Carmeltazit

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Karmeltazit)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Carmeltazit
Elektronenmikroskop-Aufnahme von Carmeltazit in Korund
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

2018-103[1]

IMA-Symbol

Ctz[2]

Andere Namen
  • Karmeltazit
Chemische Formel ZrAl2Ti4O11[3]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Oxide und Hydroxide
Kristallographische Daten
Kristallsystem Orthorhombisch
Kristallklasse; Symbol orthorhombisch-dipyramidal; 2/m2/m2/m
Raumgruppe Pnma (Nr. 62)Vorlage:Raumgruppe/62
Gitterparameter a = 14,0951(9) Å; b = 5,8123(4) Å; c = 10,0848(7) Å[3]
Formeleinheiten Z = 4[3]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte nicht definiert
Dichte (g/cm3) berechnet: 4,122[3]
Spaltbarkeit nicht definiert
Farbe schwarz[3]
Strichfarbe rötlichbraun[3]
Transparenz nicht definiert
Glanz Metallglanz[3]
Kristalloptik
Doppelbrechung δ = schwach bis mäßig im Auflicht[3]
Pleochroismus schwach: dunkelbraun bis dunkelgrün[3]

Carmeltazit auch Karmeltazit[4] ist ein sehr selten vorkommendes Mineral mit der chemischen Zusammensetzung ZrAl2Ti4O11[3] und damit chemisch gesehen ein Zirconium-Aluminium-Titan-Oxid.

Carmeltazit kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem, konnte bisher jedoch nur in Form von mikroskopisch kleinen, in Korund eingeschlossenen schwarzen Kristallen von etwa 80 μm Größe gefunden werden.

Etymologie und Geschichte

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erstmals entdeckt wurde Carmeltazit von Geologen der Firma Shefa Yamin während geologischer Grabungen in den Ablagerungen des Flusses Kischon bei Haifa im Karmel- bzw. Carmel-Gebirge in Israel. Analyse und Erstbeschreibung erfolgte durch William L. Griffin, Sarah E. M. Gain, Luca Bindi, Vered Toledo, Fernando Cámara, Martin Saunders und Suzanne Y. O’Reilly, die das Mineral nach dessen Typlokalität und den Hauptbestandteilen Titan, Aluminium und Zirconium benannten. Die Untersuchungsergebnisse und der gewählte Name wurden 2018 zur Prüfung bei der International Mineralogical Association (IMA) eingereicht (interne Eingangs-Nr. der IMA: 2018-103), die das Mineral noch im selben Jahr als eigenständige Mineralart anerkannte.[3]

Das Typmaterial (Holotyp) des Minerals wird in der mineralogischen Sammlung des Museo di Storia Naturale (Naturkundemuseum) in Florenz unter der Katalognummer 3293/I aufbewahrt.[3]

Carmeltazit wurde erst 2018 als eigenständiges Mineral von der IMA anerkannt und 2019 publiziert. Eine genaue Gruppen-Zuordnung in der 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik, deren letzte Aktualisierung mit der Veröffentlichung der IMA-Liste der Mineralnamen 2009 vorgenommen wurde,[5] ist daher bisher nicht bekannt.

Aufgrund seiner chemischen Zusammensetzung ist aber davon auszugehen, dass Carmeltazit in die Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“ eingeordnet wird.

Acht Mikrosondenanalysen am Typmaterial von Carmeltazit ergaben eine durchschnittliche Zusammensetzung von 1,5 % SiO2, 24,9 % ZrO2, 0,53 % HfO2, 0,16 % UO2, 0,06 % ThO2, 18,8 % Al2O3, 0,02 % Cr2O3, 50,6 % Ti2O3, 0,76 % Sc2O3, 0,39 % Y2O3, 1,89 % MgO und 0,51 % CaO (alle Angaben in Gewichts-%).[3]

Auf der Basis von 11 Sauerstoffatomen errechnet sich damit die empirische Formel (Ti3+3.60Al1.89Zr1.04Mg0.24Si0.13Sc0.06Ca0.05Y0.02Hf0.01)Σ=7.04O11, die zu ZrAl2Ti4O11 idealisiert wurde. Die idealisierte, theoretische Zusammensetzung von Carmeltazit besteht damit aus 24,03 Gew.-% ZrO2, 19,88 Gew.-% Al2O3 und 56,09 Gew.-% Ti2O3.[3]

Kristallstruktur

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Kristallstruktur des Carmeltazit

