Kreis Torgau

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Basisdaten
Bezirk: Leipzig
Sitz der Verwaltung: Torgau
Fläche: 612 km²
Einwohner: 55.278 (1989)
Bevölkerungsdichte: 90 Einwohner je km²
Kfz-Kennzeichen: S und U (1953–1990)
SY (1974–1990)
TG (1991–1994)
Lage des Kreises in der DDR
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Karte

Der Kreis Torgau war ein Landkreis im Bezirk Leipzig der DDR. Von 1990 bis 1994 bestand er als Landkreis Torgau im Freistaat Sachsen fort. Am 1. August 1994 wurde er im Zuge der sächsischen Kreisreform der Jahre 1994 und 1996 mit dem Landkreis Oschatz zum Landkreis Torgau-Oschatz zusammengelegt. Sein Gebiet liegt heute im Landkreis Nordsachsen. Der Sitz der Kreisverwaltung befand sich in Torgau.

Der Kreis lag im Nordosten des Bezirkes Leipzig auf halber Strecke zwischen der Messestadt und Berlin.

Der Kreis Torgau grenzte im Uhrzeigersinn im Nordwesten beginnend an die Kreise Wittenberg (Bezirk Halle), Jessen, Herzberg und Bad Liebenwerda (Bezirk Cottbus), Oschatz, Wurzen und Eilenburg (Bezirk Leipzig).

Das Kreisgebiet erstreckte sich von Mühlberg bis Dommitzsch beiderseits der Elbe und ging im Westen auf das sandige Hügelland der Düben-Dahlener Heide und im Osten auf das sandige Flachland der Annaburger Heide über. Etwa ein Drittel der Kreisfläche war mit Kiefern- und Mischwaldforsten bestanden. Den höchsten Punkt bildete der Schildauer Berg (217 m). Südöstlich von Torgau wurde 1483 der Große Teich (299 ha) zur Fischzucht angelegt. Die Dahlener Heide war ein Landschaftsschutzgebiet.[1]

Durch das Gesetz über die weitere Demokratisierung des Aufbaus und der Arbeitsweise der staatlichen Organe in den Länder in der Deutschen Demokratischen Republik[2] vom 23. Juli 1952 kam es in der DDR und den noch bestehenden fünf Ländern zu einer umfangreichen Kreisreform. So wurden am 25. Juli 1952 die Länder aufgelöst und 14 Bezirke eingerichtet. Hierbei wurden traditionelle Kreise aufgelöst oder in kleinere Kreise gegliedert, wobei es auch über die Grenzen der ehemaligen 5 Länder hinweg zu Gebietsänderungen kam. Der Kreis Torgau wurde dem Bezirk Leipzig zugeordnet, Kreissitz wurde die Stadt Torgau.

Der alte Landkreis Torgau gab 24 seiner 69 Gemeinden ab:

Falkenberg, Pressel, Schöna, Strelln, Wildenhain und Wildschütz
Paußnitz, Schirmenitz und Wohlau
Beyern, Döbrichau, Löhsten, Rehfeld, Züllsdorf
Annaburg, Axien, Bethau, Hohndorf, Labrun, Lebien, Naundorf b. Prettin, Plossig, Purzien und Prettin.

Aus Sachsen-Anhalt kamen vier Gemeinden zum neuen Kreis Torgau, und zwar:

Blumberg und Stehla
Dahlenberg und Wörblitz.
  • 45 Gemeinden des alten Landkreises Torgau bildeten so mit den 5 ehemals sachsen-anhaltischen Gemeinden den neuen Kreis Torgau:
Arzberg, Audenhain, Beckwitz, Bockwitz, Beilrode, Belgern, Dautzschen, Döbern, Dommitzsch, Drebligar, Elsnig, Graditz, Gräfendorf, Großtreben, Großwig, Klitzschen, Kobershain, Köllitsch, Langenreichenbach, Lausa, Liebersee, Loßwig, Mahitzschen, Mehderitzsch, Melpitz, Mockrehna, Mockritz, Neiden, Neußen, Probsthain, Roitzsch, Rosenfeld, Schildau, Sitzenroda, Staritz, Staupitz, Süptitz, Taura, Torgau, Triestewitz, Trossin, Weidenhain, Weßnig, Zinna und Zwethau.[3]

