Jahrbuch Extremismus & Demokratie

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Jahrbuch Extremismus & Demokratie

Verlag Nomos Verlag, Baden-Baden
Erstausgabe 1989
Erscheinungsweise jährlich
Herausgeber Uwe Backes, Alexander Gallus, Eckhard Jesse, Tom Thieme
Weblink www.tu-chemnitz.de
ISSN (Print)

Das Jahrbuch Extremismus & Demokratie (E & D) ist ein seit 1989 jährlich erscheinendes Periodikum. Herausgegeben wird es von Uwe Backes und Eckhard Jesse, seit 2009 zusätzlich von Alexander Gallus und seit 2018 zusätzlich von Tom Thieme. Es wird im Nomos Verlag verlegt. Inhaltliche Schwerpunkte bilden die Bereiche Totalitarismus und Extremismus. Es gilt als Standardwerk in diesem Bereich.

Grundlage des Jahrbuchs ist die Orientierung an Menschenrechten, Toleranz und politischem Pluralismus.

Der Anspruch der Herausgeber ist folgender: „Das Jahrbuch […] will die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Problemkreis des politischen Extremismus fördern. Die Entwicklung in Deutschland steht im Mittelpunkt. Ereignisse und Konstellationen des jeweils vorausgegangenen Jahres sollen dokumentiert und aufgearbeitet, die neu erschienene Literatur umfassend gewürdigt werden.“

Darüber hinaus soll es eine Handreichung für Politiker, Beamte, Sicherheitskräfte und Pädagogen sein.[1]

Derzeit ist das Jahrbuch wie folgt aufgebaut:[2]

  • Analysen
  • Forum (unregelmäßig)
  • Daten, Dokumente und Dossiers
  • Biographisches Porträt
  • Länderporträt (seit 1999)
  • Zeitschriftenporträt (seit 1999)
  • Literatur
Jahrgang Biografisches Porträt Länderporträt Zeitschriftenporträt
01 (1989) Bommi Baumann
02 (1990) Adolf von Thadden
03 (1991) Kurt Bachmann
04 (1992) Michael Kühnen
05 (1993) Werner Lotze
06 (1994) Otto Ernst Remer
07 (1995) Jakob Moneta
08 (1996) Ulrike Marie Meinhof
09 (1997) Günter Deckert
10 (1998) Till Meyer
11 (1999) Dieter Kunzelmann Frankreich wir selbst
12 (2000) Franz Schönhuber Nordirland Nation Europa
13 (2001) Horst Mahler USA konkret
14 (2002) Gerhard Frey Belgien Junge Freiheit
15 (2003) Birgit Hogefeld Polen GegenStandpunkt
16 (2004) Andreas Baader Tschechien Bahamas
17 (2005) Wolfgang Grams Schweiz Deutsche Stimme
18 (2006) Udo Voigt Russland Deutsche Geschichte
19 (2007) Holger Apfel Slowakei Criticón
20 (2008) Christian Worch Ungarn junge Welt
21 (2009) Andreas Molau Spanien Zeck
22 (2010) Sahra Wagenknecht Südafrika Hier & Jetzt
23 (2011) Matthias Faust Dänemark Interim
24 (2012) Jürgen Rieger Schweden RotFuchs
25 (2013) Lothar Bisky Norwegen Zuerst!
26 (2014) Diether Dehm Island Muslim-Markt
27 (2015) Eric Breininger Griechenland Disput
28 (2016) Jürgen Elsässer Türkei Kurier der Christlichen Mitte
29 (2017) Gudrun Ensslin Uruguay Sezession
30 (2018) Björn Höcke Österreich Internationale Rosa-Luxemburg-Konferenz
31 (2019) Martin Sellner Serbien Marxistische Blätter
32 (2020) Bernhard Falk Kroatien Phase 2
33 (2021) Lutz Taufer Rumänien Indymedia
34 (2022) Armin Mohler Estland Politically Incorrect
35 (2023) Abul Baraa Ukraine MSZ – Gegen die Kosten der Freiheit

Herausgeber des Jahrbuchs sind folgende Wissenschaftler:[3]

  • Uwe Backes, Politikwissenschaftler (Dresden)
  • Alexander Gallus, Zeithistoriker (Chemnitz)
  • Eckhard Jesse, em. Politikwissenschaftler (Chemnitz)
  • Tom Thieme, Politikwissenschaftler (Rothenburg/O.L.)

