Karl-Friedrich Bonhoeffer
Karl-Friedrich Bonhoeffer (* 13. Januar 1899 in Breslau; † 15. Mai 1957 in Göttingen) war ein deutscher Chemiker.
Leben und Werk
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Als Sohn von Karl Bonhoeffer und Paula von Hase wuchs Karl-Friedrich Bonhoeffer in einer Familie des Bildungsbürgertums auf, zusammen mit insgesamt sieben Geschwistern, darunter seine Brüder Klaus und Dietrich Bonhoeffer. Nachdem der Vater einem Ruf an die Charité gefolgt war, zog die Familie nach Berlin-Grunewald um, wo er das humanistische Grunewald-Gymnasium besuchte. Nach dem Schulabschluss wurde er 1917 als Freiwilliger zum Militärdienst eingezogen.[1]
Bonhoeffer studierte ab 1918 in Tübingen und Berlin. 1922 wurde er in Berlin bei Walther Nernst promoviert.[2] Von 1923 bis 1930 war er Assistent bei Fritz Haber am Kaiser-Wilhelm-Institut für Physikalische und Elektrochemie in Berlin-Dahlem. In dieser Zeit veröffentlichte er eine Reihe von Arbeiten zu spektroskopischen, photochemischen und kinetischen Themen.[3] 1927 erfolgte die Habilitation ohne die Einreichung einer formalen Habilitationsschrift. Nach der Habilitation 1927 wurde er Extraordinarius an der Universität Berlin.
1929 entdeckte er zusammen mit Paul Harteck die Wasserstoffmodifikationen Ortho- und Parawasserstoff und kam mit der Publikation Arnold Eucken wenige Tage zuvor.[4]
Im Jahr 1930 wurde Bonhoeffer ordentlicher Professor für physikalische Chemie an der Universität Frankfurt. 1934 wurde er als Professor für physikalische Chemie an die Universität Leipzig berufen. Er leitete das Institut für Physikalische Chemie in Leipzig von 1934 bis 1947. Im Jahr 1938 wurde er zum Mitglied der Gelehrtenakademie Leopoldina gewählt.
1947 wurde er Professor für physikalische Chemie an der Universität Berlin, zugleich auch Direktor des Instituts für physikalische Chemie und Elektrochemie der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften in Berlin-Dahlem (heute Fritz-Haber-Institut der Max-Planck-Gesellschaft). Im Jahre 1949 wurde er als Direktor des Instituts für Physikalische Chemie der Max-Planck-Gesellschaft nach Göttingen berufen.
Das 1971 aus letzterem hervorgegangene Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie in Göttingen trägt den Ehrennamen „Karl-Friedrich-Bonhoeffer-Institut“.
Die Wissenschaftshistorikerin Ute Deichmann sieht in Bonhoeffer, der nie Mitglied der NSDAP war und einigen „halbjüdischen“ Wissenschaftlern Arbeitsmöglichkeiten in seinem Institut verschafft hat, das Beispiel eines Wissenschaftlers, der, obwohl dem Nationalsozialismus gegenüber kritisch eingestellt, sich widerspruchslos an die herrschenden Verhältnisse anpasst („Mit den Wölfen muss man heulen“).
Das nach Karl-Friedrich Bonhoeffer benannte Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie stellt auf einigen Seiten seinen Lebenslauf dar. Dieser umfasst auch einen Teil, in dem auf den Widerstand der Familie Bonhoeffer während der NS-Zeit eingegangen wird.
Mit seiner Frau Grete von Dohnanyi, Schwester von Hans von Dohnanyi, hatte er vier Kinder. Ein weiterer Schwager war Max Delbrück.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Karl-Friedrich Bonhoeffer, Paul Harteck: Experimente über Para- und Orthowasserstoff; in: Sitzungsberichte der Preußischen Akademie der Wissenschaften. Phys.-Math. Klasse 1929; Berlin 1929; S. 103–108.
- Karl-Friedrich Bonhoeffer, Paul Harteck: Die Eigenschaften des Parawasserstoffes; in: Zeitschrift für Elektrochemie und angewandte physikalische Chemie, 35 (1929), S. 621–623, onlinelibrary.wiley.com, doi:10.1002/bbpc.192900041.
- Karl-Friedrich Bonhoeffer, Paul Harteck: Weitere Versuche mit Parawasserstoff; in: Die Naturwissenschaften, 17 (1929), S. 321–322.
- Ute Deichmann: Flüchten, Mitmachen, Vergessen – Chemiker und Biochemiker in der NS-Zeit. Wiley-VCH, 2001.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Karl-Friedrich Bonhoeffer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Biografie von Karl-Friedrich Bonhoeffer
- Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie, Göttingen (Karl-Friedrich-Bonhoeffer-Institut)
- Ulf Messow: Karl Friedrich Bonhoeffer. In: Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde (Hrsg.): Sächsische Biografie.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Ulrich Schindewolf: Zur Erinnerung an Karl Friedrich Bonhoeffer (1899–1957). In: Bunsen-Magazin, 2002, S. 139–146.
- ↑ Informationen zu und akademischer Stammbaum von Karl Friedrich Bonhoeffer bei academictree.org, abgerufen am 7. Januar 2018.
- ↑ Karl Friedrich Bonhoeffer: Anwendung der Quantentheorie auf photochemische Sensibilisierungen. In: Zeitschrift für Physik. 13, 1923, S. 94–105, doi:10.1007/BF01328206.
- ↑ K. F. Bonhoeffer, P. Harteck: Experimente über Para- und Orthowasserstoff. In: Die Naturwissenschaften. 17, 1929, S. 182–182, doi:10.1007/BF01506559.
Personendaten | |
---|---|
NAME | Bonhoeffer, Karl-Friedrich |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Chemiker |
GEBURTSDATUM | 13. Januar 1899 |
GEBURTSORT | Breslau |
STERBEDATUM | 15. Mai 1957 |
STERBEORT | Göttingen |
- Chemiker (20. Jahrhundert)
- Physikochemiker
- Hochschullehrer (Goethe-Universität Frankfurt am Main)
- Hochschullehrer (Humboldt-Universität zu Berlin)
- Hochschullehrer (Universität Leipzig)
- Mitglied der Akademie der Wissenschaften der DDR
- Mitglied der Sächsischen Akademie der Wissenschaften
- Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften
- Mitglied der Leopoldina (20. Jahrhundert)
- Wissenschaftliches Mitglied der Max-Planck-Gesellschaft
- Auswärtiges Wissenschaftliches Mitglied der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft
- Absolvent der Humboldt-Universität zu Berlin
- Familienmitglied (Dietrich Bonhoeffer)
- Deutscher
- Geboren 1899
- Gestorben 1957
- Mann