Kompakter Operator

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Kompakte Abbildung)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Kompakte Operatoren zwischen zwei Banachräumen sind in der Funktionalanalysis, einem der Teilgebiete der Mathematik, spezielle Operatoren, die ihren Ursprung in der Theorie der Integralgleichungen haben. Man spricht auch von kompakten Abbildungen anstatt von kompakten Operatoren und unterscheidet lineare von nichtlinearen Operatoren.

Theorie linearer kompakter Operatoren

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine lineare Abbildung von einem Banachraum in einen Banachraum heißt kompakter Operator, wenn eine der folgenden äquivalenten Eigenschaften erfüllt ist:

  • Der Operator bildet jede beschränkte Teilmenge von auf eine relativ kompakte Teilmenge von ab.
  • Das Bild der offenen (oder der abgeschlossenen) Einheitskugel in ist relativ kompakt in .
  • Jede beschränkte Folge in besitzt eine Teilfolge , sodass konvergiert.

Die Menge der linearen, kompakten Operatoren wird hier mit bezeichnet.

Weil das Bild der Einheitskugel relativ kompakt und somit beschränkt ist, folgt, dass jeder lineare kompakte Operator automatisch ein beschränkter Operator und somit stetig ist.

  • Ein stetiger linearer Operator von endlichem Rang, das heißt ein Operator mit endlichdimensionalem Bild, ist kompakt.
  • Hilbert-Schmidt-Operatoren und Spurklasse-Operatoren sind immer kompakt.
  • Die Identität auf einem Banachraum ist genau dann kompakt, wenn der Banachraum endlichdimensional ist. Dies folgt aus der Tatsache, dass die Einheitskugel genau dann relativkompakt ist, wenn der Banachraum endlichdimensional ist. Vergleiche dazu Kompaktheitssatz von Riesz.
  • Ist vollständig, so ist auch ein Banachraum. Das heißt, für kompakte Operatoren und einen Skalar sind die Operatoren und kompakt. Außerdem konvergiert jede Cauchy-Folge bezüglich der Operatornorm gegen einen linearen kompakten Operator .
  • Der lineare Operator ist genau dann kompakt, wenn zu jeder beschränkten Folge in eine Teilfolge von existiert, die in konvergiert. Kompakte Operatoren bilden also beschränkte Folgen auf Folgen mit konvergenten Teilfolgen ab. Ist unendlichdimensional, gibt es beschränkte Folgen, die keine konvergenten Teilfolgen besitzen. Somit können kompakte Operatoren Konvergenzeigenschaften „verbessern“.
  • Seien , , und normierte Räume, ein kompakter Operator, und beschränkte Operatoren. Dann ist auch kompakt.
  • Insbesondere ist die Menge aller kompakten Operatoren eines Hilbertraumes ein selbstadjungiertes abgeschlossenes Ideal in der C*-Algebra aller beschränkten linearen Operatoren auf .

Satz von Schauder

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der folgende Satz ist nach Juliusz Schauder benannt. Seien und Banachräume. Dann ist ein linearer Operator genau dann kompakt, wenn der adjungierte Operator kompakt ist.[1]

Approximationseigenschaft

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ist ein linearer Operator zwischen den Banachräumen und und existiert eine Folge stetiger linearer Operatoren mit endlichdimensionalem Bild, die gegen konvergiert, so ist kompakt. Die Umkehrung gilt im Allgemeinen nicht, sondern nur dann, wenn die sogenannte Approximationseigenschaft besitzt. Viele der häufig benutzten Banachräume haben allerdings diese Approximationseigenschaft, so zum Beispiel , oder mit , sowie alle Hilberträume.

Spektraltheorie kompakter Operatoren auf Banachräumen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sei ein Banachraum und ein kompakter Operator. Mit wird das Spektrum des Operators bezeichnet. Ist der Raum zusätzlich unendlichdimensional, so gilt und die eventuell leere Menge hat höchstens abzählbar viele Elemente. Insbesondere ist der einzig mögliche Häufungspunkt von .

Jedes ist ein Eigenwert von und der zugehörige Eigenraum ist endlichdimensional. Außerdem existiert eine topologisch direkte Zerlegung mit und , wobei endlichdimensional ist und umfasst, sowie ein Isomorphismus von auf ist. Diese Zerlegung heißt Riesz-Zerlegung und ist nach dem Mathematiker Frigyes Riesz benannt, der große Teile der Spektraltheorie (kompakter) Operatoren erforscht hat.

Spektralzerlegung normaler kompakter Operatoren auf Hilberträumen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ist ein kompakter normaler Operator auf einem Hilbertraum , dann existiert für den Operator eine Spektralzerlegung. Das heißt, es existiert ein Orthonormalsystem sowie eine Nullfolge in , so dass

für alle gilt. Die sind für alle die Eigenwerte von und ist ein Eigenvektor zu .

Falls zusätzlich selbstadjungiert ist, das heißt , dann sind alle Eigenwerte reell. Falls zusätzlich positiv ist, das heißt für alle , dann sind alle Eigenwerte positiv reell.

