Jean Baptist Dieussart

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Jean Baptist Dieussart, auch Jean Baptist(e/a) Dusart (* um 1630; † nach 1683) war ein flämischer Bildhauer, der in den Vereinigten Niederlanden und hauptsächlich in Schweden arbeitete. Er schuf hauptsächlich Bleistatuen, von denen nur wenige bis in die Gegenwart erhalten sind.

alternative Beschreibung
Bleistatue "Amor Dei" auf dem Dach des Riddarhuset
alternative Beschreibung
Bleistatue von Magnus Gabriel De la Gardie

Dieussart wurde um 1630 geboren (möglicherweise in Rom) (a) und war ein Bruder des Architekten und Bildhauers Charles Philippe Dieussart.[1][2] Er erscheint um 1664 in Stockholm (möglicherweise aus Deutschland kommend), als er in die Dienste des schwedischen Reichskanzlers Graf Magnus Gabriel De la Gardie trat, der bis etwa 1668 sein Hauptarbeitgeber und Mäzen war.[3] Begleitet wurde er von seiner Ehefrau (die 1668 in Stockholm starb)[1] und ihren Kindern aus ihrer ersten Ehe, seinen Stiefsöhnen Abraham César und Claude Lamoureux (beide ebenfalls Bildhauer), sowie deren Schwester Magdalena, die später den Bildhauer Johann Gustav Stockenberg heiratete.[2]

Dieussart war einer der ersten Vertreter des freistehenden Skulpturenstils des Barock in Schweden (einige Quellen nennen ihn als den ersten modernen Bildhauer Schwedens),[4] und sein Werk wird auch als Beispiel für einen von der Renaissance inspirierten Pseudoklassizismus genannt.[1][5][6] Er schuf vor allem Statuen, für die er verschiedene Materialien verwendete, obwohl die Mehrzahl seiner bekannten Werke aus Blei oder vergoldetem Blei bestand. Nur wenige Werke von Dieussart existieren noch, was möglicherweise auf Materialermüdung und die Weichheit des Bleis zurückzuführen ist.

Für Schloss Läckö erstellte er Büsten verschiedener Mitglieder des Adelsgeschlechts De la Gardie sowie zwei große Standbilder von Magnus Gabriel De la Gardie und seinem Vater Jakob (ursprünglich für das Schloss Karlberg bestimmt,[1] für dessen Schlossgärten Dieussart auch dekorative Skulpturen erstellte),[7] die später dorthin verlegt wurden.[1]

Für die Ausstattung eines weiteren Schlosses der Familie De la Gardie, dem Stadtschloss Makalös, schuf Dieussart mehrere Statuen, inklusive einer Nachbildung einer klassischen Dianastatue.[8] Ebenso erstellte er mehrere Skulpturen für die Gärten und Springbrunnen von Schloss Jakobsdal (jetzt Ulriksdal), wobei er wahrscheinlich von seinen Stiefsöhnen unterstützt wurde.[5][9]

1667 wurde er von De la Gardie beauftragt, Bleiskulpturen für das Dach des Riddarhuset (das zwischen 1660 und 1674 vom Architekten Jean de la Vallée fertiggestellt wurde)[10][11] zu erstellen, die er 1668 ablieferte,[1] woraufhin er den Auftrag bekam die von Heinrich Lichtenberg begonnenen nördlichen und südlichen Portale des Gebäudes zu vervollständigen, woran er noch 1669 arbeitete.[1]

Zwischen 1671 und 1672 wurde sein Stiefsohn Abraham-César sein Nachfolger als Hofbildhauer im Dienst De la Gardies. Es wird angenommen, dass Dieussart bis 1672 in der Werkstatt seines Stiefsohns beschäftigt war,[1] und dass er danach möglicherweise in die Niederlande zurückkehrte. Schwedische Aufzeichnungen erwähnen ihn wieder im Jahr 1677, (b) und um 1679 kehrte er in das schwedische Kernland zurück, um wahrscheinlich wieder in die Dienste von De la Gardie zu treten.[4] Sein Verbleib nach 1680, sowie Zeitpunkt und Ort seines Todes sind unbekannt. (c)

(a) 
Dieussart war wahrscheinlich ein Sohn des Bildhauers François Dieussart, der zwischen 1622 und 1636 in Rom arbeitete.[1] Diese Annahme beruht auf einen von ihm geschriebenen Brief, in dem er erwähnt, dass sein Vater für Könige und Fürsten in Deutschland, England und Brabant gearbeitet hatte.[2]
(b) 
Er ist wahrscheinlich identisch mit dem Bildhauer Jean Baptiste Dieussart, der zwischen 1677 und 1679 in Riga (damals in Schwedisch-Livland) arbeitete.[12][13]
(c) 
Die Namensähnlichkeit mit dem Bildhauer Johann Baptista Dusart der zwischen 1695 und 1706 in Mähren arbeitete wird als Zufall angesehen.[14]
  • Statuen "Amor Dei" und "Amor Patriae" auf dem Dach des Riddarhuset.[6][11][15]
  • Skulpturgruppe "Perseus und Andromeda" im Park des Schlosses Jakobsdal (nicht mehr vorhanden).[6][9]

