Heinrich Buff (Physiker)
Johann Heinrich Buff (* 23. Mai 1805 in Rödelheim bei Frankfurt am Main; † 24. Dezember 1878 in Gießen) war ein deutscher Physiker und Chemiker.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Buff studierte Chemie an der Georg-August-Universität Göttingen und trat dann in das soeben gegründete Gießener Laboratorium von Justus Liebig ein. 1827 promovierte Buff bei Justus Liebig mit einer Arbeit Ueber Indigsäure und Indigharz[1]. Da er zunächst die Absicht hatte, eine praktische Laufbahn einzuschlagen, trat er in die sich im Besitz seiner Verwandten befindliche Kestnersche Fabrik zu Thann im Elsass ein. Bald jedoch zog es ihn wieder zur reinen Wissenschaft und er ging nach Paris. Dort setzte er bei Joseph Louis Gay-Lussac seine experimentellen Arbeiten fort, die von nun an eine andere Richtung annahmen. Seine Vorliebe galt fortan physikalisch-chemischen Grenzproblemen. Diese Studien führten – Buff war nach mehrjährigem Forschungsaufenthalt nach Gießen zurückgekehrt – 1830 zur Habilitation.
1834 nahm Buff einen Ruf als Dozent für Physik, Maschinenlehre und mechanische Technologie an der höheren Gewerbeschule (Polytechnikum) in Kassel an und wirkte dort mit Robert Bunsen zusammen. Vier Jahre später erfolgte die (Rück-)Berufung als ordentlicher Professor für Physik an die Universität Gießen, als Nachfolger des 1837 verstorbenen Georg Gottlieb Schmidt. Dort begann Buff zusammen mit Justus von Liebig ab 1847 die Jahresberichte über die Fortschritte der Chemie herauszugeben. Gemeinsam mit seinen Kollegen Friedrich Zamminer (1817–1858) und Hermann Kopp (als Bearbeiter des Lehrbuchs von Thomas Graham und Friedrich Julius Otto) veröffentlichte Buff 1857 das Lehrbuch der physikalischen und theoretischen Chemie, das erstmals die Grenzgebiete zwischen Physik und Chemie als eigenständige Fächer auswies. 1842 wurde er zum Mitglied der Göttinger Akademie der Wissenschaften[2] und 1859 zum auswärtigen Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften gewählt.[3]
Am 24. Dezember 1878 starb Johann Heinrich Buff im Alter von 73 Jahren in Gießen. Sein Grab befindet sich auf dem Alten Friedhof in Gießen.
Familie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Buff war der Sohn des niederländischen Hauptmanns Wilhelm Karl Ludwig Buff und dessen Ehefrau Elisabeth Charlotte Lamprecht. Seine Tante war Charlotte Buff, verheiratete Kestner. 1833 heiratete Buff Johanette Sophie Hofmann (1810–1848), Schwester des Chemikers August Wilhelm von Hofmann, mit der er sechs Kinder hatte. Als sie 1848 gestorben war, heiratete er noch in demselben Jahr Johanna Moldenhauer (* 28. März 1827; † 10. Februar 1906). Sie war die Schwägerin von Hofmann, außerdem war Justus von Liebig mit ihrer Schwester verheiratet. Aus dieser zweiten Ehe gingen fünf weitere Kinder hervor. Zu seinen Kindern gehören:
- Adolf (* 1. September 1838; † 30. August 1901), Archivar der Stadt Augsburg, Prinzenerzieher am englischen Hof ⚭ NN
- Heinrich (1844–1902), Chemiker und Industrieller
- Meta Johanna († 1929) ⚭ Hermann von Jhering (1850–1930), Zoologe
- Helene ⚭ Bernhard Stade (1848–1906), Professor in Gießen
Schriften
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Heinrich Buff, Dissertation, "Ueber Indigsäure und Indigharz." (Gießen, 1827)
- Heinrich Buff, Privatdocent zu Gießen, Versuch eines Lehrbuchs der Stöchiometrie. (1829)
- H. Buff. 1832. Grundzüge des chemischen Teils der Naturlehre. Nürnberg
- H. Buff. 1833. Erklärung veranlasst durch die Schrift: Der Chemiker Dr. Justus Liebig vor das Gericht der offentlichen Meinung gestellt von Dr. Carl Loewig. Heidelberg: Winter
- Jahresbericht über die Fortschritte der reinen, pharmaceutischen und technischen Chemie, Physik, Mineralogie und Geologie, herausgegeben von Justus Liebig und Hermann Kopp. Unter Mitwirkung von H. Buff, E. Dieffenbach, C. Ettling, F. Knapp, H. Will, F. Zamminer. J. Ricker’sche Buchhandlung Giessen (ab 1847).
