Konstriktion
(Weitergeleitet von Konstriktion (Psychologie))
Konstriktion als wissenschaftlicher Fachbegriff geht auf das lateinische Verb: cōn-stringere zurück (dt.: ‚zusammenschnüren‘, englisch: constriction) und bedeutet ‚Zusammenschnüren‘.
- In der Biologie wird im wissenschaftlichen Sprachgebrauch die Fangmethode der Würgeschlangen als Konstriktion bezeichnet; auch der Name der Boa constrictor weist auf dieses Verhalten hin.[1] Die konstriktive Fortbewegung mancher Schlangenarten ist ein Zusammenziehen des Körpers in Längsrichtung vergleichbar einer Ziehharmonika.[2]
- Im medizinischen Sprachgebrauch versteht man unter Konstriktion die physiologische oder pathologische Verengung von Hohlorganen z. B. das Zusammenziehen eines Blutgefäßes (Vasokonstriktion), des Bronchialsystems (Bronchokonstriktion) oder eines anderen Hohlorganes (siehe auch: Striktur).[3] Der ähnliche Begriff ‚Kontraktion‘ (‚Zusammenziehen‘),[4] z. B. von Muskelgewebe (Muskelkontraktion), Cytoskelett-Filamenten, Mikrotubuli, Motorproteinen, oder bei der Mitose geht mit einer Verkürzung einer (molekularen, mikroskopischen oder makroskopischen) kontraktilen Struktur einher und ist von dem Begriff der ‚Konstriktion‘ zu unterscheiden; ein synonymer Gebrauch ist daher meist falsch.[3][4][5]
- In der Psychologie bezeichnet Konstriktion ein Symptom der Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS). Es beschreibt ein Vermeiden von Situationen, die als bedrohlich empfunden werden, einen sozialen Rückzug, und die psychische Erstarrung und emotionale Taubheit oder emotionale Anästhesie („emotionales oder psychisches Zusammenziehen“). Der Betroffene hat keine Möglichkeit, eine Situation zu bewältigen (weder fliehen noch kämpfen) und gerät nach dem aus der Biologie in die Psychotraumatologie übernommenen 3F-Modell (fight, flight or freeze model) in einen schockartigen ‚Erstarrungszustand‘ („Totstellreflex“).[5][6][7] Damit befindet er sich in einer traumatischen Zange, einem in der Psychotraumatologie (Michaela Huber, 2003)[8][9][10] gebräuchlichen Begriff,[10] der dort zu: fight, flight or freeze and fragment erweitert wurde, wodurch die während des ‚Freeze-Zustands‘ ausgelöste Dissoziation, Abspaltung und Fragmentierung der traumatischen Gedächtnisinhalte (ein Vorgang, der bereits 1889 von Pierre Janet als Traumafolge entdeckt und beschrieben wurde) zum Ausdruck gebracht wird.[8][9][5][11]
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- emotionale Taubheit, Symptom einer Posttraumatischen Belastungsstörung, gekennzeichnet durch emotionale Erstarrung und Rückzug
- Kontraktion
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Walther Graumann, Dieter Sasse: Compact-Lehrbuch der gesamten Anatomie – Sinnessysteme, Haut, ZNS, Periphere Leitungsbahnen. Schattauer Verlag, 2004, ISBN 3-7945-2064-5.
- ↑ Stefan Binder, Andy Lamp: Boa constrictor: Die Abgottschlange. Verlag Natur und Tier, Münster 2007, ISBN 3-931587-91-6, S. 59–60.
- ↑ a b Konstriktion. DocCheck Flexikon
- ↑ a b Kontraktion. DocCheck Flexikon
- ↑ a b c Kasia Kozlowska, Peter Walker, Loyola McLean, Pascal Carrive: Fear and the Defense Cascade: Clinical Implications and Management. In: Harvard Review of Psychiatry, July/August 2015, Volume 23, Issue 4, S. 263–287, doi:10.1097/HRP.0000000000000065
- ↑ Amy F. T. Arnsten: Stress signalling pathways that impair prefrontal cortex structure and function. In: Nat. Rev. Neurosci., 2009 Jun, 10(6), S. 410–422, doi:10.1038/nrn2648, PMC 2907136 (freier Volltext).
- ↑ James W. Hopper: Why many rape victims don’t fight or yell. (PDF; 125 kB; 3 Seiten) The Washington Post, 23. Juni 2018.
- ↑ a b Michaela Huber: Trauma und die Folgen. Trauma und Traumabehandlung, Teil 1. 5. Auflage. Band 1. Junfermann, Paderborn 2012 (1. Auflage 2003), ISBN 3-87387-510-1.
- ↑ a b Corinna Scherwath, Sibylle Friedrich: Soziale und pädagogische Arbeit bei Traumatisierung. Ernst Reinhardt Verlag, München 2012, ISBN 3-497-02321-3; Traumatische Zange S. 19 ff., Leseprobe des Verlags S. 17–23. (PDF; 175 kB; 7 Seiten)
- ↑ a b Alexander Korittko: Posttraumatische Belastungsstörungen bei Kindern und Jugendlichen. Reihe »Störungen systemisch behandeln«, Band 5. Carl-Auer Verlag, Heidelberg 2016, ISBN 978-3-8497-0114-7, S. 27, Leseprobe des Verlags. ( des vom 10. Dezember 2018 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF; 1,6 MB; 16 Seiten)
- ↑ Kathy Steele, Suzette Boon, Onno van der Hart: Die Behandlung traumabasierter Dissoziation: Eine praxisorientierte, integrative Vorgehensweise. G.P. Probst Verlag, 2017, ISBN 978-3-944476-22-3.