Spektralzerlegung allgemeiner kompakter Operatoren auf Hilberträumen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ist allgemeiner ein kompakter Operator auf den Hilberträumen und , dann kann man das obige Resultat auf die beiden Operatoren und anwenden (dabei ist für einen Operator der Betrag ein positiver (und daher selbstadjungierter) Operator, für den ist; dieser Operator existiert stets und er ist eindeutig).

Man erhält dann Orthonormalsysteme von und von sowie eine Nullfolge in , so dass

und

für alle gilt.

Ähnlich wie oben sind dann die Eigenwerte von und , die Eigenvektoren von und die Eigenvektoren von .

Sei kompakt mit echt positivem Lebesgue-Maß und stetig auf . Dann ist der durch

definierte Fredholmsche Integraloperator ein linearer kompakter Operator. Diese Aussage lässt sich mit Hilfe des Satzes von Arzelà-Ascoli beweisen.[2]

Viele Sätze zur Lösbarkeit von Integralgleichungen, wie die Fredholmsche Alternative, setzen einen kompakten Operator voraus.

Schmidt-Darstellung und die Schatten-Klasse

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seien und Hilberträume und ein kompakter Operator. Dann existieren abzählbare Orthonormalsysteme von und von sowie Zahlen mit , so dass

für alle gilt. Diese Darstellung des kompakten Operators nennt man Schmidt-Darstellung und die Zahlen sind im Gegensatz zu den Orthonormalsystemen eindeutig bestimmt und heißen singuläre Zahlen. Gilt für , so sagt man, dass in der p-ten Schatten-Klasse liegt. Ist , so heißen die Operatoren nuklear, und ist , so handelt es sich um einen Hilbert-Schmidt-Operator. Auf der Menge der Hilbert-Schmidt-Operatoren kann im Gegensatz zu den anderen Schatten-Klassen auf natürliche Weise eine Hilbertraumstruktur definiert werden.

Vollstetige Operatoren

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seien und Banachräume, ein Operator. Dann heißt vollstetig, falls für jede in schwach konvergente Folge die Bildfolge in normkonvergent ist. Kompakte Operatoren sind vollstetig. Ist reflexiv, so ist auch jeder vollstetige Operator kompakt.[3]

Nichtlineare kompakte Operatoren

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seien und normierte Räume, ein Operator. Dann heißt kompakt, falls stetig ist und das Bild jeder beschränkten Menge in eine relativkompakte Teilmenge von ist. Die Menge der kompakten Operatoren wird hier mit bezeichnet.

Man beachte, dass hier die Stetigkeit nicht wie im linearen Fall automatisch folgt, sondern explizit gefordert werden muss.

Approximation durch Operatoren mit endlichdimensionalem Bild

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seien und normierte Räume und eine beschränkte abgeschlossene Teilmenge. Mit wird der Raum der kompakten Operatoren , deren Bild in einem endlichdimensionalen Untervektorraum von enthalten ist, bezeichnet. Sei ein kompakter Operator, dann existiert zu jedem ein kompakter Operator , so dass

gilt. Das heißt, der Raum liegt bezüglich der Supremumsnorm dicht im Raum der kompakten Operatoren. Ist ein Banachraum, so gilt auch die Umkehrung. Das heißt, eine Folge von Operatoren aus , die bezüglich der Supremumsnorm konvergiert, hat als Grenzwert einen kompakten Operator. Also ist insbesondere der Raum der kompakten Operatoren mit beschränktem vollständig.[4]

Man beachte, dass eine Approximation dieser Art immer möglich ist und nicht wie im oben geschilderten linearen Fall voraussetzt, dass der beteiligte Banachraum die Approximationseigenschaft hat.

Fixpunkttheorie

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Viele nichtlineare Differential- und Integralgleichungen kann man kurz als Gleichung schreiben, wobei ein kompakter Operator ist. Für solche nichtlinearen Probleme existiert keine umfassende Lösungstheorie. Eine Möglichkeit, um die Gleichung auf Lösungen zu untersuchen, ist die Fixpunkttheorie. In diesem Zusammenhang sind zum Beispiel der Fixpunktsatz von Schauder oder die Leray-Schauder-Alternative zentrale Hilfsmittel, die die Existenz von Fixpunkten garantieren. Außerdem lässt sich zeigen, dass falls abgeschlossen und beschränkt ist, die Menge der Fixpunkte eines kompakten Operators kompakt ist.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Dies ist – neben anderen wie etwa dem Satz von Schauder-Mazur – einer von zahlreichen Sätzen, die Juliusz Schauder zuzurechnen sind.
  2. Dirk Werner: Funktionalanalysis, Springer-Verlag, Berlin, 2005, ISBN 3-540-21381-3, S. 70
  3. John B. Conway: A Course in Functional Analysis. 2. Auflage. Springer, ISBN 0-387-97245-5, VI, §3
  4. Klaus Deimling: Nonlinear Functional Analysis. 1. Auflage. Springer-Verlag, Berlin/Heidelberg 1985, ISBN 3-540-13928-1, Seite 55.