Lobos (Insel)
Lobos
| ||
---|---|---|
Aufnahme der NASA | ||
Gewässer | Atlantischer Ozean | |
Inselgruppe | Kanarische Inseln | |
Geographische Lage | 28° 45′ 0″ N, 13° 49′ 16″ W | |
| ||
Fläche | 4,58 km² | |
Höchste Erhebung | Montaña La Caldera 127 msnm | |
Einwohner | unbewohnt | |
Lage nördlich vor Fuerteventura |
Die unbewohnte Insel Lobos (spanisch Islote de Lobos, Insel der Robben) ist Teil der zu Spanien gehörenden Kanarischen Inseln im Atlantischen Ozean.
Geografie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die in der Meerenge La Bocayna, zwischen Fuerteventura und Lanzarote gelegene, unbewohnte Insel ist 4,58 km²[1] groß und hat damit einen Anteil von 0,06 Prozent an der Gesamtfläche der Kanarischen Inseln. 1982 ist Lobos unter Naturschutz gestellt worden. Die Insel wird von der Gemeinde La Oliva auf der zwei Kilometer entfernten Insel Fuerteventura verwaltet und gehört seit 1987 zum Dünen-Park von Corralejo.
Höchste Erhebung ist der Montaña La Caldera mit 127 m Höhe. Lobos ist vor 15.000 bis 30.000 Jahren gemeinsam mit den Volcanes de Bayuyo durch Vulkanismus an einer Bruchlinie der Erdkruste entstanden[2] und seitdem durch den Anstieg des Meeresspiegels von Fuerteventura getrennt worden. Die Geologie und Entstehungsgeschichte hängt eng mit der der großen Nachbarinseln Fuerteventura und Lanzarote zusammen.
Flora und Fauna
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1994 wurde Lobos zum Naturpark Parque Natural del Islote de Lobos erklärt. Gut 130 Pflanzenarten, teils endemisch, sind hier in zwei Zonen geschützt, und zwar Bereiche, die von der Allgemeinheit genutzt werden dürfen und solche, die als Reservat ausgewiesen sind und nicht betreten werden dürfen. Weit verbreitet sind Wolfsmilchgewächse, vor allem die Balsam-Wolfsmilch (Euphorbia balsamifera) wächst in großen Kolonien.[3][4] Auf den Strandwiesen findet sich neben Jochblattgewächsen und Soden einer auf Lobos endemischen Unterart des Ovalblättrigen Strandflieders (Limonium ovalifolium subsp. canariensis).[5] Aus Übersee eingebürgert ist ein großer Bestand von Agave fourcroydes.
Lobos ist zudem ein Vogelschutzgebiet. Neben der Mittelmeermöwe (Larus michahellis) können auch Sepiasturmtaucher (Calonectris diomedea) und Bulwersturmvogel (Bulweria bulwerii) gesichtet werden.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bei archäologischen Ausgrabungen in den Jahren 2012[6] und 2022[7] wurde auf Lobos eine Werkstatt zur Gewinnung von Purpur aus der Rotmund-Leistenschnecke (Stramonita haemastoma) freigelegt. Es wurden mehr als 60.000 Schneckenschalen gezählt. In diesen Schalenhaufen und ihrer Umgebung wurden Werkzeuge gefunden, die die Purpurarbeiter im Herstellungsablauf verwendeten, wie Ambosse und Hämmer aus Basalt, kleine Teile von Eisenklingen (möglicherweise Messer), Feuerstellen und die Reste von Bleikesseln.
Auf der Insel Lobos gibt es weitere Fundstätten, die auf vielfältige Tätigkeiten, wie z. B. den Fischfang hinweisen. Es wurde eine Vielzahl von Spezialinstrumenten, Haken und Nadeln zum Knüpfen von Netzen, Netzgewichte aus Stein und Blei sowie Harpunenspitzen aus Eisen ausgegraben. Keramik, Metall- und Steinwerkzeuge wurden in die Zeit zwischen dem ersten Jahrhundert v. Chr. und dem ersten Jahrhundert n. Chr. datiert.[8] Die Keramik zeigt Ähnlichkeiten der aus Gades, dem heutigen Cádiz.
Die Purpurgewinnungs-Anlage könnte von Römern oder dem von den Römern eingesetzten König Juba II. von Mauretanien angelegt worden sein.[9]
Als 1402 der französische Adelige Jean de Béthencourt Lanzarote unterworfen hatte, versuchte er von der Nachbarinsel Lobos aus, Fuerteventura einzunehmen, was ihm 1405 nach mehreren Versuchen schließlich gelang. Die Mönchsrobben (spanisch lobos marinos ‚Seewölfe‘), nach denen die Insel benannt ist, wurden im 15. Jahrhundert ausgerottet, weil die Seefahrer das Fleisch, Fett und Fell der Tiere verwendeten.
1863 wurde an der Nordspitze der Leuchtturm Faro de Martiño gebaut und zwei Jahre später in Betrieb genommen. Dort wurde 1903 die Schriftstellerin Josefina Pla geboren, die später in Paraguay lebte. Einige Zeit siedelten sich wenige Bauernfamilien auf der Insel an. Überreste ihrer Zisternen (Aljibes) findet man noch heute. Der letzte Leuchtfeuerwärter, der mit seiner Familie dort wohnte, musste 1968 nach der Automatisierung des Leuchtfeuers gehen. Bis heute ist der zwischenzeitlich restaurierte Leuchtturm in Betrieb.
