Klaus Huegel

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Klaus Huegel, auch Hügel (* 30. Januar 1912 in Freiburg im Breisgau; † 2. Januar 2003 in Tettnang) war ein deutscher Jurist, Archivar und SD-Nachrichtenoffizier.

Hügel, Sohn des Rechtsanwalts Joseph Hügel, legte das Abitur am Realgymnasium Weinheim ab. Danach studierte er Rechtswissenschaft an den Universitäten Freiburg und Heidelberg. Das erste juristische Staatsexamen bestand er 1935 und promovierte 1937 in Heidelberg mit der Dissertation „Entspricht die Rechtsprechung auf dem Gebiete der Kraftfahrzeuggefälligkeitsfahrt den Erfordernissen der nationalsozialistischen Rechtsauffassung?“ zum Dr. jur.[1]

Hügel trat zum 1. Mai 1933 der NSDAP (Mitgliedsnummer 3.407.445)[2][3] und im selben Jahr der SS bei (SS-Nummer 111.845).[4][5] Er schlug anschließend die Verwaltungslaufbahn beim SD-Leitabschnitt in Stuttgart unter Ernst Peter ein und folgte später Peter in dessen Funktion nach.[6] Hügel wurde SD-Beauftragter für „deutschfreundliche Bewegungen“ in der Schweiz.[3] Während des Zweiten Weltkrieges traf sich Hügel mehrmals mit Mitgliedern des Volksbundes für die Unabhängigkeit der Schweiz zu Verhandlungen was später in der Schweiz zur Affäre Hügel führte.[7]

Im Juni 1940 gründete sich die Nationale Bewegung der Schweiz (NBS), die sich orientiert an der NSDAP aus der Frontenbewegung und rechtsradikalen Gruppen zusammensetzte. Diese rechtsradikale Schweizer Einheitsbewegung wurde von Hügel vom Deutschen Reich aus ferngesteuert und nach dem Parteiverbot in der Schweiz ab November 1940 illegal weitergeführt. Ab Anfang August 1940 leitete Hügel den SD-Leitabschnitt Stuttgart sowie den Alemannischen Arbeitskreis als Nachfolger von Peter.[6] Hügel gab sich bei seinen Besuchen in der Schweiz als Kulturbeauftragter des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda und Wirtschaftsdelegierter aus und wurde erst Ende August 1942 durch die Schweizer Behörden als SD-Offizier enttarnt.[8]

Ab März 1943 war Hügel als Beauftragter für Volkstumspolitik der Volksdeutschen Mittelstelle in Liechtenstein tätig.[6] Ab Ende 1942 war er im Berliner Reichssicherheitshauptamt in der Abteilung VI (SD-Auslandsnachrichtendienst) unter Walter Schellenberg für den Bereich VI B 1 (Italien) zuständig.[9] Sein Dienstvorgesetzter war hier der Gruppenleiter und SS-Obersturmbannführer Eugen Steimle für VI B (Westeuropa). Ab dem 6. März 1944 war Hügel beim Befehlshaber der Sicherheitspolizei und des SD (BdS) in Verona, SS-Oberführer Wilhelm Harster eingesetzt.[3] Gegen Kriegsende geriet Hügel am 28. April 1945 in englische Kriegsgefangenschaft und wurde in der Internierung mehrfach vernommen. Ende der 1940er Jahre wurde er als Minderbelasteter entnazifiziert.[6]

Mitte der 1950er Jahre wurde Hügel durch Albert Prinzing, Volkswirt und seit 1943 Generalbevollmächtigten für die deutschen Kulturinstitute in Italien, für die Porsche-Diesel Motorenbau in Friedrichshafen rekrutiert und wurde dort Leiter des Personalwesens. Zu den anderen NS-Kadern, die durch entsprechende Netzwerke zum Unternehmen stießen, gehörten auch Franz Six oder Joachim Peiper. Danach führte er das Daimler-Benz-Museum in Stuttgart.[5] In den 1960er Jahren wurde Hügel u. a. bei den Verfahren gegen Friedrich Boßhammer und Heinz Felfe als Zeuge vernommen, ohne das noch Ermittlungen gegen ihn aufgenommen wurden.[10]

Hügel wurde Anfang Mai 1997 in Tettnang von dem Historiker Jürgen Schremser im Rahmen eines Forschungsvorhabens interviewt.[11]

  • Entspricht die Rechtsprechung auf dem Gebiete der Kraftfahrzeuggefälligkeitsfahrt den Erfordernissen der nationalsozialistischen Rechtsauffassung?, Heidelberg, Juristische Dissertation 1937 (erschienen 1938 bei Ebering in Berlin). Diese Dissertation wurde in der Sowjetischen Besatzungszone auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt.[12]
  • Die Abteilung Archiv-Geschichte-Museum der Daimler-Benz AG. In: Archiv und Wirtschaft 10 (1974) S. 39–46[13]

Einzelnachweise

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  1. Hans Rudolf Fuhrer: Spionage gegen die Schweiz: Die geheimen deutschen Nachrichtendienste gegen die Schweiz im Zweiten Weltkrieg, 1939-1945, Schriftenreihe ASMZ, Huber, Zürich 1982, ISBN 3-274-00003-5, S. 119.
  2. Bundesarchiv R 9361-VIII KARTEI/12761587
  3. a b c Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich, Frankfurt am Main 2007, S. 273.
  4. Dienstalterliste der Schutzstaffel der NSDAP auf www.dws-xip.pl
  5. a b Lutz Hachmeister: „Schleyer. Eine deutsche Geschichte“. Beck, München 2004, ISBN 3-406-51863-X, S. 256
  6. a b c d Jürgen Schremser: „Der einzige Mann der die Sache auf sich nehmen könnte …“ zur Rolle von Dr. Alois Vogt in den Liechtensteinisch-Deutschen Beziehungen 1938 bis 1945, 1999, S. 69
  7. Jakob Tanner: Die Schweiz und das Ereignis des Zweiten Weltkriegs. In: Andreas Sutter Manfred Hettling (Hg.): Struktur und Ereignis, Geschichte und Gesellschaft – Zeitschrift für Historische Wissenschaft, Sonderheft 19, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-36419-9, S. 274 f.
  8. Jürgen Schremser: „Der einzige Mann der die Sache auf sich nehmen könnte …“ zur Rolle von Dr. Alois Vogt in den Liechtensteinisch-Deutschen Beziehungen 1938 bis 1945, 1999, S. 73
  9. Geschäftsverteilungsplan im Reichssicherheitshauptamt (Stand: 01.10.1943) in: Dokumente des Militärgerichtshofes Nürnberg, Band XXXII, Nürnberg 1952
  10. Personenheft Dr. Klaus Huegel, Landesarchiv Berlin, RSHA-Verfahren, Personenakte Huegel.
  11. Jürgen Schremser: „Der einzige Mann der die Sache auf sich nehmen könnte …“ zur Rolle von Dr. Alois Vogt in den Liechtensteinisch-Deutschen Beziehungen 1938 bis 1945, 1999, S. 105
  12. Deutsche Verwaltung für Volksbildung in der sowjetischen Besatzungszone, Liste der auszusondernden Literatur, Zweiter Nachtrag, Berlin: Deutscher Zentralverlag, 1948
  13. Der Archivar, Jg. 58, 2005, Heft 3, S. 179 (PDF; 700 kB)