Den wissenschaftlichen Beirat bilden:[4]

Das Jahrbuch erscheint im Nomos Verlag in Baden-Baden (von 1989 bis 1994 im Bouvier Verlag in Bonn).[5] Bis 2015 sind 27 Ausgaben erschienen. Parallel erscheint – ebenfalls bei Nomos – eine gleichnamige Schriftenreihe Extremismus & Demokratie.

Es gehört zur Anne-Frank-Shoah-Bibliothek, einer internationalen Forschungs- und Spezialbibliothek zum Holocaust.

Besprechungen durch Wissenschaftler

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Der 1. Jahrgang wurde durch den Politikwissenschaftler Andreas Sobisch (1992) besprochen: Die Serie verspreche demnach eine Bereicherung für jeden Interessierten in diesem Forschungsfeld tätig zu werden.[6]

Der Historiker Jürgen Angelow (1999) kommentierte den 10. Jahrgang mit: „Resümierend wird man dem vorliegenden Jahrbuch ein breites Spektrum von Interpretationen, Sichtweisen und Deutungsmuster bescheinigen können.“[7]

Karsten Fischer, Politikwissenschaftler, attestierte dem Jahrbuch zum zehnjährigen Jubiläum (2001) „ein selbstkritisches liberal-demokratisches Bewußtsein“. Es zeichne sich „durch eine starke Kontinuität aus, sowohl hinsichtlich seines Aufbaus, als auch hinsichtlich seiner Inhalte und dominierenden Perspektiven“, resümierend sei es „eine wertvolle Quelle, deren wissenschaftliche wie politische Bedeutung in den nächsten Jahren zunehmen dürfte“.[8]

Lazaros Miliopoulos, Politikwissenschaftler, strich heraus, dass das Jahrbuch „eine überzeugende Systematik, große Spannbreite, erfrischende Vielfältigkeit der Positionen und eine kompetente und renommierte Autorenschaft“ vorweisen könne.[9]

Der Politikwissenschaftler Manfred Funke (2003) befand zum 14. Jahrgang, dass das Jahrbuch E & D „zur Lektüre höchst empfehlenswert“ sei und „vor allem, wenn man Argumente braucht wider den Würdeverlust des Geistigen im Politischen.“[10]

Jürgen Plöhn, Politikwissenschaftler, bemerkte 2010: „Wie sein Vorgänger bietet damit auch der 20. Band wertvolle Kenntnisse und Interpretationen zu einem breiten, jedoch häufig vernachlässigten Themengebiet.“[11]

Nach Meinung des Politikdidaktikers Armin Scherb (2010) „sollte [das Jahrbuch] in keinem universitären Handapparat für ein Seminar, das sich mit der politischen Geschichte der Bundesrepublik Deutschland beschäftigt, fehlen. Für den Politik- und Geschichtsunterricht an Schulen oder in der außerschulischen Bildung erfüllt das Jahrbuch die Funktion eines Nachschlagewerkes.“[12]

2011 hieß es von Seiten des Staatswissenschaftlers Robert Chr. van Ooyen: Das Jahrbuch sei „längst zum Standardwerk avanciert, das in der bundesdeutschen Extremismusforschung (die) Maßstäbe gesetzt hat.“[13]

Der Politikwissenschaftler Harald Bergsdorf befand für 2013: „ein facettenreiches Kompendium an Analysen über verschiedene Extremismen im In- und Ausland“, das „viel sachliche und sachkundige Informationen, viel multiperspektivische Aufklärung und viel fundierten Diskussionsstoff“ liefere.[14]

Weitere Stimmen

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2011 distanzierte sich der Linkspartei-Politiker Bodo Ramelow in einem offenen Brief von einer durch Jesse angebotenen Mitarbeit an dem Jahrbuch. Er argumentiert, dass das Druckwerk den Neofaschismus verharmlose, dass seine Herausgeber eine nicht valide politische Theorie geschaffen hätten, die sie nicht schlüssig begründen könnten, und dass, während linke Ideen durch den Vergleich mit dem Neofaschismus verteufelt würden, dieser verharmlost werde. Diese Verharmlosung werde auch durch Jesse selbst betrieben.[15]

