Krokodil (König)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von König Krokodil)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Namen von Krokodil (König)

Gefäß aus Tarchan mit einem Königsnamen, der von Teilen der Forschung als König Krokodil gelesen wird
Horusname
G5
I3
V1
Shendet
Shn.dt
(Der) Unterdrücker[1]
G5

Krokodil ist möglicherweise der Name eines ägyptischen Herrschers (Pharao) der prädynastischen Zeit (sogenannte 0. Dynastie), welcher etwa um 3100 v. Chr. regiert haben könnte. Seine Existenz ist stark umstritten.

Obwohl von Krokodil selbst relativ wenige Artefakte und Schriftzeugnisse erhalten sind, konnten zu kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Veränderungen aus seiner Zeit wertvolle Neuerkenntnisse gewonnen werden. Seine genaue chronologische Position hingegen bleibt wie seine Regierungsdauer unklar.

Herkunft und Belege

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Tonsiegel des Krokodil, auch als Siegel des Gottes Sobek gedeutet[2]

Die Lesung des Herrschernamens auf einigen Objekten und Interpretation dieser Belege als Horus Krokodil geht auf Günter Dreyer zurück. Auf einem Tonsiegel aus Tarchan sind ein Gebäude und darum Krokodile zu sehen. Dies deutet Günter Dreyer als Siegel des Herrschers Krokodil und er interpretiert andere schwer lesbare Königsnamen auch als König Krokodil. Diese Herrschernamen sind vorher meist als Skorpion interpretiert worden. Dreyer weist darauf hin, dass die Lesung als Skorpion unmöglich sei und ordnet sie dem angeblichen Herrscher von dem Siegel zu und liest die Zeichen Krokodil.[3] Er sieht in den Hieroglyphen ein Krokodil im Profil und eine Schlaufe und liest šnj.w („König Krokodil“).[4] Edwin van den Brink interpretiert besonders bei den Tintenaufschriften das Zeichen im Serech als Schlaufe und liest es als šn.dt („Der Unterdrücker“) als Variante von Krokodils Namen.[5] Er ordnet diesem Herrscher auch einen schwer lesbaren Königsnamen zu, der sich in Minschat Abu Omar fand.[6]

Stark beschädigter Keulenknauf, der vermutlich König Krokodil zeigt

Dreyer sieht in König Krokodil einen lokal regierenden Gegenkönig, der in der Gegend von Tarchan herrschte. Diese Interpretation der Belege ist jedoch hochgradig problematisch und ihr wurde schon früh widersprochen. Bei dem Siegelabdruck mag es sich nämlich auch um die bislang älteste Darstellung des Gottes Sobek handeln, in Gestalt eines ruhenden Krokodils auf einer Standarte und mit zwei Lotosknospen oder Straußenfedern, die aus seinem Rücken sprießen. Das serech-ähnliche Gebilde mit Stierkopf darüber und Krokodilzeichen im Inneren stellt sehr wahrscheinlich die Stadt Shedet („Die von Sobek gegründete“) dar, in welcher sich ein Heiligtum des Sobek befand. Dieser Interpretation folgt inzwischen ein Großteil der Ägyptologen.[7][8][9] Dementsprechend gab es überhaupt keinen König Krokodil und die Interpretation der unsauber geschriebenen Königsnamen auf den genannten Objekten bleibt vorerst offen.

Aus dem sogenannten „Schatzdepot“ in Hierakonpolis stammt ein zerbrochener Zepterknauf, auf dem ein König mit Roter Krone in einem Sed-Festpavillon thront. Direkt vor seinem Gesicht ist eine stark beschädigte Hieroglyphe zu sehen, die von manchen Ägyptologen als Krokodil auf einer Standarte, von anderen wiederum als Skorpion gedeutet wird.[10] Vorgänger und Nachfolger von König Krokodil sind unbekannt.[11]

  • Barbara Adams: Ancient Hierakonpolis. Aris & Phillips, Warminster 1974, ISBN 0-85668-003-6.
  • Toby A. H. Wilkinson: Early Dynastic Egypt. Routledge, London 1999, ISBN 0-4151-8633-1.
  • Peter Kaplony: Inschriften der Ägyptischen Frühzeit: Supplement. Harrassowitz, Wiesbaden 1966, ISBN 3-447-00052-X.
  • Michael Allan Hoffman: Egypt before the pharaohs: The prehistoric foundations of Egyptian Civilization. Routledge / Kegan Paul, London 1980, ISBN 0-7100-0495-8.
  • Dietrich Wildung: Ägypten vor den Pyramiden – Münchner Ausgrabungen in Ägypten. von Zabern, Mainz 1981, ISBN 3-8053-0523-0.
  • Günter Dreyer: Umm el-Qaab. Band II. von Zabern, Mainz 1998, ISBN 3-8053-2486-3.
  • Ludwig David Morenz: Bild-Buchstaben und symbolische Zeichen. Die Herausbildung der Schrift der hohen Kultur Altägyptens (= Orbis Biblicus et Orientalis. Band 205). Academic Press / Vandenhoeck & Ruprecht, Fribourg / Göttingen 2004, ISBN 3-7278-1486-1.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. G. Dreyer In: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Abteilung Kairo. (MDAIK) Band 38, 1982, S. 34ff.
  2. Werner Kaiser, Günter Dreyer: Umm el-Qaab. Nachuntersuchungen im frühzeitlichen Königsfriedhof. 2. Vorbericht. In: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts Kairo. (MDAIK) Nr. 38, 1982. S. 232ff.
  3. Günter Dreyer: Horus Krokodil, ein Gegenkönig der Dynastie 0. In: Renee Friedman, Barbara Adams (Hrsg.): The Followers of Horus, Studies dedicated to Michael Allen Hoffman, 1949–1990. Oxford 1992, S. 259–263.
  4. Günter Dreyer: Umm el-Qaab. Band II. Mainz 1998, S. 34ff.
  5. Edwin van den Brink: The Nile Delta in Transition - from 4th - 3rd Millennium BC. Institute of Archaeology and Arabic Studies, Tel Aviv 1992, S. 28–35.
  6. Edwin van den Brink: The incised serekh signs of Dynasties 0-1. In: Jeffrey Spencer, International Colloquium on Early Egypt: Aspects of Early Egypt.British Museum Press, London 1996. ISBN 0-7141-0999-1, S. 147.
  7. Ludwig David Morenz: Bild-Buchstaben und symbolische Zeichen. Fribourg 2004, S. 158 & 159.
  8. Marco Zecchi: Sobek of Shedet: The Crocodile God in the Fayyum in the Dynastic Period (= Studi sull'antico Egitto. Band 2). Tau editrice, Todi 2010, ISBN 978-88-6244-115-5, S. 5–6.
  9. Toby: A. H. Wilkinson: Early Dynastic Egypt. London 1999, S. 56–57.
  10. B. Adams: Ancient Hierakonpolis. Warminster 1974, S. 15 – 19, Abbildung 2.
  11. Günter Dreyer: Horus Krokodil, ein Gegenkönig der Dynastie 0. In: Renee Friedman, Barbara Adams: The followers of Horus: studies dedicated to Michael Allen Hoffman, 1944-1990 (= Oxbow monograph. Band 20, Nr. 2). Oxbow Books, Oxford 1992, ISBN 0-946897-44-1, S. 259–263.
VorgängerAmtNachfolger
unsicherKönig von Ägypten
0. Dynastie
unsicher