Ausbildungszentrum Spezielle Operationen
Ausbildungszentrum Spezielle Operationen | |
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Verbandsabzeichen | |
Aufstellung | 12. Juli 1979 (als Internationale Fernspähschule) |
Staat | Deutschland |
Streitkräfte | Bundeswehr |
Teilstreitkraft | Heer |
Typ | Ausbildungseinrichtung des Heeres |
Unterstellung | Ausbildungskommando |
Standort | Pfullendorf |
Website | Website AusbZSpezlOp |
Führung | |
Kommandeur | Oberst Andreas Schmand |
Leiter Bereich Lehre/Ausbildung und stv. Kommandeur | Oberstleutnant Joachim Lauer |
Das Ausbildungszentrum Spezielle Operationen (AusbZSpezlOp), bis 31. März 2003 Internationale Fernspähschule (IntFeSpähS), in der Staufer-Kaserne in Pfullendorf, Landkreis Sigmaringen, Baden-Württemberg ist eine der Ausbildungseinrichtungen des Heeres und insbesondere für die Ausbildung der Spezialkräfte und spezialisierten Kräfte der Bundeswehr und befreundeter Streitkräfte zuständig.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Jahr 1961 wurde an der damaligen Luftlande- und Lufttransportschule in Altenstadt/Schongau in Oberbayern die Lehrgruppe R für die Ausbildung der Fernspähtruppe der Bundeswehr aufgestellt. Aus ihr ging die Fernspählehrkompanie 200 hervor.
Im Jahr 1973 wurde das Fernspähausbildungszentrum 900 in Neuhausen ob Eck zur Ausbildung der Fernspäher aufgestellt. Ein Jahr später begannen erste Überlegungen zur Gründung einer internationalen Fernspähschule. Ab 1977 entsandten Belgien, die Niederlande und das Vereinigte Königreich Soldaten dorthin, um den Aufbau einer gemeinsamen Schule mit Deutschland zu planen. Diese wurde am 12. Juli 1979 als Internationale Fernspähschule gegründet mit Einschluss des gleichzeitig aufgelösten Fernspähausbildungszentrum 900. Am 1. Mai 1980 wurde die Schule nach Weingarten und im Jahr 1997 nach Pfullendorf verlegt. Am 1. April 2003 erfolgte die Umbenennung in Ausbildungszentrum Spezielle Operationen. Mit der Umstrukturierung zum Ausbildungszentrum wurde die gesamte Ausbildung im Bereich SERE (Survival, Evasion, Resistance, Extraction) am Standort Pfullendorf konzentriert, die entsprechende Inspektion an der vorherigen Luftlande-/Lufttransportschule in dem Zusammenhang nach Pfullendorf überführt und dort neu aufgestellt.
Am 27. Januar 2017 wurde sieben Soldaten des Ausbildungszentrums aus der Dienstgradgruppe der Mannschaften wegen zweifelhafter Aufnahmerituale die Ausübung des Dienstes auf Grundlage von § 22 Soldatengesetz verboten.[1] Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Hechingen sollten dem Verdacht der Freiheitsberaubung, gefährlichen Körperverletzung, Gewaltdarstellung und Nötigung durch Vorgesetzte nachgehen.[2] Laut Spiegel Online beschwerte sich im Oktober 2016 ein weiblicher Sanitätsoffizier im Dienstgrad Leutnant beim Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestages über entwürdigende Rituale; unter anderem hätten sich Soldaten ausziehen müssen und seien dabei von Vorgesetzten gefilmt worden. In anderen Fällen hätten sich männliche und weibliche, ebenfalls entkleidete Soldaten eine Tamponade in den Anus einführen müssen.[3] Die Staatsanwaltschaft Hechingen stellte das Verfahren jedoch ein, nachdem keine ausreichenden Belege für die Vorwürfe festgestellt werden konnten. Die tatsächlichen Handlungen hätten sich allesamt im Rahmen der Ausbildungsvorschriften bewegt und wären durch verkürzte und fehlerhafte Darstellung des Ministeriums zu Skandalen aufgebauscht worden. Kritiker vermuteten eine PR-Aktion der Ministerin von der Leyen.[4]
Als Reaktion auf die vermeintlichen Vorfälle zog Bundesministerin der Verteidigung Ursula von der Leyen personelle Konsequenzen. Nach Einstellung des Verfahrens wurden diese als voreilig und unbegründet kritisiert.[5][6] So wurde Oberst Thomas Schmidt am 1. März 2017 von seinen Pflichten als Kommandeur entbunden und das Kommando an Oberst Carsten Jahnel übergeben. Darüber hinaus wurde laut Spiegel der Leiter des Referats Innere Führung im Bundesverteidigungsministerium, Oberst Burkhard Köster, von seiner Aufgabe entbunden.[7]
Kommandeure
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Name | Beginn der Berufung | Ende der Berufung |
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Oberst Andreas Schmand | 30. März 2023 | – |
Oberst Albrecht Katz-Kupke | 13. Dezember 2018 | 30. März 2023 |
Oberst Carsten Jahnel | 1. März 2017 | 13. Dezember 2018 |
Oberst Thomas Heinrich Schmidt | 21. Juni 2013 | 1. März 2017 |
Oberst Peter Seidenspinner | 21. August 2005 | 21. Juni 2013 |
Oberst Fritz Jürgen Urbach | 1. Juni 2003 | 21. August 2005 |
Beteiligte Nationen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gemäß dem Memorandum of Understanding, das zwischen Deutschland und seinen Partnern geschlossen wurde, werden in Pfullendorf auch Soldaten befreundeter Nationen ausgebildet. Das Vereinigte Königreich war zwar Gründungsmitglied, stieg jedoch im Laufe der Zeit aus und bildet seine Soldaten seitdem in eigenen Ausbildungseinheiten aus. Davor wurden auch Soldaten des Special Air Service (SAS) in Deutschland ausgebildet. Die verbliebenen Nationen sind Belgien, Griechenland, Italien, Niederlande, Norwegen, Rumänien, Türkei und die Vereinigten Staaten.
