International Justice Mission

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International Justice Mission
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Rechtsform 501(c)(3) organization
Gründung 1997
Sitz Washington, D.C., USA
Zweck Menschenrechtsorganisation
Vorsitz Gary A. Haugen (Präsident und CEO), Dietmar Roller (Vorstandsvorsitzender IJM Deutschland e.V.)
Umsatz 74.093.647 US-Dollar (2019)
Website www.ijm.org

International Justice Mission (IJM) ist eine gemeinnützige, christliche, international tätige Nichtregierungsorganisation, die sich den Opfern schwerster Menschenrechtsverletzungen in Entwicklungs- und Schwellenländern widmet. IJM bekämpft insbesondere Menschenhandel, Zwangsprostitution, Sklaverei, rechtswidrige Inhaftierungen, Polizeigewalt und unrechtmäßige Landenteignungen. Den Hinweisen von Entwicklungs- und Hilfsorganisationen folgend, führt IJM einzelfallorientierte Ermittlungen durch und mobilisiert Hilfe für die Opfer.

Gründungsgeschichte

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Gründung von International Justice Mission

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IJM wurde 1997 von Gary A. Haugen, dem jetzigen Präsidenten und CEO der Organisation, gegründet. Nach seinem Jurastudium an der Harvard University und der University of Chicago arbeitete er zunächst in der Nationalen Initiative für Versöhnung (National Initiative for Reconciliation, NIR) in Südafrika. Danach war er unter anderem im amerikanischen Justizministerium tätig. 1994 wurde er von den Vereinten Nationen als Chefermittler zur Untersuchung des Völkermords in Ruanda beauftragt. Seine Erfahrungen im Rahmen dieser Tätigkeit bewogen ihn dazu, IJM zu gründen.

Secretary Clinton With TIP Hero Gary Haugen

Die Zentrale von IJM ist in Washington, D.C. (USA).

Weltweit unterstützen fünf Partnerbüros die internationale Arbeit von IJM. Ihre Aufgaben liegen hauptsächlich in der Öffentlichkeitsarbeit und der finanziellen und personellen Unterstützung der Einsatzbüros.

IJM Canada wurde 2002 gegründet, um Bildungsarbeit in Kanada zu leisten und die kanadische Bevölkerung in die Arbeit von IJM zur Verfolgung von Unrecht einzubinden. Gegenwärtiger Geschäftsführer ist Ed Wilson.[1]

Partnerbüros in Großbritannien

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IJM UK wurde 2006 unter der Leitung von Terry Tennens, dem derzeitigen Geschäftsführer, gegründet. Die Sektion verfolgt unterschiedliche Ziele: Sensibilisierung der Bevölkerung für weltweite Ungerechtigkeiten, Aufklärung über die Arbeit von IJM, Bereitstellung von finanziellen und personellen Ressourcen, Gründung von Partnerschaften, Ausweitung von IJMs internationaler Arbeit und Herstellung von Kontakten nach Westminster und Brüssel.[2]

Der deutsche Zweig zur Unterstützung der internationalen Arbeit von IJM besteht seit Anfang 2007. Damals wurde ein deutscher Arbeitskreis gegründet, seit Anfang 2010 ist IJM Deutschland e. V. als gemeinnütziger und mildtätiger Verein anerkannt. Seit 2013 hat IJM Deutschland ein Berliner Büro mit dem Schwerpunkt Advocacy und Lobbyarbeit.[3][4] Vorstandsvorsitzender von IJM Deutschland ist Dietmar Roller.

Dietmar Roller (links) übergibt die Petition bei der Ständigen Vertretung Deutschlands bei den Vereinten Nationen an Reinhard Krapp (rechts)

Im Gespräch mit politischen Entscheidungsträgern oder anhand von Petitionen will IJM Deutschland die deutsche Öffentlichkeit auf das Problem der Gewalt gegen arme Menschen aufmerksam machen und die Öffentlichkeit mobilisieren.[5]

IJM betreibt sogenannte Einsatzbüros (Field Offices) in Entwicklungs- und Schwellenländern. Dort erfolgt die juristische Einzelfallarbeit. Gegenwärtig arbeitet IJM in 16 Städten in Afrika (Kenia, Uganda, Ghana, Ruanda), Süd- und Südostasien (Thailand, Kambodscha, Philippinen, Indien) und Lateinamerika (Guatemala, Bolivien, Santo Domingo).[6] Darüber hinaus bestehen zwei Bündnispartnerschaften in Ecuador und Peru. Die Mitarbeiter der Einsatzbüros sind fast ausschließlich Staatsangehörige des jeweiligen Landes.

