Johannes Eisenberg

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Jony Eisenberg)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Johannes „Jony“ Eisenberg (* 27. Oktober 1955 in Kassel) ist ein deutscher Rechtsanwalt, der sich auf Straf- und Medienrecht[1] spezialisiert hat. Er ist auch durch die Verteidigung vieler Prominenter bekannt.

Nach dem Studium machte er sein Rechtsreferendariat, u. a. in der Kanzlei von Hans-Christian Ströbele.[2] Seit 1987 betreibt er mit Stefan König eine Kanzlei in Berlin-Kreuzberg. Seit 2009 ist Stefanie Schork weitere Partnerin in der Kanzlei, auch mit Ströbeles Kanzlei arbeitete er zusammen.[3] Er gehört wie Ströbele zu den Gründern der taz[1] und ist als Justiziar sowie Berater der Geschäftsführung und Anwalt der Zeitung tätig.[4]

Eisenberg hat im Kontext mit dem Mythos Russenmafia in gut einem Dutzend Fällen in erster Instanz Prozesse gegen den Buchautor Roth, das ZDF, Focus, Stern und die BZ gewonnen. Sie hatten – fast ausnahmslos jüdische – Mandanten als Mitglieder oder Paten der Russenmafia geoutet. Dafür wurden einigen der so Verunglimpften Schmerzensgelder bis zu 30.000 Deutsche Mark zugesprochen.[5]

Eisenberg war Anwalt für seinen Kollegen Ströbele sowie für Julian Assange im Prozess gegen Daniel Domscheit-Berg,[6] für die Berliner Justizsenatorin Gisela von der Aue,[7] für den Journalisten Igal Avidan,[8] für Volker Beck, den Boxer Jürgen Brähmer, den SPD-Bundestagsabgeordneten Michael Hartmann,[9][10] den Pfarrer Lothar König, für Gesine Lötzsch sowie Erich Mielke, für den Historiker Helmut Müller-Enbergs, für Uwe Ochsenknecht, Til Schweiger sowie Jürgen Trittin, für den Chaos Computer Club im Prozess um einen Polizeiübergriff auf der Freiheit-statt-Angst-Demonstration 2009 sowie die Gewerkschaft ver.di.[1] Durch den Rechtsstreit um die angebliche Penisverlängerung von Kai Diekmann, bei dem er die taz vertrat, geriet er in die Schlagzeilen.[11] Außerdem vertrat er im NSA-Untersuchungsausschuss viele der BND-Zeugen.[12] Im Kontext des Kachelmann-Prozesses, zu dem er sich bereits 2010 medial geäußert hatte,[13] wurde er 2015 von Felix Stephan für Die Zeit interviewt.[14] 2020 vertrat er Julian Hessenthaler, der am Ibiza-Video mitgearbeitet hatte, als dessen Folge der österreichische Vizekanzler Heinz-Christian Strache zurücktreten musste und es in Österreich zu Neuwahlen kam.[15] Eisenberg sei, so Alexander Müller in der Ostsee-Zeitung, „wegen seines cholerischen Temperaments und seines zum Teil respektlosen Umgangstons gefürchtet“.[16][17] Seit Dezember 2023 verteidigt Eisenberg Carsten L., einem wegen besonders schweren Landesverrats angeklagten BND-Angehörigen vor dem Berliner Kammergericht.[18]

  • Zusammen mit Lea Voigt und Manuel Vogel, Herausgeber der 2014 im Laika-Verlag erschienenen Publikation Antifaschismus als Feindbild: Der Prozess gegen den Pfarrer Lothar König.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b c Wolfgang Hübner: Angriffslustig - Johannes Eisenberg ist Strafverteidiger und Medienrechtsexperte. In: nd. 5. April 2013, abgerufen am 18. September 2023.
  2. Mathias Bröckers: Man nannte ihn Schrotti. taz, Nr. 12372, 24. Oktober 2020, S. 31 (taz.de).
  3. Mittwochsclub im Mai 2016 - Die Fallstricke des Medienrechts. Johannes Eisenberg: Streiter im Dienst der Pressefreiheit. In: taz. Mai 2016, abgerufen am 18. September 2023.
  4. Sebastian Heiser: Wider dem Robenzwang: Freiheit nach 283 Jahren. In: taz. 15. Oktober 2009, abgerufen am 18. September 2023.
  5. Michael Sontheimer, Uwe Klußmann: Wohliges Gruseln. In: Der Spiegel. 26. Oktober 1997, abgerufen am 18. September 2023.
  6. Assange-Anwalt macht Domscheit-Berg Vorwürfe. In: Die Zeit. 31. August 2011, abgerufen am 18. September 2023.
  7. Thorsten Metzner: „Ich habe meine Pflicht getan“. In: PNN. 13. März 2009, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 18. Juni 2016; abgerufen am 18. September 2023.
  8. Henryk M. Broder: Ein israelischer Journalist klagt gegen einen deutschen Israel-Freund: Offener Brief mit Folgen. In: haGalil. 29. Januar 2006, abgerufen am 18. September 2023.
  9. Durchsuchung in Wohnung: Keine Drogen bei Hartmann gefunden. In: Kölnische Rundschau. 3. Juli 2014, abgerufen am 18. September 2023.
  10. eh: Ermittlungen laufen „Crystal Meth“-Affäre: SPD-Politiker Michael Hartmann taucht ab. In: Berliner Kurier. 3. Juli 2014, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 21. August 2016; abgerufen am 18. September 2023.
  11. Penis-Satire. Schlappe für "Bild"-Chef Diekmann. In: Der Spiegel. 19. November 2002, abgerufen am 18. September 2023.
  12. Anna Biselli: Rechtsanwalt Eisenberg will mehr Rederecht im NSA-Untersuchungsausschuss, Vorsitzender erteilt Abfuhr. In: Netzpolitik.org. 29. Oktober 2015, abgerufen am 18. September 2023.
  13. Johannes Eisenberg: Der Fall Kachelmann. Von der Verantwortung der Verteidigung. In: Legal Tribune Online. 5. August 2010, abgerufen am 18. September 2023.
  14. Felix Stephan: "Schmerzensgeld ist eine Erfindung der Rechtsprechung". In: Die Zeit. 30. September 2015, abgerufen am 18. September 2023 (Interview).
  15. Fabian Schmid: Anwalt in Causa Ibiza über Strache liebende Beamte und Ermittlungsskandale. In: Der Standard. 22. Mai 2020, abgerufen am 22. Mai 2020 (österreichisches Deutsch).
  16. Alexander Müller: Star-Boxer besucht Fischbrötchen-Prozess. In: Ostsee-Zeitung. 10. Dezember 2014, abgerufen am 18. September 2023.
  17. Matthias Hufmann: Unappetitliche Geschäfte. In: Die Zeit. 5. März 2015, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 16. Juni 2016; abgerufen am 18. September 2023.
  18. Wiebke Ramm: Fortsetzung des Prozesses „Codename Puffotter“: Ein Rechtsanwalt in Rage. In: spiegel.de. 14. Dezember 2023, abgerufen am 19. Dezember 2023.