Gliederung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das AusbZSpezlOp ist wie folgt gegliedert:
- Stab
- Bereich Unterstützung
- Übungszentrum Spezielle Operationen (ÜbZSpezlOp)
- International Special Training Centre (ISTC, internationaler Ausbildungsbereich)
- Leiter Bereich Lehre/Ausbildung mit II., III. und IV. Inspektion und Spezialausbildungskompanie 209
Stab
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Stab bildet den militärischen Verwaltungsteil des Ausbildungszentrums. Er gliedert sich in die klassischen Stabsabteilungen, die dem Kommandeur zuarbeiten. Geleitet werden diese Abteilungen von Offizieren mit einem Unteroffizier bzw. von Stabsoffizieren mit einem Offizier als Stellvertreter.
International Special Training Centre (ISTC)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das ISTC bildet den internationalen Teil des AusbZSpezlOp. Es untersteht direkt dem Kommandeur des Ausbildungszentrums. Im ISTC werden Planungs- und Führungs- sowie Scharfschützen- und Sanitätslehrgänge durchgeführt.
Leiter Bereich Lehre/Ausbildung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Dem Leiter Bereich Lehre/Ausbildung unterstehen die II., III. und IV. Inspektion sowie die Spezialausbildungskompanie 209.
Die II. Inspektion führt Überlebens- und Sanitätslehrgänge für Spezialkräfte und spezialisierte Kräfte wie z. B. Fallschirmjäger durch.
Die III. Inspektion führt Laufbahn- und Sonderlehrgänge für die spezialisierten Kräfte, vorrangig Fallschirmjäger mit erweiterter Grundbefähigung wie „Urbaner Angriff“, Schießtechnik, Nahkampf, Einsatzplanung, „Patrolling“ und „Gewässerseitige Infiltration von Operationsräumen“ (Waterborne Infiltration) durch.
Die IV. Inspektion am AusbZSpezlOp ist die ehemalige VI. Inspektion der Luftlande-/Lufttransportschule (LL/LTS) in Altenstadt und wurde zum 1. Januar 2016 in Pfullendorf aufgestellt. Sie ist, wie vorher die VI. Inspektion der LL/LTS, verantwortlich für die Durchführung von Überlebenslehrgängen von Luftfahrzeugbesatzungen und besonders gefährdetem Personal sowie Lehrgängen für Offizieranwärter des Truppendienstes der Luftwaffe und des Sanitätsdienstes.
Die Spezialausbildungskompanie 209 ist für die Truppen-, Voll- und Dienstpostenausbildung des Fallschirmjägernachwuchses zuständig. Ihr Auftrag ist die dreimonatige Grundausbildung (GA) und die Spezielle Grundausbildung (SGA) für Fallschirmjäger. Des Weiteren führt sie die Spezialausbildung für Feldwebelanwärter durch, die später als Kommandofeldwebel beim Kommando Spezialkräfte (KSK) eingesetzt werden sollen.
