Läuterung

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Die Läuterung (zu lauter „rein“) ist der gehobene Ausdruck für Reinigung, etwas von Fehlern befreien.[1]

Etymologisch folgt Läuterung wie „lauter“, „läutern“ (von mittelhochdeutsch liutern „rein machen, klären, läutern“), „erläutern“ oder auch „Lauterkeit“ dem Adjektiv „lauter“, als „rein“, „ungetrübt“, „aufrichtig“. Es geht zurück auf ahd. (h)lūt(t)ar (8. Jh.), mittelhochdeutsch lūter („hell, rein, klar, unvermischt, lediglich“), das altsächs. hlūttar, mittelniederdeutsch und mittelniederländ. lūter, lutter (nl. louter ist aus dem Neuhochdeutschen entlehnt), altengl. hlūt(t)or, gotisch hlūtrs (germ. *hlūtra-). Sie führen mit dem griech. klýzein (κλύζειν) (für: „spülen, reinigen“, dazu z. B. Klistier) zum liturgischen š lúoti (für „fegen, kehren“) und šlúota („Besen“).[2]

Die Ausgangsbedeutung gespült, gewaschen wird bereits im Althochdeutschen durch einen Bedeutungswandel zu klar, hell, unvermischt (im mittelhochdeutschen: lūter als „silber“); dann oft übertragen zu Haltung und Gesinnung eines Menschen („lauterer Charakter“, „lauteres Wesen“).[3]

Die im Mittelhochdeutschen auftretende Bedeutung von „ausschließlich“, „lediglich“ wird seit dem 16. Jahrhundert in der Form eines erstarrten Nominativs häufig verwendet, auch heute noch in z. B. „aus lauter Liebe“[4], „vor lauter Neugier“.

Läutern wiederum als Vorbedeutung im Sinne von „reinigen“, „von Schlacken befreien“, „bessern“, ergibt sich in gleicher Weise aus dem althochdeutschen (h)lūt(t)aren („läutern“, „reinigen“, „hell machen“) sowie dem (h)lūt(t)arēn („hell sein“, 8. Jh.), mittelhochdeutsch liutern, lūtern.

Auch erläutern als „erklären“, „verdeutlichen“ führt auf das althochdeutsche ir(h)lūtt(a)rēn („hell machen“) zurück.[5]

Der Begriff Läuterung hat in den folgenden Bereichen diese Bedeutungen:

Verfahrenstechnik:

Literatur:

  • Katharsis, ein literarisches Element der Charakterentwicklung.

Deutsches Recht[6]:

  • Partikularrecht, ein Gericht muss ihr Urteil nochmals prüfen;
  • Läuterungsverfahren, ein rechtskräftiges Urteil wird durch ein nachfolgendes Läuterungsurteil erledigt.

Eschatologie:

  • der Vorgang, in dem die Seele eines Verstorbenen auf den Himmel vorbereitet wird, d. h. das Fegefeuer.

„An seinem Treiben lässt schon der Knabe erkennen, ob sein Tun lauter und redlich sein wird.“

Buch der Sprichwörter, 20,11: Die Bibel in der Einheitsübersetzung.[7]
  • Benedictus de Spinoza: Abhandlung über die Läuterung des Verstandes und über den Weg, auf welchem er am besten zur wahren Erkenntnis der Dinge geführt wird. (= Reclams Universal-Bibliothek, Nr. 2487). Mit einem Nachwort von Hans Kelm. Reclam, Leipzig 1960.
Wiktionary: Läuterung – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Duden, 25. Auflage, 2009.
  2. Duden: Das Herkunftswörterbuch. Etymologie der deutschen Sprache. Mannheim 2007, Lemma lauter, S. 474.
  3. Friedrich Kluge: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. De Gruyter, Berlin/New York 1975, Lemma lauter, S. 428.
  4. Zum Beispiel Evelyn Künnecke im Schlager Egon, abgerufen am 14. September 2024.
  5. „läutern“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, läutern, abgerufen am 5. November 2017.
  6. Brockhaus: Konversationslexikon. Vierzehnte vollständig neubearbeitete Auflage. Brockhaus, Leipzig 1895, Bd. 10, Lemma Läuterung, S. 1021.
  7. Universität Innsbruck, abgerufen am 15. September 2024.