Carmeltazit kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe Pmna (Raumgruppen-Nr. 53)Vorlage:Raumgruppe/53 mit den Gitterparametern a = 14,0951(9) Å, b = 5,8123(4) Å und c = 10,0848(7) Å sowie vier Formeleinheiten pro Elementarzelle. Die Kristallstruktur entspricht einer gestörten Spinellstruktur.[3]

Bildung und Fundorte

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Carmeltazit bildete sich als Einsprenglinge (Xenokristalle) in den Taschen von eingeschlossenem Schmelzinterstitial im Korund aus den kreidezeitlichen Carmelvulkanen Nordisraels. Als Begleitminerale traten neben Korund unter anderem noch Tistarit, Anorthit, Osbornit sowie unbenannte Seltenerd-Phasen in Ca-Mg-Al-Si-O-Glas auf.[3]

Außer dem Carmelgebirge sind bisher keine weiteren Fundorte für Carmeltazit bekannt.[6]

Entstanden ist das Mineral bei Vulkanausbrüchen in der Kreidezeit, vermutlich in einer Tiefe von rund 30 km (18 Meilen) aus der Grenze zwischen Erdkruste und Erdmantel.[7][8]

Das sehr seltene Mineral wird von der Firma Shefa Yamin mit dem geschützten Namen Carmel sapphire vermarktet. Die kleineren Fundstücke sind oftmals in Saphir eingebettet, das bisher größte gefundene Stück hat 33,3 Karat.[9]

Entgegen der Behauptung einiger Medien ist Carmeltazit jedoch nicht härter als ein Diamant. Die theoretische Dichte (berechnet aus der Kristallstruktur) beträgt 4,12 g/cm3 und ist damit zwar höher als beim Diamanten mit 3,52 g/cm3. Dies führt jedoch nicht zu einer höheren Härte, die für den Carmeltazit bisher nicht definiert[3] wurde.[8]

  • William L. Griffin, Sarah E. M. Gain, Luca Bindi, Vered Toledo, Fernando Cámara, Martin Saunders, Suzanne Y. O’Reilly: Carmeltazite, ZrAl2Ti4O11, a New Mineral Trapped in Corundum from Volcanic Rocks of Mt Carmel, Northern Israel. In: Minerals. Band 8, Nr. 601, 2018, S. 1–11, doi:10.3390/min8120601 (englisch, online verfügbar bei rruff.info [PDF; 3,9 MB; abgerufen am 21. Februar 2019]).
Commons: Carmeltazite – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: July 2024. (PDF; 3,6 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Juli 2024, abgerufen am 13. August 2024 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. a b c d e f g h i j k l m n o p William L. Griffin, Sarah E. M. Gain, Luca Bindi, Vered Toledo, Fernando Cámara, Martin Saunders, Suzanne Y. O’Reilly: Carmeltazite, ZrAl2Ti4O11, a New Mineral Trapped in Corundum from Volcanic Rocks of Mt Carmel, Northern Israel. In: Minerals. Band 8, Nr. 601, 2018, S. 1–11, doi:10.3390/min8120601 (englisch, online verfügbar bei rruff.info [PDF; 3,9 MB; abgerufen am 25. Februar 2019]).
  4. Mineralienatlas: Carmeltazit (Karmeltazit)
  5. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Januar 2009, archiviert vom Original am 29. Juli 2024; abgerufen am 30. Juli 2024 (englisch).
  6. Fundortliste für Carmeltazit beim Mineralienatlas und bei Mindat
  7. William L. Griffin, Jin-Xiang Huang, Emilie Thomassot, Sarah E. M. Gain, Vered Toledo, Suzanne Y. O’Reilly: Super-reducing conditions in ancient and modern volcanic systems: sources and behaviour of carbon-rich fluids in the lithospheric mantle. In: Mineralogy and Petrology. Band 112, 2018, S. 101–114, doi:10.1007/s00710-018-0575-x (englisch, online verfügbar bei irp-cdn.multiscreensite.com [PDF; 3,4 MB; abgerufen am 25. Februar 2019]).
  8. a b David Bressan: Carmeltazite: A New Unique Gemstone From Israel. In: forbes.com. Forbes, abgerufen am 25. Februar 2019 (englisch).
  9. Leah Silverman: Extraterrestrial Mineral Harder Than Diamond Discovered In Israel. In: allthatsinteresting.com. 11. Januar 2019, abgerufen am 25. Februar 2019.