Ziele und Arbeitsansatz

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IJM führt Einzelfälle den nationalen Rechtssystemen zu und begleitet sie von der Ermittlungsphase bis zum Schuldspruch. Auf diese Weise werden konkrete Korruptionsquellen, Ressourcenmängel und andere Ursachen für die Verweigerung rechtsstaatlichen Schutzes zugunsten der Opfer von Menschenrechtsverletzungen offenbar. In Zusammenarbeit mit den lokalen Behörden begegnet IJM diesen Schwachstellen, um den bestehenden Gesetzen Geltung und den Betroffenen Gerechtigkeit zu verschaffen.[7]

IJM begründet ihre Arbeit mit dem biblischen Auftrag, Gerechtigkeit zu schaffen (Jes 1, 17): Lernt Gutes tun, fragt nach dem Recht, weist den Unterdrücker zurecht! Schafft Recht der Waise, führt den Rechtsstreit der Witwe![8] IJM versteht sich jedoch gleichzeitig als eine überkonfessionelle Organisation und hilft Opfern von Menschenrechtsverletzungen ungeachtet ihrer Religion, Ethnie und ihres Geschlechts.[9]

IJM arbeitet mit zahlreichen anderen Menschenrechts- und Hilfsorganisationen sowie mit politischen Entscheidungsträgern zusammen. IJM finanziert sich vor allem aus Spenden von Einzelnen und Stiftungen. Hinzu kommen staatliche Unterstützungen für einzelne geförderte Projekte und kirchliche Zuschüsse.[10]

IJM beschäftigt „Ermittler“, Anwälte und Sozialarbeiter, die in enger Zusammenarbeit mit nationalen und lokalen Behörden in den Partnerländern Einzelfälle bearbeiten. Dabei werden individuelle Fälle von Menschenrechtsverletzungen ermittelt und strafrechtlich verfolgt. IJM versucht, auf Schwachstellen in den jeweiligen Justizsystemen hinzuweisen, um eine langfristige Veränderung der Menschenrechtssituation in den Partnerländern zu erreichen.

Fallarbeitsmodell

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Kennzeichnend für IJM ist das 4-gliedrige Fallarbeitsmodell.

1. Befreiung der Opfer: IJMs vorrangiges Ziel ist es, die Opfer so schnell wie möglich aus der Situation einer Menschenrechtsverletzung zu befreien.

2. Täter zur Verantwortung ziehen: IJM zieht die Täter von schweren Menschenrechtsverletzungen in den jeweiligen Rechtssystemen zur Verantwortung. Ihnen soll deutlich werden, dass ihre Taten juristische Konsequenzen nach sich ziehen. Potentielle Täter sollen abgeschreckt werden.

3. Nachbetreuung der Opfer: IJMs Psychologen und Sozialarbeiter setzen sich in Zusammenarbeit mit den lokalen Sozialbehörden und -einrichtungen dafür ein, dass Opfer von Menschenrechtsverletzungen eine neue Perspektive für ihr Leben erhalten. IJM kümmert sich intensiv um die komplexen emotionalen und körperlichen Nöte der Opfer von Menschenrechtsverletzungen. Die von Gewalt betroffenen Menschen werden in ein selbstbestimmtes Leben begleitet und durch regelmäßige Fortbildungen über ihre Rechte aufgeklärt. Außerdem lernen sie, wie sie ihre Rechte selbst einfordern können.

4. Strukturelle Veränderung: Neben der programmatischen Arbeit mit Einzelfällen ist es Ziel von IJM, nachhaltig Missbrauch und Unterdrückung durch die Stärkung von Rechtssystemen und lokalen Gemeinschaften zu verhindern. Durch Fortbildungsmaßnahmen von Polizei und Justiz in Zusammenarbeit mit den Regierungsbehörden des jeweiligen Landes wird dazu beigetragen, arme Menschen nachhaltig vor Gewalt zu schützen.[11] Durch Bildungsmaßnahmen in den Slums und Armenvierteln sollen Menschen befähigt werden, sich für die eigenen durchsetzbaren Menschenrechte selber einzusetzen. Die im rechtsbasierten Entwicklungsansatz wichtige Mobilisierung und Einbeziehung von Zielgruppen in die Armutsbekämpfung, wird bei IJM durch nachhaltiges Empowerment bei der Wiedereingliederung Betroffener bewirkt.

Ziele der Arbeit von IJM in Deutschland

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1. Unterstützung der weltweiten Arbeit von IJM: Personelle und finanzielle Unterstützung der Arbeit in den Partnerländern. Als Partnerbüros hat IJM Deutschland die Büros in Mumbai (Indien), Santo Domingo (Dominikanischen Republik) und Gulu (Uganda). Spenden an IJM Deutschland kommen vor allem diesen Partnerbüros zugute, die Projektarbeit wird regelmäßig evaluiert.[12] Ein weiteres Ziel ist es, hauptamtliche Mitarbeiter und Praktikanten in die internationale Arbeit zu vermitteln.

