | Erstbeschreibung | Bemerkung |
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f. pustulatus | (Pers.) Fr. (1838) | Nominatform |
f. niphoides | Cugnot (2004) | |
var. epapillatus | P. Karst. | |
var. inornatus | E. Suárez & Gràcia (2004) | |
subsp. terebratus | Fr. |
Bedeutung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Schwarzpunktierte Schneckling ist ein guter Speisepilz, der sich auch zum Trocknen eignet.[2] Aus den Fruchtkörpern des Schwarzpunktierten Schnecklings lassen sich zudem Cyclopentenon-Derivate, die sogenannten Hygrophorone, gewinnen, die der Pilz als Sekundärstoffe produziert. Diese Verbindungen sind Polyole und besitzen eine antifungale und antibakterielle (das heißt pilz- und bakterienbekämpfende) Wirkung, insbesondere im Bezug auf Gram-positive Bakterien. Dem Olivbraunen Schneckling kommt damit eine wichtige Rolle als Lieferant für Antibiotika zu, umso mehr, da die Hygrophorone auch bei Bakterienstämmen Wirkung zeigen, die gegen gängige Antibiotika wie Methicillin, Ciprofloxacin oder Vancomycin resistent sind.[6]
Verweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Cornelis Bas: Flora Agaricina Neerlandica – Band 2: Critical Monographs on Families of Agarics and Boleti Occurring in the Netherlands CRC Press, 1990. ISBN 90-6191-861-8, Seite 127
- L. R. Hesler, Alexander H. Smith: North American species of Hygrophorus. University of Tennessee Press, Knoxville 1963. Seiten 306–307.
- Hermann Jahn: Verbreitung und Standorte der Schnecklinge, Hygrophorus, in Westfalen (Online als PDF-Datei, 2,43 MB; Seite 8, Nummer 14 bei Westfälische Pilzbriefe)
- Hans E. Laux: Eßbare Pilze und ihre giftigen Doppelgänger. Franckh’sche Verlagshandlung, W. Keller & Co., Stuttgart 1985. Seite 45
- Tilo Lübken: Hygrophorone. Neue antifungische Cyclopentenonderivate aus Hygrophorus-Arten (Basidiomycetes) Universität Halle, Halle an der Saale 2006.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ http://brd.pilzkartierung.de/f2specart.php?csuchsatz=gyb
- ↑ a b Hans E. Laux: Eßbare Pilze und ihre giftigen Doppelgänger. Franckh’sche Verlagshandlung, W. Keller & Co., Stuttgart 1985, S. 45.
- ↑ a b Hermann Jahn: Verbreitung und Standorte der Schnecklinge, Hygrophorus, in Westfalen
- ↑ a b c Cornelis Bas: Flora Agaricina Neerlandica – Band 2: Critical Monographs on Families of Agarics and Boleti Occurring in the Netherlands CRC Press, 1990. ISBN 90-6191-861-8, Seite 132
- ↑ a b c L. R. Hesler, Alexander H. Smith: North American species of Hygrophorus. University of Tennessee Press, Knoxville 1963. Seiten 306–307.
- ↑ a b Tilo Lübken: Hygrophorone. Neue antifungische Cyclopentenonderivate aus Hygrophorus-Arten (Basidiomycetes) Universität Halle, Halle a. d. Saale 2006.
- ↑ Index Fungorum Abgerufen am 21. Oktober 2009.