Job Adriaenszoon Berckheyde
Job Adriaenszoon Berckheyde (* getauft am 27. Januar 1630 in Haarlem; † beigesetzt am 23. November 1693 ebenda) war ein niederländischer Maler.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Berckheyde war ein Sohn des Fleischers Adriaen Joppen Berckheyde und der ältere Bruder des Gerrit Adriaenszoon Berckheyde. Er soll zunächst in die Lehre bei einem Buchbinder gegangen sein, trat jedoch am 10. November 1644 eine Ausbildung im Atelier des Malers Jacob Willemsz. de Wet an. Auf einem Zettel an einem Bild im Haarlemer Museum fand sich die vermutlich falsche Angabe, dass er auch ein Schüler von Frans Hals gewesen sei. Er ließ sich für einige Zeit am Rhein zwischen Utrecht und Woerden oder Leiden nieder wo er die örtlichen Einwohner porträtierte und sich in der Landschaftsmalerei übte und auch Sehenswürdigkeiten skizzierte, um sie in seinen Werken zu verwenden. Er verbesserte auch seine Fähigkeiten in der figürlichen Malerei, indem er Bauern auf dem Feld, Hirten oder Gastwirte als Vorbilder nahm. Er unternahm mit seinem Bruder Gerrit (oder Gerard) eine Reise durch Deutschland, wobei Köln, Bonn und Mannheim besuchten. Um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, verkauften sie in Köln einige mitgebrachte Werke. Durch einen Zufall begegneten sie einer Nonne, die kürzlich ihren geliebten Bruder verloren hatte. Diese bat die Künstler, nach ihrer Beschreibung ein Bildnis des Verstorbenen anzufertigen. Zunächst zögerten sie, da ihnen diese Ausgabe recht schwierig erschien. Doch sie unternahmen den Versuch und als das Porträt zur Zufriedenheit der Auftraggeberin ausfiel entlohnte sie diese reichlich, so dass sie ihre Reise fortsetzen konnten. Die Brüder Berckheyde reisten weiter nach Heidelberg, wo zu dieser Zeit der Kurfürst Karl Ludwig von der Pfalz weilte und seinen Hof hielt. Der Prinz zog jeden Tag mit einem großen Gefolge zur Jagd aus. Die Brüder ergriffen die Gelegenheit und fertigten zwei Gemälde an, auf denen der Kurfürst, einiger seiner Höflinge und Oberjäger dargestellt waren. Sie platzierten die fertigen Werke an einer Stelle, an der die Jagdgesellschaft täglich vorbeikam und ließen einen Boten zurück, der auf die Nachfrage des Kurfürsten Auskunft erteilen sollte, wer die Schöpfer dieser Werke seien und wo er sie bei Bedarf finden würde. Tatsächlich sah der Prinz die Gemälde, erkannte sich und seine Gesellschaft in ihnen und ließ die Maler herbeirufen. Obwohl der Kurfürst sie reichlich entlohnte und mit einer goldenen Medaille ausgezeichnet hatte und sie noch an seinem Hof lange Zeit ihre Kunst ausübten, sind dort keine Gemälde nachzuweisen. Ob es sich dabei nur um eine Anekdote handelte bleibt unklar.
Als sie nach Haarlem zurückgekehrt waren, lebten sie gemeinsam mit ihrer unverheirateten Schwester Aechje. Am 10. März 1654 wurde er als Meister in die Zunft in Haarlem aufgenommen und war dann bis an sein Lebensende dort tätig. Sie wurden bekannt dafür, Geschichten zu erfinden und erzählten einer Gesellschaft von ihrer königlichen Abstammung und den berühmten Leistungen ihrer Vorfahren.[1]
Werke (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Berckheyde malte ähnliche Stoffe wie sein Bruder, spezialisierte sich jedoch mehr auf Figurenmalerei, Architekturstücke (insbesondere kirchliche Gebäude oder andere Innenräume mit guten perspektivischen Kenntnissen), Genrebilder und Landschaften, die sich durch reiche Lichtwirkung und feine Färbung auszeichnen. Von seinen wenigen Gemälden kamen einige in die Sammlungen von Museen.