In der CDU-nahen Zeitschrift Die Politische Meinung, die von der Konrad-Adenauer-Stiftung herausgegeben wird, bezeichnete Michael Gregory 2012 das Jahrbuch als ein „Standardwerk der bundesdeutschen Extremismusforschung [mit] viele[n] lesenswerte[n] Rezensionen und aufschlussreiche[n] Analysen.“[16]

Einzelnachweise

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  1. Jahrbuch Extremismus & Demokratie, Webseite der TU Chemnitz, abgerufen am 9. März 2015.
  2. Vgl. Karsten Fischer: Reihenportrait: Antiextremismus als Strategie streitbarer Demokratie. Zwischenbilanz nach einem Jahrzehnt Jahrbuch Extremismus & Demokratie. In: Politische Vierteljahresschrift 42 (2001) 1, S. 126–135, hier: S. 126.
  3. Hier noch ohne Alexander Gallus: Karsten Fischer: Reihenportrait: Antiextremismus als Strategie streitbarer Demokratie. Zwischenbilanz nach einem Jahrzehnt Jahrbuch Extremismus & Demokratie. In: Politische Vierteljahresschrift 42 (2001) 1, S. 126–135, hier: S. 126.
  4. Uwe Backes, Alexander Gallus, Eckhard Jesse: Jahrbuch Extremismus & Demokratie (E & D): 39. Jahrgang 2018. Nomos Verlag, 2018, ISBN 978-3-8487-5542-4, S. 3 (e-bookshelf.de [PDF; abgerufen am 11. März 2022]).
  5. Vgl. Karsten Fischer: Reihenportrait: Antiextremismus als Strategie streitbarer Demokratie. Zwischenbilanz nach einem Jahrzehnt Jahrbuch Extremismus & Demokratie. In: Politische Vierteljahresschrift 42 (2001) 1, S. 126–135, hier: S. 127.
  6. Andreas Sobisch: Jahrbuch Extremismus & Demokratie. Jahrgang 1 (1989) by Uwe Backes, Eckhard Jesse (Rez.). In: German Studies Review, 15 (1992) 1, S. 181–182.
  7. Jürgen Angelow: Das neue Jahrbuch zu Extremismus und Demokratie (Rez.). In: Die Welt, Jg. 49, 24. April 1999, Nr. 95, S. 7.
  8. Karsten Fischer: Reihenportrait: Antiextremismus als Strategie streitbarer Demokratie. Zwischenbilanz nach einem Jahrzehnt Jahrbuch Extremismus & Demokratie. In: Politische Vierteljahresschrift 42 (2001) 1, S. 126–135, hier: S. 127, 135.
  9. Lazaros Miliopoulos: Manifest „streitbarer Demokratie“. Das Jahrbuch „Extremismus und Demokratie“ im Lichte des NPD Verbotsverfahrens. In: MUT. Forum für Kultur, Politik und Geschichte, 09/2002, S. 6–15, hier: S. 14.
  10. Manfred Funke: Streitbare Demokraten (Rez.). In: Bonner General-Anzeiger, 5. Februar 2003, S. 16.
  11. Jürgen Plöhn: Gewichtiger Jubiläumsband zu Extremismus und Demokratie (Rez.). In: Zeitschrift für Parlamentsfragen, 41 (2010) 1, S. 235–237.
  12. Armin Scherb: Uwe Backes/Eckhard Jesse (Hrsg.): Extremismus und Demokratie (Rez.). In: Forum Politikunterricht, 2/2010, S. 84.
  13. Robert Chr. van Ooyen: Öffentliche Sicherheit und Freiheit Studien zu Staat, Polizei und wehrhafter Demokratie. Nomos, Baden-Baden 2013, ISBN 978-3-8487-0446-0, S. 259–264. (zuerst 2011 veröffentlicht)
  14. Harald Bergsdorf: Uwe Backes/Alexander Gallus/Eckhard Jesse (Hrsg.): Extremismus und Demokratie (Rez.). In: Zeitschrift für Politik 61 (2014) 3, S. 371–373.
  15. Bodo Ramelow: Ich lasse mich nicht als Ihr Feigenblatt benutzen! auf die-linke-thl.de, 5. April 2011. Abgerufen am 15. Juni 2023.
  16. Michael Gregory: Konzentration der Kräfte (Rez.). In: Die Politische Meinung, 508/2012, S. 30–32.