Lokomotivbau Elektrotechnische Werke „Hans Beimler“ Hennigsdorf
VEB Lokomotivbau Elektrotechnische Werke „Hans Beimler“ Hennigsdorf (LEW) | |
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Rechtsform | Volkseigener Betrieb |
Auflösung | 1990 |
Auflösungsgrund | Aufteilung durch die Treuhandanstalt |
Sitz | Hennigsdorf, Deutsche Demokratische Republik |
Branche | Schienenfahrzeughersteller |
Der Volkseigene Betrieb VEB Lokomotivbau Elektrotechnische Werke „Hans Beimler“ Hennigsdorf (LEW), benannt nach dem kommunistischen Politiker Hans Beimler und dem Standort des Werks in Hennigsdorf, war ein Schienenfahrzeughersteller in der DDR und dort der alleinige Hersteller von Elektrolokomotiven.
Produkte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Neben den Elektrolokomotiven der DR-Baureihen 211, 242, 251, 250, 212/243 und 252 wurden ab 1964 auch die vom VEB Lokomotivbau „Karl Marx“ (LKM) in Potsdam-Babelsberg entwickelten Diesellokomotiven der Baureihe V 60.12 und Baureihe 110 dort in Serie gefertigt. Weiterhin wurden unterschiedliche Wagentypen für Grubenbahnen sowie verschiedene Triebwagentypen für den Export und die Berliner S- und U-Bahn hergestellt.
Hervorgegangen ist LEW aus dem Hennigsdorfer Betrieb der AEG. Das zu 80 Prozent im Krieg zerstörte Werk war 1946 von der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD) beschlagnahmt worden und zwei Jahre später wieder in deutsche Verwaltung übergeben worden. Im gleichen Jahr wurde die Fertigung von Lokomotiven wieder aufgenommen. 1954 wurden auch die Prototypen der Dampflok-Baureihe 65.10 in Hennigsdorf gefertigt, 1961 die Neuentwicklungen DR-Baureihe E 11 und E 42, 1973/1974 die Prototypen der Baureihe 280. Ab 1952 wurden die Grubenloks der Baureihe EL 2 für Normalspur und bereits ab 1951 die Grubenloks der Baureihe EL 3 für die 900-mm-Schmalspur gefertigt. Eine weitere Bauart der EL-Reihe ist die Baureihe EL 4, die für Werkbahnen der DDR produziert wurde. Außerdem fertigte LEW in den Jahren 1954 bis 1958 für die polnischen Staatsbahnen PKP die Gleichstrom-Lokomotiven der Baureihe E 04 (EU 04) und E 05 (EU 20). Ab 1962 wurden Diesellokomotiven an die brasilianische Companhia Paulista geliefert.[1]
Die weitverbreiteten Akkuschleppfahrzeuge (ASF) der Baureihe EL 16 kamen ebenfalls aus Hennigsdorf.
Die vom Ardenne-Institut entwickelten Elektronenstrahl-Mehrkammeröfen zur Herstellung ultrareiner Stähle wurden auch in Hennigsdorf gefertigt. Ebenfalls wurden in Hennigsdorf große Mengen an Kupferfolie für die Fertigung von Leiterplatten in der DDR hergestellt.
Im Zuge der Konsumgüter-Offensive der 1980er Jahre wurden auch elektrische Haushaltsgeräte, Gartenmöbel und Saunaöfen produziert.
Kombinat LEW
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zum Kombinat LEW gehörten u. a. die Betriebe:
- VEB Schichtpressstoffwerk (SPW), Bernau bei Berlin
- VEB Galvanotechnik Leipzig (GTL), Nachfolgeunternehmen der Langbein-Pfanhauser Werke in der DDR
- VEB Industrieofen- und Anlagenbau Güntersberge
- VEB Infrarot Anlagenbau Oranienburg
- VEB Schaltgerätewerk Werder
- VEB Schaltgerätewerk Muskau
Nach der Wiedervereinigung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach der Wiedervereinigung 1990 teilte die Treuhandanstalt das Werk auf. Der Schienenfahrzeugteil wurde ab 1992 als AEG Schienenfahrzeuge Hennigsdorf GmbH weitergeführt, von 1996 bis 2001 war es dann ein Werk von Adtranz und gehörte seitdem – mit deutlich verminderter Belegschaft – zu Bombardier Transportation und wurde 2021 mit dieser zusammen von Alstom übernommen. Die Sparte Isolierstoffe der LEW wurde 1992 vom Schweizer Unternehmen Von Roll Isola übernommen, aber später in Hennigsdorf aufgelöst. Der Bereich elektrische Haushaltsgeräte der alten LEW wurde als Treuhandbetrieb LEW GmbH weitergeführt, konnte aber mit Warmwassergeräten nicht am Markt bestehen und wurde abgewickelt. Der industrielle Teil der Elektrowärme existiert noch heute als Marx Elektrowärme GmbH und hat sich auf die Herstellung von Industrieöfen und Gießpfannen spezialisiert.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Rüdiger Block: 100 Jahr Hennigsdorf. Lokschmiede mit Tradition. In: eisenbahn magazin. Nr. 11/2010. Alba Publikation, November 2010, ISSN 0342-1902, S. 28–29.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Geschichte des Werksstandortes in Hennigsdorf ( vom 24. Juli 2017 im Internet Archive) auf lok-fabrik.de
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Koordinaten: 52° 37′ 41″ N, 13° 12′ 24″ O