- Das Schüleratelier des Frans Hals (Auf einem beigefügten Zettel sind die Brüder Berckheyde als dessen Schüler angegeben, die mit anderen um einen Tisch herum setzen) die Zuschreibung ist laut Alfred von Wurzbach unsicher[2]
- Ansicht des Innenhofes der Börse von Amsterdam 1678 (kam in den Besitz des Herzogs von Arenberg in Brüssel)
- Inneres der großen Kirche zu Haarlem 1665 (kam ins Museum nach Dresden)[3]
- Innenansicht der Kirche St. Bavo zu Haarlem 1674
- Winterlandschaft (kam in ein Museum in Berlin)
- Selbstporträt, 1665 (Frans Hals Museum, Haarlem)
Genrebilder
- Das Maleratelier, 1659 (kam in die Eremitage)
- Am Frühstück
- Die Stadtwache vor dem Tore
- Der Bäcker, 1681 (Museum der Brotkultur, Ulm)
biblischen Darstellungen
- Christus segnet die Kinder 1662
- Joseph empfängt seine Brüder in Ägypten 1669
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Berckheyde, (Job en Gerard). In: Abraham Jacob van der Aa (Hrsg.): Biographisch woordenboek der Nederlanden. Band 2, 1. und 2. Stück, 1854, S. 414–417 (dbnl.org).
- Wilhelm Schmidt: Berckheyde, Job. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 2, Duncker & Humblot, Leipzig 1875, S. 353.
- Julius Meyer, Georg Kaspar Nagler, Wilhelm Schmidt, Hermann Lücke, Hugo von Tschudi: Berckheyde. Hiob (Job) Adriaansz Berckheyde, Berk Heyde oder BerckHeyd. In: Allgemeines Künstler-Lexikon. Band 3: Giambnttista Barbieri – Giuseppe Bezzuoli. Wilhelm Engelmann, Leipzig 1885, S. 585 (Textarchiv – Internet Archive).
- Alfred von Wurzbach: Berck-Heyde, Job Adriaensz Berckheyde. In: Niederländisches Künstler-Lexikon : mit mehr als 3000 Monogrammen. Band 1: A–K. Halm und Goldmann, Wien 1906, S. 85–86 (Textarchiv – Internet Archive).
- Berckheyde, 1) Job Adriaansz, holländ. Maler. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Band 2, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig/Wien 1885–1892, S. 714.
- Berckheyde, Job Adriaenszoon. In: Ulrich Thieme, Felix Becker (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 3: Bassano–Bickham. Wilhelm Engelmann, Leipzig 1909, S. 376–377 (Textarchiv – Internet Archive).
- Ernst Wilhelm Moes: Berckheyde, Job. In: Petrus Johannes Blok, Philipp Christiaan Molhuysen (Hrsg.): Nieuw Nederlandsch Biografisch Woordenboek. Teil 2. N. Israel, Amsterdam 1974, Sp. 130–131 (niederländisch, knaw.nl / dbnl.org – Erstausgabe: A. W. Sijthoff, Leiden 1912, unveränderter Nachdruck).
- Job Adriaenszoon Berckheyde. In: Willem Martin (Hrsg.): De Hollandsche Schilderkunst in De Zeventiende Eeuw Rembrandt En Zijn Tijd. Band 2. J. M. Meulenhoff, Amsterdam 1935, S. 396 (niederländisch, Textarchiv – Internet Archive).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Job Adriaenszoon Berckheyde in Google Arts & Culture
- Job Adriaensz Berckheyde (niederländisch, 1630–1693) artnet.de
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Berckheyde, (Job en Gerard). In: Abraham Jacob van der Aa (Hrsg.): Biographisch woordenboek der Nederlanden. Band 2, 1. und 2. Stück, 1854, S. 414–417 (dbnl.org).
- ↑ Alfred von Wurzbach: Berck-Heyde, Job Adriaensz Berckheyde. In: Niederländisches Künstler-Lexikon : mit mehr als 3000 Monogrammen. Band 1: A–K. Halm und Goldmann, Wien 1906, S. 85–86 (Textarchiv – Internet Archive).
- ↑ Gertrud Rudloff-Hille: Dresden Gemaldegalerie. Oldbourn Press, London 1961, S. 127 (Textarchiv – Internet Archive – Leseprobe).
Personendaten | |
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NAME | Berckheyde, Job Adriaenszoon |
ALTERNATIVNAMEN | Berck-Heyde, Job; Berckheyde, Job Andriesz.; Berckheyde, Hiob Andriesz.; Berckheyden, Hiob Andriesz.; Berk Heyde, Hiob Andriesz. |
KURZBESCHREIBUNG | niederländischer Maler |
GEBURTSDATUM | vor 27. Januar 1630 |
GEBURTSORT | Haarlem |
STERBEDATUM | vor 23. November 1693 |
STERBEORT | Haarlem |