Infanterie-Regiment „Herzog Karl von Mecklenburg-Strelitz“ (6. Ostpreußisches) Nr. 43

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Infanterie-Regiment „Herzog Karl von Mecklenburg-Strelitz“ (6. Ostpreußisches) Nr. 43

Aktiv 5. Mai 1860 bis 12. Juli 1919
Staat Königreich Preußen
Streitkräfte Preußische Armee
Truppengattung Infanterie
Unterstellung I. Armee-Korps
Maskottchen Sultan und Pascha (Bernhardiner)[1]

Das Infanterie-Regiment „Herzog Karl von Mecklenburg-Strelitz“ (6. Ostpreußisches) Nr. 43 war ein Infanterieverband der Preußischen Armee.

Der Verband wurde am 5. Mai 1860 im Rahmen der Roonschen Heeresreform als 3. Kombiniertes Infanterie-Regiment aus dem Landwehr-Stammbataillon in Insterburg, Gumbinnen und Lötzen aufgestellt. Ab 4. Juli 1860 führte es die Bezeichnung 6. Ostpreußisches Infanterie-Regiment. Nach dem gewonnenen Krieg von 1866 bezog das Regiment Königsberg als neue Garnison und war hier in der Infanteriekaserne am Steindamm stationiert.

Kaiser Wilhelm II. ordnete am 27. Januar 1889 an, dass der Verband in Gedenken nach dem General der Infanterie Karl zu Mecklenburg zu benennen sei.

„Ich will das Andenken an Meine in Gott ruhenden erhabenen Vorfahren sowie diejenigen hochverdiensten Männer, welche im Kriege und im Frieden ihnen mit besonderer Auszeichnung zur Seite gestanden und sich gerechte Ansprüche auf die dankbare Erinnerung von König und Vaterland erworben haben, dadurch ehren und für alle Zeiten lebendig erhalten, daß Ich Regimentern und Bataillonen Meiner ruhmreichen Armee ihre Namen verleihe.“

Wilhelm II.[2]

Der Verband führte daher ab diesem Zeitpunkt den Namen Infanterie-Regiment „Herzog Karl von Mecklenburg-Strelitz“ (6. Ostpreußisches) Nr. 43.

Deutscher Krieg

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Im Krieg gegen Österreich 1866 nahm das Regiment an den Schlachten bei Trautenau und Königgrätz teil.

Deutsch-Französischer Krieg

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1870/71 kam das Regiment während des Deutsch-Französischen Krieges in den Schlachten bei Colombey, Noisseville und an der Hallue sowie bei der Belagerung von Metz zum Einsatz.

Erster Weltkrieg

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Das Regiment machte bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs am 2. August mobil. Als Teil der 2. Infanterie-Brigade der 1. Division kam es zunächst an der Ostfront zum Einsatz. Der Verband kämpfte u. a. in den Schlachten bei Gumbinnen, Tannenberg und an den Masurischen Seen. Anfang März wurde es für vier Monate an die Westfront verlegt, beteiligte sich an den Kämpfen um Verdun und kehrte dann, nunmehr der 1. Infanterie-Brigade unterstellt, an die Ostfront zurück. Im Dezember 1916 erhielt das Regiment eine 2. und 3. MG-Kompanie. Nach dem Waffenstillstand im Osten kam der Verband Ende 1917 wieder an die Westfront und lag hier zunächst in Stellungskämpfen um Verdun. Ab 21. März 1918 nahm es an der Großen Schlacht in Frankreich teil und nach der Beendigung der deutschen Offensive schlossen sich Kämpfe an der Ancre, Avre und Somme an. Mitte August wurde das III. Bataillon des aufgelösten Infanterie-Regiments Nr. 376 eingegliedert und kurz darauf noch eine eigene MW-Kompanie aufgestellt. Bei den Kämpfen um Laffaux geriet das Regiment am 14. September 1918 fast vollständig in Gefangenschaft. Ab 18. September begann man mit der Neuaufstellung, wobei die 3., 5. und 10. Kompanie aufgelöst wurden. Nach weiteren Verlusten und aufgrund der schlechten Ersatzlage wurde am 31. Oktober 1918 das III. Bataillon aufgelöst.

Das Regiment wurde nach Ende des Ersten Weltkriegs vom 7. bis 15. Dezember 1918 demobilisiert und am 12. Juli 1919 aufgelöst.[3]

Aus demobilisierten Teile bildeten sich zwei Freiformationen. Das I. Freiwilligen-Bataillon mit MG- und MW-Zug wurde am 15. Januar 1919 aufgestellt. Es wurde bei der 1. Division im Grenzschutz Ost eingesetzt. Im Juli 1919 kam es noch zur Aufstellung des II. Freiwilligen-Bataillons in Rastenburg. Beide Formationen gingen in der Vorläufigen Reichswehr im Reichswehr-Schützen-Regiment 96 auf.

Die Tradition übernahm in der Reichswehr durch Erlass des Chefs der Heeresleitung General der Infanterie Hans von Seeckt vom 24. August 1921 die 16. Kompanie des 1. (Preußisches) Infanterie-Regiments in Königsberg.

