Critical legal studies

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Critical legal studies (englisch: kritische Rechtslehre) wird eine Bewegung in der Rechtsphilosophie/Rechtstheorie bzw. Rechtssoziologie genannt, die mit den Methoden der Kritischen Theorie der Frankfurter Schule vergleichbare Ansätze auf das Rechtssystem anwendet. CLS und Crit sind Abkürzungen, die informell verwendet werden, um sich auf die Bewegung und ihre Anhänger zu beziehen.

Obwohl die informellen Ursprünge der Critical legal studies wahrscheinlich bis in die 1960er-Jahre zurückverfolgt werden können, kristallisierte sich die Bewegung 1977 bei einer Konferenz an der University of Wisconsin–Madison heraus. Viele Vertreter der Bewegung traten in den späten 1960er- und 1970er-Jahren in die amerikanischen law schools ein und wandten dort Ideen von Karl Marx, Herbert Marcuse, Theodor Adorno und anderen auf das Studium des Rechts an. Die Critical-legal-studies-Bewegung blühte in den USA in den 1980er-Jahren. Ihr Einfluss als eigenständige, sich selbst als solche identifizierende Bewegung ging seit den frühen 1990er-Jahren wieder zurück.

Obwohl die Critical legal studies, wie die meisten Denkrichtungen, kein monolithischer Block sind, lassen sich einige für ihre Anhänger charakteristische Ideen unterscheiden. Dazu gehören:

  • Die Idee, dass das geschriebene Recht nicht notwendig den Ausgang von Gerichtsverfahren bestimmt, was Anlass zu der so genannten Indeterminacy debate in legal theory ist bzw. war;
  • Die Idee, dass juristische Regeln und Institutionen mit der Erhaltung von Macht und Reichtum verbunden sind und daher die Armen und Unterdrückten, besonders die Arbeiterklasse, Frauen, Homosexuelle und nicht-weiße Menschen benachteiligen.
  • Die Idee, dass die Struktur der juristischen Regeln fundamentale Gegensätze zwischen egoistischen Interessen und Altruismus widerspiegeln.

Viele konservative und liberale Rechtswissenschaftler stehen der Critical-legal-studies-Bewegung sehr kritisch gegenüber. Konservative Kritiker argumentieren dahingehend, dass der radikale Charakter der Bewegung mit den Zielen der juristischen Ausbildung unvereinbar sei. Linke Kritiker sehen das Problem eher in einer zunehmenden Verwässerung der ursprünglich durchaus radikale Elemente beinhaltenden Bewegung.

Viele der mit den Critical legal studies verbundenen Ideen beeinflussen weiterhin die Rechtswissenschaft in den USA. Verwandte Denkrichtungen, wie die Feministische Rechtstheorie und die Critical Race Theory, spielen weiterhin eine bedeutsame Rolle in der Rechtswissenschaft.

  • Richard W. Bauman: Critical legal studies. A guide to the literature, Westview Press, Boulder, Colo. 1996
  • Richard W. Bauman: Ideology and community in the first wave of critical legal studies, University of Toronto Press, Toronto u. a. 2002
  • Susanne Beck, Jan-Christoph Marschelke: Critical Legal Studies. In: Eric Hilgendorf, Jan C. Joerden (Hrsg.): Handbuch Rechtsphilosophie. J.B. Metzler, Stuttgart 2017, ISBN 978-3-476-02433-6, S. 284–290, doi:10.1007/978-3-476-05309-1.
  • Herbert Euler: Interpretation der amerikanischen Verfassung durch die Critical-Legal-Studies-Bewegung. Cuvillier, Göttingen 2001, ISBN 3-89873-075-1 (Zugl.: Göttingen, Univ., Diss., 2000).
  • Günter Frankenberg: Partisanen der Rechtskritik: Critical Legal Studies etc., in: Sonja Buckel, Ralph Christensen, Andreas Fischer-Lescano (Hrsg.): Neue Theorien des Rechts. Stuttgart 2006. ISBN 3-8282-0331-0. S. 97–116.
  • Janet E. Halley, Wendy Brown (Hrsg.): Left Legalism/Left Critique-P, Duke University Press 2003
  • Duncan Kennedy: Legal Education and the Reproduction of Hierarchy. A Polemic Against the System. A Critical Edition. New York University Press 2004
  • Duncan Kennedy, Karl E. Klare: A Bibliography of Critical Legal Studies. In: The Yale Law Journal. Band 94, Nr. 2, 1984, ISSN 0044-0094, S. 461–490, JSTOR:796234.
  • Anja Oberkofler: Kritische Ansätze im amerikanischen Rechtsdenken (PDF; 113 kB). In: UTOPIE kreativ. H. 132 (Oktober 2001), S. 925–934 (abgerufen am 18. Februar 2013).
  • Somek, Alexander (2017): Rechtstheorie zur Einführung, § 157 ff. Junius Verlag.
  • Calvin Trillin: A reporter at large: Harvard law. 26. März 1984, ISSN 0028-792X, S. 53 (newyorker.com).
  • Roberto Mangabeira Unger: The critical legal studies movement. Another time, a greater task. Verso, London 2015, ISBN 978-1-78168-339-2 (Erstausgabe: Harvard University Press, 1986).
  • Calvin Woodard: Toward a 'Super Liberal State'. In: The New York Times. 23. November 1986, ISSN 0362-4331 (nytimes.com).
Tagungsbände
  • Critical Legal Studies Symposium. In: Peter Gabel, Duncan Kennedy (Hrsg.): Stanford Law Review. Band 36, Nr. 1/2, 1. Januar 1984, OCLC 11232637, JSTOR:i252683 (englisch).