Meister des Jouvenel des Ursins

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Jouvenel-Meister, Jouvenel-Maler oder Meister des Jouvenel des Ursins ist ein Notname für einen in der Mitte des 15. Jahrhunderts tätigen französischen Buchmaler. Seine Arbeiten sind zwischen 1447 und 1460 nachweisbar. Er ist nach einer Abschrift des Mare historiarum von Giovanni Colonna benannt, die er für den Kanzler von Frankreich, Guillaume Jouvenel des Ursins, unter Mitarbeit verschiedener Kollaboratoren illuminierte.[1]

Identifizierungsversuche

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Es gibt verschiedene, umstrittene Versuche, den Jouvenel-Meister mit namentlich bekannten Künstlern zu identifizieren, so mit André d’Ypres, dem Vater von Colin d’Amiens, oder mit Coppin van Delft.[2] Früher sah die Forschung die Arbeiten des Jouvenel-Malers als Jugendarbeiten von Jean Fouquet an,[3] von dieser Sichtweise ist man inzwischen abgerückt.[4] Die erste umfassende Händescheidung in der lange als jeunesse de Fouquet zusammengefassten Stilgruppe hat Eberhard König vorgelegt,[5] der sowohl den Jouvenel-Meister als auch dessen jüngeren Mitarbeiter, den Maler des Genfer Boccaccio schlüssig konturieren und nach Angers lokalisieren, sowie weitere Künstlerpersönlichkeiten ausgehend von der namengebenden Handschrift isolieren konnte.[6]

Zuletzt wurde diese These durch den Erwerb eines Stundenbuchs bestätigt, in dem neben Miniaturen des Jouvenel Meisters eine der frühesten bekannten Miniaturen von Fouquets Hand zu finden ist.[7] Ein weiteres Hauptwerk des Malers, das sogenannte Stundenbuch der Jeanne de France, ehemals Martin Le Roy, wurde 2012 von der Bibliothèque nationale erworben.[8]

  • François Avril, Nicole Reynaud (Hrsg.): Les Manuscrits à Peintures en France 1440–1520. Ausstellungskatalog. Paris 1993.
  • François Avril (Hrsg.): Jean Fouquet. Peintre et enlumineur du XVe siècle. Ausstellungskatalog. Paris 2003.
  • Paul Durrieu: La question des oeuvres de jeunesse de Jean Fouquet. In: Recueil de mémoires publié par la Société Nationale des Antiquaires de France à l'occasion de son centenaire 1904, S. 111–119.
  • Eberhard König: Französische Buchmalerei um 1450. Der Jouvenelmaler, der Maler des Genfer Boccaccio und die Anfänge Jean Fouquets. Berlin, Mann 1982, ISBN 3-7861-1311-4.
  • Otto Pächt: Jean Fouquet. A Study of His Style. In: Journal of the Warburg and Courtauld Institutes 1941, S. 85–102.
  • Claude Schaefer: Le maître de Jouvenel des Ursins (Coppin Delf?) illustrateur du 'Speculum historiale' de Vincent de Beauvais. In: Arquivos do Centro Cultural Português 1974, S. 81–114.
  • Charles Sterling: La peinture médiévale à Paris 1300–1500. Bd. 2, Paris 1990, S. ?.

Einzelnachweise

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  1. Heute in Paris, B.N. Ms. lat. 4915. Die Abschrift datiert die Vollendung des letzten Buches auf den 20. Januar 1449, siehe Porcher in Ausst.-Kat. Manuscrits à peintures du XIIIe au XVIe siècle, Paris 1955. Guillaume Jouvenel des Ursins ist auch als Auftraggeber Jean Fouquets bekannt, der dessen Porträt im Louvre malte.
  2. Schaefer 1974 und vor allem Sterling 1990, der den Stil mit Pariser Buchmalerei und dem Umfeld des Dunois-Meisters verband. Obwohl diese These hin und wieder aufgegriffen wird, hat sich die Lokalisierung nach Angers weitestgehend durchgesetzt. Die namentliche Identifizierung der von einem anderen Teil der Forschung als Meister des Dreux Budé und Coëtivy Meister geführten Künstler aus Paris mit den angevinischen Buchmalern lässt sich nicht halten.
  3. Die These der „jeunesse de Fouquet“ zuerst bei Paul Durrieu 1904 und weiterverfolgt von Otto Pächt 1941.
  4. Beginnend mit Jean Porcher, der die Bezeichnung „maître de Jouvenel des Ursins“ im Ausst.-Kat. Manuscrits à peintures du XIIIe au XVIe siècle, Paris 1955, einführte.
  5. König 1982.
  6. Wie z. B. den Meister von Poitiers 30 alias Meister der Adelaide de Savoie nach einem Stundenbuch in Chantilly, Musée Condé, Ms. 76, siehe dazu auch die einzige monografische Bearbeitung dieses Malers von Eberhard König: Der Meister von Poitiers 30. Ein unbekanntes Stundenbuch als Gegenstück zum Stundenbuch der Adelaide von Savoyen. Ramsen 2006.
  7. Das Stundenbuch für den Gebrauch von Angers, Ms. NAL 3211, wurde 1991 von der Bibliothèque nationale erworben und von Avril 1993 und 2003 ausführlich besprochen.
  8. Paris, BnF, ms. NAL 3244: François Avril: Les Heures de Jeanne de France, duchesse de Bourbon, un chef-d’œuvre du Maître de Jouvenel retrouvé. In: L’art de l’enluminure, Nr. 47, 2012 sowie König 1982, S. 48f., 57–63, 80–82.