Kyburz Switzerland

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Kyburz Switzerland AG
Rechtsform Aktiengesellschaft
Gründung 1991[1]
Sitz Freienstein-Teufen, Schweiz
Leitung Martin Kyburz, Geschäftsführer und Inhaber
Mitarbeiterzahl 139
Umsatz 51 Mio
Branche Elektromobilität
Website https://kyburz-switzerland.ch/
Stand: 2019
Kyburz DXP der luxemburgischen Post (2014)
Kyburz eRod Fun auf dem Genfer Auto-Salon 2019

Die Kyburz Switzerland AG ist ein Schweizer Unternehmen und Anbieter von Elektrofahrzeugen in Freienstein-Teufen, das u. a. die Schweizer Post ausstattet.[2]

Unternehmensgeschichte

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Seit der Gründung 1991 entwickelt der Inhaber Martin Kyburz das Elektro-Dreirad weiter. Einen ersten kommerziellen Erfolg erzielte die Kyburz AG mit ihrem Kyburz Classic. Ab 2002 wurde ein Post-Zustellfahrzeug entwickelt,[3] dessen erste grosse Auslieferungen 2009 an die Deutsche Post und 2010 an die Schweizer Post[4] stattfanden. Im Jahr 2011 gewann Kyburz den Innovationspreis der Schweizerischen Post für sein Produkt und wurde 2013 für das innovative Produkt DXP mit einer Sondermarke ausgezeichnet. Im selben Jahr wurde die Kyburz AG vom Magazin Bilanz als innovativste Firma gewählt. Die Produktion wurde aufgrund des zunehmenden Wachstums im Jahr 2014 zum ersten Mal erweitert. Im Jahr 2016 wurde zum ersten Mal am Genfer Auto-Salon der elektrische Roadster eRod präsentiert. Ein Jahr später folgte dann sogleich die Typengenehmigung für die Schweiz und kurz darauf auch für die EU. Im gleichen Jahr wuchs die Kyburz AG weiter und gründete in Deutschland und Australien Tochtergesellschaften. Kurz darauf, im Jahr 2018, wurden dann bereits die ersten Einsatztests mit DXP in Australien durchgeführt. 2019 belieferte die Kyburz AG die Australische Post zum ersten Mal mit 1'000 DXP. Das Unternehmenskonzept ist auf eine komplette Dienstleistung ausgerichtet, welche nebst Entwicklung, Produktion und Vertrieb der Fahrzeuge auch deren Service und Unterhalt umfasst. Aus Gründen der Nachhaltigkeit durchlaufen die in den Fahrzeugen eingesetzten Lithium-Eisenphosphat-Batterien mehrere Leben: In Neufahrzeugen, in 2ndLife Fahrzeugen und zuletzt in stationären Energiespeichern für den Einsatz in Kombination mit Photovoltaik-Anlagen. 2022 gewann die Kyburz Switzerland AG den Prix SVC Wirtschaftsregion Zürich[5] und war Finalist beim Green Business Award[6].

Zu Beginn stand die Entwicklung von Prototypen und Solarmobilen im Vordergrund.

Mit dem ersten Serienfahrzeug, dem Seniorenfahrzeug Kyburz Classic, sollte vor allem in eher ländlicher Umgebung ein Beitrag zum Erhalt der persönlichen Mobilität geleistet werden. Ein Kyburz Classic-Fahrzeug aus der Prototypenserie Typ 57 hat Eingang in die nationale Verkehrsmittelsammlung im Verkehrshaus der Schweiz in Luzern gefunden.

Mit dem Post-Zustellfahrzeug Kyburz DXP erreichte das Unternehmen den Durchbruch auch im städtischen Erscheinungsbild. Das neue Fahrzeug der Postboten hat im Zuge der Eigenwerbung der Schweizer Post auch eine eigene Briefmarke erhalten. 2015 waren mehr als 5000 Kyburz DXP bei Postunternehmen in der Schweiz, in Europa, in Neuseeland und in Australien im Einsatz.[7] Ebenfalls setzt die Australische Post auf die DXP aus der Schweiz. Bis Ende 2020 sind über 2'000 Fahrzeuge auf dem gesamten Kontinent im Einsatz. Die DXP für Australien unterscheiden sich in der Konfiguration angepasst auf die Anforderungen der Einflüsse. So ist der DXP für Australien beispielsweise mit einer dünnen Glasscheibe, die vor Ultravioletteinstrahlungen schützt, ausgestattet oder einem gefederten Sitz als Massnahme wegen schlechter Strassenverhältnisse.[8]

In Deutschland rollt der DXC als Agent Orange durch die Strassen von Reutlingen. Das Fahrzeug von Kyburz dient dazu, die Radwege sauber zu halten. Der Stauraum bietet Platz um das Equipment von Kratzer gegen Unkraut bis Laubbläser zu transportieren.[9] Auch die Schweizerische Post setzt zunehmend auf dieses Modell.[10][11]

Der eT4 ist ein Prototyp und als autonom fahrende Lieferplattform unterwegs. Er ist die 4. Generation von autonomen Liefersystem und wurde erstmals an der Messe in Amsterdam 2019 vorgestellt.[12] Es wird erprobt, wie Europaletten autonom geliefert werden können. Das Fahrzeug soll vor allem als Nutzfahrzeug gebraucht werden, daher ist das Design ebenfalls eher schlichter ausgefallen.[13]

Das 120 km/h schnelle Elektrofahrzeug entstand aus einer Bachelorarbeit von Schweizer Design- und Automobilingenieurstudenten. Das Fahrzeug hat heute eine Strassenzulassung in der Schweiz und EU.[14] Der eRod ist ein Fahrzeug der Kategorie L7e und darf ohne Helm gefahren werden. Das Fahrzeug kann fertig gekauft oder in einem rund einwöchigen Bauseminar bei Kyburz selbst zusammen gebaut werden. Die Reichweite beträgt gemäss WLTP 183 Kilometer. Der Kyburz eRod hat Batterien des Typs LiFePO4, welche eine sehr hohe Zyklenfestigkeit aufweisen, frei von Kobalt sind und kaum thermisch durchgehen können.

