João Vaz Corte-Real

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Joao Vaz Cortereal)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
João Vaz Corte-Real, Historiengemälde,
19. Jahrhundert

João Vaz Corte-Real [ʒu̯ɐ̃u̯ vaʃ ˈkoɾtɯ ʁiˈaɫ] (auch Corte Real oder Cortereal; * ca. 1429 in Faro; † 1496 in Angra do Heroísmo) war ein adliger Ritter und Seefahrer aus Portugal. Er war der Sohn von Vasco Anes Corte Real, der bereits seit 1450 auf der Azoreninsel Terceira lebte.[1]

Erkundungsfahrten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aus bruchstückhaften Zeugnissen geht hervor, dass Corte-Real als Abgesandter des portugiesischen Königs Alfons V. an einer von diesem mitfinanzierten dänischen Expedition teilnahm, die von den Seeleuten Didrik Pining und Hans Pothorst angeführt wurde. Dieses Unternehmen sollte im Auftrag des Königs Christian I. von Dänemark und Norwegen die damals abgerissene Verbindung nach Grönland wiederherstellen. In diesem Rahmen erreichte Corte-Real mit den anderen Teilnehmern über den nordwestlichen Atlantik vor dem Jahre 1473 Grönland.

Es gibt allerdings Vermutungen, dass Corte-Real – entweder zusammen mit allen anderen Expeditionsteilnehmern oder allein mit einem Schiff – anschließend bis nach Nordamerika gelangte. Bordaufzeichnungen über diesen vermuteten Reiseteil sind jedoch bislang nicht bekannt. Die Einzelheiten der gesamten Expedition müssen aus verstreuten Quellen rekonstruiert werden und sind deshalb in der Forschung umstritten.[2]

Entdeckung der Terra Nova do Bacalhau

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach anderen Vermutungen soll Corte-Real erst auf einer zweiten Reise unter Begleitung seiner Söhne Miguel und Gaspar die Insel Bacalhau entdeckt haben, portugiesisch Terra Nova do Bacalhau. Diese Bezeichnung bedeutet wörtlich übersetzt „Neues Land des Kabeljaus“. Um welche Insel es sich dabei genau handelte, ist bis heute unklar, es könnte aber Neufundland gewesen sein.

Sollte dies stimmen, wäre Corte-Real etwa zwanzig Jahre vor Kolumbus an den Gestaden Nordamerikas gelandet. Allerdings wäre er damit weder der einzige noch der erste Entdecker Amerikas in historischer Zeit gewesen, denn die Wikinger waren unter der Führung von Leif Eriksson bereits etwa im Jahr 1000 dorthin gelangt.

Gouverneur auf den Azoren

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Belohnung für die Entdeckung von Terra Nova do Bacalhau bekam João Vaz Corte-Real im Jahre 1474 den Titel Capitão-Donatário de Angra do Heroísmo verliehen. Er war damit Lehnsherr und Gouverneur von Terceira/Azoren[3] und erhielt demzufolge auch Ländereien auf dieser Insel geschenkt.

Im Jahre 1483 erlangte João Vaz Corte-Real einen zu Terceira vergleichbaren Rang bzw. eine äquivalente Stellung in der Capitanía der Insel São Jorge.

Corte-Reals Söhne

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seine Söhne Gaspar, Miguel und Vasco Anes traten in die Fußstapfen des Vaters und fuhren ebenfalls als Kapitäne zur See. Die beiden Erstgenannten gelten auf Entdeckungsreisen an das östliche Nordamerika als verschollen, der erste 1501, der zweite 1502. Vasco Anes wollte sich auf die Suche nach seinen Brüdern begeben, doch der König verwehrte ihm die Erlaubnis, da er Nachfolger seines Vaters als Capitão-Donatário war.

  • História de Portugal XIII – Dicionário de Personalidades. QuidNovi 2004, ISBN 989-554-118-X. (übersetzt aus englischer Wikipedia)
  • Norman Berdichevsky: The role of "sibling rivalry" in the "(re)discovery" of America controversy. In: Journal of Cultural Geography. Vol. 12, Nr. 1, 1991, S. 59–68.
    (Berdichevsky nimmt an, dass nationale Rivalitäten zwischen Spanien, Portugal, Schweden und Dänemark zu einer gemeinsamen dänisch-portugiesischen Expedition führten, an der Pothorst, Pining und Corte-Real beteiligt waren, und die das nordamerikanische Festland entdeckte.)
  • Thomas L. Hughes: The German discovery of America. A review of the controversy over Pining’s 1473 voyage of exploration. In: German studies review. Vol. 27, Nr. 3, 2004, S. 503–526.
    (Aktueller Forschungsüberblick, der die offenen Fragen der verschiedenen Interpretationen aufzählt und zu dem Fazit kommt, dass sich nicht eindeutig entscheiden lässt, wie weit Pinings Reise führte; vgl. den Bericht über ein Symposium des GHI Washington am 25. Februar 2003, PDF, 37 kB.)
  • Helge Ingstad: The Norse discovery of North America. In: Lund studies in English. Vol. 78, 1988, S. 149–155.
  • Klaus-Peter Kiedel: Eine Expedition nach Grönland im Jahre 1473. In: Deutsches Schiffahrtsarchiv. Bd. 3, 1980, S. 115–140.
  • Anton Josef Knott, Günther E. H. Baumann, Hans Schlotter: 20 Jahre vor Columbus landete der Hildesheimer Dietrich Pining in Amerika. Hildesheim 1992 (Publikationen des Hildesheimer Heimat- und Geschichtsvereins).
  • Robert McGhee: Northern Approaches. Before Columbus: Early European Visitors to the Shores of the "New World". In: Beaver. Vol. 72, 1992, S. 6–23.
  • João Vaz Corte-Real - O algarvio que descobriu a América (pt)

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Archivo dos Azores Vol. 4, Seite 473 ff.
  2. Kirsten A. Seaver: The frozen echo: Greenland and the exploration of North America, ca. A.D. 1000–1500, Stanford University Press, 1997, ISBN 978-0-8047-3161-4, S. 199 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche). Allerdings ist die Argumentation von Seaver, die sich weitgehend auf Morrison stützt, nicht überzeugend und ihre Schwächen werden von Janus Möller Jensen Denmark and the Crusades, 1. Aufl., 2005, S. 164, deutlich aufgezeigt.
  3. Primärquellen zu den Seefahrten der Familie Corte Real (Memento vom 20. August 2014 im Internet Archive) (englisch)