Durch Umgliederungen über Kreisgrenzen hinweg und Gemeindegebietsveränderungen sank die Zahl der Gemeinden von anfänglich 50 bis auf 20 bei Auflösung des Kreises Ende Juli 1994.[3]

  • 4. Dezember 1952 Umgliederung von Audenhain, Mockrehna und Roitzsch aus dem Kreis Torgau in den Kreis Eilenburg
  • 4. Dezember 1952 Umgliederung von Döbrichau aus dem Kreis Herzberg in den Kreis Torgau
  • 4. Dezember 1952 Umgliederung von Wohlau aus dem Kreis Oschatz in den Kreis Torgau
  • 1. April 1953 Umgliederung von Falkenberg und Roitzsch aus dem Kreis Eilenburg in den Kreis Torgau
  • 1. April 1953 Umgliederung von Gräfendorf aus dem Kreis Torgau in den Kreis Eilenburg
  • 1. September 1965 Eingliederung von Köllitsch in Arzberg
  • 7. Juli 1971 Eingliederung von Dahlenberg in Trossin
  • 1. Dezember 1973 Eingliederung von Mockritz in Neiden
  • 1. Januar 1974 Eingliederung von Gräfendorf in Mockrehna
  • 1. Januar 1974 Eingliederung von Roitzsch in Trossin
  • 1. April 1974 Eingliederung von Dautzschen in Großtreben
  • 1. April 1974 Eingliederung von Drebligar in Elsnig
  • 1. April 1974 Eingliederung von Rosenfeld in Zwethau
  • 1. April 1974 Eingliederung von Triestewitz in Arzberg
  • 1. Juli 1977 Eingliederung von Stehla in Blumberg
  • 1. April 1993 Eingliederung von Mahitzschen in die Stadt Belgern
  • 1. Juli 1993 Eingliederung von Blumberg in Arzberg
  • 1. Januar 1994 Eingliederung von Döbern und Neiden in Elsnig
  • 1. Januar 1994 Eingliederung von Graditz und Melpitz in die Stadt Torgau
  • 1. Januar 1994 Eingliederung von Probsthain und Sitzenroda in die Stadt Gneisenaustadt Schildau
  • 1. März 1994 Eingliederung von Bockwitz in die Stadt Belgern
  • 1. März 1994 Eingliederung von Klitzschen und Langenreichenbach in Audenhain
  • 1. März 1994 Eingliederung von Liebersee in die Stadt Belgern
  • 1. Januar 1994 Zusammenschluss von Großtreben und Zwethau zu Großtreben-Zwethau
  • 1. Januar 1994 Zusammenschluss von Großwig, Süptitz und Weidenhain zu Dreiheide
  • 1. Januar 1994 Zusammenschluss von Beckwitz, Loßwig, Mehderitzsch, Staupitz und Weßnig zu Pflückuff
  • 1. März 1994 Umgliederung von Audenhain aus dem Kreis Eilenburg in den Kreis Torgau

Am 17. Mai 1990 wurde der Kreis in Landkreis Torgau umbenannt.[4] Nach der Wende (DDR) bestand er noch bis 1994 im Norden von Sachsen. Am 1. August 1994 wurde er im Zuge der Kreisreform Sachsen 1994/1996 mit dem Landkreis Oschatz zum Landkreis Torgau-Oschatz zusammengelegt.

Wirtschaft und Verkehr

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Der Landkreis Torgau war durch die Land- und Forstwirtschaft geprägt. Bedeutendster Industriebetrieb war der in Torgau ansässige VEB Flachglaskombinat. Der Elbhafen (mit 400.000 t Jahresumschlag), die Fernverkehrsstraßen F 182 (Wittenberg–Dresden) und F 87 (Leipzig–Cottbus) sowie die Eisenbahnen Leipzig–Cottbus nach Wittenberg und Belgern machten Torgau zu einem Verkehrsknoten.[1]

Bevölkerungsdaten der Städte und Gemeinden

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Bevölkerungsübersicht aller 58 Gemeinden des Kreises, die 1990 in das wiedergegründete Land Sachsen kamen.[5]