Heute gibt es ein Restaurant ein paar Gehminuten östlich vom Anleger in Casas del Puertito. Ein paar Fischer besitzen dort Wochenendhäuschen. Eine Person war 2019 mit Hauptwohnsitz auf der Insel gemeldet.[10]
Zugang und Wanderwegenetz
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Zugang auf die als Schutzgebiet ausgewiesene Insel ist reglementiert, Besucher benötigen eine vorher eingeholte kostenlose Besuchererlaubnis.[11] Es verkehren mehrere kleine Personenfähren von Corralejo zu dem kleinen Schiffsanleger El Muelle auf Lobos.
Die autofreie Insel ist durch einen Rundwanderweg erschlossen. Wanderziele sind neben dem Leuchtturm Faro de Martiño der Vulkan Montaña La Caldera, die Sand- und Badebucht Playa las Conchas, Überreste der Salinen im Westen, die kleinen Lagunen (Lagunitas) im Nordosten, Salzwiesen, in denen (halophile) Pflanzen zuhause sind und die „Vulkanöfchen“ (Hornitos) auf dem „rauen Land“ (Malpaís).[12]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Rolf Goetz: Fuerteventura – Die schönsten Küsten- und Bergwanderungen. Bergverlag Rother, München 2024, ISBN 978-3-7633-4740-7.
Bilder
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]-
Luftbild, Blick nach Westen
-
Playa de las Conchas, Montaña La Caldera im Hintergrund
-
Montaña La Caldera
-
Kleine Lagunen (Lagunitas) im Nordosten
-
Hüttensiedlung Casas del Puertito
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Spanisches Statistikamt
- ↑ L. A. Cueto Pascual, R. Balcells Herrera, J. L. Barrera Morate: Mapa geológico de España. Maßstab 1:25.000, Blatt 1086 I/1087 I–IV: Isla de Fuerteventura. Tostón-Corralejo. Instituto Geológico y Minero de España, Madrid 1990, ISBN 84-7840-501-1, S 24. Begleitheft (PDF; 912 kB), abgerufen am 5. April 2018 (spanisch).
- ↑ Rolf Goetz: Flora der Kanarischen Inseln. Bergverlag Rother, München 2017, ISBN 978-3-7633-6102-1, S. 56.
- ↑ Rolf Goetz: Kanarische Inseln. Botanische Wanderungen. Bergverlag Rother, München 2017, ISBN 978-3-7633-3166-6, S. 203.
- ↑ Rolf Goetz: Kanarische Inseln. Botanische Wanderungen. Bergverlag Rother, München 2017, ISBN 978-3-7633-3166-6, S. 201.
- ↑ Arco Aguilar et al.: Un taller romano de púrpura en los límites de la Ecúmene : Lobos 1 (Fuerteventura, Islas Canaria) : primeros resultados. Hrsg.: Mª del Carmen del Arco Aguilar, Mª Mercedes del Arco Aguilar, Carmen Benito Mateo, Mª Candelaria Rosario Adrián. Museo Arqueológico de Tenerife, Organismo Autónomo de Museos y Centros, Cabildo de Tenerife, Santa Cruz de Tenerife 2016, ISBN 978-84-88594-83-9 (spanisch).
- ↑ Mercedes del Arco Aguilar, Carmen del Arco Aguilar, Isidoro Hernández Sánchez: La investigación arqueológica en el Taller de Púrpura Romano de Lobos. Fuerteventura. Una nueva campaña arqueológica. Museos de Tenerife, 22. Dezember 2022, abgerufen am 24. Dezember 2022 (spanisch).
- ↑ Anthropologie: Wer waren die ersten Ureinwohner der kanarischen Inseln? In: Der Spiegel. 2. Juli 2024, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 2. Juli 2024]).
- ↑ Arco Aguilar et al.: Un taller romano de púrpura en los límites de la Ecúmene : Lobos 1 (Fuerteventura, Islas Canaria) : primeros resultados. Hrsg.: Mª del Carmen del Arco Aguilar, Mª Mercedes del Arco Aguilar, Carmen Benito Mateo, Mª Candelaria Rosario Adrián. Museo Arqueológico de Tenerife, Organismo Autónomo de Museos y Centros, Cabildo de Tenerife, Santa Cruz de Tenerife 2016, ISBN 978-84-88594-83-9, S. 518 (spanisch).
- ↑ Habitantes Isla Lobos 2000–2019. In: foro-ciudad.com. Abgerufen am 26. September 2020 (spanisch).
- ↑ Rolf Goetz: Fuerteventura – Die schönsten Küsten- und Bergwanderungen. Bergverlag Rother, München 2024, ISBN 978-3-7633-4740-7, S. 40.
- ↑ Rolf Goetz: Fuerteventura – Die schönsten Küsten- und Bergwanderungen. Bergverlag Rother, München 2024, ISBN 978-3-7633-4740-7, S. 40–43.