Übungszentrum Spezielle Operationen (ÜbZSpezlOp)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In Pfullendorf befand sich ein Ausbildungsstützpunkt des Simulationssystem für Rahmenübungen (SIRA), einem Gefechtsübungssimulationssystem für simulationsunterstützte Rahmenübungen auf Bataillonsebene (AusbStPkt GefÜbSimSys Btl). Seine Aufgabe ist die Ausbildung von Bataillonskommandeuren der Division Schnelle Kräfte (DSK) und deren Stäbe durch EDV-gestützte Rahmenbedingungen. SIRA unterstützt Plan-, Stabs- und Rahmenübungen und arbeitet nach dem Prinzip eines verdeckten Planspieles in Echtzeit. Alle Abläufe eines Gefechts, einer Operation bzw. eines Einsatzes können so am Computer verfolgt und ausgewertet werden.
Verbandsabzeichen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Verbandsabzeichen zeigt, wie ursprünglich bei allen Verbandsabzeichen der Schulen des Heeres, zwei gekreuzte Schwerter mit dem weißen Buchstaben „S“ auf rotem Grund. Das Verbandsabzeichen ist grün-bordeauxrot umflochten. Grün entspricht der Waffenfarbe der Infanterie, die mit Fallschirmjägern den Kampftruppenkern der Division Schnelle Kräfte bildet und die einst auch die Soldaten des Kommando Spezialkräfte und bis 1976 die Fernspäher umfasste. Bordeauxrot entspricht der Barettfarbe unter anderem der Fallschirmjäger, des Kommando Spezialkräfte und der früheren Fernspähtruppe.
Das ehemalige Verbandsabzeichen der Internationalen Fernspähschule war noch goldgelb umrandet und entsprach damit der Waffenfarbe der früheren Truppengattungen Fernspähtruppe und Panzeraufklärungstruppe. Heute wäre diese Umrandung verwirrend, da goldgelb als Waffenfarbe der Heeresaufklärungstruppe eher auf das Ausbildungszentrum Heeresaufklärungstruppe, das die Ausbildung der Heeresaufklärungstruppe und damit aller Aufklärungskräfte des Heeres seit 2007 zusammenfasst, hinweisen würde.
Paracross
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In der Zeit, in der das Ausbildungszentrum noch Internationale Fernspähschule war, hat der internationale Fernspähwettkampf Paracross seinen Ursprung. Bei diesem militärischen Mehrkampf waren die Disziplinen Laufen mit 40kg-Rucksack, 2-Tonner-Ziehen, Kleiderschwimmen, Schießen und Fallschirmspringen gefordert. Der Paracross war nicht als Leistungsvergleich zu verstehen, sondern diente der Zusammenkunft nationaler und internationaler Militärangehöriger und Reservisten. Bis 1993 wurden im Paracross noch militärische Weltmeisterschaften ausgetragen, wobei zwei Weltmeistertitel von Deutschland errungen werden konnten (1986 und 1987). Durch internationale Umstrukturierungen wurden diese allerdings eingestellt. Diese Wettbewerbe galten als extrem hart und anspruchsvoll (damals noch: "Fallschirmspringen", "50 km Orientierungslauf", "ParaCross Hindernisbahn", "Nahkampf", "Schieß-Laufkombination").
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Stefan Heydt, Christian Bannert (Projektbeauftr.): Die Heeresschulen. Im Auftrag des Heeresamtes, Fölbach-Medienservice, München 2011, S. 184 ff.
- Sören Sünkler: Die Spezialverbände der Bundeswehr. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-613-02592-9.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Das Ausbildungszentrum auf der Website des Heeres
- Website des International Special Training Centres
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Christoph Hickmann: Schwere Übergriffe. In: Süddeutsche Zeitung. 28. Januar 2017, ISSN 0174-4917, S. 6.
- ↑ Staufer-Kaserne: Soldaten nach demütigenden Aufnahmeritualen entlassen. Südkurier, 27. Januar 2017, abgerufen am 28. Januar 2017.
- ↑ Matthias Gebauer: Sadistische Rituale bei der Kampfsanitäter-Ausbildung. Spiegel Online, 27. Januar 2017, abgerufen am 27. Januar 2017.
- ↑ Christian Thiels: Pfullendorf-Vorwürfe reichen nicht für Verfahren ( des vom 6. Juni 2017 im Internet Archive) In: tagesschau.de, 6. Juni 2017
- ↑ Christian Thiels: Skandal in Pfullendorf. Die Führung hat versagt. Tagesschau.de, 15. Februar 2017, abgerufen am 16. Dezember 2018.
- ↑ Die Folgen von Pfullendorf. In: Der Spiegel, Heft 26/2017, Spiegel-Verlag, Hamburg 2014, ISSN 0038-7452
- ↑ Tagesschau.de: Nach Bundeswehrskandal – Von der Leyen feuert Referatsleiter. tagesschau.de, 11. Februar 2017, abgerufen am 28. Februar 2017.
Koordinaten: 47° 54′ 36″ N, 9° 15′ 22″ O