2. Bildungsarbeit: Die Öffentlichkeit soll über schwerste Menschenrechtsverletzungen in IJMs Partnerländern informiert werden. Dazu veranstaltet IJM Deutschland deutschlandweit Vorträge über Menschenhandel, Sklaverei und Zwangsprostitution.[7]

3. Politische Arbeit: Aufbau von politischen Kontakten mit dem Ziel, Verantwortungsträger dafür zu motivieren, dass Deutschland sich vermehrt innen- und außenpolitisch gegen Menschenhandel und Sklaverei einsetzt. Gemeinsam mit anderen europäischen Ländern soll Deutschland eine leitende Rolle im Kampf gegen Sklaverei und Menschenhandel einnehmen.[3][13]

Aktionen und Kampagnen

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IJM Deutschland hat über 200 Botschafter, unter ihnen die Künstlerbotschafter Johannes Falk und Sarah Brendel, die deutschlandweit verschiedene Konzerte, Benefizveranstaltungen, Spendenläufe oder Kunstausstellungen organisieren.[14][15] Seit 2015 läuft die Kampagne „Sie hat Recht - sie keins“, die die Öffentlichkeit darauf aufmerksam machen soll, dass die Rechte armer Menschen in vielen Ländern nicht durchgesetzt werden und sie daher schutzlos der alltäglichen Gewalt ausgeliefert sind.[16]

Mit Aktionen wie der Relentless-Campaign wurde versucht, auch jüngere Generationen in die weltweite Bekämpfung von Unrecht mit einzubeziehen.

Von IJM als „Befreiung“ bezeichnete Aktionen stoßen immer wieder auf Kritik – insbesondere im Zusammenhang mit Razzien von Bordellen und Verhaftungen von Prostituierten. Einige der volljährigen Betroffenen sehen die Prostitution als ihre einzige Einkommensquelle zur Unterstützung ihrer Familie und fliehen deshalb nach ihrer Befreiung zurück in die Prostitution.[17] Vereinzelt begingen „gerettete“ inhaftierte Prostituierte Suizid oder wurden von der Polizei misshandelt.[18]

Auch wurde kritisiert, dass durch die Befreiung von Frauen und Kindern aus der Zwangsprostitution sich die organisierte Kriminalität noch tiefer in den Untergrund verlagert, wodurch Opfer von der Polizei schlechter gefunden werden können.[19]

  • Gary A. Haugen: Just Courage. God's Great Expedition for the Restless Christian. Inter Varsity Press, 2008.
  • Gary A. Haugen, Gregg Hunter: Terrify No More: Young Girls Held Captive and the Daring Undercover Operation to Win Their Freedom. Nelson/Word Pub Group, 2005, ISBN 0-8499-1838-3.
  • Gary A. Haugen: Good News About Injustice: A Witness of Courage in a Hurting World. Inter Varsity Press, 1999, ISBN 0-8308-2224-0.
  • Gary A. Haugen, Victor Boutros: The Locust Effect. Why the End of Poverty Requires the End of Violence. Oxford University Press, 2014, ISBN 978-0-19-022926-9.
  • Rentschler, Rabea, Roller, Dietmar, Gary A. Haugen, Victor Boutros: Gewalt – die Fessel der Armen. Worunter die Ärmsten dieser Erde am meisten leiden – und was wir dagegen tun können. Springer Verlag 2015, ISBN 978-3-662-47053-4
  1. Leadership, auf ijm.ca
  2. IJM in the UK - We share in the global mission to protect the poor violence (Memento vom 5. September 2015 im Internet Archive), auf ijmuk.org
  3. a b Vorstand (Memento vom 22. Juli 2015 im Internet Archive), auf gemeinsam-gegen-menschenhandel.de
  4. IJM Deutschland (Memento vom 8. Mai 2017 im Internet Archive), auf ijm-deutschland.de
  5. #Unfrei: Mehr Schutz vor Sklaverei, Gewalt und Ausbeutung!, auf change.org
  6. IJM works in nearly 20 communities throughout Africa, Latin America, South and Southeast Asia. (Memento vom 28. August 2015 im Internet Archive), auf ijm.org
  7. a b Dietmar Roller (IJM) referiert beim Männerfrühstück - Moderne Sklaverei im Fokus, Westfälische Nachrichten vom 11. Mai 2015
  8. Jes 1,17 ELB
  9. Die Sklaverei wird weiter zunehmen, auf idea.de
  10. We make sure your generosity counts in the fight to end slavery, auf ijm.org
  11. Nachhaltig Rechtssysteme verändern (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive), auf ijm-deutschland.de
  12. Finanzen und Mittelverwendung (Memento vom 22. April 2017 im Internet Archive), auf ijm-deutschland.de
  13. Aktuelles zum Thema Menschenhandel (September 2013) (Memento vom 22. Juli 2015 im Internet Archive), auf frankheinrich.de
  14. Kampf gegen moderne Sklaverei | IJM | Johannes Falk | Gott sei Dank, auf youtube.com
  15. Wir sind die Anti-Sklaverei-Bewegung (Memento vom 13. März 2017 im Internet Archive), auf ijm-deutschland.de
  16. http://ijm-deutschland.de/
  17. Thailand's Brothel Busters. In: Mother Jones. November 2003.
  18. The Crusade Against Sex Trafficking, The Nation, 16. September 2009, abgerufen am 25. Dezember 2016.
  19. Google and its anti sex work stance. iusw.org, abgerufen am 24. März 2021.