Fleet Management

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Das Fleet Management liefert Betriebsdaten von Fahrzeugen. Es wird eine Fleetbox verbaut, welche Daten zu Position, Batterietemperatur, Strom- oder Treibstoffverbrauch liefert. Die Firma Kyburz programmiert die Telemetriedaten selbst, um damit eine höhere Flexibilität zu erlangen. Die Daten unterstützen ökologische Fahrweisen oder werden bei Überwachungen von Kühltransporten eingesetzt´.[15]

Jährlich werden 600 – 800 DXP von der Schweizerischen Post zurückgekauft. Die Fahrzeuge, welche jahrelang im Einsatz waren, werden geprüft und anschliessend werksrevidiert. So gelangen die Fahrzeuge erneut zurück auf den Markt mit 2 Jahren Werksgarantie.[16]

Batterie-Recycling

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Im Jahre 2020 baut Kyburz eine Anlage zum Rezyklieren der Lithium-Eisenphosphat-Batterien ihrer eigenen Fahrzeuge. Das Kyburz-Verfahren wurde von Olivier Groux[17] entwickelt und kann dem direkten Batterierecycling zugeordnet werden.

Die Batterien werden durch aufsägen geöffnet und in einem weiteren Schritt werden die Komponenten mechanisch vereinzelt. Die Aktivmaterialien der Kathode und der Anode werden in einem Wasserbad von der Trägerschicht gelöst. Die Recyclingrate beträgt über 91 %. Das rückgewonnene Lithium-Eisenphosphat der Kathode und das Graphit der Anode kann wieder für neue Batterien verwendet werden. 2022 hat Kyburz in Zusammenarbeit mit der EMPA und dem Batteriehersteller Blackstone Technology eine Pouch-Zelle aus teilweise rezykliertem Kathodenmaterial hergestellt.

Commons: Kyburz Switzerland – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Über die Kyburz Switzerland AG Auf kyburz-switzerland.ch, abgerufen am 30. Juli 2022.
  2. Muriel Gnehm: Elektromobil – Der gelbe Blitz. In: Beobachter 7/2014. 12. September 2014, abgerufen am 7. März 2017.
  3. Traritrara, die Post … … ist da. Geräuschlos, geruchlos, flott wie die Lotte und dazu auch noch möglichst reinlich. In: Moto Mobil Österreich. Abgerufen am 7. März 2017.
  4. Fabian Boller: Eine kleine Firma elektrisiert die Schweizer Pöstler. In: Tages-Anzeiger. 5. November 2011, abgerufen am 7. März 2017.
  5. Prix SVC: KYBURZ Switzerland AG gewinnt den Prix SVC Wirtschaftsraum. Abgerufen am 21. November 2022.
  6. Green Business Award 2022: MULTILIFE KYBURZ Switzerland. Abgerufen am 21. November 2022 (deutsch).
  7. Australia Post orders a 1,000 more e-trikes from Kyburz. 1. November 2019, abgerufen am 8. Juni 2020 (amerikanisches Englisch).
  8. November 2019 | AGVS | UPSA. Abgerufen am 23. Juni 2020.
  9. Stephan Zenke: Agent in Orange kontrolliert Reutlinger Radwege. In: Reutlinger General-Anzeiger. 2. Februar 2020, abgerufen am 23. Juni 2020.
  10. Simone Luchetta: Folgen der Paketflut — Das E-Wägeli der Post macht sich jetzt auf den Strassen breiter. In: bazonline.ch. 26. Februar 2022, abgerufen am 28. Februar 2022.
  11. Post: Bis Ende 2022 sollen 800 Cargo-Elektroroller im Einsatz sein. In: pctipp.ch. 25. Februar 2022, abgerufen am 28. Februar 2022.
  12. Auto eT IV. Kyburz Switzerland, abgerufen am 22. November 2021.
  13. Kleine Schweizer Firma tüftelt an autonomen Fahrzeugen. SRF-Radio, 2. Oktober 2019, abgerufen am 23. Juni 2020.
  14. Kyburz eRod: Mehr Fahrspass mit Hankook-Reifen. In: Autosprint. 10. September 2019, abgerufen am 23. Juni 2020 (Schweizer Hochdeutsch).
  15. Nicola Brusa: Er begann mit einem Ufo und baut nun Töffli für die australische Post. In: Tages-Anzeiger. 2. März 2019, ISSN 1422-9994 (tagesanzeiger.ch [abgerufen am 23. Juni 2020]).
  16. Stromspeicher: Zweites Leben für gebrauchte Akkus von Elektromobilen. In: Baublatt. 6. September 2017, abgerufen am 23. Juni 2020.
  17. Jan Graber: Kreislaufwirtschaft: Zufällig nachhaltiges Batterie-Recycling entdeckt. 17. November 2022, abgerufen am 21. November 2022.