Moriz von Lyncker

Erster und einziger Regimentschef war vom 21. März 1916 bis zur Auflösung der Generaloberst Moriz von Lyncker.[4]

Dienstgrad Name Datum[5]
Oberstleutnant Ludwig von Schlabrendorff 08. Mai bis 30. Juni 1860 (mit der Führung beauftragt)
Oberstleutnant/Oberst Ludwig von Schlabrendorff 01. Juli 1860 bis 17. April 1865
Oberst Heinrich von Tresckow 18. April 1865 bis 17. Februar 1868
Oberst Konstantin von Busse 22. März 1868 bis 11. Oktober 1872
Oberstleutnant/Oberst Gustav von Köppen 12. Oktober 1872 bis 11. November 1878
Oberst Wilhelm Grüner 12. November 1878 bis 4. Mai 1883
Oberst Viktor von Baumann 05. Mai 1883 bis 15. Juli 1887
Oberst Hermann Kupfer 16. Juli 1887 bis 18. September 1888
Oberstleutnant Friedrich Metzler 21. August bis 18. September 1888 (in Vertretung)
Oberst Friedrich Metzler 19. September 1888 bis 15. Mai 1891
Oberst Karl von Goessel 16. Mai 1891 bis 17. April 1895
Oberst Hugo von Zamory 18. April 1895 bis 23. Mai 1898
Oberst Wilhelm Eben 24. Mai 1898 bis 15. Oktober 1901
Oberst Hans von Wrochem 16. Oktober 1901 bis 21. April 1905
Oberst Alfred von Sydow 22. April 1905 bis 20. Februar 1909
Oberstleutnant Friedrich von Gontard 21. Februar bis 19. April 1909 (mit der Führung beauftragt)
Oberst Friedrich von Gontard 20. April 1909 bis 30. September 1912
Oberst Artur von Eisenhart-Rothe 01. Oktober 1912 bis 25. September 1914
Oberstleutnant Hans Böckler 26. September bis 26. November 1914
Oberstleutnant Georg Dorndorf 27. November 1914 bis 14. September 1918
Major Julius von Langsdorff 23. September bis 6. November 1918
Major Gustav Wottrich 07. November 1918 bis 9. Januar 1919
Oberstleutnant Edgar Grun 10. Januar bis Mai 1919

Militärkapelle

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Über Jahrzehnte war Albert Krantz der hochangesehene Kapellmeister des Regiments.

Beim Regiment gab es zur Begleitung der Musik besondere Hunde zum Ziehen des Paukenwagens in der Regimentskapelle, die auch als Königsberger Paukenhund bekannt waren.

Bekannte Regimentsangehörige

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  • Jürgen Kraus: Handbuch der Verbände und Truppen des deutschen Heeres 1914–1918. Teil VI: Infanterie. Band 1: Infanterie-Regimenter. Verlag Militaria. Wien 2007. ISBN 978-3-902526-14-4. S. 90–91.
  • Georg Dorndorf: Das Infanterie-Regiment Nr. 43. Nach den amtlichen Kriegstagebüchern und einigen Aufzeichnungen von Kriegsteilnehmern. Oldenburg i. O./Berlin 1923. (Digitalisat in der Württembergischen Landesbibliothek)
  • Günter Wegner: Die Garde- und die Grenadier-Regimenter 1–12 der preußischen Armee. Osnabrück 1980, ISBN 3-7648-1199-4 (Deutschlands Heere bis 1918. Ursprung und Entwicklung der einzelnen Formationen, Band 1).
  • Günther Voigt: Die Infanterie- bzw. Füsilierregimenter 13–60 der preussischen Armee. In: Dermot Bradley, Hans Bleckwenn (Hrsg.): Deutschlands Heere bis 1918. Ursprung und Entwicklung der einzelnen Formationen. Band 2. Biblio-Verlag, Osnabrück 1981, ISBN 3-7648-1199-4.
  • Klaus v. Bredow, Ernst v. Wedel: Historische Rang- und Stammliste des Deutschen Heeres. Band 1,2. Biblio, Osnabrück 1972, ISBN 3-7648-0719-9.

Einzelnachweise

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  1. Bundeswehr Maskottchen, Peter und Petersilie
  2. Militär-Wochenblatt. Nr. 9 vom 30. Januar 1889. S. 185–186.
  3. Jürgen Kraus: Handbuch der Verbände und Truppen des deutschen Heeres 1914–1918. Teil VI: Infanterie. Band 1: Infanterie-Regimenter. Verlag Militaria. Wien 2007. ISBN 978-3-902526-14-4. S. 90.
  4. Günter Wegmann (Hrsg.), Günter Wegner: Formationsgeschichte und Stellenbesetzung der deutschen Streitkräfte 1815–1990. Teil 1: Stellenbesetzung der deutschen Heere 1815–1939. Band 2: Die Stellenbesetzung der aktiven Infanterie-Regimenter sowie Jäger- und MG-Bataillone, Wehrbezirkskommandos und Ausbildungsleiter von der Stiftung bzw. Aufstellung bis 1939. Biblio Verlag. Osnabrück 1992. ISBN 3-7648-1782-8. S. 144.
  5. Günter Wegmann (Hrsg.), Günter Wegner: Formationsgeschichte und Stellenbesetzung der deutschen Streitkräfte 1815–1990. Teil 1: Stellenbesetzung der deutschen Heere 1815–1939. Band 2: Die Stellenbesetzung der aktiven Infanterie-Regimenter sowie Jäger- und MG-Bataillone, Wehrbezirkskommandos und Ausbildungsleiter von der Stiftung bzw. Aufstellung bis 1939. Biblio Verlag, Osnabrück 1992, ISBN 3-7648-1782-8, S. 144–145.
  6. Verlustlisten Preußen: Nr. 12 und Nr. 1126.