Weitere ihm zugeschriebene Werke

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  • Bleistatuen von Magnus Gabriel und Jakob De la Gardie, die ursprünglich für das Schloss Karlberg hergestellt,[1] dann jedoch auf Schloss Läckö aufgestellt worden waren, und die später einen Platz in der De la Gardie Grabkapelle in der Klosterkirche Varnhem erhalten haben.[6][16]

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f g h i j Bertil Waldén: Jean Baptista Dieussart. In: Svenskt biografiskt lexikon. 1945 (riksarkivet.se).
  2. a b c Bertil Waldén: Nicolaes Millich och hans krets: studier i den karolinska barockens bildhuggarkonst. Saxon & Lindströms förlag, Stockholm 1942 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. August Hahr: Konst och konstnärer vid Magnus Gabriel de La Gardies hof: bidrag till den svenska konstforskningen. In: Skrifter utgivna av Kungl. Humanistiska Vetenskapssamfundet i Uppsala. Band IX. Akademiska Bokhandeln, Uppsala 1905 (archive.org).
  4. a b Jean Baptiste Dieussart. In: StockholmGamlaStan. 2017, abgerufen am 7. April 2019.
  5. a b Erik A. de Jong: Of Plants and Gardeners, Prints and Books: Reception and Exchange in Northern European Garden Culture, 1648-1725. In: Michel Conan (Hrsg.): Baroque Garden Cultures: Emulation, Sublimation, Subversion (= Dumbarton Oaks Colloquium on the History of Landscape Architecture). Band 25. Dumbarton Oaks, 2005 (englisch).
  6. a b c d Dieussart, Jean Baptista. In: Nils Bohman (Hrsg.): Svenska män och kvinnor. Biografisk uppslagsbok. 2. C-F. Albert Bonniers förlag, Stockholm 1944, S. 262 (runeberg.org).
  7. Gustaf Upmark: Die Architektur der Renaissance in Schweden, 1530-1760. Gerhard Kühtmann, Dresden 1900, S. 99 (archive.org).
  8. Göran Axel-Nilsson: Makalös. Fältherren greve Jakob De la Gardies hus i Stockholm (= Stockholmsmonografier. Band 51). Liber, Stockholm 1984 (stockholm.se [PDF]).
  9. a b Bernard Samuel Myers: Encyclopedia of World Art. Band 13. McGraw-Hill, 1959, S. 396–397.
  10. Sverige (Kunst). In: Johannes Brøndum-Nielsen, Palle Raunkjær (Hrsg.): Salmonsens Konversationsleksikon. 2. Auflage. Band XXII. J. H. Schultz Forlagsboghandel, Kopenhagen 1927, S. 752 (dänisch, runeberg.org).
  11. a b Monica Eriksson: Skulpturerna på Riddarhusets tak: en ikonologisk studie. In: Stadsvandringar. 13. Jahrgang, 1990, S. 50–59 (schwedisch, stockholm.se).
  12. Paul Campe: Die Hausteinportale des 17. und 18. Jahrhunderts in Riga und die damaligen rigaschen Bildhauer und Steinmetzen. In: Sitzungsberichte der Gesellschaft für Geschichte und Altertumskunde zu Riga. Vorträge aus den Jahren 1932 und 1933. E. Bruhns, Riga 1934, S. 14 (handle.net).
  13. Wilhelm Neumann (Hrsg.): Das mittelalterliche Riga, ein Beitrag zur Geschichte der norddeutschen Baukunst. Gesellschaft für Geschichte und Altertumskunde zu Riga, Riga 1892 (riga-digitalis.eu).
  14. Bohumír Indra: Dussart (Dusart), Johann Baptista. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 31, Saur, München u. a. 2001, ISBN 3-598-22771-X, S. 258.
  15. Riddarhus. In: Theodor Westrin, Ruben Gustafsson Berg (Hrsg.): Nordisk familjebok konversationslexikon och realencyklopedi. 2. Auflage. Band 23: Retzius–Ryssland. Nordisk familjeboks förlag, Stockholm 1916, Sp. 228 (schwedisch, runeberg.org).
  16. Ralph Edenheim, Ingrid Rosell: Varnhems klosterkyrka (= Sveriges kyrkor: konsthistoriskt inventarium). Riksantikvarieämbetet, 1982 (diva-portal.org).