- H. Buff, Professor zu Gießen, Zur Physik der Erde. Vorträge für Gebildete über den Einfluss der Schwere und Wärme auf die Natur der Erde., 1850, Verlag Vieweg Braunschweig.
- H. Buff, G. Kopp und F. Zamminer, Graham-Otto's ausführliches Lehrbuch der Chemie – Physikalische und theoretische Chemie, 1. Band, 3. Aufl. (1857), 1. Band, 4. Aufl. (1863) Verlag Vieweg, Braunschweig.
- H. Buff, Professor zu Gießen, Grundzüge der Experimentalphysik. Mit Rücksicht auf Chemie und Pharmacie. Zum Gebrauch bei Vorlesungen und zum Selbstunerrichte, (1853). Verlag C.F. Winter, Heidelberg.
- H. Buff und F. Wöhler (Göttingen), Ueber neue Verbindungen des Siliciums in Justus Liebigs Annalen der Chemie 104, 94–109 (1857) sowie Ueber eine Verbindung von Silicium mit Wasserstoff in Justus Liebigs Annalen der Chemie 103, 218–229 (1857).
- H. Buff. 1867. Kraft und Stoff vom physikalischen Standpunkte. In populär-wissenschaftlicher Form., J. Ricker’sche Buchhandlung Giessen.
- Heinrich Buff, Lehrbuch der physikalischen Mechanik, 1. Band (1871), 2. Band (1873), Verlag Vieweg, Braunschweig.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Herman Haupt, Georg Lehnert: Chronik der Universität Gießen, 1607–1907. Alfred Tölpelmann, Gießen 1907, S. [57] (Digitalisat).
- A. W. v. Hofmann, Nachruf auf Heinrich Buff, DChG-Sitzung vom 13. Januar 1879 in Berlin, Ber. Dtsch. Chem. Ges. 12, 1–5 (1879).
- Carl Graf von Klinckowstroem: Buff, Heinrich. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 3, Duncker & Humblot, Berlin 1957, ISBN 3-428-00184-2, S. 8 f. (Digitalisat).
- H. Kopp und C. Bohn, Heinrich Buff's wissenschaftliche Leistungen, Ber. Dtsch. Chem. Ges. 14, S. 2867–2886 (1881).
- Bernhard Lepsius: Buff, Heinrich. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 47, Duncker & Humblot, Leipzig 1903, S. 774–779. und Abschrift.
- Wilhelm Ostwald: Elektrochemie. Ihre Geschichte und Lehre. Veit, Leipzig 1896.
- Siegfried Rösch: Die Familie Buff. Einblick in eine mehr als vierhundertjährige Familiengeschichte. Degener & Co., Neustadt an der Aisch 1953, S. 43.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Pressemitteilung der Uni Gießen zum 200. Geburtstag beim Informationsdienst Wissenschaft
- Werke von Johann Heinrich Buff im Bibliotheksverbund Bayern
- Werke von und über Heinrich Buff in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Buff, Heinrich. Hessische Biografie. (Stand: 14. Februar 2023). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Heinrich Buff: Ueber Indigsäure und Indigharz. Buch. Halle 1827, OCLC 37039271, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10072110-4.
- ↑ Holger Krahnke: Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen 1751–2001 (= Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Philologisch-Historische Klasse. Folge 3, Bd. 246 = Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Mathematisch-Physikalische Klasse. Folge 3, Bd. 50). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-82516-1, S. 52.
- ↑ Mitgliedseintrag von Heinrich Buff (Physiker) (mit Bild) bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 9. Februar 2016.
Personendaten | |
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NAME | Buff, Heinrich |
ALTERNATIVNAMEN | Buff, Johann Heinrich (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Physiker und Chemiker |
GEBURTSDATUM | 23. Mai 1805 |
GEBURTSORT | Rödelheim bei Frankfurt am Main |
STERBEDATUM | 24. Dezember 1878 |
STERBEORT | Gießen |
- Chemiker (19. Jahrhundert)
- Physiker (19. Jahrhundert)
- Hochschullehrer (Polytechnikum Kassel)
- Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften
- Mitglied der Niedersächsischen Akademie der Wissenschaften zu Göttingen
- Ehrenmitglied des Physikalischen Vereins
- Frankfurt-Rödelheim
- Deutscher
- Geboren 1805
- Gestorben 1878
- Mann