AGS Gemeinde Einwohner Fläche (ha)
3. Oktober 1990 31. Dezember 1990
14052010 Arzberg 1.776 1.770 3.315
14052020 Beckwitz 661 653 1.026
14052030 Beilrode 2.429 2.414 1.968
14052040 Belgern, Stadt 3.527 3.444 1.731
14052050 Blumberg 820 816 2.507
14052060 Bockwitz 206 204 514
14052090 Döbern 220 223 539
14052100 Döbrichau 368 366 1.633
14052110 Dommitzsch, Stadt 2.790 2.785 1.870
14052130 Elsnig 1.060 1.060 1.849
14052140 Falkenberg 387 386 2.370
14052150 Graditz 313 300 640
14052160 Großtreben 1.221 1.215 2.445
14052170 Großwig 531 530 896
14052180 Klitzschen 547 548 580
14052190 Kobershain 466 463 731
14052200 Langenreichenbach 837 829 1.442
14052210 Lausa 295 293 510
14052220 Liebersee 439 442 1.746
14052230 Loßwig 395 395 955
14052240 Mahitzschen 384 382 1.434
14052250 Mehderitzsch 523 535 802
14052260 Melpitz 218 218 480
14052280 Neiden 570 566 1.287
14052290 Neußen 302 299 704
14052300 Probsthain 305 307 475
14052330 Schildau, Gneisenaustadt, Stadt 1.629 1.616 2.050
14052340 Sitzenroda 1.060 1.068 3.046
14052350 Staritz 337 343 577
14052360 Staupitz 298 291 1.177
14052380 Süptitz 791 794 1.271
14052390 Taura 478 474 1.159
14052400 Torgau, Stadt 22.301 22.219 2.857
14052420 Trossin 1.428 1.429 5.588
14052430 Weidenhain 532 531 1.184
14052440 Weßnig 392 390 865
14052450 Wörblitz 725 719 1.149
14052460 Wohlau 366 364 1.152
14052470 Zinna 1.509 1.511 1.446
14052480 Zwethau 1.116 1.120 3.220
14052000 Landkreis Torgau 54.552 54.312 61.192

Kfz-Kennzeichen

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Nach 1952 erhielten die im Kreis zugelassenen Fahrzeuge Kennzeichen mit dem Anfangsbuchstaben S (wie im gesamten Bezirk Leipzig). Den Kraftfahrzeugen (mit Ausnahme der Motorräder) und Anhängern wurden von etwa 1974 bis Ende 1990 dreibuchstabige Unterscheidungszeichen, die mit dem Buchstabenpaar SY begannen, zugewiesen.[6] Die letzte für Motorräder genutzte Kennzeichenserie war SY 80-01 bis SY 99-99.[7]

Anfang 1991 erhielt der Landkreis das Unterscheidungszeichen TG. Es wurde bis zum 31. Dezember 1994 ausgegeben. Seit dem 9. November 2012 ist es im Landkreis Nordsachsen wieder erhältlich.

Einzelnachweise

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  1. a b versch. (Hrsg.): Diercke Lexikon Deutschland – Deutsche Demokratische Republik und Berlin (Ost), S. 272. Georg Westermann Verlag GmbH, Braunschweig 1986, ISBN 3-07-508861-7.
  2. Gesetz über die weitere Demokratisierung des Aufbaus und der Arbeitsweise der staatlichen Organe in den Ländern in der Deutschen Demokratischen Republik, im Gesetzblatt der DDR Nr. 99, Juli 1952, S. 613ff, Online (PDF).
  3. a b Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7.
  4. Durch Gesetz über die Selbstverwaltung der Gemeinden und Landkreise in der DDR (Kommunalverfassung) vom 17. Mai 1990, im Gesetzblatt der DDR 1990, Band I, S. 255, Online (PDF).
  5. Regionalregister Sachsen
  6. Andreas Herzfeld: Die Geschichte der deutschen Kennzeichen. 4. Auflage. Deutsche Gesellschaft für Flaggenkunde e. V., Berlin 2010, ISBN 978-3-935131-11-7, S. 303.
  7. Andreas Herzfeld: Die Geschichte der deutschen Kennzeichen. 4. Auflage. Deutsche Gesellschaft für Flaggenkunde e. V., Berlin 2010, ISBN 978-3-935131-11-7, S. 528.