Baltische Sprachen

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Die baltischen Sprachen sind ein Zweig innerhalb der Sprachfamilie der indogermanischen Sprachen.

Die baltischen Sprachen werden meist in zwei Gruppen unterteilt:

Über die Zuordnung des Kurischen zur west- oder ostbaltischen Gruppe besteht keine Einigkeit. Eine Lehrmeinung sieht sie als westbaltische Sprache, die sich unter dem Einfluss ostbaltischer Sprachen zum ostbaltischen Typus wandelte. Andere Wissenschaftler lehnen eine Trennung in Ost- und Westbaltisch ab.

Bis auf Litauisch und Lettisch sind alle diese Sprachen im 16. und 17. Jahrhundert ausgestorben. Das Nehrungskurische, de facto ein lettischer Dialekt und nicht mit dem Kurischen zu verwechseln, stirbt zurzeit aus (2013 sieben Muttersprachler).[2]

Die heute in Lettgallen von über hunderttausend Einwohnern gesprochene lettgallische Sprache wird unterschiedlich eingeordnet: teils als Dialekt des Lettischen und teils als eigenständige Sprache, zumal es Literatur mit eigener Orthographie und Grammatik gibt.

Die im nördlichen Baltikum gesprochenen Sprachen Estnisch und Livisch gehören nicht in diese Gruppe, sondern sind Zweige der finno-ugrischen Sprachen, sind also Verwandte des Finnischen und Ungarischen.

Die ältesten wissenschaftlich verwendbaren schriftlichen Aufzeichnungen baltischer Sprachen stammen vom westbaltischen Altpreußisch aus dem 14. Jahrhundert aus dem Elbinger Altpreußischen Wörterbuch.[3]

Die ersten schriftlichen Aufzeichnungen des ostbaltischen Litauischen stammen aus dem 16. Jahrhundert. Das erste Buch ist der Katechismus von Martynas Mažvydas, der 1547 unter Förderung durch Albrecht von Brandenburg-Ansbach gedruckt wurde. Angefertigt wurde er in der evangelischen Universität von Königsberg (dem heutigen Kaliningrad). Lettische Literatur erscheint ab dem 17. Jahrhundert.

Die baltischen und die slawischen Gruppen werden im Allgemeinen auf die Hypothese einer balto-slawischen Vorform zurückgeführt. Eine gemeinsame baltoslawische Vorgängersprache wird darüber hinaus sowohl von lexikostatistischen Untersuchungen[4] als auch glottochronologischen Arbeiten (z. B. Starostin 2004[5]) gestützt. Starostin gibt dort den Zeitpunkt der Trennung mit ca. 1200 v. Chr. an, welches man wegen der inhärenten Ungenauigkeiten der Glottochronologie mit ± 500 Jahren versehen sollte.

Die baltischen Sprachen haben eine Reihe als ursprünglich betrachteter Eigenschaften der indogermanischen Sprachen erhalten, insbesondere eine starke Nutzung der Flexion, die in vielen anderen Sprachen in diesem Umfang verschwunden ist. (Allerdings ist die Flexion auch in den slawischen Sprachen bis heute im Großen und Ganzen gut erhalten.) Unter den modernen europäischen Sprachen sind die baltischen Sprachen diejenigen, die die größte Ähnlichkeit mit dem altindischen Sanskrit aufweisen.

Archaische Sprachen

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Das westbaltische Altpreußisch gilt dabei als besonders archaisch. Neben seiner Verwandtschaft mit den ostbaltischen Sprachen zeigte es viele Besonderheiten, die im Lettischen und Litauischen nicht vorhanden sind. Das immer noch verhältnismäßig eigenständige Litauische ist wiederum deutlich archaischer als das Lettische, das starke Einflüsse aus dem deutschen, finno-ugrischen, skandinavischen und russischen Raum aufgenommen hat.

Die einzelnen baltischen Sprachen sind so unterschiedlich, dass sie weitestgehend nicht gegenseitig verständlich sind.

Frühe baltisch-germanische Gemeinsamkeiten

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Die erschlossenen Frühformen des Baltischen und Germanischen weisen einige spezifische Gemeinsamkeiten auf; sie betreffen insbesondere die verbale Stammbildung sowie die Personalpronomina und die Zahlwörter (Numeralia). Auffällig sind vor allem die übereinstimmenden Dualformen der Personalia, die wahrscheinlich bereits zu einer Zeit entstanden, als sich die Vorform der späteren germanischen Sprachen („Prägermanisch“) phonologisch noch nicht allzu sehr vom Urbaltischen dieser Zeit unterschied, also noch vor der ins 2. Jahrtausend zu datierenden Satemisierung des Baltischen. Andere germanisch-baltische Gemeinsamkeiten, etwa die Zahlwörter für ‚elf‘ und ‚zwölf‘ und die Wörter für ‚Tausend‘, ‚Leute‘, ‚Gold‘ und ‚Roggen‘ sind dagegen offenbar jünger und am ehesten durch Entlehnung zu erklären.[6]

  • Vifanord – Virtuelle Fachbibliothek Nordeuropa und Ostseeraum

Einzelnachweise

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  1. Letas Palmaitis: The Prussian Dictionary: Reconstruction vs. Lithuanization. In: poshka.bizland.com. 25. Mai 1998, abgerufen am 13. Juli 2020 (englisch).
  2. Edwin Baumgartner: Wenn eine Sprache stirbt. In: Wiener Zeitung. 25. September 2013, abgerufen am 13. Juli 2020.
  3. Georg Heinrich Ferdinand Nesselmann (Hrsg.): Ein deutsch-preußisches Vocabularium aus dem Anfange des 15. Jahrhunderts. Nach einer Elbinger Handschrift herausgegeben. In: Altpreußische Monatsschrift. Band 4, Heft 5, Königsberg 1868 (Vorschau auf Google Books).
  4. Hans J. Holm: The Distribution of Data in Word Lists and its Impact on the Subgrouping of Languages. In: Christine Preisach, Hans Burkhardt, Lars Schmidt-Thieme, Reinhold Decker (Hrsg.): Data Analysis, Machine Learning, and Applications. Proc. of the 31th Annual Conference of the German Classification Society (GfKl), Universität Freiburg, März 7–9, Springer-Verlag, Heidelberg/Berlin 2007.
  5. Václav Blažek: From August Schleicher to Sergei Starostin: On the development of the tree-diagram models of the Indo-European languages. In: JIES. 35 (1–2), 2005, S. 82–109.
  6. Wolfram Euler, Konrad Badenheuer: Sprache und Herkunft der Germanen – Abriss des Protogermanischen vor der Ersten Lautverschiebung. London/Hamburg 2009, ISBN 978-3-9812110-1-6, S. 28.